Stanley McChrystal

Der Sohn von Major General Herbert J. McChrystal, Jr., der Absolvent der Militärakademie West Point (1976), US-Army-General Stanley Allen McChrystal (* 14. August 1954), war vom Mai 2003 bis zum Juni 2008 Kommandeur des Joint Special Operations Command (JSOC) und führte damit einen Großteil der Operationen von Spezialtruppen im Irak und in Afghanistan; am 23. Juni 2010 musste er von seinem Posten als Kommandeur der ISAF in Afghanistan sowie der US Forces Afghanistan nach offener Kritik an der US-Regierung zurücktreten, nachdem er diesen Posten erst rund ein Jahr inne gehabt hatte.

Stanley McChrystal

1990-1993 war er Army Special Operations Action Officer in der Operationsabteilung des Stabes des US Joint Special Operations Command in Fort Bragg. Während dieser Zeit nahm er an den Operationen Desert Shield/Storm teil und wurde zum 1. September 1992 zum Lieutenant Colonel befördert. Im November 1994 wurde er nach Fort Lewis, Washington, versetzt und kommandierte dort bis zum Juni 1996 das 2. Bataillon des 75th Ranger Regiment. 1996 wurde er wieder an die Ostküste der Vereinigten Staaten versetzt und war vom Juni 1996 bis zum Juni 1997 Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Senior Service Fellow) an der John F. Kennedy School of Government der Harvard University. 1997 kehrte er als Colonel nach Fort Benning zurück und übernahm dort das Kommando über das 75th Ranger Regiment und führte dies bis zum August 1999. Anschließend war er vom August 1999 bis zum Juni 2000 als militärischer Mitarbeiter (Military Fellow) beim Council on Foreign Relations in New York City eingesetzt. - Vom Juni 2000 bis zum Juni 2001 diente McChrystal, per 1. Januar 2001 zum Brigadier General ernannt, als assistierender Divisionskommandeur für Operationen bei der 82. US-Luftlandedivision in Fort Bragg und führte in dieser Funktion auch das Kommando über die Combined Joint Task Force Kuwait im Camp Doha in Kuwait. Im Anschluss daran diente er in Fort Bragg vom Juni 2001 bis zum Juli 2002 als Chef des Stabes des übergeordneten XVIII. US-Luftlandekorps und war in dieser Verwendung während der Operation Enduring Freedom in Afghanistan Stabschef der Combined Joint Task Force 180 unter dem Kommando von Dan K. McNeill. Zurück in den Vereinigten Staaten war McChrystal vom Juli 2002 bis zum September 2003 unter Norton A. Schwartz Vizedirektor für Operationen (J-3) im Joint Staff. - Im September 2003 übernahm er als Kommandierender General das Kommando über das Joint Special Operations Command (JSOC) in Fort Bragg und führte dies fünf Jahre lang bis zum August 2008. Mittlerweile zum Major General befördert, kommandierte er ab Februar 2006 zusätzlich die Sondereinsätze des US Central Command (CENTCOM) im Irak und erhielt dazu am 16. Februar 2006 seinen dritten Stern als Lieutenant General.

Als Kommandeur eigentlich in Fort Bragg stationiert, verbrachte McChrystal den Hauptteil seiner Zeit in Afghanistan, im vorgelagerten CENTCOM-Hauptquartier in Katar und im Irak. Unter seinem Kommando nahmen JSOC-Truppen im Dezember 2003 den ehemaligen Diktator Saddam Hussein gefangen und töteten mit Hilfe der US Air Force im Juni 2006 den Anführer der Al-Quaida im Irak Abu Musab az-Zarqawi. Oder, wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (27.06.2010: 2) es ausdrückte: seine Eliteeinheiten "stöberten seinerzeit Saddam Hussein in einem Erdloch bei Tikrit auf und nahmen ihn fest. Und sie eliminierten (...) den Jordanier Abu Mussab al-Zarqawi mit einem Luftangriff in dunkler irakischer Nacht."

Nachdem McChrystal den US-Präsidenten George W. Bush enorm beeindruckt hatte, weil er die Männer der Task Force 6-26 zum ausgebombten Unterschlupf Zarqawis persönlich begleitet hatte, um den Leichnam selbst zu identifizieren, brach der US-Präsident eine ungeschriebene Regel und lobte das JSOC-Team (TF 6-26) und deren Kommandeur McChrystal namentlich in der Öffentlichkeit. Die Task Force 6-26 war zuvor schon öffentlich in Erscheinung getreten. Nachdem im April 2004 der Abu-Ghuraib-Folterskandal öffentlich geworden war, wurden Angehörige der Task Force rüder Verhörmethoden bis hin zur Folter von Gefangenen in Camp Nama verdächtigt. 34 Mitglieder der Task Force erhielten Disziplinarstrafen und fünf US Army Rangers wurden wegen Gefangenenmisshandlung in Camp Nama verurteilt.

Öffentlich kritisiert wurde McChrystal für seine Rolle im Nachgang des Todes des Ex-Profifootballers und Army-Rangers Pat Tillman 2004, der von eigenem Feuer getötet wurde. McChrystal genehmigte dennoch die postume Verleihung eines Silver Stars an Tillman mit der Formulierung, Tillman sei „unter verheerendem feindlichen Feuer“ umgekommen (in the line of devastating enemy fire). Am Tag nach der Würdigung sandte McChrystal ein dringliches Memo an hohe Regierungsstellen mit der Warnung, dieses Zitat nicht in öffentlichen Reden zu verwenden, da nicht klar sei, ob Tillman womöglich unter eigenem Feuer gestorben sei. McChrystal war einer von acht Offizieren, für die nach einer Untersuchung des Pentagon Disziplinarstrafen empfohlen wurden. Derartige Strafen wurden jedoch nicht gegen ihn verhängt.

Nach einem Bericht der Washington Post von Bob Woodward begann im Frühling 2007 JSOC zusammen mit US-Nachrichtendiensten im Irak eine Reihe von verdeckten Operationen, die zusammen mit der Truppenaufstockung und Strategieveränderung (surge, Aufstandsbekämpfung) unter dem neuen Kommandeur der Multi-National Force Iraq, General David H. Petraeus, wirken sollten. Laut Woodwards Bericht etablierte McChrystal dabei eine Art zusammenhängender Kriegführung (collaborative warfare), um sich dabei einer breiten Palette von Möglichkeiten zu bedienen, von Abhörmaßnahmen bis hin zu persönlich erworbenen Geheimdienstinformationen, um Aufständische aufzuspüren und zu töten.

Direktor des Joint Staff

McChrystal mit US-Präsident Barack Obama, Mai 2009 McChrystal galt 2007 als möglicher Nachfolger von Bryan D. Brown als Kommandeur des US Special Operations Command und 2008 als potenzieller Nachfolger von General David Petraeus als Kommandeur der Multi-National Force Iraq bzw. als Nachfolger von Admiral William J. Fallon auf dem Posten des Kommandeurs des US Central Command. Stattdessen wurde er am 25. Februar 2008 für den Posten des Direktors des Joint Staff nominiert. Obwohl eigentlich eine Routineangelegenheit, wurde McChrystals Nominierung von Mitgliedern des Senate Armed Services Committee auf die lange Bank geschoben, da sie mehr Informationen über die Misshandlungen Gefangener unter McChrystals Kommando im Irak und Afghanistan sowie zum Fall Pat Tillman erhalten wollten. Schlussendlich wurde die Nominierung jedoch bestätigt und McChrystal übergab am 13. Juni 2008 das Kommando des JSOC an Vice Admiral William H. McRaven und übernahm im August 2008 schließlich den neuen Posten im Pentagon, wo er das Kommando über 1.200 Stabsangehörige führte. Diesen Posten bekleidete er bis zum Juni 2009.

ISAF-Kommandeur Im Mai 2009 wurde bekannt, dass McChrystal von David D. McKiernan den Posten des Kommandeurs der ISAF und zugleich die US Forces Afghanistan übernehmen sollte. Über die genauen Gründe der schnellen Ablösung von McKiernan nach nur einem Jahr als Kommandeur herrschte Unklarheit. Es wurde vermutet, dass ebenso wie im Irak 2007 in Afghanistan ein Kurswechsel in der Aufstandsbekämpfung stattfinden soll und McKiernan, der während des Irakkrieges 2003 alle Bodenoperationen geleitet hatte, dazu nicht der beste Mann sei.

Nach der Kommandoübernahme der beiden Posten in Afghanistan und der Beförderung zum General sollte McChrystal nach 60 Tagen umfassende Änderungen in der ISAF-Kommandostruktur vornehmen. McChrystal nahm Lieutenant General David M. Rodriguez, bis dahin Senior Military Assistant von US-Verteidigungsminister Robert Gates, als seinen Stellvertreter mit nach Afghanistan. Rodriguez hatte zuvor schon von 2006 bis 2008 das Kommando über die 82. US-Luftlandedivision inne und war mit dieser auch in Afghanistan als US-Regionalkommandeur Ost (RC-E) der ISAF eingesetzt. In Afghanistan bildete Rodriguez unter McChrystal und seinem britischen ISAF-Stellvertreter innerhalb des ISAF-Hauptquartiers eine operative Kommandoebene, die das "Tagesgeschäft" führt. Diese Änderungen sollten dazu dienen, dass sich McChrystal besser auf die größere strategische Planung konzentrieren konnte. Die erweiterte Kommandostruktur hatten die US-Streitkräfte bereits bei den Multi-National Force Iraq erprobt.

Zudem hatte McChrystal sehr viel Freiraum bei der Auswahl seines Stabes. So nahm er neben Rodriguez auch den Chefberater für Nachrichtendienste im Joint Staff, Major General Michael T. Flynn, der zuvor schon beim JSOC als nachrichtendienstlicher Abteilungsleiter (G2) unter McChrystal diente, und den erfahrenen Offizier für Spezialoperationen Brigadier General Scott Miller als Koordinator der Pakistan-Afghanistan-Operationen mit nach Kabul.

Den Wechsel in der US-Außenpolitik unter dem 2009 angetretenen US-Präsidenten Barack Obama vom Irak als Hauptkriegsschauplatz hin zum Operationsgebiet Pakistan-Afghanistan verdeutlicht u. a. folgender Ausspruch des Vorsitzenden der Joint Chiefs of Staff Admiral Michael G. Mullen: „he could have his pick from the Joint Staff. His job, the mission he’s going to command, is that important. Afghanistan is the main effort right now“. (dt. „Er kann seine (Personal-)Auswahl aus dem Joint Staff haben. Sein Job, die Mission, die er kommandieren soll, ist so wichtig. Afghanistan ist jetzt der Schwerpunkt.“)

Eine weitere Neuerung war die Besetzung des Postens des Direktors für Kommunikation. Rear Admiral Gregory J. Smith, der bereits im Irak unter General David H. Petraeus als Direktor für Kommunikation und Sprecher der Multi-National Force Iraq gedient hatte, soll seine Pensionierung, die für den Sommer 2009 angesetzt war, auf persönliche Bitte von Admiral Mullen aussetzen und in selbiger Position für McChrystal arbeiten. Am 15. Juni 2009 übernahm McChrystal schließlich in Kabul den Kommandeursposten.

Aufgrund abschätziger Äußerungen[15] über amerikanische Regierungsmitglieder gegenüber der Zeitschrift Rolling Stone[16] reichte McChrystal am 23. Juni 2010 nach einem Gespräch mit Präsident Obama in Washington ein Rücktrittsgesuch ein. Das Kommando über die US-Truppen in Afghanistan sowie die ISAF soll McChrystals bisheriger US-Vorgesetzter, David H. Petraeus, übernehmen.


Gekürzt, leicht verändert und zum Großteil identisch mit: „http://de.wikipedia.org/wiki/Stanley_A._McChrystal“. Wartet auf Konzentration auf Straftaten, Ermittlungen, Sanktionen.