Actuarial Justice: Unterschied zwischen den Versionen

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Als "actuarial justice" (actuary: Versicherungsmathematiker; Versicherungsstatistiker; Versicherungsfachmann; Versicherungsangestellter; actuarial: wird von Jonathan Simon und Malcolm Feely eine auf dem Prinzip versicherungsstatistischer Methoden basierende Kriminalpolitik und Strafverfolgung bezeichnet. Insbesondere geht es um die Anwendung angenommener gruppenbezogener Wahrscheinlichkeiten, um Individuen, die in ein solches "Täterprofil" - etwas eines "Drogenkuriers" oder eines "Islamisten" - passen, besonders zu kontrollieren.
siehe auch: [[Aktuarische Kriminalpolitik]]
 
Als "actuarial justice" wird von Jonathan Simon und Malcolm Feely eine auf dem Prinzip versicherungsstatistischer Methoden basierende Kriminalpolitik und Strafverfolgung bezeichnet (Nutzung bestimmter Techniken die herkömmlich von Versicherungsunternehmen bei der Berechnung von Risiken bezüglich neuer Kunden benutzt wurden - Risikoprogrognose).  
Dabei geht es u.a. um das Herausfiltern von Personen, die in ein besonderes "Täterprofil" passen, aus einer anonymen Masse von Individuen, um sie besonders gründlich zu kontrollieren und ggf. konkrete Verdachtsmomente zu finden.
 
Die computergestützte Rasterfahndung nach politischen Straftätern in den 1970er und 1980er Jahren ("Terroristenfahndung") beruhte z.B. auf der Suche nach bestimmten Merkmalskombinationen (Barzahlung von Miete und Nebenkosten; Barzahlung bei Autokäufen; Wohnung in der Nähe von Autobahnkreuzen), die man für typisch für die Gruppe der Terroristen hielt.
 
Der Einzug der "actuarial justice" in die Kriminalpolitik ist jedoch wesentlich älteren Datums und hat inzwischen auch sehr viel mehr Bereiche erfasst.  
 
Eine gründliche Kritik der "actuarial justice" findet sich bei Bernard E. Harcourt (2006).
 
== Etymologie ==
actuarial: versicherungsmathematisch; versicherungsstatistisch; rechnungsmäßig
actuary: Versicherungsmathematiker; Versicherungsstatistiker; Versicherungsfachmann; Versicherungsangestellter
 


== Literatur ==  
== Literatur ==  


Simon, Jonathan & Malcolm M. Feeley (1995) True Crime: The New Penology and Public Discourse on Crime. In: Punishment and Social Control: Essays in Honor of Sheldon L. Messinger, ed. Thomas G. Blomberg and Stanley Cohen. Hawthorne, NY: Aldine de Gruyter.
 
*Feeley, Malcolm & Jonathan Simon (1992) The New Penology: Notes on the emerging Strategy of Corrections and Its Implications, 30 Criminology 449, 470.
 
*Feeley, Malcolm & Jonathan Simon (1994) Actuarial Justice: The emerging New Criminal Law, in: David Nelken, Hg.: The Futures of Criminology S. 173 ff.
*Gernert, Johannes (24./25. Oktober 2015) Er wird, er wird nicht, er wird ... , in: taz am wochenende: 17-20.
*Harcourt, Bernard E. (2006) Against Prediction. Profiling, Policing, and Punishing in an Actuarial Age. Chicago and London: The University of Chicago Press.
*[http://www.taz.de/Gefaehrlichkeitsbewertung-von-Haeftlingen/!5244806/ Krisberg, Barry (2015) "Algorithmen werden missbraucht", Interview von Johannes Gernert mit B.K., taz  online 23.10.]
*Pasquale, Frank (2015) The Black Box Society: The Secret Algorithms That Control Money and Information. Cambridge, Mass.: HUP
*Simon, Jonathan & Malcolm M. Feeley (1995) True Crime: The New Penology and Public Discourse on Crime. In: Punishment and Social Control: Essays in Honor of Sheldon L. Messinger, ed. Thomas G. Blomberg and Stanley Cohen. Hawthorne, NY: Aldine de Gruyter.
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