Antisemitismusbegriff: Unterschied zwischen den Versionen

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Als '''Antisemitismus''' wird eine allgemeine, gelegentlich aber auch speziell die mit Nationalismus, Sozialdarwinismus und Rassismus begründete Judenfeindlichkeit bezeichnet. Ältere Formen dieser Feindseligkeit gegenüber Juden werden auch als Antijudaismus bezeichnet. Der Begriff Antisemitismus wurde zum zentralen Bestandteil der nationalsozialistischen Ideologie. Seit dem Holocaust tritt "Antisemitismus" und "antisemitisch" als Selbstbezeichnung deutlich in den Hintergrund.  Diese Begrifflichkeit wird nunmehr fast ausschließlich pejorativ, als stigmatisierendes Etikett verwendet, das die Chancen auf gleichberechtigte Interaktion und Kommunikation mit den auf ihre Reputation bedachten Kreisen der Gesellschaft reduziert. Unter der Bezeichnung "Neuer Antisemitismus" ist es im 21.Jhd. zu einer deutlichen Erweiterung des Begriffes gekommen.
Als Antisemitismus wird heute ein Vorurteil bezeichnet, das in der Geschichte des christlichen Kulturkreises zunächst gegen Menschen jüdischer Religionszugehörigkeit gerichtet war (Antijudaismus). Es diente zur Rechtfertigung von Judenverfolgung,  Niederlassungsverboten, Ghettoisierung, Pogromen und Vertreibung. Der Antisemitismus-Begriff stammt jedoch aus dem 19. Jahrhundert. In ihm verbinden sich judenfeindliche Vorurteile mit irrationalen und ideologischen Versatzstücken des Nationalismus, des Sozialdarwinismus, der Xenophobie und des Rassismus. Letzterer war ein zentraler Bestandteil der Ideologie, der Politik sowie des gegen "das Judentum" ("Weltjudentum", "bolschewistisches Judentum") gerichteten "arischen" Vernichtungswahns der nationalsozialistischen Bewegung bzw. nach 1933 der Nazidiktatur. Jüdinnen und Juden sowie Menschen mit jüdischer Abstammung wurden gedemütigt und entrechtet, deportiert, in Konzentrationslager gesperrt, zu Arbeitssklaven gemacht, ausgehungert, massenhaft hingerichtet und in Gaskammern ermordet. Unter der Bezeichnung "Neuer Antisemitismus" ist es im 21.Jhd. zu einer deutlichen Erweiterung des Begriffes gekommen. Von dieser Begriffs-Entwicklung berichtet der folgende Text.


== Antisemitismus als Selbstbezeichnung ==
== Antisemitismus als Selbstbezeichnung ==
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== Traditionell lexikalische Definitionen ==
== Traditionell lexikalische Definitionen ==
* Meyers Lexikon, 7. Auflage, Leipzig 1924
* Meyers Lexikon, 7. Auflage, Leipzig 1924
"Antisemitismus, Gegnerschaft gegen die Juden aus rassistischen Gründen seitens ihrer Wirtvölker; die Vertreter diese Richtung heißen A n t i s e m i t e n. Der früher mehr gefühlsmäßig und aus religiösen Gründen zutage getretene Gegensatz hat sich seit etwa 1875 in den bewußten A. umgewandelt und ist in allen Ländern , wo Juden wohnen, zu beobachtebn gewesen, von den schlimmsten Ausschreitungen begleitet in Rußland (Pogrome)...".
"Antisemitismus, Gegnerschaft gegen die Juden aus rassistischen Gründen seitens ihrer Wirtvölker; die Vertreter diese Richtung heißen A n t i s e m i t e n. Der früher mehr gefühlsmäßig und aus religiösen Gründen zutage getretene Gegensatz hat sich seit etwa 1875 in den bewußten A. umgewandelt und ist in allen Ländern , wo Juden wohnen, zu beobachten gewesen, von den schlimmsten Ausschreitungen begleitet in Rußland (Pogrome)...".
* [https://www.britannica.com/topic/anti-Semitism Encyclopedia Britannica Online]:
* [https://www.britannica.com/topic/anti-Semitism Encyclopedia Britannica Online]:
"'''Anti-Semitism''', hostility toward or discrimination against Jews as a religious or racial group. The term anti-Semitism was coined in 1879 by the German agitator Wilhelm Marr to designate the anti-Jewish campaigns under way in central Europe at that time. Although the term now has wide currency, it is a misnomer, since it implies a discrimination against all Semites. Arabs and other peoples are also Semites, and yet they are not the targets of anti-Semitism as it is usually understood. The term is especially inappropriate as a label for the anti-Jewish prejudices, statements, or actions of Arabs or other Semites. Nazi anti-Semitism, which culminated in the Holocaust, had a racist dimension in that it targeted Jews because of their supposed biological characteristics—even those who had themselves converted to other religions or whose parents were converts. This variety of anti-Jewish racism dates only to the emergence of so-called “scientific racism” in the 19th century and is different in nature from earlier anti-Jewish prejudices".
"'''Anti-Semitism''', hostility toward or discrimination against Jews as a religious or racial group. The term anti-Semitism was coined in 1879 by the German agitator Wilhelm Marr to designate the anti-Jewish campaigns under way in central Europe at that time. Although the term now has wide currency, it is a misnomer, since it implies a discrimination against all Semites. Arabs and other peoples are also Semites, and yet they are not the targets of anti-Semitism as it is usually understood. The term is especially inappropriate as a label for the anti-Jewish prejudices, statements, or actions of Arabs or other Semites. Nazi anti-Semitism, which culminated in the Holocaust, had a racist dimension in that it targeted Jews because of their supposed biological characteristics—even those who had themselves converted to other religions or whose parents were converts. This variety of anti-Jewish racism dates only to the emergence of so-called “scientific racism” in the 19th century and is different in nature from earlier anti-Jewish prejudices".
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In Deutschland hat es vor allem Samuel Salzborn unternommen, eine erweiterte Antisemitismus-Definition theoretisch zu untermauern. Er tut dies einerseits in einer Art enzyklopädischen Stichwort "Antisemitismus" (2011), wo er neben den "klassischen" Typen des religiös antijüdischen Antijudaismus und völkisch-rassistischen Antisemitismus drei weitere unterschiedet: den "sekundär-schuldabwehrenden", den "antizionistisch/antiisraelischen" und den "arabisch-islamischen" Antisemitismus [file:///I:/aAnti-Antisemitismus/Definition/Salzborn%20Antisemitismus%202011.html Salzborn 2011]. Diese Erweiterung hat er in einem späteren Beitrag weiter differenziert, indem er zwischen anti-zionistischen, anti-israelischen und "internationalem Antisemitismus: die BDS-Kampagne" unterscheidet [http://www.salzborn.de/txt/2013_Kirche-und-Israel.pdf Salzborn 2013]. Er bezieht sich dabei auf die seit 2003 erschienene Literatur zum "Neuen Antisemitismus" z.B. Rabinovici 2004), vor allem aber auf die "Arbeitsdefinition der EU".
In Deutschland hat es vor allem Samuel Salzborn unternommen, eine erweiterte Antisemitismus-Definition theoretisch zu untermauern. Er tut dies einerseits in einer Art enzyklopädischen Stichwort "Antisemitismus" (2011), wo er neben den "klassischen" Typen des religiös antijüdischen Antijudaismus und völkisch-rassistischen Antisemitismus drei weitere unterschiedet: den "sekundär-schuldabwehrenden", den "antizionistisch/antiisraelischen" und den "arabisch-islamischen" Antisemitismus [file:///I:/aAnti-Antisemitismus/Definition/Salzborn%20Antisemitismus%202011.html Salzborn 2011]. Diese Erweiterung hat er in einem späteren Beitrag weiter differenziert, indem er zwischen anti-zionistischen, anti-israelischen und "internationalem Antisemitismus: die BDS-Kampagne" unterscheidet [http://www.salzborn.de/txt/2013_Kirche-und-Israel.pdf Salzborn 2013]. Er bezieht sich dabei auf die seit 2003 erschienene Literatur zum "Neuen Antisemitismus" z.B. Rabinovici 2004), vor allem aber auf die "Arbeitsdefinition der EU".


Allerdings war zu diesem Zeitpunkt das EUMC durch die Fundamental Rights Agency (FRA) abgelöst worden. Eine Sprecherin dieser EU-Organisation teilte auf Nachfrage der Jerusalem Post mit, dass es keine ofizielle EU-Definition des Antisemitismus gäbe und auch keine solche beabsichtigt sei. Die Arbeitsdefinition des EUMC sei inzwischen von der Webpage entfernt worden <ref>{{cite news | author = Jewish Telegraphic Agency | title = What is anti-Semitism? EU racism agency unable to define term | newspaper = Jerusalem Post | date = 5 December 2013 | url = http://www.jpost.com/Jewish-World/Jewish-News/What-is-anti-Semitism-EU-racism-agency-unable-to-define-term-334043}}</ref> Die erweiterte Definition wird jedoch von der International Holocaust Remembrance Alliance<ref>{{Cite web|url=https://www.holocaustremembrance.com/media-room/stories/working-definition-antisemitism|title=Working Definition of Antisemitism {{!}} IHRA|website=www.holocaustremembrance.com|access-date=2016-08-23}}</ref>, einer 1998 gegründeten intergouvernmentalen Organisation, verbreitet und das nicht ohne Erfolg. Die englischsprachige Wikipedia hält sie für die nach wie vor verbreiteteste Antisemitismus-Definition (https://en.wikipedia.org/wiki/Antisemitism#Definition).
Allerdings war zu diesem Zeitpunkt das EUMC durch die Fundamental Rights Agency (FRA) abgelöst worden. Eine Sprecherin dieser EU-Organisation teilte auf Nachfrage der Jerusalem Post mit, dass es keine ofizielle EU-Definition des Antisemitismus gäbe und auch keine solche beabsichtigt sei. Die Arbeitsdefinition des EUMC sei inzwischen von der Webpage entfernt worden <ref>{{cite news | author = Jewish Telegraphic Agency | title = What is anti-Semitism? EU racism agency unable to define term | newspaper = Jerusalem Post | date = 5 December 2013 | url = http://www.jpost.com/Jewish-World/Jewish-News/What-is-anti-Semitism-EU-racism-agency-unable-to-define-term-334043}}</ref> Die erweiterte Definition wird jedoch von der International Holocaust Remembrance Alliance<ref>{{Cite web|url=https://www.holocaustremembrance.com/media-room/stories/working-definition-antisemitism|title=Working Definition of Antisemitism {{!}} IHRA|website=www.holocaustremembrance.com|access-date=2016-08-23}}</ref>, einer 1998 gegründeten intergouvernmentalen Organisation, verbreitet und das nicht ohne Erfolg. Die englischsprachige Wikipedia hält sie bereits für die verbreiteteste Antisemitismus-Definition (https://en.wikipedia.org/wiki/Antisemitism#Definition).


Am 31.05.2017 hat das Europaparlament den europäischen Staaten mehrheitlich empfohlen, die Definition der IHRA zu übernehmen, wie dies bereits Großbritannien und Österreich getan hätten.[http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+MOTION+B8-2017-0383+0+DOC+XML+V0//EN] Auszug aus dem Beschluß: "Calls on the Member States and the Union institutions and agencies to adopt and apply the working definition of anti-Semitism employed by the International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA)(4) in order to support the judicial and law enforcement authorities in their efforts to identify and prosecute anti-Semitic attacks more efficiently and effectively, and encourages Member States to follow the example of the UK and Austria in this regard"]. Vorarbeiten für diesen Beschluss hatte eine "European Parliament Working Group in Antisemitism" geleistet, als dessen Sektretariat der European Jewish Congress fungiert [http://www.ep-wgas.eu/).
Am 31.05.2017 hat das Europaparlament den europäischen Staaten mehrheitlich empfohlen, die Definition der IHRA zu übernehmen, wie dies bereits Großbritannien und Österreich getan hätten.[http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+MOTION+B8-2017-0383+0+DOC+XML+V0//EN] Auszug aus dem Beschluß: "Calls on the Member States and the Union institutions and agencies to adopt and apply the working definition of anti-Semitism employed by the International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA)(4) in order to support the judicial and law enforcement authorities in their efforts to identify and prosecute anti-Semitic attacks more efficiently and effectively, and encourages Member States to follow the example of the UK and Austria in this regard"]. Vorarbeiten für diesen Beschluss hatte eine "European Parliament Working Group in Antisemitism" geleistet, als dessen Sektretariat der European Jewish Congress fungiert [http://www.ep-wgas.eu/).
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=== Kritik des erweiterten Antisemitismus-Begriffs ===
=== Kritik des erweiterten Antisemitismus-Begriffs ===
Kritisch mit dem erweiterten A-Begriff haben sich neuerdings mehrere Autoren auseinandergesetzt.
Kritisch mit dem erweiterten A-Begriff haben sich neuerdings mehrere Autoren auseinandergesetzt.
* am Eingehendsten ist das Gutachten, welches [http://freespeechonisrael.org.uk/wp-content/uploads/2017/03/TomlinsonGuidanceIHRA.pdf Hugh Tomlinson 2017], ein prominenter britischer Jurist (Q.C.), für eine Reihe jüdischer NGOs verfasst hat. Er unterscheidet dabei zwischen der eigentlichen Definition und den anschließend angegebenen beispielhaften Illustrationen. Die aus zwei Sätzen bestehende Definition hält er für unbestimmt ("vague and unclear"), weil sie auf eine "bestimmte Perzeption von Juden abstellt, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken "kann" (may). Das sei einerseits zu weit, weil es offen lässt, worin sich diese Perzeption oder Haltung noch ausdrücken kann. Andererseits sei dies zu eng, weil sie nicht ausdrücklich das Verhalten einbezieht "which, though not expressed as hatred of Jews is clearly a manifestation of antisemitisms". Was die angeführten Beispiele betrifft, so findet Tomlinson dass die meisten der genannten Aktivitäten "nicht als solche antisemitisch genannt werden können". Als echte Beispiele (im Sinne der Definition) lässt er nur gelten, den "Aufruf zur Tötung oder Schädigung von Juden im Namen einer radikalen Ideologie" bzw. den "Vorwurf gegenüber den Juden als Volk oder dem Staat Israel, den Holocaust zu erfinden oder übertrieben darzustellen". Im übrigen betont er, dass die Arbeitsdefinition selbst keine rechtliche Bindungswirkung beanspruche. Jede Berufung von Regierungen auf die Arbeitsdefinition müsse sich ohnehin an den rechtlichen Grenzen der Meinungsfreiheit (etwa in Art. 10 EMRK) messen lassen. Auf dieser Grundlage haben eine Reihe kritisch-jüdischer Organisationen kurz vor dem Beschluss des Europaparlaments (am 24.5.2017) gegen eine Befürwortung der IHRA-Definition protestiert [https://mail.google.com/mail/u/0/?tab=wm#inbox/15c3be1a87cb6093].  
* am Eingehendsten ist das Gutachten, welches [http://freespeechonisrael.org.uk/wp-content/uploads/2017/03/TomlinsonGuidanceIHRA.pdf Hugh Tomlinson 2017], ein prominenter britischer Jurist (Q.C.), für eine Reihe jüdischer NGOs verfasst hat. Er unterscheidet dabei zwischen der eigentlichen Definition und den anschließend angegebenen beispielhaften Illustrationen. Die aus zwei Sätzen bestehende Definition hält er für unbestimmt ("vague and unclear"), weil sie auf eine "bestimmte Perzeption von Juden abstellt, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken "kann" (may). Das sei einerseits zu weit, weil es offen lässt, worin sich diese Perzeption oder Haltung noch ausdrücken kann. Andererseits sei dies zu eng, weil sie nicht ausdrücklich das Verhalten einbezieht "which, though not expressed as hatred of Jews is clearly a manifestation of antisemitisms". Was die angeführten Beispiele betrifft, so findet Tomlinson dass die meisten der genannten Aktivitäten "nicht als solche antisemitisch genannt werden können". Als echte Beispiele (im Sinne der Definition) lässt er nur gelten, den "Aufruf zur Tötung oder Schädigung von Juden im Namen einer radikalen Ideologie" bzw. den "Vorwurf gegenüber den Juden als Volk oder dem Staat Israel, den Holocaust zu erfinden oder übertrieben darzustellen". Im übrigen betont er, dass die Arbeitsdefinition selbst keine rechtliche Bindungswirkung beanspruche. Jede Berufung von Regierungen auf die Arbeitsdefinition müsse sich ohnehin an den rechtlichen Grenzen der Meinungsfreiheit (etwa in Art. 10 EMRK) messen lassen. Auf dieser Grundlage haben eine Reihe kritisch-jüdischer Organisationen kurz vor dem Beschluss des Europaparlaments (am 24.5.2017) gegen eine Befürwortung der IHRA-Definition, wenn auch erfolglos, protestiert [https://mail.google.com/mail/u/0/?tab=wm#inbox/15c3be1a87cb6093].
* ähnlich, aber weniger ausführlich äußert sich [https://www.lrb.co.uk/v39/n09/stephen-sedley/defining-anti-semitism Stephen Sedley 2017], ein britischer Jurist (bis 2011 Richter am Court of Appeals England & Wales; jetzt Prof. in Oxford)). Die IHRA-Definition sei "unbestimmt" und außerdem rechtlich nicht bindend ("policy is not law"). Das Verbot von Veranstaltungen, wegen antizipierter Kritik von Israels Politik und Praxis der Land-Annexion, "cannot be validated by a policy, much less one as protean in character and as open in shape as the IHRA definition".
* ähnlich, aber weniger ausführlich äußert sich [https://www.lrb.co.uk/v39/n09/stephen-sedley/defining-anti-semitism Stephen Sedley 2017], ein britischer Jurist (bis 2011 Richter am Court of Appeals England & Wales; jetzt Prof. in Oxford)). Die IHRA-Definition sei "unbestimmt" und außerdem rechtlich nicht bindend ("policy is not law"). Das Verbot von Veranstaltungen, wegen antizipierter Kritik von Israels Politik und Praxis der Land-Annexion, "cannot be validated by a policy, much less one as protean in character and as open in shape as the IHRA definition".
* ähnlich auch [https://www.rubikon.news/artikel/eine-neue-antisemitismus-nichtdefinition Norman Paech 2017], in einer kurzen Anmerkung zum Beschluss der Bundesregierung. Die Bundesregierung habe dem Druck nachgegeben, "den Freunden der israelischen Regierung beizustehen, um die Kritik an der israelischen Politik noch wirksamer bekämpfen zu können". Paech äußert erhebliche Zweifel, "ob diese Begriffserklärung jetzt helfen wird", abgesehen davon, dass sie rechtlich nicht bindend sei. Über diese "politisch multiplexe Formel" werde "auch der Zentralrat und all die verbissenen Parteigänger der israelischen Besatzungspolitik enttäuscht sein...wenn sie sie einmal genauer gelesen haben". Eine wissenschaftliche Deinition würde dem "politischen Ziel, die Kritik an der israelischen Politik zu unterbinden, nicht dienen". Leider vezichtet Paech auf Hinweise, wie eine nützlichere Definition aussehen könnte.
* ähnlich auch [https://www.rubikon.news/artikel/eine-neue-antisemitismus-nichtdefinition Norman Paech 2017], in einer kurzen Anmerkung zum Beschluss der Bundesregierung. Die Bundesregierung habe dem Druck nachgegeben, "den Freunden der israelischen Regierung beizustehen, um die Kritik an der israelischen Politik noch wirksamer bekämpfen zu können". Paech äußert erhebliche Zweifel, "ob diese Begriffserklärung jetzt helfen wird", abgesehen davon, dass sie rechtlich nicht bindend sei. Über diese "politisch multiplexe Formel" werde "auch der Zentralrat und all die verbissenen Parteigänger der israelischen Besatzungspolitik enttäuscht sein...wenn sie sie einmal genauer gelesen haben". Eine wissenschaftliche Deinition würde dem "politischen Ziel, die Kritik an der israelischen Politik zu unterbinden, nicht dienen". Paech auf Hinweise, wie eine nützlichere Definition aussehen könnte.
* Im Zusammenhang von Reaktionen auf ihre empirische Untersuchung "Antisemitismus als Problem und Symbol" (2015) gehen [http://www.cco.regener-online.de/2017_1/pdf/ullrich-kohlstruck2017_dt.pdf Peter Ullrich und Michael Kohlstruck 2017] auf Antisemitismus-Definitionen, insbesondere auf die der EUMC/FRA ein. Dies sei keine "klare Definition, sondern ein eher zur Sensibilisierunggeeigneter Beschreibungsversuch ''möglicher'' (aber jeweils nicht zwingender) Ausdrucksweisen von Antisemitismus." Anders als Tomlinson, Sedley und Paech geht es ihnen nicht um die juristische Anwendbarkeit der Definition. sondern um ihre Praktikabilität in der Sozialforschung. "Wir vertreten die Position, dass Ereignisse und Handlungen als antisemitisch klassifiziert werden sollten, in denen sich ein 'negatives Verhältnis gegenüber dem Judentum bzw. gegenüber Jüdinnen und Juden als solchen dokumentiert. Dies trifft unseres Erachtens den inhaltlichen Kern der in der Forschung verbreiteten Antisemitismus-Begriffe (Nipperdey/Rürup 1972; Bergmann/Wywra 2011(". Der Antisemitismus könne dabei völlig offen artikuliert werden oder aber maskiert sein, "beispielsweise im antisemitischen Antizionismus oder anderen Varianten von Umwegkommunikation". Wenn man es aber nicht bei bloßen Motivunterstellungen belassen wolle oder (wie Salzborn 2010) von der apriorischen Annahme ausgehe, Antisemitismus bilde ein konstitutives Element der Moderne", müsse die empirische Forschung "Indikatoren benennen, an denen sich der antisemitische Gehalt intersubjektiv beobachten lässt". Die Autoren weisen auf den Vorschlag des Historikers Christoph Nonn (2008) hin, sich bei wissenschaftlichen Untersuchungen auf "antisemitische Akte" zu konzentrieren, da die Annahme von antisemitischen Mentalitäten problematisch sei.
* Im Zusammenhang von Reaktionen auf ihre empirische Untersuchung "Antisemitismus als Problem und Symbol" (2015) gehen [http://www.cco.regener-online.de/2017_1/pdf/ullrich-kohlstruck2017_dt.pdf Peter Ullrich und Michael Kohlstruck 2017] auf Antisemitismus-Definitionen, insbesondere auf die der EUMC/FRA ein. Dies sei keine "klare Definition, sondern ein eher zur Sensibilisierunggeeigneter Beschreibungsversuch ''möglicher'' (aber jeweils nicht zwingender) Ausdrucksweisen von Antisemitismus." Anders als Tomlinson, Sedley und Paech geht es ihnen nicht um die juristische Anwendbarkeit der Definition. sondern um ihre Praktikabilität in der Sozialforschung. "Wir vertreten die Position, dass Ereignisse und Handlungen als antisemitisch klassifiziert werden sollten, in denen sich ein 'negatives Verhältnis gegenüber dem Judentum bzw. gegenüber Jüdinnen und Juden als solchen dokumentiert. Dies trifft unseres Erachtens den inhaltlichen Kern der in der Forschung verbreiteten Antisemitismus-Begriffe (Nipperdey/Rürup 1972; Bergmann/Wywra 2011(". Der Antisemitismus könne dabei völlig offen artikuliert werden oder aber maskiert sein, "beispielsweise im antisemitischen Antizionismus oder anderen Varianten von Umwegkommunikation". Wenn man es aber nicht bei bloßen Motivunterstellungen belassen wolle oder (wie Salzborn 2010) von der apriorischen Annahme ausgehe, Antisemitismus bilde ein konstitutives Element der Moderne", müsse die empirische Forschung "Indikatoren benennen, an denen sich der antisemitische Gehalt intersubjektiv beobachten lässt". Die Autoren weisen auf den Vorschlag des Historikers Christoph Nonn (2008) hin, sich bei wissenschaftlichen Untersuchungen auf "antisemitische Akte" zu konzentrieren, da die Annahme von antisemitischen Mentalitäten problematisch sei.


== Literatur ==
== Literatur ==
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* Klug, Brian: Was meinen wir, wenn wir ‘Antisemitismus’ sagen? Aus seinem Vortrag: What Do We Mean When We Say ‘Antisemitism’? - Echoes of shattering glass (Berlin, 08.11.20109.11.2013) übersetzt von Katja Schickel. In: LETNA PARK: Kulturmagazin aus Prag. [http://www.letnapark-prager-kleine-seiten.com/brian-klug.htm Letna Park: Kulturmagazin aus Prag 2013]
* Klug, Brian: Was meinen wir, wenn wir ‘Antisemitismus’ sagen? Aus seinem Vortrag: What Do We Mean When We Say ‘Antisemitism’? - Echoes of shattering glass (Berlin, 08.11.20109.11.2013) übersetzt von Katja Schickel. In: LETNA PARK: Kulturmagazin aus Prag. [http://www.letnapark-prager-kleine-seiten.com/brian-klug.htm Letna Park: Kulturmagazin aus Prag 2013]
* Lagodinsky, Sergey: Kontexte des Antisemitismus. Rechtliche und gesellschaftliche Aspekte der Meinungasfreiheit und ihrer Schranken. Berlin: Metropol Verlag 2013.
* Lagodinsky, Sergey: Kontexte des Antisemitismus. Rechtliche und gesellschaftliche Aspekte der Meinungasfreiheit und ihrer Schranken. Berlin: Metropol Verlag 2013.
* Salzborn, Samuel:
* Paech, Norman: Eine neue Antisemitismus-Nichtdefinition. Über das Scheitern, den Antisemitismus zu definieren. In: Rubikon, 28.09.2017. Download (08.11.2017) [https://www.facebook.com/RubikonMagazin/posts/1556086211096462]
* Tomlinson, Hugh: In the Matter of the Adoption and Potential Application of the International Holocaust Remembrance Alliance Working Definition of Antisemitism
* Salzborn, Samuel: Israelkritik oder Antisemitismus? Kriterien für eine Unterscheidung. In:  Kirche und Israel, Neukirchener Theologische Zeitschrift, 28. Jahrgang, Heft 1/2013. Download (08.11.2017) [http://www.hagalil.com/2013/06/israelkritik-oder-antisemitismus/]
* Sedley, Stephen: Definin Anti-Semitism. In: London Review of Books, vol. 39, No.9, 4.Mai 2017.  Download (08.11.2017) [https://www.lrb.co.uk/v39/n09/stephen-sedley/defining-anti-semitism].
* Tomlinson, Hugh: In the Matter of the Adoption and Potential Application of the International Holocaust Remembrance Alliance Working Definition of Antisemitism. Mai 2017. Download (08.11.2017) [http://freespeechonisrael.org.uk/ihra-opinion/]
* Ullrich, Peter & Kohlstruck, Michael: Muster der öffentlichen Kommunikation über Antisemitismus. In. conflict & communication online, vol. 15, No.1, 2017. Download (08.11.2017) [https://www.depositonce.tu-berlin.de/bitstream/11303/6340/3/ullrich-kohlstruck_2017_de.pdf]
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