Abolitionismus: Unterschied zwischen den Versionen

294 Bytes entfernt ,  22:22, 3. Mär. 2009
Zeile 16: Zeile 16:
=== Sklaverei ===
=== Sklaverei ===


Der abolitionistische Kampf gegen die Sklaverei kannte zwei Etappen: den Kampf gegen den Sklavenhandel (1787-1807) und den Kampf gegen die Sklavenhaltung selbst (in England: bis 1838; in den USA: bis 1865; in Brasilien: bis 1888).  
Der abolitionistische Kampf gegen die Sklaverei kannte zwei Etappen: den Kampf gegen den Sklavenhandel (1787-1807) und den Kampf gegen die Sklavenhaltung selbst (in England: bis 1838; in den USA: bis 1865; in Brasilien: bis 1888). Die erste Etappe begann 1787 in England mit der von Thomas Clarkson, Granville Sharp u.a. gegründeten Society for Effecting the Abolition of Slavery (Gesellschaft zur Abschaffung der Sklaverei). Diese (damals schon so genannten) Abolitionisten erreichten ihr Ziel mit dem Slave Trade Act vom 25. März 1807, der allen Briten jeden Sklavenhandel verbot. Um keinem unlauteren Wettbewerb ausgesetzt zu sein, wirkten die Briten in den folgenden Jahren auf andere Staaten mit dem Ziel ein, auch diese zur Einstellung ihres Sklavenhandels zu bewegen. Die USA und Dänemark waren kein Problem: sie verboten den Handel gleichzeitig mit Großbritannien. Schweden und Holland folgten bald darauf. Spanien, Portugal, Brasilien und Frankreich widersetzten sich hingegen lange. Großbritannien übte erheblichen Druck auf diese Länder aus, schreckte aber auch vor Kompensationszahlungen nicht zurück und überwies z.B. bis 1853 an Portugal über drei Millionen Pfund und an Spanien über eine Million, um sie zur Einstellung des Sklavenhandels zu bewegen. Brasilien beugte sich dem britischen Ersuchen erst nach konkreten militärisch-ökonomischen Drohungen (1852). Für Frankreich suchten die Briten zuerst eine Lösung während der Verhandlung am Ende der Napoleonischen Kriege, aber Russland und Österreich willigten nicht ein. Die Franzosen und die Regierung hegten große Befürchtungen hinsichtlich eines Zugeständnisses an Großbritannien. Großbritannien verlangte nicht nur, dass andere Nationen den Sklavenhandel verbaten, sondern verlangte auch das Recht, dieses Verbot polizeilich zu überwachen. Die königliche Marine verschaffte sich die Legitimation, alle verdächtigen Schiffe zu untersuchen und die festzunehmen, die als Sklaventransporter entdeckt oder für diese Zwecke ausgerüstet waren. Während es sich formal einverstanden erklärte, den Sklavenhandel 1815 zu verbieten, erlaubte es Großbritannien nicht die polizeiliche Überwachung, noch tat es viel, um es selbst zu erzwingen; so erfolgte ein ausgedehnter jahrelanger Sklaven-Schwarzmarkthandel. Während die Franzosen den Sklavenhandel ursprünglich mehr als die Briten abgelehnt hatten, machten sie ihn nun zum Gegenstand des nationalen Stolzes und lehnten britische Vorschriften rundweg ab. Solche reformerischen Impulse wurden durch die konservative Gegenreaktion nach der Revolution in ihr Gegenteil verkehrt. Aus diesen Gründen hielt Frankreich so lange am Sklavenhandel fest, und der französische Sklavenhandel kam folglich erst 1848 zum vollständigen Erliegen.
 
Die Gegner des Sklavenhandels sammelten sich seit 1787 in England in der von Thomas Clarkson, Granville Sharp u.a. gegründeten Society for Effecting the Abolition of Slavery (Gesellschaft zur Abschaffung der Sklaverei). Schon sie wurden Abolitionisten genannt. Nachdem die Briten mit dem Slave Trade Act vom 25. März 1807 ihren eigenen Sklavenhandel beendet hatten, sahen sie sich ökonomisch gezwungen, anderen Völkern das gleiche ökonomische Korsett zu verpassen, da sonst die britischen Kolonien durch die anderer Nationen benachteiligt worden wären. Der britische Feldzug gegen den Sklavenhandel anderer Nationen war ein beispielloser Akt einer Politik der Einmischung in fremde Angelegenheiten. Dänemark, ein kleiner Partner im internationalen Sklavenhandel, und die Vereinigten Staaten verboten den Handel gleichzeitig mit Großbritannien. Andere kleinere Handelsnationen, wie Schweden folgten bald, ebenso die Holländer. Spanien, Portugal, Brasilien und Frankreich setzten sich gegen die Abschaffung des Sklavenhandels zur Wehr. Großbritannien nutzte jedes Mittel, diese Nationen zum Gehorsam zu bewegen. Portugal und Spanien beugten sich nach erheblichen Zahlungen der Briten. 1853 hatte die britische Regierung an Portugal über drei Millionen Pfund und an Spanien über eine Million zur Beendigung des Sklavenhandels gezahlt. Brasilien willigte erst aufgrund der Androhung militärischer Maßnahmen und einer Blockade (1852) ein.
Für Frankreich suchten die Briten zuerst eine Lösung während der Verhandlung am Ende der Napoleonischen Kriege, aber Russland und Österreich willigten nicht ein. Die Franzosen und die Regierung hegten große Befürchtungen hinsichtlich eines Zugeständnisses an Großbritannien. Großbritannien verlangte nicht nur, dass andere Nationen den Sklavenhandel verbaten, sondern verlangte auch das Recht, dieses Verbot polizeilich zu überwachen. Die königliche Marine verschaffte sich die Legitimation, alle verdächtigen Schiffe zu untersuchen und die festzunehmen, die als Sklaventransporter entdeckt oder für diese Zwecke ausgerüstet waren. Während es sich formal einverstanden erklärte, den Sklavenhandel 1815 zu verbieten, erlaubte es Großbritannien nicht die polizeiliche Überwachung, noch tat es viel, um es selbst zu erzwingen; so erfolgte ein ausgedehnter jahrelanger Sklaven-Schwarzmarkthandel. Während die Franzosen den Sklavenhandel ursprünglich mehr als die Briten abgelehnt hatten, machten sie ihn nun zum Gegenstand des nationalen Stolzes und lehnten britische Vorschriften rundweg ab. Solche reformerischen Impulse wurden durch die konservative Gegenreaktion nach der Revolution in ihr Gegenteil verkehrt. Aus diesen Gründen hielt Frankreich so lange am Sklavenhandel fest, und der französische Sklavenhandel kam folglich erst 1848 zum vollständigen Erliegen.


Unabhängig von der möglicherweise großen theoretischen Bedeutung des A. im Zusammenhang mit der Kritik der Strafe und des Strafrechts lässt sich für die Kriminologie als soziales System, also als Versammlung von Leuten, die Kriminologie betreiben, sagen, dass der A. als Strömung nie sehr stark war und im Augenblick angesichts des generellen [[punitive turn]] kaum eine Rolle spielt. Eine abolitionistische Vereinigung ist die "ICOPA" - was schon für drei Namen stand: "International Conference on Prison Abolition", "International Conference on Penal Abolition" und "International Circle for Penal Abolition".
Unabhängig von der möglicherweise großen theoretischen Bedeutung des A. im Zusammenhang mit der Kritik der Strafe und des Strafrechts lässt sich für die Kriminologie als soziales System, also als Versammlung von Leuten, die Kriminologie betreiben, sagen, dass der A. als Strömung nie sehr stark war und im Augenblick angesichts des generellen [[punitive turn]] kaum eine Rolle spielt. Eine abolitionistische Vereinigung ist die "ICOPA" - was schon für drei Namen stand: "International Conference on Prison Abolition", "International Conference on Penal Abolition" und "International Circle for Penal Abolition".


===Prostitution<br>===
===Prostitution<br>===
31.738

Bearbeitungen