Abschaffung der Gefängnisse: Unterschied zwischen den Versionen

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Ironie der Geschichte: ausgerechnet unter den Nachfahren der sogenannten Quäker, die vor über 200 Jahren am wirkungsvollsten dafür eintraten, Menschen zur Strafe für ihre Taten nicht mehr zu verstümmeln oder hinzurichten, sondern stattdessen innerhalb vielfach gesicherter Einschließungsmilieus in käfigartige Einzelzellen zu sperren, finden sich heute die schärfsten Kritiker des Gefängnisses. Es ist aber andererseits auch nur konsequent. Dies nicht nur, weil sich die Mitglieder dieser einst verfolgten Religionsgemeinschaft schon seit dem 17. Jahrhundert in besonderer Weise den Leiden von Angeklagten und Verurteilten anzunehmen pflegen, sondern auch deshalb, weil sie sich nach eigenen Worten gerade angesichts ihrer langen Reformbemühungen immer stärker bewusst werden, "dass Gefängnisse als Reaktion auf Verbrechen ein zerstörerischer und teurer Fehler sind" - und dass das Ziel in ihrer Ersetzung durch "nicht strafende, lebensbejahende und versöhnende Antworten" bestehen müsse.
Ironie der Geschichte! Ausgerechnet unter den Nachfahren der Quäker, die sich 200 Jahre zuvor am nachhaltigsten dafür stark gemacht hatten, Verurteilte nicht mehr zu verstümmeln oder zu töten, sondern zwecks Läuterung innerhalb vielfach gesicherter Einschließungsmilieus in käfigartige Einzelzellen zu sperren, fanden sich schon in den 1970er und 1980er Jahren die schärfsten Kritiker des Gefängnisses. Das Gefängnis sei sowohl eine Ursache als auch ein Ergebnis von Gewalt und sozialer Ungerechtigkeit. Mehr noch: nicht anders als die Versklavung von Menschen, so sei auch deren Einsperrung von Natur aus unmoralisch und beschädige deshalb nicht nur die Eingesperrten, sondern auch die Einsperrenden. Kurzum: als Reaktion auf Verbrechen seien Gefängnisse ''ein zerstörerischer und teurer Fehler'', den es durch ''nicht strafende, lebensbejahende und versöhnende Antworten" zu beheben gelte.


Das Gefängnissystem ist sowohl eine Ursache als auch ein Ergebnis von Gewalt und sozialer Ungerechtigkeit. Im Laufe der Geschichte waren die meisten Gefangenen die Machtlosen und Unterdrückten. Wir werden immer deutlicher, dass die Gefangennahme von Menschen, wie ihre Versklavung, von Natur aus unmoralisch ist und für die Käfige ebenso schädlich ist wie die Käfighaltung.
Das Gefängnissystem ist sowohl eine Ursache als auch ein Ergebnis von Gewalt und sozialer Ungerechtigkeit. Im Laufe der Geschichte waren die meisten Gefangenen die Machtlosen und Unterdrückten. Wir werden immer deutlicher, dass die Gefangennahme von Menschen, wie ihre Versklavung, von Natur aus unmoralisch ist und für die Käfige ebenso schädlich ist wie die Käfighaltung.
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