Anomie: Unterschied zwischen den Versionen

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Unter Anomie wird im allgemeinen ein Zustand von Gesetzlosigkeit, Regellosigkeit, mangelnder sozialer Ordnung und des Zusammenbruchs kultureller Ordnung bzw. mangelhafter gesellschaftlicher Integration begriffen.
Unter Anomie wird im allgemeinen ein Zustand von Gesetzlosigkeit, Regellosigkeit, mangelnder sozialer Ordnung und des Zusammenbruchs kultureller Ordnung bzw. mangelhafter gesellschaftlicher Integration begriffen.


Damit wird eine gesamtgesellschaftliche Situation beschrieben, in welcher herrschende Normen auf breiter Front ins Wanken geraten, bestehende Werte und Orientierungen an Verbindlichkeit verlieren, die Gruppenmoral eine starke Erschütterung erfährt und die soziale Kontrolle weitgehend unterminiert wird (Durkheim). Mit dem Niederbruch dieser Normen entsteht ein Zustand unbegrenzter Aspirationen. Da diese nicht gesättigt werden können, ist andauerndes soziales Unbehagen die Folge, das sich in statistisch meßbaren Störungen negativer sozialer Akte ausdrückt (Selbstmord, Kriminalität, Ehescheidungen etc.).<br>
Damit wird eine gesamtgesellschaftliche Situation beschrieben, in welcher herrschende Normen auf breiter Front ins Wanken geraten, bestehende Werte und Orientierungen an Verbindlichkeit verlieren, die Gruppenmoral eine starke Erschütterung erfährt und die soziale Kontrolle weitgehend unterminiert wird ([[Durkheim]]). Mit dem Niederbruch dieser Normen entsteht ein Zustand unbegrenzter Aspirationen. Da diese nicht gesättigt werden können, ist andauerndes soziales Unbehagen die Folge, das sich in statistisch meßbaren Störungen negativer sozialer Akte ausdrückt (Selbstmord, Kriminalität, Ehescheidungen etc.).<br>
Nach [[Durkheim]] ist Anomie auch ein Zustand der sozialen Desintegration, der dadurch entsteht, dass die wachsende Arbeitsteilung sozial befriedigende solidarische Kontakte zwischen den arbeitenden Menschen einer Gesellschaft zunehmend verhindert. Sie ist die Folge der Schädigung des kollektiven Bewußtseins und des kollektiven Gewissens im Zuge der zunehmenden Spezialisierung und Arbeitsteilung.<br>
Nach [[Durkheim]] ist Anomie auch ein Zustand der sozialen Desintegration, der dadurch entsteht, dass die wachsende Arbeitsteilung sozial befriedigende solidarische Kontakte zwischen den arbeitenden Menschen einer Gesellschaft zunehmend verhindert. Sie ist die Folge der Schädigung des kollektiven Bewußtseins und des kollektiven Gewissens im Zuge der zunehmenden Spezialisierung und Arbeitsteilung.<br>
Nach [[Merton]] stellt Anomie einen Zusammenbruch der kulturellen Ordnung in Form des Auseinanderklaffens von kulturell vorgegebenen Zielen und Werten einerseits und den sozial erlaubten Möglichkeiten, diese Ziele und Werte zu erreichen, andererseits dar. Die Situation der Anomie übt für ihn auf die Individuen einen Druck zu abweichendem Verhalten aus und wird je nach Anerkennung oder Ablehnung der kulturellen Ziele und Werte oder der erlaubten Mittel durch verschiedene Formen der Anpassung bewältigt (Klima, 1995). Man bezeichnet Anomie auch als einen psychischen Zustand, der vor allem durch Gefühle der Einsamkeit, der Isoliertheit, der Fremdheit, der Orientierungslosigkeit sowie der Macht- und Hilflosigkeit gekennzeichnet ist. An Stelle dieses Begriffes der Anomie wird auch die Bezeichnung „Anomia“ verwandt. Psychologische Anomie ist danach die Folge von Anomie im soziologischen Sinne. Zur Messung psychologischer Anomie sind Einstellungsskalen entwickelt worden (H. ""McClosky"" u. J.H. Schaar 1965; L. Scrole 1956).
Nach [[Merton]] stellt Anomie einen Zusammenbruch der kulturellen Ordnung in Form des Auseinanderklaffens von kulturell vorgegebenen Zielen und Werten einerseits und den sozial erlaubten Möglichkeiten, diese Ziele und Werte zu erreichen, andererseits dar. Die Situation der Anomie übt für ihn auf die Individuen einen Druck zu abweichendem Verhalten aus und wird je nach Anerkennung oder Ablehnung der kulturellen Ziele und Werte oder der erlaubten Mittel durch verschiedene Formen der Anpassung bewältigt (Klima, 1995). Man bezeichnet Anomie auch als einen psychischen Zustand, der vor allem durch Gefühle der Einsamkeit, der Isoliertheit, der Fremdheit, der Orientierungslosigkeit sowie der Macht- und Hilflosigkeit gekennzeichnet ist. An Stelle dieses Begriffes der Anomie wird auch die Bezeichnung „Anomia“ verwandt. Psychologische Anomie ist danach die Folge von Anomie im soziologischen Sinne. Zur Messung psychologischer Anomie sind Einstellungsskalen entwickelt worden (H. ""McClosky"" u. J.H. Schaar 1965; L. Scrole 1956).