Al Capone: Unterschied zwischen den Versionen

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== Sanktionen ==
== Sanktionen ==
Eine Verhaftung und Verurteilung zu einem Jahr Freiheitsstrafe wegen illegalen Waffenbesitzes (16.05.1929) läutete den Anfang vom Ende ein. Zwar konnte er vom Eastern State Penitentiary aus sogar seine Geschäfte weiterführen und am 17.03.1930 wegen guter Führung entlassen werden, doch war die Stabilität seiner Position gefährdet. Die Strafverfolgungsbehörden bedrängten Capone nun auch in Florida, weil sie das Aufkommen von Bandenmorden fürchtete. Der Prohibitionsagent Eliot Ness und seine Truppe fügten dem Syndikat durch zahlreiche Razzien erheblichen finanziellen Schaden zu; 1930 wurde Capone zudem viermal von der Polizei unter allerlei Vorwänden festgehalten. Ab 1929 versuchte auch der gefürchtete Prohibitionsagent Eliot Ness, Capone in die Enge zu treiben. Da dessen Versuche, auf seine Art mit diesem Problem fertig zu werden, fehlschlugen, bezeichnete man Ness und seine Truppe als Die Unbestechlichen. Zwar konnten sie weder den Alkoholkonsum in Chicago unterbinden noch Capone das Handwerk legen, doch sie fügten seinem Syndikat durch zahlreiche Razzien erheblichen finanziellen Schaden zu.
Seit etwa 1927 bildete sich eine Koalition von Behörden gegen Capone. Dem Finanzamt - also dem Internal Revenue Service (IRS) - war das riesige unversteuerte Vermögen ein Dorn im Auge. Doch auch wenn es der Behörde schwer fiel, Ansatzpunkte für Ermittlungen zu finden und sie sich zunächst mit der Verhaftung und Verurteilung von Al Capones Bruder Ralph Capone und seinem Freund und Mitarbeiter Jack Guzik zufrieden geben musste (1930), so blieb doch die destabilisierende Wirkung auf Capones Position nicht aus. So hatte Capone selbst wegen illegalen Waffenbesitzes eine Freiheitsstrafe u.a. im Eastern State Penitentiary zu verbüßen gehabt, während der er zwar weiter seinen Geschäften nachgehen konnte (16.05.1929-17.03.1930), doch nahm auch der Druck in Florida zu, wo er seit 1928 eine Villa besaß. Dort verhaftete die Polizei ihn 1930 nicht weniger als vier mal unter verschiedenen Vorwänden - in erster Linie aber aus der Sorge heraus, seine Anwesenheit könne das Phänomen der Bandenmorde nun auch in diesem Staat einführen. Hinzu kamen zahlreiche Razzien, die der seit 1929 auf Capone angesetzte Prohibitionsagent Eliot Ness und seine Truppe durchführten und die - auch wenn sie strafrechtlich keine Konsequenzen hatten - dem Syndikat erheblichen finanziellen Schaden zufügten.
Schon 1927 zeigte die amerikanische Steuerbehörde IRS erstes Interesse an Capone und seinem offenbar riesigen, aber unversteuerten Einkommen. Sein Bruder Ralph Capone und sein Freund und Mitarbeiter Jack Guzik wurden bereits 1930 wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Capone jedoch handelte nicht leichtsinnig, weshalb es für den IRS zunächst schwer war, überhaupt Ansatzpunkte für eine Ermittlung zu finden.
 
Am 17. April 1930 fand eine Besprechung zwischen Capone, seinem Anwalt und dem IRS statt. Dabei kam es zu einem Missverständnis von Capones Anwalt: Das Gespräch wurde protokolliert und es wurde ihm auch mitgeteilt, dass alle Aussagen in weiteren Untersuchungen verwendet werden würden. Der Anwalt ging allerdings irrigerweise davon aus, dass die Besprechung rechtsunverbindlich sei. Durch Capones Aussagen bekam der IRS nun eine Grundlage für ein Netto-Wert-Verfahren: In einem solchen Verfahren stellt man beispielsweise fest, dass ein zusätzliches Einkommen vorhanden sein muss, wenn jemand Eigentum besitzt, das er sich bei seinem bekannten Einkommen gar nicht leisten könnte.
Auf der Grundlage eines (von Capones Anwalt irrtümlich als rechtsunverbindlich angesehenen) Gesprächsprotokolls über ein Treffen zwischen Capone, seinem Anwalt und dem IRS am 17.04.1930 konnten erstmals Beweismittel in ein steuerrechtliches Netto-Wert-Verfahren eingeführt werden, das feststellte, dass ein Einkommen vorhanden sein musste, dessen Quellen nicht offengelegt worden waren. Am 24.04.1930 veröffentlichte die Chicago Crime Commission eine Liste mit 28 „öffentlichen Feinden“ („Public Enemies“) Chicagos, die von Al Capone angeführt wurde. Am 25.02.1931 wurde Capone wegen Nichterscheinens zu einer Vorladung zu sechs Monaten Haft verurteilt, die er durch Stellung einer Kaution abwenden konnte. Ein weitere Anklage wegen Landstreicherei in Florida wurde mangels Zeugen am 3.04.1931 abgewiesen. Am 5.06.1931 wurde Capone wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 200.000 Dollar angeklagt. Capone vertraute auf einen Deal mit der Staatsanwaltschaft und bekannte sich schuldig. Als der Richter Wilkerson erklärte, nicht an eine vereinbarte Strafmilderung gebunden zu sein, zog Capone sein Bekenntnis zurück. Capones unerfahrener Anwalt - sein professionellerer Anwalt Tommy Nash nahm aus ungeklärten Gründen nicht am Prozess teil - Mike Ahern machte am 8.10.1931 nur zaghaft von seinen Einspruchsrechten Gebrauch. Im Juni standen die Erwartungen für eine Haftstrafe zwischen zwei und vier Jahren. Die Presse reagierte daraufhin empört über die Justiz: Sie zeige sich unfähig, Capone, der sich laut dem Courier-Journal „jedes erdenklichen Verbrechens schuldig gemacht“ habe, etwas anderes als ein Steuervergehen nachzuweisen und insbesondere keine Verletzung des Prohibitionsgesetzes.
Am 24. April 1930 veröffentlichte die Chicago Crime Commission eine Liste mit 28 „öffentlichen Feinden“ („Public Enemy“) Chicagos, die von Al Capone angeführt wurde. Ab diesem Zeitpunkt wurde es (besonders in der Presse) üblich, ihn als „Staatsfeind No. 1“ zu titulieren.
Von den 23 Anklagepunkten wurde Capone am 17. Oktober 1931 in lediglich fünf Punkten für schuldig erklärt, darunter allerdings drei schwere Vergehen, die je fünf Jahre Gefängnisstrafe nach sich ziehen konnten. Die Strafzumessung erfolgte am 24.10.1931. Wegen Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit Geldwäsche wurde Al Capone zu 50.000 Dollar Strafe, zusätzlich knapp 8.000 Dollar Gerichtskosten und elf Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Freiheitsstrafe verbüßte Al Capone zunächst im Bundesgefängnis in Atlanta, Georgia, wohin er am 4. Mai 1932 vom Cook County Jail aus überstellt wurde. Obwohl Atlanta bis dahin als härteste Bundesanstalt galt, gelang es ihm, von dort aus seine Geschäfte weiterzuführen sowie namhaften Besuch zu empfangen – beispielsweise seinen Mentor Johnny Torrio oder Größen der organisierten Kriminalität wie Dutch Schultz und Lucky Luciano. Er arbeitete als Schuhmacher und wurde als Musterhäftling bezeichnet. Laut dem Gefängnisdirektor wurde er genauso behandelt wie alle anderen Gefangenen, Mithäftlinge behaupteten jedoch, er habe wie ein König gelebt. Bargeldschmuggel, möglicherweise auch mit Hilfe der Wärter, verhalf ihm zu gewissen Privilegien, die aber eher bedeutungslos waren. Trotzdem empfand er die Haft als Belastung. „Schlafen ist wie davonlaufen“, hat er nach der Zeitung Herald and Examiner einmal im Gespräch mit einem Wärter gesagt.
Der Steuer-Prozess [Bearbeiten]
Am 25. Februar 1931 wurde Capone wegen einer Bagatelle verurteilt: Er hatte den Termin einer Vorladung nicht akzeptiert. Die Haftstrafe betrug sechs Monate, aber auf Kaution blieb Capone auf freiem Fuß. Eine weitere Anklage wegen Landstreicherei in Florida wurde auf Bitte der Staatsanwaltschaft am 3. April abgewiesen, da diese keine belastenden Zeugen stellen konnte.
Am 5. Juni 1931 erfolgte schließlich die Anklage wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 200.000 Dollar. Diese Summe war offensichtlich verhältnismäßig gering. Es handelte sich nur um den Teil, der nachgewiesen werden konnte. Wie bei der früheren Besprechung mit dem IRS schätzte Capone seine Lage erneut falsch ein: Eine vermeintliche Vereinbarung, dass ein Schuldbekenntnis zu einer Strafmaßminderung führen werde, stellte sich später als ungültig heraus. Die Staatsanwälte weigerten sich, einen Kompromiss einzugehen. Als der Richter Wilkerson erklärte, nicht an eine vereinbarte Strafmilderung gebunden zu sein, zog Capone sein Bekenntnis zurück.
Die Verteidiger Capones waren anscheinend inkompetent. Tommy Nash, sein erfahrener Anwalt, war aus ungeklärten Gründen nicht am Prozess beteiligt. Stattdessen vertrat ihn Mike Ahern, der sonst eher Schreibtischarbeiten erledigte. Am 8. Oktober erfolgte der „Geheimpfad nach Waterloo“, wie ein Beobachter schrieb. Die Verteidiger Capones machten von Einspruchsrechten nur zaghaft Gebrauch, als die Staatsanwaltschaft entscheidendes Belastungsmaterial vorlegte. Der Verteidigung fehlte eine Strategie, sie hatte sich zu sehr auf die Vereinbarung mit dem Schuldbekenntnis festgelegt. Dazu kam noch das nicht überzeugende Plädoyer.
Im Juni standen die Erwartungen für eine Haftstrafe zwischen zwei und vier Jahren. Die Presse reagierte daraufhin empört über die Justiz: Sie zeige sich unfähig, Capone, der sich laut dem Courier-Journal „jedes erdenklichen Verbrechens schuldig gemacht“ habe, etwas anderes als ein Steuervergehen nachzuweisen und insbesondere keine Verletzung des Prohibitionsgesetzes.
Von den 23 Anklagepunkten wurde Capone am 17. Oktober 1931 in lediglich fünf Punkten für schuldig erklärt, darunter allerdings drei schwere Vergehen, die je fünf Jahre Gefängnisstrafe nach sich ziehen konnten.
Capone endgültig hinter Gittern [Bearbeiten]
Am 24. Oktober 1931 wurde das Strafmaß verkündet: Wegen Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit Geldwäsche wurde Al Capone zu 50.000 Dollar Strafe, zusätzlich knapp 8.000 Dollar Gerichtskosten und elf Jahren Gefängnis verurteilt.
Seine Freiheitsstrafe verbüßte Al Capone zunächst im Bundesgefängnis in Atlanta, Georgia, wohin er am 4. Mai 1932 vom Cook County Jail aus überstellt wurde. Obwohl Atlanta bis dahin als härteste Bundesanstalt galt, gelang es ihm, von dort aus seine Geschäfte weiterzuführen sowie namhaften Besuch zu empfangen – beispielsweise seinen Mentor Johnny Torrio oder Größen der organisierten Kriminalität wie Dutch Schultz und Lucky Luciano. Er arbeitete als Schuhmacher und wurde als Musterhäftling bezeichnet. Laut dem Gefängnisdirektor wurde er genauso behandelt wie alle anderen Gefangenen, Mithäftlinge behaupteten jedoch, er habe wie ein König gelebt. Bargeldschmuggel, möglicherweise auch mit Hilfe der Wärter, verhalf ihm zu gewissen Privilegien, die aber eher bedeutungslos waren. Trotzdem empfand er die Haft als Belastung. „Schlafen ist wie davonlaufen“, hat er nach der Zeitung Herald and Examiner einmal im Gespräch mit einem Wärter gesagt.
Die Behörden betrachteten Capones Einfluss als Problem. Daher wurde er am 18. August 1934 nach Alcatraz vor der Küste von San Francisco verlegt – das ehemalige Fort war zuvor zu einem Hochsicherheitsgefängnis umgebaut worden. Dort war Capone von der Außenwelt weitgehend abgeschnitten: Zeitungen waren verboten, Briefverkehr fand nur eingeschränkt und zensiert statt, auch Besuche waren stark beschränkt. Der damalige Gefängnisdirektor Johnston bemühte sich zu verhindern, dass Capone Einfluss auf die Mithäftlinge gewann. Für sie gab es Essen und Zigaretten genug, um es unmöglich zu machen, sie zu bestechen. Da Capone im Gegensatz zu anderen Schwerverbrechern eine relativ kurze Strafe erhalten hatte, bemühte er sich um eine ordentliche Führung. Er hielt sich aus Revolten heraus, was allerdings den Zorn anderer Häftlinge auf ihn zog. Es fanden mehrere glimpflich verlaufene Angriffe auf ihn statt, er büßte viel von seinem Status ein und litt schwer unter der Situation. Wegen guter Führung wurde er schließlich am 6. Januar 1939 vorzeitig entlassen.
Die Behörden betrachteten Capones Einfluss als Problem. Daher wurde er am 18. August 1934 nach Alcatraz vor der Küste von San Francisco verlegt – das ehemalige Fort war zuvor zu einem Hochsicherheitsgefängnis umgebaut worden. Dort war Capone von der Außenwelt weitgehend abgeschnitten: Zeitungen waren verboten, Briefverkehr fand nur eingeschränkt und zensiert statt, auch Besuche waren stark beschränkt. Der damalige Gefängnisdirektor Johnston bemühte sich zu verhindern, dass Capone Einfluss auf die Mithäftlinge gewann. Für sie gab es Essen und Zigaretten genug, um es unmöglich zu machen, sie zu bestechen. Da Capone im Gegensatz zu anderen Schwerverbrechern eine relativ kurze Strafe erhalten hatte, bemühte er sich um eine ordentliche Führung. Er hielt sich aus Revolten heraus, was allerdings den Zorn anderer Häftlinge auf ihn zog. Es fanden mehrere glimpflich verlaufene Angriffe auf ihn statt, er büßte viel von seinem Status ein und litt schwer unter der Situation. Wegen guter Führung wurde er schließlich am 6. Januar 1939 vorzeitig entlassen.
Al Capones Tod [Bearbeiten]
 
Vermutlich hatte Capone sich 1928 bei einer seiner Prostituierten mit den Erregern der Syphilis angesteckt. Während der Haftzeit wurde sein körperlicher Zustand immer schlechter, danach konnte eine Behandlung die Symptome mildern. Die letzten acht Jahre verbrachte er im Familienanwesen in Florida und starb dann am 25. Januar 1947 an einer Lungenentzündung in Florida, die wahrscheinlich eine Folge des durch die Syphilis hervorgerufenen körperlichen Verfalls war. Er starb im Beisein seiner Familie, was er sich auch früher gewünscht hatte.
Der Leichnam wurde aus Angst vor Rache zunächst anonym auf dem Mount Olivet Cemetery beigesetzt und erst später auf den Mount-Carmel-Friedhof überführt. Im Vergleich zu den Blumenmeeren anderer Beerdigungen, wie beispielsweise der von Dean O’Banion, fiel die Beisetzung Capones dadurch bescheiden aus. Anthony Accardo, ein wichtiger Mann der Organisation, hatte angeordnet, dass nur die Familie und deren Freunde kommen sollten.
Capones Charakter und Privatleben [Bearbeiten]
Capones Charakter und Privatleben [Bearbeiten]


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