Eine Tretmühle (auch Tretrad oder Laufrad) ist eine aus prä-industrieller Zeit stammende Antriebsform, die das Körpergewicht von Menschen oder Tieren zur Bewegung eines Rades nutzt (z.B. Treträder für Hamster) und mittels mechanischer Verknüpfungen zum Mahlen (Mühle) oder Heben (Kran) eingesetzt werden kann. In figurativem Sinne spricht man von heute von einer Arbeit oder Arbeitsstätte als einer Tretmühle, wenn man den anstrengenden und repetitiven Charakter einer - häufig auch als sinnlos empfundenen - Tätigkeit betonen möchte. Im Strafvollzug spielte die Tretmühle vor allem zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine nicht unbedeutende Rolle.


Produzierende Tretmühle

Die schon in der Antike bekannte Mechanik der Tretmühle erreichte in den 1570er Jahren als produktive Tretmühle den Strafvollzug. Im Londoner Bridewell dienten Tretmühlen dem Antrieb von Wasserpumpen und Getreidemühlen. Besonders geschätzt wurde der Vorteil, dass sie in zwei Varianten benutzt werden konnten: als Tret- oder als Handmühle, so dass auch Krüppel zum Einsatz kommen konnten. Auch wer keine (oder keine kräftigen) Arme mehr besass, konnte in der Tretmühle arbeiten; wer aber lahmte, für den gab es die Variante der Handmühle. Im britischen Penitentiary Act von 1779 fand die Tretmühle Erwähnung als eine der für den Strafvollzug empfohlenen Arbeiten. Ihren Höhepunkt fand die Verwendung der Tretmühlen im Strafvollzug allerdings erst mit der Einführung ihrer nicht-produzierenden Variante zu Beginn des 19. Jahrhunderts: so lernten die Gefangenen die Fähigkeit und Bereitschaft zu ewig wiederholter Plackerei ohne Bezug zu einem sinnstiftenden Produkt (Disziplinierung).

Nicht-produzierende Tretmühle

Für eine gewisse Zeit hatte die Tretmühle eine zentrale Bedeutung im Strafvollzug. Das war zu Beginn des 19. Jahrhunderts. 1818 wurde ein neuer Typ der Tretmühle patentiert. 1820 beschrieb die Society for the Improvement of Prison Discipline die Erfindung. 1822 gab es den neuen Typ bereits in 54 britischen Strafanstalten. Im August 1825 wurde die erste Hamburgische Tretmühle in Betrieb genommen. Es folgten Werden (Westfalen) und Kronach (Franken). Auch im Berliner Arbeitshaus wurde bald eine "Trittmühle" installiert, um "dadurch ein durch die neuesten Erfahrungen bewährtes Mittel zu gewinnen, die in der Anstalt befindlichen Vagabunden und Criminal-Arrestanten auf eine angemessene Weise zu beschäftigen", wie der Berliner Oberbürgermeister es in einem Schreiben vom 9.11.1832 an das Justizministerium formulierte. Das Erfolgsgeheimnis dieser Tretmühlen war ihre ökonomische Nutzlosigkeit. Sie produzierten nichts und sie trieben nichts an (außer manchmal auf dem Dach befestigte Windsegel, die nur die Nutzlosigkeit der Gefangenenarbeit signalisierten), sie waren keine Konkurrenz für die umliegenden Gewerbe und sie dienten nur dem einen Zweck: die Gefangenen an die ununterbrochen wiederholte Bewegung, die stumpfsinnig-arbeitsteilige Produktion und Entfremdung zu gewöhnen - Arbeitsdisziplin pur. Diese Tretmühle war "der perfekte Übungsapparat zur Gewöhnung an die Arbeit an sich" (alle Zitate: Nutz 2001: 150).

Literatur

  • Hudtwalcker, Martin Hieronymus (1825a) Über die Tretmühlen, in: Criminalistische Beyträge Bd. 1: 59-80.
  • Hudtwalcker, Martin Hieronymus (1825b) Noch etwas über die Tretmühlen und über die Hamburgische Tretmühle insbesondere, in: Criminalistische Beyträge Bd. 2: 407-446, 435-446.
  • Nutz, Thomas (2001) Strafanstalt als Besserungsmaschine. Reformdiskurs und Gefängniswissenschaft 1775-1848. München: Oldenbourg (bes. S. 148-151).