Angriffskrieg: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Angriff der USA und Großbritanniens auf den Irak am 20.03.2003 konnte sich weder auf eine Ermächtigung durch den Sicherheitsrat der UN noch auf das in Art. 51 der UN-Charta gewährleistete Selbstverteidigungsrecht stützen.
Der Angriff der USA und Großbritanniens auf den Irak am 20.03.2003 konnte sich weder auf eine Ermächtigung durch den Sicherheitsrat der UN noch auf das in Art. 51 der UN-Charta gewährleistete Selbstverteidigungsrecht stützen.


Der Krieg forderte in den ersten 1,5 Jahren schätzungsweise 100.000 zivile Opfer (FAZ 30.10.04, S. 1: Forscher: 100 000 zivile Opfer im Irak-Krieg). Fünf Jahre nach der Invastion schätzte man, dass Krieg und Bürgerkrieg zwischen 600 000 und 1,2 Millionen Menschen das Leben gekostet hatten. Vier Millionen Menschen wurden zu Flüchtlingen. Hinzu kam dass gut ausgebildete Menschen sich in anderen Ländern niederließen. Rund 50.000 Menschen befanden sich im Gewahrsam der Amerikaner, ihrer Verbündeten oder der irakischen Regierung - die meisten von ihnen ohne Anklage oder Gerichtsurteil. Trotz oder wegen der Präsenz der ausländischen Truppen hatte sich der Irak in eines der gefährlichsten Länder der Welt für die menschliche Sicherheit verwandelt, in dem Monat für Monat hunderte von Menschen gewaltsam ums Leben kamen. Die Lebensbedingungen hatten sich dramatisch verschlechtert. 70% der Bevölkerung verfügte über keinen Zugang zu regulärem Trinkwasser und mußte mit einem Dollar am Tag auskommen. Unterernährung war schon in den letzten Jahres des Saddam-Regimes ein Problem gewesen - insbesondere für Kinder und insbesondere wegen der internationalen Sanktionen. Statt (wie damals) waren es jedoch nicht 19%, sondern 28% der Kinder im Irak, die unter Unterernährung litten (Oxfam). Die USA verloren rund 4 000 Soldaten; 60 000 wurden verwundet. Allein die Kosten für die Militäroperationen betrugen während der ersten 5 Jahre nach offiziellen Angaben des US-Kongresses mehr als 500 Milliarden Dollar. Die Ökonomen Joseph Stiglitz und Linda Ailmes (2006) schätzten die Kosten des Kriegs für die USA - d.h. ohne die Kosten, die für den Irak selbst und für andere Staaten anfallen - auf mehr als 2-5 Billionen Dollar (amerikanische Zählweise: "trillions"). Die größten Kosten entziehen sich der Bezifferung. Sie bestehen betreffen die Zerstörung der amerikanischen Stellung, der amerikanischen Werte und der Sympathien für das Land in der Welt. Insbesondere das Image des Landes als Befreier, das nach 1945 eine große Rolle spielte, hat durch Abu Ghraib, Folterungen, geheime CIA-Flüge und geheime Gefängnisse, durch Guantánamo und Bagram, aber auch durch die Inkaufnahme vieler ziviler Opfer erheblich gelitten.
Der Krieg forderte in den ersten 1,5 Jahren schätzungsweise 100.000 zivile Opfer, vor allem Frauen und Kinder. Dabei waren die Opfer in der besonders umkämpften Stadt Falludscha noch nicht berücksichtigt (FAZ 30.10.04, S. 1: Forscher: 100 000 zivile Opfer im Irak-Krieg). Fünf Jahre nach der Invastion schätzte man, dass Krieg und Bürgerkrieg zwischen 600 000 und 1,2 Millionen Menschen das Leben gekostet hatten. Vier Millionen Menschen wurden zu Flüchtlingen. Hinzu kam dass gut ausgebildete Menschen sich in anderen Ländern niederließen. Rund 50.000 Menschen befanden sich im Gewahrsam der Amerikaner, ihrer Verbündeten oder der irakischen Regierung - die meisten von ihnen ohne Anklage oder Gerichtsurteil. Trotz oder wegen der Präsenz der ausländischen Truppen hatte sich der Irak in eines der gefährlichsten Länder der Welt für die menschliche Sicherheit verwandelt, in dem Monat für Monat hunderte von Menschen gewaltsam ums Leben kamen. Die Lebensbedingungen hatten sich dramatisch verschlechtert. 70% der Bevölkerung verfügte über keinen Zugang zu regulärem Trinkwasser und mußte mit einem Dollar am Tag auskommen. Unterernährung war schon in den letzten Jahres des Saddam-Regimes ein Problem gewesen - insbesondere für Kinder und insbesondere wegen der internationalen Sanktionen. Statt (wie damals) waren es jedoch nicht 19%, sondern 28% der Kinder im Irak, die unter Unterernährung litten (Oxfam). Die USA verloren rund 4 000 Soldaten; 60 000 wurden verwundet. Allein die Kosten für die Militäroperationen betrugen während der ersten 5 Jahre nach offiziellen Angaben des US-Kongresses mehr als 500 Milliarden Dollar. Die Ökonomen Joseph Stiglitz und Linda Ailmes (2006) schätzten die Kosten des Kriegs für die USA - d.h. ohne die Kosten, die für den Irak selbst und für andere Staaten anfallen - auf mehr als 2-5 Billionen Dollar (amerikanische Zählweise: "trillions"). Die größten Kosten entziehen sich der Bezifferung. Sie bestehen betreffen die Zerstörung der amerikanischen Stellung, der amerikanischen Werte und der Sympathien für das Land in der Welt. Insbesondere das Image des Landes als Befreier, das nach 1945 eine große Rolle spielte, hat durch Abu Ghraib, Folterungen, geheime CIA-Flüge und geheime Gefängnisse, durch Guantánamo und Bagram, aber auch durch die Inkaufnahme vieler ziviler Opfer erheblich gelitten.
   
   
Zur Vorbereitung des Krieges gegen den Irak (2003) gehörte die "Massendesinformation" (FAZ) seitens der US-Regierung, insbesondere die mit dem Decknamen "Curveball" verbundene Konstruktion der Existenz von mobilen Massenvernichtungswaffen-Labors auf LKW-Anhängern in Saddam Husseins Irak. Als einer der wenigen US-Politiker, die dem Meinungsdruck widerstanden, hatte Barack Obama bereits im Laufe der Kriegsvorbereitungen am 26.10.2002 bei einer Demonstration in Chicago erklärt: "Ich bin nicht gegen jeden Krieg. Ich bin gegen dumme Kriege", und er hatte selbst für den Fall einer erfolgreichen Invasion "eine amerikanische Besatzung ungewisser Länge mit ungewissen Kosten und ungewissen Konsequenzen" vorhergesagt. Der Krieg werde "nur die Flammen im Mittleren Osten entfachen, die schlechtesten statt der besten Impulse in der arabischen Welt hervorrufen und die Rekrutierungsabteilung von Al Qaida stärken" (zit.n. Rüb 2008).
Zur Vorbereitung des Krieges gegen den Irak (2003) gehörte die "Massendesinformation" (FAZ) seitens der US-Regierung, insbesondere die mit dem Decknamen "Curveball" verbundene Konstruktion der Existenz von mobilen Massenvernichtungswaffen-Labors auf LKW-Anhängern in Saddam Husseins Irak. Als einer der wenigen US-Politiker, die dem Meinungsdruck widerstanden, hatte Barack Obama bereits im Laufe der Kriegsvorbereitungen am 26.10.2002 bei einer Demonstration in Chicago erklärt: "Ich bin nicht gegen jeden Krieg. Ich bin gegen dumme Kriege", und er hatte selbst für den Fall einer erfolgreichen Invasion "eine amerikanische Besatzung ungewisser Länge mit ungewissen Kosten und ungewissen Konsequenzen" vorhergesagt. Der Krieg werde "nur die Flammen im Mittleren Osten entfachen, die schlechtesten statt der besten Impulse in der arabischen Welt hervorrufen und die Rekrutierungsabteilung von Al Qaida stärken" (zit.n. Rüb 2008).
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