Alexander Maconochie: Unterschied zwischen den Versionen

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==Maconochie`s Reformvorschläge – Das System der „Marken"==
==Maconochie`s Reformvorschläge – Das System der „Marken"==
Maconochie hielt es für nicht sinnvoll, den Schwerpunkt im Strafvollzug auf die Bestrafung statt auf das Vertrauen in die Möglichkeit moralischer Erneuerung der Straftäter  zu legen. Er argumentierte, dass diese Vorgehensweise zu weiterer sozialer Desintegration führen würde, wenn keine Ausbildung mit Anreizen für die Zukunft geschaffen würde.
Maconochie hielt es für nicht sinnvoll, den Schwerpunkt im Strafvollzug auf die Bestrafung statt auf das Vertrauen in die Möglichkeit moralischer Erneuerung der Straftäter  zu legen. Er argumentierte, dass diese Vorgehensweise zu weiterer sozialer Desintegration führen werde, wenn keine Ausbildung mit Anreizen für die Zukunft geschaffen werde.
   
   
Er plädierte dafür, dass die Strafzeiten nicht festgelegt werden sollten. Die Verurteilten sollten sich ihre Freilassung durch eine bestimmte Anzahl von „Marken“, oder Kredite für gutes Benehmen und harte Arbeit verdienen und hiermit auch ihre Schuld an der Gesellschaft abzahlen. Sie sollten sich also den Weg aus dem Gefängnis mit „Marken“ erkaufen. Wer kaufen wolle, müsse auch sparen lernen. Hieraus ergäbe sich dann die Länge der Strafe, da der Verurteilte entweder Waren oder Zeit kaufen könne. Der Gefangene könne sich „Luxusartikel“ mit seinen „Marken“ aus dem Keller der Verwaltung kaufen, wie extra Lebensmittel, Tabak und Kleidung. Maconochie wollte, dass die Verurteilten selbst über ihr Schicksal und damit auch über die Länge ihrer Strafe bestimmen sollten. Im Idealfall würde der Verurteilte für alles zahlen und von einer Diät aus Wasser und Brot leben.
Er plädierte dafür,[[Strafmaß|dass die Strafzeiten nicht festgelegt werden sollten]]. Die Verurteilten sollten sich ihre Freilassung durch eine bestimmte Anzahl von „Marken“, oder Kredite für gutes Benehmen und harte Arbeit verdienen und hiermit auch ihre [[Schuld]] an der Gesellschaft abzahlen. Sie sollten sich also den Weg aus dem Gefängnis mit „Marken“ erkaufen. Wer kaufen wolle, müsse auch sparen lernen. Hieraus ergäbe sich dann die Länge der Strafe, da der Verurteilte entweder Waren oder Zeit kaufen könne. Der Gefangene könne sich „Luxusartikel“ mit seinen „Marken“ aus dem Keller der Verwaltung kaufen, wie extra Lebensmittel, Tabak und Kleidung. Maconochie wollte, dass die Verurteilten selbst über ihr Schicksal und damit auch über die Länge ihrer Strafe bestimmen sollten. Im Idealfall würde der Verurteilte für alles zahlen und von einer Diät aus Wasser und Brot leben.
   
   
Wichtiger als das technische Element der „Fleißmarken“ erschienen ihm die religiös-moralische Erziehung und die Förderung von Ehrgefühl und Verantwortungsbewusstsein. Durch eigene Anstrengungen sollte der Gefangene sein Schicksal in seine eigenen Hände nehmen können. Hierzu sei er als soziales Wesen auch grundsätzlich in der Lage. Maconochie gab den Insassen die Gelegenheit wieder ein Vertrauen zu sich selbst und zu der Gesellschaft aufzubauen, die erst einmal durch die Gefängnisverwaltung vertreten war. Sie bekamen die Gelegenheit zu scheitern und trotzdem weiter an sich zu arbeiten. Dies sollte sie wieder zu wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft machen.
Wichtiger als das technische Element der „Fleißmarken“ erschienen ihm die religiös-moralische Erziehung und die Förderung von Ehrgefühl und Verantwortungsbewusstsein. Durch eigene Anstrengungen sollte der Gefangene sein Schicksal in seine eigenen Hände nehmen können. Hierzu sei er als soziales Wesen auch grundsätzlich in der Lage. Maconochie gab den Insassen die Gelegenheit wieder ein Vertrauen zu sich selbst und zu der Gesellschaft aufzubauen, die erst einmal durch die Gefängnisverwaltung vertreten war. Sie bekamen die Gelegenheit zu scheitern und trotzdem weiter an sich zu arbeiten. Dies sollte sie wieder zu wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft machen.
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In der ersten Phase sollte ein „Pilgerprozess“ mit einer kurzen harten Strecke der Entbehrung mit harter Arbeit und Religionsunterricht als Strafe für die Vergangenheit stattfinden.
In der ersten Phase sollte ein „Pilgerprozess“ mit einer kurzen harten Strecke der Entbehrung mit harter Arbeit und Religionsunterricht als Strafe für die Vergangenheit stattfinden.
In der zweiten Phase sollte die Resozialisation für die Zukunft beginnen, wo der Gefangene mit Arbeit und guter Führung „Marken“ erwerben konnte. Das Verhalten wurde in Büchern akribisch aufgezeichnet. Durch die Besserung des Gefangenen und das Verinnerlichen der Erkenntnis „Von nichts kommt nichts“ durchlief er verschiedene Stadien: zuerst getrennte Unterbringung, dann „soziale Arbeit am Tag“ und getrennte Unterbringung in der Nacht, dann „soziale Behandlung  Tag und Nacht u.s.w.. Der Gefangene stieg automatisch von einem Grad der Behandlung zum nächsten auf, in Abhängigkeit von seinen „Marken“. Einige natürlich würden wieder zurück fallen und ihre „Marken“ verlieren und verschwenden. Aber dies sei nur ein Abgleich des realen Lebens.
In der zweiten Phase sollte die [[Resozialisierung|Resozialisation]] für die Zukunft beginnen, wo der Gefangene mit Arbeit und guter Führung „Marken“ erwerben konnte. Das Verhalten wurde in Büchern akribisch aufgezeichnet. Durch die Besserung des Gefangenen und das Verinnerlichen der Erkenntnis „Von nichts kommt nichts“ durchlief er verschiedene Stadien: zuerst getrennte Unterbringung, dann „soziale Arbeit am Tag“ und getrennte Unterbringung in der Nacht, dann „soziale Behandlung  Tag und Nacht u.s.w.. Der Gefangene stieg automatisch von einem Grad der Behandlung zum nächsten auf, in Abhängigkeit von seinen „Marken“. Einige natürlich würden wieder zurück fallen und ihre „Marken“ verlieren und verschwenden. Aber dies sei nur ein Abgleich des realen Lebens.
Die dritte Phase des „Marken“-Systems sollte eine Gruppentherapie sein. Maconochie wollte die „entwickelten“ Gefangenen sechs Jahre in Gruppen zusammenleben lassen. Jeder in der Gruppe wäre verantwortlich für die Marken anderer ebenso wie für die eigenen, und wenn man rückfällig wurde, würden alle verlieren. Auf diese Weise sollten die Gefangenen gegenseitige Abhängigkeit und soziale Verantwortung lernen.
Die dritte Phase des „Marken“-Systems sollte eine Gruppentherapie sein. Maconochie wollte die „entwickelten“ Gefangenen sechs Jahre in Gruppen zusammenleben lassen. Jeder in der Gruppe wäre verantwortlich für die Marken anderer ebenso wie für die eigenen, und wenn man rückfällig wurde, würden alle verlieren. Auf diese Weise sollten die Gefangenen gegenseitige Abhängigkeit und soziale Verantwortung lernen.


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