Amok: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein soziologisch orientierter Konfliktansatz sieht in Amok ein weltweites Phänomen, das vermehrt in politischen, ökonomischen und soziokulturellen Umbruchphasen auftritt. Veränderungen in diesen Bereichen können in Verbindung mit einer anfälligen Persönlichkeit des Täters das Aufkommen von Amoktaten begünstigen.
Ein soziologisch orientierter Konfliktansatz sieht in Amok ein weltweites Phänomen, das vermehrt in politischen, ökonomischen und soziokulturellen Umbruchphasen auftritt. Veränderungen in diesen Bereichen können in Verbindung mit einer anfälligen Persönlichkeit des Täters das Aufkommen von Amoktaten begünstigen.
Lübbert kommt in ihrer geschlechtsspezifisch orientierten Untersuchung zum Schluss, dass Amok dem Täter zur Demonstration von Macht und Wiederherstellung seiner Männlichkeit dient.
Lübbert kommt in ihrer geschlechtsspezifisch orientierten Untersuchung zum Schluss, dass Amok dem Täter zur Demonstration von Macht und Wiederherstellung seiner Männlichkeit dient.
==Tätertypen nach der sogenannten transkulturellen Psychiatrie==
Die so genannte Transkulturelle Psychiatrie meinte aufgrund ihrer Untersuchungen von fernöstlichen Amokläufern verschiedene Charakter-Typen abgrenzen zu können. Ob sich das auch auf den westlichen Kulturkreis übertragen lässt, bleibt offen. Das, was man bisher zu wissen glaubt, gliedert sich - zumindest theoretisch - in folgende Gruppierungen auf:
*Da gibt es Amokläufer, die gelten von Natur aus sogar als sanft und gutmütig und haben Schwierigkeiten, ihre Ansprüche und vor allem Aggressionen wirksam zum Ausdruck zu bringen ("Aggressions-Stau", "Beiß-Hemmung"). Hier kann es trotzdem zu einem Gewalt-Durchbruch kommen - und dann natürlich besonders unerwartet.
*Andere Amokläufer werden als krankhaft geltungsbedürftig geschildert, stellen sich ständig zur Schau und sind außerordentlich empfindlich gegenüber dem erwähnten Verlust an Ansehen und Prestige (neue Stichworte: "Verdruss-Karriere" oder gar "Verhängnis-Karriere"). Hier ist man vielleicht schon nicht mehr so überrascht, wenn eine solche Tat geschieht (siehe auch Schul-Amok).
*Ein dritter Typ gilt als abnorm ichbezogen, reizbar, ja erregbar, streitsüchtig, ggf. fanatisch, querulatorisch, aggressiv bis explosibel. Er missachtet die sozialen Normen, Regeln und Verpflichtungen, gilt als verantwortungslos und unfähig, die Gefühle der anderen zu respektieren und längerfristige Beziehungen einzugehen. Er hat nicht nur eine niedrige Schwelle für aggressives oder gar gewalttätiges Verhalten, sondern ist auch unfähig, ein normales Schuldbewusstsein zu entwickeln und aus der Erfahrung zu lernen, selbst nicht aus Bestrafungen.
Wenn ein solcher Mensch im Rahmen eines Amok-Laufes zur Waffe greift, ist es zwar ebenfalls furchtbar, aber man ist vielleicht nicht so überrascht wie bei den anderen Wesensarten.




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==Tatausgang==
==Tatausgang==
===Studie von Sven Sehle (1999)===
Sven Sehle untersuchte im Rahmen seiner Dipolomarbeit 89 Amoktaten und stellte dabei folgendes fest:
*die Taten werden überwiegend mit Schusswaffen ausgeführt
*durchschnittlich sind 5,3 Todesopfer bzw. 4,7 Verletzte pro Amoklauf zu beklagen
Bei den einzelnen Taten sind erhebliche Schwankungen festzustellen:
*die Anzahl der Todesopfer liegt im Bereich zwischen 0 und 35 pro Tat
*ohne Todesopfer endeten 12 Amokläufe (14%), in 17 Fällen wurde bei der Tat ein Mensch getötet
*die Anzahl der Verletzten liegt im Bereich zwischen 0 und 32 Verletzten pro Tat
*in 24 Fällen wurde keiner verletzt (30%), in 12 Fällen wurde ein Mensch verletzt (15%)
*in 34 Fällen (43%)verübte der Täter Suizid und in 6 weiteren Fällen lag ein Suizidversuch vor(7 %)
*in 50 % der Fälle endeten die Amoklagen ohne jede Selbstverletzung des Täters
*in 27 Fällen (37%)wurde der Amoktäter von Einsatzkräften der Polizei überwältigt
*in 5 Fällen (7%)wurde der Täter von der Polizei erschossen
*in 5 weiteren Fällen wurde der Täter vom Opfer selbst bzw. dem unmittelbaren Umfeld überwältigt
*in zwei Fällen (3%) stellte sich der Amoktäter nach der Tat selbst
===Studie von Lothar Adler (2000)===
Nach der Studie von Adler wurden 40,1% der Täter nach deren Widerstand entwaffnet, bei 33,5% handelte es sich um einen tödlichen Ausgang durch [[Suizid]] und bei 6,6% durch Fremdeinwirkung, 10,8% der Täter ließen sich widerstandslos festnehmen und 5,4% waren Suizidversucher. Unbekannte Ausgänge kommen mit 14,2% hinzu.
Nach der Studie von Adler wurden 40,1% der Täter nach deren Widerstand entwaffnet, bei 33,5% handelte es sich um einen tödlichen Ausgang durch [[Suizid]] und bei 6,6% durch Fremdeinwirkung, 10,8% der Täter ließen sich widerstandslos festnehmen und 5,4% waren Suizidversucher. Unbekannte Ausgänge kommen mit 14,2% hinzu.




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* Lübbert, Monika, „Amok-Lauf der Männlichkeit“, Verlag für Polizeiwissenschaft , Frankfurt 2002
* Lübbert, Monika, „Amok-Lauf der Männlichkeit“, Verlag für Polizeiwissenschaft , Frankfurt 2002
*Sehle,Sven,„Zum Phänomen Amok“, Diplomarbeit, FHÖV Hildesheim, 1999


* Weilbach, Karl, „Aktionsmacht Amok“, Hamburger Studien zur Kriminologie und Kriminalpolitik,
* Weilbach, Karl, „Aktionsmacht Amok“, Hamburger Studien zur Kriminologie und Kriminalpolitik,
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