Adolf Eichmann: Unterschied zwischen den Versionen

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== Prozess ==
== Prozess ==
Eichmann wurde wegen 15 Delikten angeklagt, darunter Verbrechen gegen das jüdische Volk, gegen die Menschheit, Kriegsverbrechen und Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Organisation. In seinem Schlusswort sagte Eichmann: "Mein Wille war es nicht, Menschen umzubringen. Die Führerschicht, zu der ich nicht gehörte, hat die Befehle gegeben, sie hat meines Erachtens mit Recht Strafe verdient für die Greuel, die auf ihren Befehl hin an den Opfern begangen wurden. Aber auch die Untergebenen sind jetzt Opfer. Ich bin ein solches Opfer" (FAZ 11.04.2011: 8).
 
=== Zielkonflikt ===
Der Prozess, in dem Eichmann wegen 15 Delikten angeklagt wurde - darunter Verbrechen gegen das jüdische Volk, gegen die Menschheit, Kriegsverbrechen und Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Organisation - diente einerseits der Verurteilung des Täters und andererseits der Aufarbeitung der Geschichte der Judenvernichtung und der Stärkung der zionistischen Identität der israelischen Staatsbürger, indem man insbesondere der jüngeren Generation die Leiden der Holocaust-Überlebenden nahebrachte, was bis dahin in der israelischen Öffentlichkeit unterblieben war (Birn 2011). Der politische Charakter des Prozesses kam nicht nur in Regierungsinterventionen während der Prozessvorbereitung zum Ausdruck (Ministerpräsident und Außenministerin ließen sich den geplanten Eröffnungsvortrag des Generalstaatsanwalts vorlegen und Ben Gurion verlangte bestimmte Änderungen), sondern auch in der mehr auf Öffentlichkeitswirksamkeit denn auf Präzision ausgerichteten Prozessführung.
Dem deutschen Prozessbeobachter Dietrich Zeug fiel auf, dass der Anklage gar nicht daran gelegen schien, viele Einzelheiten zu klären. Es sei offensichtlich, "dass bei einer sorgfältigen Aufgliederung der Befehlsverhältnisse die Behauptung der Anklage, Eichmann sei in nahezu alle Vorgänge eingeschaltet gewesen, nicht mehr hätte aufrechterhalten werden können" (zit.n. Birn 2011). Die Historikerin Ruth Bettina Birn (2011), von 1991-2005 Chief Historian in der Abteilung Crimes Against Humanity and War Crimes im kanadischen Justizministerium, schreibt dazu: "In der Tat fällt be ider Lektüre von Hausners Argumentation auf, dass er Lücken in der Beweisführung sprachlich zu überspielen versuchte. Anstatt auf die strukturellen Voraussetzungen einzugehen, die das Handeln des Angeklagten ermöglicht hatten, verwies er auf das persönliche Wollen des Täters. Für den Chefankläger entsprang das Handeln Eichmanns einem wilden Hass gegenüber Juden und einem ausgeprägten Vernichtungswillen. Zur Erklärung staatlicher Massenverbrechen von der Größe eines Völkermords reicht ein solches Denkmodell allerdings nicht aus."
 
=== Täter und Opfer ===
"Hausner überzeichnete systematisch den Einfluss Eichmanns. Der Verteidiger - und auch der Angeklagte selbst - waren dagegen bemüht, Eichmanns Rolle als die eines subalternen Befehlsempfängers darzustellen. Die Wahrheit liegt zwischen diesen beiden Positionen" (Birn 2011).
Eichmann befand sich in der Behörenhierarchie vier Stufen unter SS-Chef Himmler und arbeitete auch, anders als Hausner es dargestellt hatte, nicht unmittelbar mit diesem zusammen.  
In seinem Schlusswort sagte Eichmann: "Mein Wille war es nicht, Menschen umzubringen. Die Führerschicht, zu der ich nicht gehörte, hat die Befehle gegeben, sie hat meines Erachtens mit Recht Strafe verdient für die Greuel, die auf ihren Befehl hin an den Opfern begangen wurden. Aber auch die Untergebenen sind jetzt Opfer. Ich bin ein solches Opfer" (FAZ 11.04.2011: 8).


== Hinrichtung ==
== Hinrichtung ==
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