Amok: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Portugiese Nicolo Conti beschrieb 1430, dass zahlungsunfähige Schuldner aus der Versklavung zu entkommen, Amok liefen und solange töteten bis sie selbst getötet wurden. Ein ähnliches Verhalten wurde ein Jahrhundert später von Duarte Barbosa beschrieben, ein Amoklauf als Danksagung an Gott nach überstandener Krankheit.  
Der Portugiese Nicolo Conti beschrieb 1430, dass zahlungsunfähige Schuldner aus der Versklavung zu entkommen, Amok liefen und solange töteten bis sie selbst getötet wurden. Ein ähnliches Verhalten wurde ein Jahrhundert später von Duarte Barbosa beschrieben, ein Amoklauf als Danksagung an Gott nach überstandener Krankheit.  


===Psychiatrische Definitionen==
===Psycho-Wissenschaften===


*Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschreibt Amok als "eine willkürliche, anscheinend nicht provozierte Episode mörderischen oder erheblich (fremd-)zerstörerischen Verhaltens. Danach Amnesie und/oder Erschöpfung. Häufig auch der Umschlag in selbst-zerstörerisches Verhalten, d.h. Verwundung oder Verstümmelung bis zum Suizid."
*Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschreibt Amok als "eine willkürliche, anscheinend nicht provozierte Episode mörderischen oder erheblich (fremd-)zerstörerischen Verhaltens. Danach Amnesie und/oder Erschöpfung. Häufig auch der Umschlag in selbst-zerstörerisches Verhalten, d.h. Verwundung oder Verstümmelung bis zum Suizid."
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*Das psychiatrische Klassifikationssystem DSM IV beschreibt Amok als ein "kulturabhängiges Syndrom" - und zwar als eine "dissoziative Episode, die durch eine Periode des Grübelns charakterisiert ist, auf die ein Ausbruch gewalttätigen, aggressiven oder menschengefährdenden Verhaltens folgt, das sich auf Personen und Objekte richtet. Eine solche Episode scheint durch eine wahrgenommene Herabsetzung oder Beleidigung ausgelöst zu werden und nur bei Männern vorzukommen. Die Episode geht oft einher mit Verfolgungsideen, Automatismen, Amnesie und Erschöpfung sowie einer anschließenden Rückkehr zum prämorbiden Status. In einigen Fällen tritt Amok während einer kurzen psychotischen Episode auf oder kann den Beginn oder die Verschlechterung eines chronisch verlaufenden psychotischen Prozesses kennzeichnen" (Saß et al. 1996: 897).  
*Das psychiatrische Klassifikationssystem DSM IV beschreibt Amok als ein "kulturabhängiges Syndrom" - und zwar als eine "dissoziative Episode, die durch eine Periode des Grübelns charakterisiert ist, auf die ein Ausbruch gewalttätigen, aggressiven oder menschengefährdenden Verhaltens folgt, das sich auf Personen und Objekte richtet. Eine solche Episode scheint durch eine wahrgenommene Herabsetzung oder Beleidigung ausgelöst zu werden und nur bei Männern vorzukommen. Die Episode geht oft einher mit Verfolgungsideen, Automatismen, Amnesie und Erschöpfung sowie einer anschließenden Rückkehr zum prämorbiden Status. In einigen Fällen tritt Amok während einer kurzen psychotischen Episode auf oder kann den Beginn oder die Verschlechterung eines chronisch verlaufenden psychotischen Prozesses kennzeichnen" (Saß et al. 1996: 897).  


 
*Jens Hoffmann (2003:399) definiert Amok als "intentionale und nach außen hin überraschende Tötung und/oder Verletzung mehrerer Personen bei einem Tatereignis ohne Abkühlungsperiode, wobei einzelne Tatsequenzen im öffentlichen Raum stattfinden."


Amok-artige Zustände, die wahrscheinlich ähnliche Ursachen haben, nennt man in Neu Guinea Ahade idzi be, in einigen südafrikanischen Gegenden Benzi mazurazura, in Skandinavien einen Berserker-Gang, in Polynesien Cafard, in den Anden, z. B. Bolivien, Kolumbien, Ecuador und in Peru Colerina, in Korea Hwa-byung und bei den Navajos im US-Bundesstaat Arizona Ii'aa.
Amok-artige Zustände, die wahrscheinlich ähnliche Ursachen haben, nennt man in Neu Guinea Ahade idzi be, in einigen südafrikanischen Gegenden Benzi mazurazura, in Skandinavien einen Berserker-Gang, in Polynesien Cafard, in den Anden, z. B. Bolivien, Kolumbien, Ecuador und in Peru Colerina, in Korea Hwa-byung und bei den Navajos im US-Bundesstaat Arizona Ii'aa.
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*Hoffmann, Jens (Hg.) (2007): Amok und zielgerichtete Gealt an Schulen. Früherkennung, Risikomanagement, Kriseneinsatz, Nachbetreuung. Verlag für Polizeiwissenschaft, Frankfurt/M.
*Hoffmann, Jens (Hg.) (2007): Amok und zielgerichtete Gealt an Schulen. Früherkennung, Risikomanagement, Kriseneinsatz, Nachbetreuung. Verlag für Polizeiwissenschaft, Frankfurt/M.
*Hoffmann, Jens (2003) Amok - ein neuer Blick auf ein altes Phänomen. In: Clemens Lorei, Hg., Polizei & Psychologie. Kongressband der Tagung "Polizei & Psycholgie" am 18. und 19. März 2003. Frankfurt a.M.: 397-414.


*Lübbert, Monika, „Amok-Lauf der Männlichkeit“, Verlag für Polizeiwissenschaft , Frankfurt 2002
*Lübbert, Monika, „Amok-Lauf der Männlichkeit“, Verlag für Polizeiwissenschaft , Frankfurt 2002
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