Angriffskrieg: Unterschied zwischen den Versionen

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doch gibt es überwiegend kritische Stimmen.  
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Fünf Jahre Krieg und Bürgerkrieg haben zwischen 600 000 und 1,2 Millionen Menschen das Leben gekostet. Vier Millionen Menschen flohen. Insbesondere junge gut ausgebildete Menschen haben sich in anderen Ländern niedergelassen. Rund 50.000 Menschen befinden sich im Gewahrsam der Amerikaner, ihrer Verbündeten oder der irakischen Regierung - die meisten von ihnen ohne Anklage oder Gerichtsurteil. Trotz oder wegen der Präsenz der ausländischen Truppen hat sich der Irak in eines der gefährlichsten Länder der Welt für die menschliche Sicherheit verwandelt, in dem Monat für Monat hunderte von Menschen gewaltsam ums Leben kommen. Die Lebensbedingungen haben sich dramatisch verschlechtert. 70% der Bevölkerung verfügt über keinen Zugang zu regulärem Trinkwasser und muss mit einem Einkommen von rund einem Dollar am Tag auskommen. Unterernährung war schon in den letzten Jahres des Saddam-Regimes ein Problem insbesondere für Kinder und insbesondere wegen der internationalen Sanktionen. Statt (wie damals) sind es jedoch nicht 19%, sondern 28% der Kinder im Irak, die unter Unterernährung leiden (Oxfam). Die USA verloren rund 4 000 Soldaten; 60 000 wurden verwundet. Die Ökonomen Joseph Stiglitz und Linda Ailmes (2006) schätzen die Kosten des Kriegs auf mehr als 2-5 Billionen Dollar (amerikanische Zählweise: "trillions"). Die größten Kosten entziehen sich der Bezifferung. Sie bestehen betreffen die Zerstörung der amerikanischen Stellung, der amerikanischen Werte und der Sympathien für das Land in der Welt. Insbesondere das Image des Landes als Befreier, das nach 1945 eine große Rolle spielte, hat durch Abu Ghraib, Folterungen, geheime CIA-Flüge und geheime Gefängnisse, durch Guantánamo und Bagram, aber auch durch die Inkaufnahme vieler ziviler Opfer erheblich gelitten.
Fünf Jahre Krieg und Bürgerkrieg haben zwischen 600 000 und 1,2 Millionen Menschen das Leben gekostet. Vier Millionen Menschen flohen. Insbesondere junge gut ausgebildete Menschen haben sich in anderen Ländern niedergelassen. Rund 50.000 Menschen befinden sich im Gewahrsam der Amerikaner, ihrer Verbündeten oder der irakischen Regierung - die meisten von ihnen ohne Anklage oder Gerichtsurteil. Trotz oder wegen der Präsenz der ausländischen Truppen hat sich der Irak in eines der gefährlichsten Länder der Welt für die menschliche Sicherheit verwandelt, in dem Monat für Monat hunderte von Menschen gewaltsam ums Leben kommen. Die Lebensbedingungen haben sich dramatisch verschlechtert. 70% der Bevölkerung verfügt über keinen Zugang zu regulärem Trinkwasser und muss mit einem Einkommen von rund einem Dollar am Tag auskommen. Unterernährung war schon in den letzten Jahres des Saddam-Regimes ein Problem insbesondere für Kinder und insbesondere wegen der internationalen Sanktionen. Statt (wie damals) sind es jedoch nicht 19%, sondern 28% der Kinder im Irak, die unter Unterernährung leiden (Oxfam). Die USA verloren rund 4 000 Soldaten; 60 000 wurden verwundet. Allein die Kosten für die Militäroperationen betrugen während der ersten 5 Jahre nach offiziellen Angaben mehr als 500 Milliarden Dollar. Die Ökonomen Joseph Stiglitz und Linda Ailmes (2006) schätzen die Kosten des Kriegs für die USA - d.h. ohne die Kosten, die für den Irak selbst und für andere Staaten anfallen - auf mehr als 2-5 Billionen Dollar (amerikanische Zählweise: "trillions"). Die größten Kosten entziehen sich der Bezifferung. Sie bestehen betreffen die Zerstörung der amerikanischen Stellung, der amerikanischen Werte und der Sympathien für das Land in der Welt. Insbesondere das Image des Landes als Befreier, das nach 1945 eine große Rolle spielte, hat durch Abu Ghraib, Folterungen, geheime CIA-Flüge und geheime Gefängnisse, durch Guantánamo und Bagram, aber auch durch die Inkaufnahme vieler ziviler Opfer erheblich gelitten.
Das Projekt einer amerikanischen Hegemonie im 21. Jahrhundert ("Plan for a New American Century"), das auf entschlossenem Handeln, überlegener Technologie und der Befreiung von den Fesseln internationaler Institutionen, Konventionen, Rechtsprechung usw. beruhte, hat sich damit paradoxerweise großenteils selbst demontiert. Die Welt ist nicht sicherer, sondern unsicherer geworden, die Schranken des Hegemonialanspruchs der USA sind sichtbar und andere Mächte selbstbewußter geworden. Das 21. Jahrhundert wird weniger amerikanisch und stärker arabisch, indisch, chinesisch und vielleicht sogar europäisch.  
Das Projekt einer amerikanischen Hegemonie im 21. Jahrhundert ("Plan for a New American Century"), das auf entschlossenem Handeln, überlegener Technologie und der Befreiung von den Fesseln internationaler Institutionen, Konventionen, Rechtsprechung usw. beruhte, hat sich damit paradoxerweise großenteils selbst demontiert. Die Welt ist nicht sicherer, sondern unsicherer geworden, die Schranken des Hegemonialanspruchs der USA sind sichtbar und andere Mächte selbstbewußter geworden. Das 21. Jahrhundert wird weniger amerikanisch und stärker arabisch, indisch, chinesisch und vielleicht sogar europäisch.  
Die Rolle der Massenmedien im Aggressionsverbrechen ist noch nicht untersucht. Aspekte sind erstens die Opfer unter den Journalisten (200 getötete Journalisten während der ersten 5 Jahre des Irak-Krieges von 2003). Zweitens die Rolle der Medien bei der Vorbereitung des Angriffskriegs. Die Vorbereitung des Irak-Krieges umfasste eine der größten Manipulations-Kampagnen der Geschichte. Mehr als 60% der US-Bürger glaubten zum Kriegsbeginn, dass Saddam Hussein verantwortlich sei für die Attentate vom 11. September 2001 - drei Jahre später waren es immer noch 30%. Die US-Regierung und Tony Blair (britischer Premierminister) oktroyierten der Öffentlichkeit den Glauben, dass Saddam Hussein über Massenvernichtungswaffen verfüge, die er innerhalb von 45 Minuten einsetzen könne. Die Informationen der Geheimdienste der USA und Großbritanniens waren von politischen Imperativen bestimmt und wurden als Belege für die Existenz von Massenvernichtungswaffen missbraucht, obwohl sie Geheimdienste zu keinem Zeitpunkt über verlässliche Informationen über deren Existenz verfügten. Viele Zeitungen und Fernsehsender waren mehr als bereit, für die angeblich gute Sache auch das notwendige "dirty work" zu übernehmen - insbesondere die konservativen Radiostationen in den USA, die Medien der evangelikalen Sekten und FOX TV schufen ein bellizistisches Klima auf der Grundlage von Desinformationen (Bassets 2008).  
Die Rolle der Massenmedien im Aggressionsverbrechen ist noch nicht untersucht. Aspekte sind erstens die Opfer unter den Journalisten (200 getötete Journalisten während der ersten 5 Jahre des Irak-Krieges von 2003). Zweitens die Rolle der Medien bei der Vorbereitung des Angriffskriegs. Die Vorbereitung des Irak-Krieges umfasste eine der größten Manipulations-Kampagnen der Geschichte. Mehr als 60% der US-Bürger glaubten zum Kriegsbeginn, dass Saddam Hussein verantwortlich sei für die Attentate vom 11. September 2001 - drei Jahre später waren es immer noch 30%. Die US-Regierung und Tony Blair (britischer Premierminister) oktroyierten der Öffentlichkeit den Glauben, dass Saddam Hussein über Massenvernichtungswaffen verfüge, die er innerhalb von 45 Minuten einsetzen könne. Die Informationen der Geheimdienste der USA und Großbritanniens waren von politischen Imperativen bestimmt und wurden als Belege für die Existenz von Massenvernichtungswaffen missbraucht, obwohl sie Geheimdienste zu keinem Zeitpunkt über verlässliche Informationen über deren Existenz verfügten. Viele Zeitungen und Fernsehsender waren mehr als bereit, für die angeblich gute Sache auch das notwendige "dirty work" zu übernehmen - insbesondere die konservativen Radiostationen in den USA, die Medien der evangelikalen Sekten und FOX TV schufen ein bellizistisches Klima auf der Grundlage von Desinformationen (Bassets 2008).  
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