Waldemar Hoven

Aus Krimpedia – das Kriminologie-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Lagerarzt im KZ Buchenwald Waldemar Hoven (* 10.02.1903 in Freiburg im Breisgau; † 2.06.1948 in Landsberg am Lech) gehörte zu den wenigen Menschen, die sowohl Funktionär als auch Insasse im KZ Buchenwald waren und die sowohl vom NS-Regime als auch von den Alliierten zum Tode verurteilt wurden. Während das NS-Regime ihn nach 18 Monaten KZ-Haft begnadigte, henkten ihn die Alliierten am 02.06.1948 im Gefängnis von Landsberg am Lech.

Leben

Der Sohn eines Oberpostassistenten arbeitete nach der Schule in Dänemark, Schweden und den USA im landwirtschaftlichen Bereich, kehrte 1925 nach Freiburg zurück, wo er seinen Bruder in dessen Sanatorium mit Büroarbeiten unterstützte. Ab 1930 verdiente er gut als Gesellschaftsreporter in Paris für Baron de Maier. Nach dem Tod seines Bruders kehrte er nach Deutschland zurück. Er machte die Reifeprüfung, begann und beendete (1939 per Notprüfung) ein Medizinstudium in Freiburg, um das Sanatorium übernehmen zu können. Das gelang allerdings nicht. Hoven, seit 1934 Mitglied der SS und seit 1937 der NSDAP, machte eine Infanterieausbildung, wurde Hilfssanitätsoffizier (Oktober 1939), Sanitätsoffizier der Waffen-SS (1940) im SS-Lazarett des KZ Buchenwald, SS-Hauptsturmführer (1942) und Standortarzt im KZ Buchenwald und übernahm ab Januar 1943 zusätzlich die stellvertretende Leitung der Abteilung für Fleckfieber- und Virusforschung des Hygiene-Institut der Waffen-SS in Buchenwald unter Erwin Ding-Schuler.

Hoven, im Lager "der schöne Waldemar" genannt, führte gemeinsam mit Ding-Schuler Gasödemstudien sowie Fleckfieber- und andere Versuche mit Impfstoffen an ausgesuchten Häftlingen durch. Zudem selektierte er kranke Häftlinge, die in der Aktion 14f13 getötet wurden. Er ermordete persönlich Häftlinge mittels Evipan- und Phenolinjektionen. Hunderte angeordnete und auch selbst durchgeführte Tötungen wurden Hoven nach Kriegsende nachgewiesen.

Hoven promovierte im Juli 1943 an der Universität Freiburg zum Dr. med. mit einer Arbeit über die Behandlung von Tuberkulose. Für diese Forschungsarbeit betrieb Hoven pseudomedizinische Versuchsreihen an KZ-Häftlingen, von denen mindestens fünf an den Folgen der Versuche starben. Die mit „sehr gut“ bewertete Arbeit wurde, wie sich nach Kriegsende herausstellte, von zwei KZ-Häftlingen verfasst.

Hoven wurde im Zuge der Buchenwalder Korruptionsaffäre um Karl Otto Koch im September 1943 verhaftet und mit weiteren Beschuldigten vor einem SS-Gericht angeklagt. Ihm wurden Mord, Körperverletzung mit Todesfolge und weitere Straftaten nachgewiesen. Hoven soll einen inhaftierten SS-Offizier namens Köhler, der potentieller Zeuge im Korruptionsverfahren gegen Karl Otto Koch und Ilse Koch war, durch die Injektion von Aconitin getötet haben, um Ilse Koch zu schützen, mit der er angeblich eine Affäre hatte. Der SS-Richter Konrad Morgen verurteilte Hoven wahrscheinlich noch im Frühjahr 1945 zum Tode. Hoven blieb 18 Monate in Buchenwald inhaftiert, bis er aufgrund des herrschenden Ärztemangels begnadigt und am 2. April 1945 aus der Haft entlassen wurde.

Nürnberger Prozess

Nach der Befreiung des KZ Buchenwald wurde Hoven verhaftet und im Nürnberger Ärzteprozess angeklagt. Da sich herausstellte, dass seine Doktorarbeit nicht von ihm selbst verfasst worden war, erkannte ihm 1947 die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg die Doktorwürde ab. Hoven wurde wegen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, der SS, am 20. August 1947 zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 2. Juni 1948 durch Erhängen im Landsberger Gefängnis vollstreckt.

Zitat

"Es dürfte allgemein und insbesondere in deutschen wissenschaftlichen Kreisen bekannt gewesen sein, daß die SS über nennenswerte Wissenschaftler nicht verfügte. Es ist offensichtlich, daß es sich bei den in den Konzentrationslagern mit I.G.-Präparaten durchgeführten Versuchen nur um das Interesse der I.G. handelte, die mit allen Mitteln bestrebt war, die Wirksamkeit ihrer Präparate festzustellen beziehungsweise die - ich möchte sagen - Schmutzarbeit in Konzentrationslagern durch die SS machen zu lassen. Die I.G. war darauf bedacht, diese Tatsache nach außen hin nicht in Erscheinung treten zu lassen, sondern die näheren Umstände ihrer Versuche zu verschleiern, um aber dann (...) den Gewinn daraus für sich zu ziehen. Nicht die SS, sondern die I.G. hatte die Initiative bei diesen Versuchen in den KZ."

Weblinks

Adaptiert von „http://de.wikipedia.org/wiki/Waldemar_Hoven“. Wartet auf kriminologische Differenzierung.