Kunstfälscher


Merkwürdige Kriminalfälle

Im Jahre 2007 wurde in Großbritannien eine bis dahin sensationell erfolgreiche Kunstfälscherfamilie wegen Betrugs verurteilt. Die drei Sozialhilfeempfänger - der 47 Jahre alten Shaun Greenhalgh und seinen beiden 82 und 84 Jahre alten Eltern - hatten fast zwei Jahrzehnte lang zahlreiche bekannte Museen und Auktionshäuser mit Falsifikaten von hoher Qualität hereingelegt, die sie alle selber hergestellt hatten. Darunter befanden sich

  • die 47 cm hohe Keramikfigur eines Fauns ("Gauguin 1886"), die von Kunstkritikern tiefsinnig interpretiert und vom Art Institute of Chicago als eine der bedeutendsten Neuerwerbungen der letzten zwanzig Jahre gepriesen worden war
  • die von einem Auktionskatalog aus dem 19. Jahrhundert inspirierte, binnen drei Wochen in einem Geräteschuppen gemeißelte sowie mit Tee und Ruß ("Patina") eingeriebene, angeblich 3300 Jahre alte "Amarna-Prinzessin" ("altägyptische Alabaster-Figur, Tochter des Pharaos Akhenaten"), für deren Authentizität sich dann das British Museum verbürgte und die sie dem Museum von Bolton für 440 000 Pfund verkauften.

Gina Thomas schreibt über die Entdeckung:

"Der Betrug flog auf durch einen Rechtschreibfehler in der Keilschrift auf einem assyrischen Relief, von dem das British Museum zunächst begeistert war. Als Zweifel aufkamen, wurde die Polizei eingeschaltet. Sie fand bei der Durchsuchung der Sozialwohnung eine veritable 'Höhle Aladins', vollgestopft mit Materialien, Werkzeug und gefälschten Kunstwerken. Auf dem Kühlschrank stand ein Schmelzofen für Silber, unterm Bett lag ein Aquarell. Während Fälscher sich gewöhnlich auf ein Fach spezialisieren, schien Sean Greenhalgh alles zu beherrschen, von altägyptischer Skulptur über römisches Silber und keltischen Schmuck bis hin zu Landschaftsgemälden und einer Barbara-Hepworth-Plastik" (Thomas 2007).


Literatur

  • DONATH A. (1937) Wie die Kunstfälscher arbeiten, Prag
  • KURZ O. (1948) Fakes Handbook für Collectors and Students, New Haven
  • GOLL J. (1962) Kunstfälscher, Leipzig.
  • SCHÜLLER S (1963) Fälscher, Händler und Experten. Das zwielichtige Abenteuer der Kunstfälschungen, München
  • ARNAU, F (1969) Kunst der Fälscher - Fälscher der Kunst, Düsseldorf, Wien: Econ.
  • WÜRTENBERGER, Thomas (1971) Das Kunstfälschertum. Entstehung und Bekämpfung eines Verbrechens vom Anf. des 15. bis zum Ende des 18. Jh., Köln, Wien
  • Fälschung und Forschung (1976/77) Katalog, Essen, Berlin.
  • PAUL, E (1981) Gefälschte Antike von der Renaissance bis zur Gegenwart, Leipzig, Wien
  • TÜRR, K (1987) Fälschungen antiker Plastik seit 1800, Berlin
  • ALMERO, Th (1987) Kunst- und Antiquitätenfälschungen, München
  • FAKE? The Art of Deception, Katalog (1990) London
  • REITZ; Manfred (1999) Große Kunstfälschungen, Frankfurt/M., Leipzig: Insel.
  • THOMAS, Gina (2007) Eine Patina aus Tee und Ruß. In Großbritannien hat eine Fälscherfmailie Museen und Experten mit ihrne Werken zum Narren gehalten. Jetzt sind die Greenhalghs aufgeflogen. FAZ 14.12.2007: 35.