Zero Tolerance: Unterschied zwischen den Versionen

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Bei dem Begriff '''Zero Tolerance''' handelt es sich um ein Sicherheitskonzept welches auf der „[[Broken Windows]]“ - Theorie basiert. Dieses Konzept wurde 1994 von dem ehemaligen Polizeichef von New York [[William Bratton]] als kriminalpolitisches Programm in die polizeiliche Praxis umgesetzt. Das erklärte Ziel der „Zero Tolerance“ - Politik, war es durch das frühzeitige und harte Einschreiten gegen störende Verhaltensweisen wie zum Beispiel Schwarzfahren, öffentliches Urinieren, Lärmbelästigung oder Bettelei, ein soziales Klima zu erzeugen, in dem Ordnung und Normvertrauen wiederhergestellt sind und sich niemand mehr unsicher fühlen sollte.
Bei dem Begriff '''Zero Tolerance''' handelt es sich um ein Sicherheitskonzept welches auf der „[[Broken Windows]]“ - Theorie basiert. Dieses Konzept wurde 1994 von dem ehemaligen Polizeichef von New York [[William Bratton]] als kriminalpolitisches Programm in die polizeiliche Praxis umgesetzt. Das erklärte Ziel der „Zero Tolerance“ - Politik, war es durch das frühzeitige und harte Einschreiten gegen störende Verhaltensweisen wie zum Beispiel Schwarzfahren, öffentliches Urinieren, Lärmbelästigung oder Bettelei, ein soziales Klima zu erzeugen, in dem Ordnung und Normvertrauen wiederhergestellt sind und sich niemand mehr unsicher fühlen sollte.


=== Historie / Entwicklung des Begriffs ===
=== Historie / Entwicklung des Begriffs ===
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=== Auswirkungen der "Zero Tolerance" - Strategie auf die Kriminalitätsrate in New York ===
=== Auswirkungen der "Zero Tolerance" - Strategie auf die Kriminalitätsrate in New York ===
Die erklärte Strategie der ''Zero Tolerance'' wurde im Staat New York als voller Erfolg klassifiziert. So belegte New York im Jahr 1993 noch Platz 87 auf dem FBI-Index in Bezug auf seine Kriminalitätsrate bei den  189 Städten der USA mit über 100.000 Einwohnern. Im Jahr 1997 belegte New York auf diesem Index Platz 150 und in der ersten Hälfte des Jahres 1998 Platz 163. Das Büro des Bürgermeisters berichtete damals, das zwischen 1993 und 1998 die Zahl der schweren Verbrechen in der Stadt New York um 51 % gefallen ist, wobei der Rückgang bei den vorsätzlichen Tötungsdelikten 67 % betrug. Weiterhin wurde im Jahr 1998 die niedrigste Zahl der registrierten Morde in New York seit 36 Jahren gemessen. Zudem gab es seit Einführung der ''„Zero Tolerance"''- Strategie eine Abnahme der Zahl der Vergewaltigungen (19 %), der Raubdelikte (55 %) und der Einbruchsdiebstähle (53 %) (Jehle: 2001, S. 44 – 45). Hier ist zu erwähnen, dass es ist in den USA üblich ist, dass sich eine statistische Erfassung von Kriminalität lediglich auf wenige ausgesuchte Delikte bezieht, um eine Vergleichbarkeit von Bundesstaaten und Städten zu ermöglichen (Legge 1997: 111). Dadurch existieren jedoch keine Statistiken über Kontrolldelikte wie Drogenkriminalität, einfacher Diebstahl oder Schwarzfahren. Auffällig ist hier, dass dadurch auch keine Statistiken über Entwicklungen der Drogenkriminalität im Zuge der ''„Zero Tolerance"'' - Strategie existieren, obwohl dieser Deliktsbereich zu den ausgewiesenen Arbeitsschwerpunkten der New Yorker Polizei zählte. Weiterhin haben journalistische Reportagen gezeigt, dass die „''social disorder''" zurückgegangen ist und die Kriminalitätsfurcht in den sog. „''no-go-areas''“ zumindest aus Sicht der Interviewten ebenfalls gesunken ist (Legge 1997: 111).
Die erklärte Strategie der ''Zero Tolerance'' wurde im Staat New York als voller Erfolg klassifiziert. So belegte New York im Jahr 1993 noch Platz 87 auf dem FBI-Index in Bezug auf seine Kriminalitätsrate bei den  189 Städten der USA mit über 100.000 Einwohnern. Im Jahr 1997 belegte New York auf diesem Index Platz 150 und in der ersten Hälfte des Jahres 1998 Platz 163. Das Büro des Bürgermeisters berichtete damals, das zwischen 1993 und 1998 die Zahl der schweren Verbrechen in der Stadt New York um 51 % gefallen ist, wobei der Rückgang bei den vorsätzlichen Tötungsdelikten 67 % betrug. Weiterhin wurde im Jahr 1998 die niedrigste Zahl der registrierten Morde in New York seit 36 Jahren gemessen. Zudem gab es seit Einführung der ''„Zero Tolerance"''- Strategie eine Abnahme der Zahl der Vergewaltigungen (19 %), der Raubdelikte (55 %) und der Einbruchsdiebstähle (53 %) (Jehle: 2001, S. 44 – 45). Hier ist zu erwähnen, dass es ist in den USA üblich ist, dass sich eine statistische Erfassung von Kriminalität lediglich auf wenige ausgesuchte Delikte bezieht, um eine Vergleichbarkeit von Bundesstaaten und Städten zu ermöglichen (Legge 1997: 111). Dadurch existieren jedoch keine Statistiken über Kontrolldelikte wie Drogenkriminalität, einfacher Diebstahl oder Schwarzfahren. Auffällig ist hier, dass dadurch auch keine Statistiken über Entwicklungen der Drogenkriminalität im Zuge der ''„Zero Tolerance"'' - Strategie existieren, obwohl dieser Deliktsbereich zu den ausgewiesenen Arbeitsschwerpunkten der New Yorker Polizei zählte. Weiterhin haben journalistische Reportagen gezeigt, dass die „''social disorder''" zurückgegangen ist und die Kriminalitätsfurcht in den sog. „''no-go-areas''“ zumindest aus Sicht der Interviewten ebenfalls gesunken ist (Legge 1997: 111).


=== Kritik ===
=== Kritik ===
Trotz der nachweislichen Erfolge der durch [[William Bratton]] verkündeten ''„Zero Tolerance"'' - Strategie der New Yorker Polizei wie dem statistisch belegbaren Rückgang der Kriminalität und dem stark verbesserten Sicherheitsgefühl der Bürger, musste sich dieses Konzept auch zahlreicher Kritik unterziehen. Die Gelehrten streiten sich darüber, wer oder was für den drastischen Rückgang der Kriminalitätsrate in New York verantwortlich ist. Viele Experten bezweifeln einen direkten kausalen Zusammenhang zwischen dem Kriminalitätsrückgang und der ''„Zero Tolerance"'' - Politik. Amerikanische [[Kriminologie|Kriminologen]] verweisen dabei auf massive Veränderungen im Drogenmarkt, auf demographische Veränderungen und auf die Tatsache, dass die Rückgänge in der registrierten Kriminalität nicht nur in New York, sondern auch in anderen amerikanischen Staaten aufgetreten sind, in denen keine ''„Zero Tolerance"'' - Strategie praktiziert wurde (Feltes 1997: 7).
Trotz der nachweislichen Erfolge der durch [[William Bratton]] verkündeten ''„Zero Tolerance"'' - Strategie der New Yorker Polizei wie dem statistisch belegbaren Rückgang der Kriminalität und dem stark verbesserten Sicherheitsgefühl der Bürger, musste sich dieses Konzept auch zahlreicher Kritik unterziehen. Die Gelehrten streiten sich darüber, wer oder was für den drastischen Rückgang der Kriminalitätsrate in New York verantwortlich ist. Viele Experten bezweifeln einen direkten kausalen Zusammenhang zwischen dem Kriminalitätsrückgang und der ''„Zero Tolerance"'' - Politik. Amerikanische [[Kriminologie|Kriminologen]] verweisen dabei auf massive Veränderungen im Drogenmarkt, auf demographische Veränderungen und auf die Tatsache, dass die Rückgänge in der registrierten Kriminalität nicht nur in New York, sondern auch in anderen amerikanischen Staaten aufgetreten sind, in denen keine ''„Zero Tolerance"'' - Strategie praktiziert wurde (Feltes 1997: 7).
Der von [[William Bratton]] an alle New Yorker Polizisten vorgegebene Grundsatz „Handelt, bevor es zu spät ist, und handelt konsequent“ führte dazu, dass einige Polizisten ihre eigenen Regeln in Bezug auf den Kampf gegen die Kriminalität setzten und sich über das Gesetz erhaben. So kam es dazu, dass zwischen 1994 und 1996 insgesamt 8316 Gerichtsverfahren wegen Missbrauchs von Polizeigewalt eingeleitet wurden, ein Drittel mehr als in den drei Jahren zuvor. Der Staat New York musste zudem siebzig Millionen Dollar Entschädigung an Opfer „unangemessenen Polizeiverhaltens“ zahlen (Klingst 1998: 174).
Der von [[William Bratton]] an alle New Yorker Polizisten vorgegebene Grundsatz „Handelt, bevor es zu spät ist, und handelt konsequent“ führte dazu, dass einige Polizisten ihre eigenen Regeln in Bezug auf den Kampf gegen die Kriminalität setzten und sich über das Gesetz erhaben. So kam es dazu, dass zwischen 1994 und 1996 insgesamt 8316 Gerichtsverfahren wegen Missbrauchs von Polizeigewalt eingeleitet wurden, ein Drittel mehr als in den drei Jahren zuvor. Der Staat New York musste zudem siebzig Millionen Dollar Entschädigung an Opfer „unangemessenen Polizeiverhaltens“ zahlen (Klingst 1998: 174).


=== Literatur ===
=== Literatur ===
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