Anomie: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach [[Merton]] stellt Anomie einen Zusammenbruch der kulturellen Ordnung in Form des Auseinanderklaffens von kulturell vorgegebenen Zielen und Werten einerseits und den sozial erlaubten Möglichkeiten, diese Ziele und Werte zu erreichen, andererseits dar. Die Situation der Anomie übt für ihn auf die Individuen einen Druck zu abweichendem Verhalten aus und wird je nach Anerkennung oder Ablehnung der kulturellen Ziele und Werte oder der erlaubten Mittel durch verschiedene Formen der Anpassung bewältigt (Klima, 1995). Man bezeichnet Anomie auch als einen psychischen Zustand, der vor allem durch Gefühle der Einsamkeit, der Isoliertheit, der Fremdheit, der Orientierungslosigkeit sowie der Macht- und Hilflosigkeit gekennzeichnet ist. An Stelle dieses Begriffes der Anomie wird auch die Bezeichnung „Anomia“ verwandt. Psychologische Anomie ist danach die Folge von Anomie im soziologischen Sinne. Zur Messung psychologischer Anomie sind Einstellungsskalen entwickelt worden (H. ""McClosky"" u. J.H. Schaar 1965; L. Scrole 1956).
Nach [[Merton]] stellt Anomie einen Zusammenbruch der kulturellen Ordnung in Form des Auseinanderklaffens von kulturell vorgegebenen Zielen und Werten einerseits und den sozial erlaubten Möglichkeiten, diese Ziele und Werte zu erreichen, andererseits dar. Die Situation der Anomie übt für ihn auf die Individuen einen Druck zu abweichendem Verhalten aus und wird je nach Anerkennung oder Ablehnung der kulturellen Ziele und Werte oder der erlaubten Mittel durch verschiedene Formen der Anpassung bewältigt (Klima, 1995). Man bezeichnet Anomie auch als einen psychischen Zustand, der vor allem durch Gefühle der Einsamkeit, der Isoliertheit, der Fremdheit, der Orientierungslosigkeit sowie der Macht- und Hilflosigkeit gekennzeichnet ist. An Stelle dieses Begriffes der Anomie wird auch die Bezeichnung „Anomia“ verwandt. Psychologische Anomie ist danach die Folge von Anomie im soziologischen Sinne. Zur Messung psychologischer Anomie sind Einstellungsskalen entwickelt worden (H. ""McClosky"" u. J.H. Schaar 1965; L. Scrole 1956).


====Begriffsgeschichte====
==Begriffsgeschichte==


Der Begriff wurde durch Emile [[Durkheim]] (1858 – 1917) in die Soziologie eingeführt. In seinem Werk „La division du travail“ (1893) setzt sich [[Durkheim]] erstmalig mit dem Phänomen der Anomie als einem Zustand der sozialen Desintegration in einer zunehmend arbeitsteiligen Gesellschaft auseinander. Darüber hinaus untersucht er die Ursachen des Selbstmordes als einer Form abweichenden Verhaltens, die gegen soziale Normen (zumeist religiöser Art) verstößt, in seiner klassischen Studie „Der [[Suizid]]“ aus dem Jahre 1897, die von verschiedenen Autoren als „Urtext“ der Anomietheorie bezeichnet wird (Lüdemann, Ohlemacher, 2002). Er hat dabei eingehend das Verhältnis zwischen dem Menschen und seinen Bedürfnissen und Zielen (oder Aspirationen) diskutiert, die in stabilen Verhältnissen durch Normen und Regeln begrenzt sind. Er betont, dass erst dann, wenn die sozialen Regeln keine Beachtung mehr finden (wenn die kollektive Ordnung zerstört oder zerrissen wird) „werden menschliche Triebe übermächtig und laufen in Zustände der Anomie“ ([[Durkheim]]). Folgen sind etwa Phänomene wie Selbstmord und Kriminalität. [[Durkheim]] unterscheidet in Blick auf die Ursachen des Selbstmordes mehrere Typen, u.a.
Der Begriff wurde durch Emile [[Durkheim]] (1858 – 1917) in die Soziologie eingeführt. In seinem Werk „La division du travail“ (1893) setzt sich [[Durkheim]] erstmalig mit dem Phänomen der Anomie als einem Zustand der sozialen Desintegration in einer zunehmend arbeitsteiligen Gesellschaft auseinander. Darüber hinaus untersucht er die Ursachen des Selbstmordes als einer Form abweichenden Verhaltens, die gegen soziale Normen (zumeist religiöser Art) verstößt, in seiner klassischen Studie „Der [[Suizid]]“ aus dem Jahre 1897, die von verschiedenen Autoren als „Urtext“ der Anomietheorie bezeichnet wird (Lüdemann, Ohlemacher, 2002). Er hat dabei eingehend das Verhältnis zwischen dem Menschen und seinen Bedürfnissen und Zielen (oder Aspirationen) diskutiert, die in stabilen Verhältnissen durch Normen und Regeln begrenzt sind. Er betont, dass erst dann, wenn die sozialen Regeln keine Beachtung mehr finden (wenn die kollektive Ordnung zerstört oder zerrissen wird) „werden menschliche Triebe übermächtig und laufen in Zustände der Anomie“ ([[Durkheim]]). Folgen sind etwa Phänomene wie Selbstmord und Kriminalität. [[Durkheim]] unterscheidet in Blick auf die Ursachen des Selbstmordes mehrere Typen, u.a.
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*der anomische Selbstmord (kennzeichnend etwa in Phasen der Depressionen oder der Hochkonjunktur, da in beiden Fällen die Orientierung an dem gewohnten Verhältnis von gesellschaftlichen Zielen und den Mitteln zur Erreichung dieser Ziele gestört ist. Entweder sind die Ziele wegen wirtschaftlicher Not unerreichbar oder durch Wohlstand zu schnell erreicht, so dass sie ihre handlungsorientierte Wirkung verlieren. Dies führt zu einer Desorientierung)
*der anomische Selbstmord (kennzeichnend etwa in Phasen der Depressionen oder der Hochkonjunktur, da in beiden Fällen die Orientierung an dem gewohnten Verhältnis von gesellschaftlichen Zielen und den Mitteln zur Erreichung dieser Ziele gestört ist. Entweder sind die Ziele wegen wirtschaftlicher Not unerreichbar oder durch Wohlstand zu schnell erreicht, so dass sie ihre handlungsorientierte Wirkung verlieren. Dies führt zu einer Desorientierung)


In bezug zum Phänomen [[Kriminalität]] gelangte [[Durkheim]] schon in seinen „Regeln der soziologischen Methode“ (1895) zu dem Ergebnis, dass Kriminalität kein pathologisches (krankhaftes) Phänomen ist, sondern als integrierender Bestandteil jedes gesunden Gemeinwesens eine normale (immer zu erwartende) Erscheinung darstellt. „Es gibt ... keine Gesellschaft, in der keine Kriminalität existierte“ ([[Schwind]], 2004).<br>
In Bezug zum Phänomen [[Kriminalität]] gelangte [[Durkheim]] schon in seinen „Regeln der soziologischen Methode“ (1895) zu dem Ergebnis, dass Kriminalität kein pathologisches (krankhaftes) Phänomen ist, sondern als integrierender Bestandteil jedes gesunden Gemeinwesens eine normale (immer zu erwartende) Erscheinung darstellt. „Es gibt ... keine Gesellschaft, in der keine Kriminalität existierte“ ([[Schwind]], 2004).<br>
Andere Akzente setzt [[Merton]] (zuerst 1938) bei den Merkmalen seines Anomiebegriffes. Er stellt nicht nur auf die Limitierungen zur Regelung der Bedürfnisse und Wünsche des Einzelnen und der Gruppen ab, sondern hebt vielmehr die Störung der Beziehungen zwischen den Zielen einerseits und den legitimen Mitteln zur Erreichung dieser Ziele andererseits hervor.
Andere Akzente setzt [[Merton]] (zuerst 1938) bei den Merkmalen seines Anomiebegriffes. Er stellt nicht nur auf die Limitierungen zur Regelung der Bedürfnisse und Wünsche des Einzelnen und der Gruppen ab, sondern hebt vielmehr die Störung der Beziehungen zwischen den Zielen einerseits und den legitimen Mitteln zur Erreichung dieser Ziele andererseits hervor.
Wie [[Durkheim]] entwickelt [[Merton]] auch die Grundlage für eine völlige Neubewertung der [[Armut]] in bezug auf abweichendes soziales Verhalten.<br>
Wie [[Durkheim]] entwickelt [[Merton]] auch die Grundlage für eine völlige Neubewertung der [[Armut]] in Bezug auf abweichendes soziales Verhalten.<br>
Er ging bei der Entwicklung seiner Anomietheorie von der Beobachtung aus, dass es in der amerikanischen Gesellschaft ganz bestimmte Gruppen (vor allem untere soziale Schichten, die farbige Bevölkerung sowie neu eingewanderte ethnische Minderheiten) gab, die hohe Kriminalitätsraten haben, da sie sich kriminell betätigen.<br>
Er ging bei der Entwicklung seiner Anomietheorie von der Beobachtung aus, dass es in der amerikanischen Gesellschaft ganz bestimmte Gruppen (vor allem untere soziale Schichten, die farbige Bevölkerung sowie neu eingewanderte ethnische Minderheiten) gab, die hohe Kriminalitätsraten haben, da sie sich kriminell betätigen.<br>
Anomie nach [[Merton]] resultiert so vor allem aus einem Widerspruch von Sozial- und Kulturstruktur: aus dem Auseinanderklaffen von den als legitim anerkannten gesellschaftlichen Zielen und den Zugangsmöglichkeiten zu den zur Erreichung dieser Ziele erlaubten Mittel. Diese Diskrepanz fällt schichtspezifisch unterschiedlich aus:
Anomie nach [[Merton]] resultiert so vor allem aus einem Widerspruch von Sozial- und Kulturstruktur: aus dem Auseinanderklaffen von den als legitim anerkannten gesellschaftlichen Zielen und den Zugangsmöglichkeiten zu den zur Erreichung dieser Ziele erlaubten Mittel. Diese Diskrepanz fällt schichtspezifisch unterschiedlich aus:
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'''Rebellion''': Ziele und Mittel werden aufgegeben und durch neue ersetzt. Revolution oder alternative Lebensformen sind Beispiele für diese Handlungsform. Hier können auch kriminelle Aktivitäten wie Attentate, Bombenanschläge oder gewaltsame Krawalle ebenfalls durch Rebellion hervorgerufen werden.<br>
'''Rebellion''': Ziele und Mittel werden aufgegeben und durch neue ersetzt. Revolution oder alternative Lebensformen sind Beispiele für diese Handlungsform. Hier können auch kriminelle Aktivitäten wie Attentate, Bombenanschläge oder gewaltsame Krawalle ebenfalls durch Rebellion hervorgerufen werden.<br>
Zahlreiche Autoren bieten weitergehende Interpretation der Anomietheorie nach [[Merton]] an, z.B. [[Pfeiffer]]/[[Scheerer]] (1979: 28 f): Sie weisen darauf hin, dass Merton mehrere Bedeutungen von Anomie verwendet hat.<br>
Zahlreiche Autoren bieten weitergehende Interpretation der Anomietheorie nach [[Merton]] an, z.B. [[Pfeiffer]]/[[Scheerer]] (1979: 28 f): Sie weisen darauf hin, dass Merton mehrere Bedeutungen von Anomie verwendet hat.<br>
[[Albrecht]] (1979) und [[Agnew]] (1998) betonen, dass Merton zwischen „gesellschaftlicher Anomie“ und „individueller Anomie“ (Anomia) unterscheidet. Anomie wird dabei keineswegs mit der Dissoziation zwischen kultureller und sozialer Strukur gleichgesetzt, aber auch nicht mit den Anpassungsreaktionen darauf. Sie wird vielmehr zeitlich und kausal zwischen beiden Phänomenen eingeordnet. Das strukturelle Auseinanderklaffen von Zielen und Mitteln führt zu sozialen Spannungen („strain“), die wiederum die individuelle Anomie („Anomia“) hervorrufen. Anomia und Anomie stehen also in einer Interdependenz- bzw. Interaktionsbeziehung.
[[Albrecht]] (1979) und [[Agnew]] (1998) betonen, dass Merton zwischen „gesellschaftlicher Anomie“ und „individueller Anomie“ (Anomia) unterscheidet. Anomie wird dabei keineswegs mit der Dissoziation zwischen kultureller und sozialer Struktur gleichgesetzt, aber auch nicht mit den Anpassungsreaktionen darauf. Sie wird vielmehr zeitlich und kausal zwischen beiden Phänomenen eingeordnet. Das strukturelle Auseinanderklaffen von Zielen und Mitteln führt zu sozialen Spannungen („strain“), die wiederum die individuelle Anomie („Anomia“) hervorrufen. Anomia und Anomie stehen also in einer Interdependenz- bzw. Interaktionsbeziehung.


====Zusammenhang mit anderen Begriffen====
==Zusammenhang mit anderen Begriffen==


[[Abweichendes Verhalten]], Gelegenheitsstruktur, [[Kulturkonflikttheorie]] ([[Sellin]]), [[Subkulturtheorie]] ([[Cloward]]/[[Ohlin]]), [[Shaw]]/ [[Mc Kay]], [[Theorie der differentiellen Assoziation]] ([[Sutherland]]), [[Strain theory]] ([[Agnew]])
[[Abweichendes Verhalten]], Gelegenheitsstruktur, [[Kulturkonflikttheorie]] ([[Sellin]]), [[Subkulturtheorie]] ([[Cloward]]/[[Ohlin]]), [[Shaw]]/ [[Mc Kay]], [[Theorie der differentiellen Assoziation]] ([[Sutherland]]), [[Strain theory]] ([[Agnew]])


====Zusammenhang mit der Realität====
==Zusammenhang mit der Realität==


Zustände der Anomie sind vor allem nach sozialen Umbrüchen (industrielle Revolution bzw. politischen Umbrüchen), etwa nach dem Zusammenbruch 1945, und bei sozialen und ökonomischen Umwälzungen, etwa in den neuen Bundesländern und in den einzelnen osteuropäischen Staaten, insbesondere den GUS-Staaten zu beobachten ([[Schwind]], 2004: 128). Gegenwärtig führt die Ausbreitung der modernen globalisierten Gesellschaft mit ihrem Pluralismus der Weltanschauungen und Wertorientierungen zu einer Verdrängung überkommener Kulturen mit stabilisierten Wert- und Normensystemen. Dies führt ebenfalls zu Problemen der Orientierungs- und Verhaltensunsicherheit, der Individualisierung und Desorientierung. Gegentendenzen sind die fortschreitende Verrechtlichung des sozialen Zusammenlebens, die Rückbesinnung auf die geschichtlich-kulturelle Identität, die Wiederbelebung kleinerer Einheiten („Glokalisierung) und der expansive [[Fundamentalismus]] im islamischen Kulturkreis (Kröner, 1994:29).
Zustände der Anomie sind vor allem nach sozialen Umbrüchen (industrielle Revolution bzw. politischen Umbrüchen), etwa nach dem Zusammenbruch 1945, und bei sozialen und ökonomischen Umwälzungen, etwa in den neuen Bundesländern und in den einzelnen osteuropäischen Staaten, insbesondere den GUS-Staaten zu beobachten ([[Schwind]], 2004: 128). Gegenwärtig führt die Ausbreitung der modernen globalisierten Gesellschaft mit ihrem Pluralismus der Weltanschauungen und Wertorientierungen zu einer Verdrängung überkommener Kulturen mit stabilisierten Wert- und Normensystemen. Dies führt ebenfalls zu Problemen der Orientierungs- und Verhaltensunsicherheit, der Individualisierung und Desorientierung. Gegentendenzen sind die fortschreitende Verrechtlichung des sozialen Zusammenlebens, die Rückbesinnung auf die geschichtlich-kulturelle Identität, die Wiederbelebung kleinerer Einheiten („Glokalisierung) und der expansive [[Fundamentalismus]] im islamischen Kulturkreis (Kröner, 1994:29).
Erkenntnisse zur neueren Selbstmordforschung: Vigderhous und Fishman (1976) untersuchten die geschlechtsrollen- und familienspezifischen Variablen zur Erklärung des Selbstmordes, insbesondere der Selbstmordrate von Frauen und kamen zu dem Ergebnis, dass nicht, wie von [[Durkheim]] behauptet, Ehescheidungen an sich zur Erhöhung der Selbstmordraten führen, sondern dass dieser Umstand bei den Frauen immer im Zusammenhang mit den spezifischen Effekten der „Emanzipation“ (der Veränderungen der gesellschaftlichen Stellung) über die Auflösung der familialen Integration steht. Verheiratete haben insgesamt eine niedrigere Suizidrate (Studie von Janvansen, 1989) in Finnland, aber Männer begehen rund 6 mal mehr Suizid als Frauen, unabhängig, ob sie single, geschieden oder verheiratet sind.
Erkenntnisse zur neueren Selbstmordforschung: Vigderhous und Fishman (1976) untersuchten die geschlechtsrollen- und familienspezifischen Variablen zur Erklärung des Selbstmordes, insbesondere der Selbstmordrate von Frauen und kamen zu dem Ergebnis, dass nicht, wie von [[Durkheim]] behauptet, Ehescheidungen an sich zur Erhöhung der Selbstmordraten führen, sondern dass dieser Umstand bei den Frauen immer im Zusammenhang mit den spezifischen Effekten der „Emanzipation“ (der Veränderungen der gesellschaftlichen Stellung) über die Auflösung der familialen Integration steht. Verheiratete haben insgesamt eine niedrigere Suizidrate (Studie von Janvansen, 1989) in Finnland, aber Männer begehen rund 6 mal mehr Suizid als Frauen, unabhängig, ob sie single, geschieden oder verheiratet sind.


====Kritik an der Anomietheorie nach Merton====
==Kritik an der Anomietheorie nach Merton==


*Kulturelle Ziele und soziale Schichten werden nur unzureichend und vage umschrieben, außerdem widerspricht das einheitlich gedachte Werte- und Normensystem der Vielfalt unterschiedlicher Normensysteme.
*Kulturelle Ziele und soziale Schichten werden nur unzureichend und vage umschrieben, außerdem widerspricht das einheitlich gedachte Werte- und Normensystem der Vielfalt unterschiedlicher Normensysteme.
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Neuerdings werden z.B. Phänomene wie [[Rechtsextremismus]] und [[Jugendgewalt]], [[Fremdenfeindlichkeit]] und ethnisch-kulturelle Konflikte durch ihren Bezug auf anomische Einstellungen analysiert bzw. erklärt. Anomische Einstellungen sind in dieser Sichtweise Aspekte negativen Wohlbefindens, die durch verringerte soziale Integration gekennzeichnet sind. Solch einer pauschalen Ausweitung des Anomiebegriffes kann entgegengehalten werden, „dass von Anomie erst dann gesprochen werden kann, wenn es wegen des beschleunigten sozialen Wandels keine Regeln gibt, diese unbekannt bleiben oder aus anderen Gründen ihre Orientierungsfunktion verlieren. Nur dann resultieren aus Desorientierung die anomischen Zustände der Desorganisation und [[Desintegration]] (Schäfers 1998).
Neuerdings werden z.B. Phänomene wie [[Rechtsextremismus]] und [[Jugendgewalt]], [[Fremdenfeindlichkeit]] und ethnisch-kulturelle Konflikte durch ihren Bezug auf anomische Einstellungen analysiert bzw. erklärt. Anomische Einstellungen sind in dieser Sichtweise Aspekte negativen Wohlbefindens, die durch verringerte soziale Integration gekennzeichnet sind. Solch einer pauschalen Ausweitung des Anomiebegriffes kann entgegengehalten werden, „dass von Anomie erst dann gesprochen werden kann, wenn es wegen des beschleunigten sozialen Wandels keine Regeln gibt, diese unbekannt bleiben oder aus anderen Gründen ihre Orientierungsfunktion verlieren. Nur dann resultieren aus Desorientierung die anomischen Zustände der Desorganisation und [[Desintegration]] (Schäfers 1998).


====Literatur====
==Literatur==


*Agnew (1998): Foundation für a General Strain Theory of Crime and Delinquency in: Henry, Stuart; Einstadter, Werner: The Criminology Theory Reader, New York, London: New York University Press, S. S. 177-194
*Agnew (1998): Foundation für a General Strain Theory of Crime and Delinquency in: Henry, Stuart; Einstadter, Werner: The Criminology Theory Reader, New York, London: New York University Press, S. S. 177-194