Tschetschenien-Krieg

Der erste Tschetschenien-Krieg dauerte von 1994-1996, der zweite (als „Anti-Terror-Aktion“ deklarierte) von 1999-2009. In beiden Tschetschenien-Kriegen, die im Grunde genommen ein einziger großer Krieg waren, ging es Moskau darum, die von tschetschenischen Separatisten geforderte staatliche Unabhängigkeit Tschetscheniens zu verhindern. Die Unabhängigkeit war unter dem ersten frei gewählten Präsidenten Tschetscheniens, Dschochar Dudajew, 1991 am Ende der Sowjetunion proklamiert worden. Moskau hatte sie nie anerkannt.

Mit der Erklärung, dass die "Anti-Terror-Aktion" erfolgreich beendet worden sei, hat Moskau einen Erfolg seiner Strategie der "Tschetschenisierung" des Tschetschenien-Kriegs erzielt. Der von Moskau eingesetzte Präsident der russischen Teilrepublik, Ramsan Kadyrow, hat es geschafft, mit tschetschenischen Kämpfern den separatistischen Untergrund zu besiegen. Anlässlich der Aktionen der Untergrundkämpfer etwa bei den Geiselnahmen im Moskauer Musical-Theater „Nordost“ (2002) und in der Schule in Beslan (2004) waren insgesamt circa 1000 Menschen getötet worden. Die Zahl der vom russischen Geheimdienst und von russischen Truppen getöteten Untergrundkämpfer und Unbeteiligten lag nach Schätzungen von 2005 bei rund 16.500 tschetschenischen Kämpfern und 8.500 Zivilisten. Zusätzlich forderte der Zusammenbruch der Lebensmittelversorgung und der gesamten Infrastruktur Tschetscheniens weitere 40.000 Opfer, also rund 4 % der Gesamtbevölkerung des Landes zur Zeit des Konfliktausbruchs. Rund 200.000 Einwohner flohen. Damit ist das Land nach Beendigung des Krieges wirtschaftlich und sozial nicht alleine lebensfähig; 80% des Haushalts werden aus Moskau bestritten. - Die russische Seite verlor in den Kämpfen mehr als 12.000 Soldaten und mehr als 7000 Zivilisten.

Quellen

  • Ludwig, Michael (2009) Tschetschenien: Republik von Moskaus Gnaden. FAZ 17.04.09: [1] (21.04.09).