Jack Katz: Unterschied zwischen den Versionen

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18 Bytes hinzugefügt ,  15:20, 25. Okt. 2007
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Katz entwickelt ein eigenes Kategorisierungssystem für Gruppen von kriminellen Handlungen. Er orientiert sich dabei nicht an juristischen Einteilungen, sondern an dem emotionalen Gehalt der begangenen Handlungen. So bezeichnet er mit „Righteous Slaughter“ jene Tötungen oder Tötungsversuche, bei denen als erster Schritt eine wahrgenommene Situation so uminterpretiert wird, dass das spätere Opfer so genannte ewige menschliche Werte angreifen und beschädigen würde. In einem nächsten Schritt muss die ursprünglich empfundene Demütigung in Wut umgewandelt werden und schließlich der körperliche Angriff als Verteidigung der (angeblich) ewigen Werte umgedeutet werden. „Sneaky Thrills“ erzeugen jene Formen des Einbruchs, des Vandalismus und des Diebstahls, die vom Kitzel der Heimlichkeit und Unentdecktheit leben und ohne wirkliche Absicht auf das Erzielen von materiellem Zugewinn ausgeführt werden. Drei Komponenten gehören zu einem Sneaky Thrill: die schweigende Verführung zur verbotenen Handlung, das Beherrschen der eigenen Emotionen um eine normalen Erscheinung vorzutäuschen und nach erfolgreicher Durchführung der Tat ein kurzer euphorischer Gefühlsrausch. Allein drei Kapitel des Buches widmet Katz dem Phänomen des bewaffneten Überfalls, sowohl auf der Strasse als auch in Geschäften und Tankstellen, die er unter dem Begriff „Stickup“ zusammen fasst. Fast amüsant in der Darstellung des Autors ist das klischeehafte Drehbuch eines jeden Überfalls, das den Täter förmlich „zwingt“ mindestens einen dieser drei Sätze beim Überfall zu äußern: „Gimme that.“ „Do what I say and you won`t be hurt.“ „This is a stickup-See, here`s my gun.“. Im Kern liegt, laut Katz, der Reiz des Stickup darin eine alltägliche Situation in eine chaotische zu verwandeln und diese dann zu beherrschen. „Primordial Evil“ nennt er das, was landläufig als kaltblütiger oder sinnloser Mord bezeichnet wird, und gibt den beschriebenen emotionalen Prozessen der Täter eine religiöse Konnotation. Interessant ist, dass Katz bestimmte Formen des Verbrechens ganz auslässt oder nur am Rande streift, wie zum Beispiel sexualisierte Gewalt und Verbrechen im Laufe von Kriegshandlungen. Er tut dies ohne weitere Erklärung außer im Falle der White Collar Crimes. Dort benennt er, die sich aus der Natur der Sache ergebene mangelnde Quellenlage als Grund. Einen weiten Bereich in seiner Untersuchung ist die akribische Beschreibung von Identitäten von jungen Männern, vornehmlich aus dem hispanischen oder afroamerikanischen Unterschichtsumfeld. Laut Katz inszenieren sich einige dieser Männer als „Badass“ indem sie mit Kleidung, Gesten, Haltungen, Sprache die eine Devianz verherrlichende Identität konstruieren. Er verneint ausdrücklich einen Zusammenhang zwischen Armut und dem Existieren von Jugendsubkulturen. Katz zieht interessante Vergleiche zwischen Mittelschichtssubkulturen und Strassengangs und stellt die These auf, dass bei Mittelschichtssubkulturen sich die Aggression eher nach oben richtet, während bei den Unterschichtssubkulturen die Feindseligkeit gegen andere Unterschichtsgruppen gerichtet sei.
Katz entwickelt ein eigenes Kategorisierungssystem für Gruppen von kriminellen Handlungen. Er orientiert sich dabei nicht an juristischen Einteilungen, sondern an dem emotionalen Gehalt der begangenen Handlungen. So bezeichnet er mit „Righteous Slaughter“ jene Tötungen oder Tötungsversuche, bei denen als erster Schritt eine wahrgenommene Situation so uminterpretiert wird, dass das spätere Opfer so genannte ewige menschliche Werte angreifen und beschädigen würde. In einem nächsten Schritt muss die ursprünglich empfundene Demütigung in Wut umgewandelt werden und schließlich der körperliche Angriff als Verteidigung der (angeblich) ewigen Werte umgedeutet werden. „Sneaky Thrills“ erzeugen jene Formen des Einbruchs, des Vandalismus und des Diebstahls, die vom Kitzel der Heimlichkeit und Unentdecktheit leben und ohne wirkliche Absicht auf das Erzielen von materiellem Zugewinn ausgeführt werden. Drei Komponenten gehören zu einem Sneaky Thrill: die schweigende Verführung zur verbotenen Handlung, das Beherrschen der eigenen Emotionen um eine normalen Erscheinung vorzutäuschen und nach erfolgreicher Durchführung der Tat ein kurzer euphorischer Gefühlsrausch. Allein drei Kapitel des Buches widmet Katz dem Phänomen des bewaffneten Überfalls, sowohl auf der Strasse als auch in Geschäften und Tankstellen, die er unter dem Begriff „Stickup“ zusammen fasst. Fast amüsant in der Darstellung des Autors ist das klischeehafte Drehbuch eines jeden Überfalls, das den Täter förmlich „zwingt“ mindestens einen dieser drei Sätze beim Überfall zu äußern: „Gimme that.“ „Do what I say and you won`t be hurt.“ „This is a stickup-See, here`s my gun.“. Im Kern liegt, laut Katz, der Reiz des Stickup darin eine alltägliche Situation in eine chaotische zu verwandeln und diese dann zu beherrschen. „Primordial Evil“ nennt er das, was landläufig als kaltblütiger oder sinnloser Mord bezeichnet wird, und gibt den beschriebenen emotionalen Prozessen der Täter eine religiöse Konnotation. Interessant ist, dass Katz bestimmte Formen des Verbrechens ganz auslässt oder nur am Rande streift, wie zum Beispiel sexualisierte Gewalt und Verbrechen im Laufe von Kriegshandlungen. Er tut dies ohne weitere Erklärung außer im Falle der White Collar Crimes. Dort benennt er, die sich aus der Natur der Sache ergebene mangelnde Quellenlage als Grund. Einen weiten Bereich in seiner Untersuchung ist die akribische Beschreibung von Identitäten von jungen Männern, vornehmlich aus dem hispanischen oder afroamerikanischen Unterschichtsumfeld. Laut Katz inszenieren sich einige dieser Männer als „Badass“ indem sie mit Kleidung, Gesten, Haltungen, Sprache die eine Devianz verherrlichende Identität konstruieren. Er verneint ausdrücklich einen Zusammenhang zwischen Armut und dem Existieren von Jugendsubkulturen. Katz zieht interessante Vergleiche zwischen Mittelschichtssubkulturen und Strassengangs und stellt die These auf, dass bei Mittelschichtssubkulturen sich die Aggression eher nach oben richtet, während bei den Unterschichtssubkulturen die Feindseligkeit gegen andere Unterschichtsgruppen gerichtet sei.
Katz kritisiert an anderen Theorien - Merton mit seiner Anomie Theorie und in seinem Gefolge Cloward und Ohlin mit Ihrer Opportunitäts Theorie- dass diese nicht wirklich die Fakten der begangenen Verbrechen wahrgenommen haben. Ihnen seien gut gemeinte politische Ziele, wie die Verbesserung der sozialen Lage der ärmeren Schichten der Bevölkerung, wichtiger gewesen als der genaue, reflektierte wissenschaftliche Blick auf den zu untersuchenden Gegenstand. Für Katz spielen rationale Entscheidungen oder Anpassungsdruck an allgemeine gesellschaftliche Werte, wie zum Beispiel viel Geld zu besitzen, keine entscheidende Rolle in der Entscheidung, ein Verbrechen zu begehen, sondern die sinnlichen und emotionalen Reize der Tat. Aus diesen genauen Betrachtungen der Oberfläche des Verbrechens zieht er den Schluss, dass Theorien, die materialistische Beweggründe für das Begehen von strafbaren Handlungen nennen als sentimental zu bezeichnen sind.
Katz kritisiert an anderen Theorien - Merton mit seiner Anomie Theorie und in seinem Gefolge Cloward und Ohlin mit Ihrer Opportunitäts Theorie- dass diese nicht wirklich die Fakten der begangenen Verbrechen wahrgenommen haben. Ihnen seien gut gemeinte politische Ziele, wie die Verbesserung der sozialen Lage der ärmeren Schichten der Bevölkerung, wichtiger gewesen als der genaue, reflektierte wissenschaftliche Blick auf den zu untersuchenden Gegenstand. Für Katz spielen rationale Entscheidungen oder Anpassungsdruck an allgemeine gesellschaftliche Werte, wie zum Beispiel viel Geld zu besitzen, keine entscheidende Rolle in der Entscheidung, ein Verbrechen zu begehen, sondern die sinnlichen und emotionalen Reize der Tat. Aus diesen genauen Betrachtungen der Oberfläche des Verbrechens zieht er den Schluss, dass Theorien, die materialistische Beweggründe für das Begehen von strafbaren Handlungen nennen als sentimental zu bezeichnen sind.
'''Methoden'''


Seine Methode ist drastisch und direkt und wendet sich den Schilderungen des Tathergangs zu. Er beschreibt als erstes den genauen Verlauf der Handlung, dann schaut er sich die Selbstinterpretation des Geschehens näher an und beleuchtet schließlich den emotionalen Prozess, der vor, während und nach der Tat stattfindet.
Seine Methode ist drastisch und direkt und wendet sich den Schilderungen des Tathergangs zu. Er beschreibt als erstes den genauen Verlauf der Handlung, dann schaut er sich die Selbstinterpretation des Geschehens näher an und beleuchtet schließlich den emotionalen Prozess, der vor, während und nach der Tat stattfindet.
Katz´ Methode könnte man als ethnographisch bezeichnen und seine Interpretation des Materials führt er auf Basis des symbolischen Interaktionismus durch: er untersucht die Metaphern, die Menschen benutzen um das Geschehen zu beschreiben. Die Quellen, die er benutzt für seine Forschungen benutzt sind für Sneaky Thrills Selbstzeugnisse seiner StudentInnen, veröffentlichtes soziologisches und ethnografisches Material, Polizeiberichte und von Fachleuten zur Verbrechensrekonstruktion benutzte Polizeiberichte, Aussagen von Menschen, die Verbrechen überführt worden sind und Aussagen von diesen Menschen, die von Journalisten aufgezeichnet worden sind, und in Einzelfällen Filme des cinema verite und Journalismus der teilnehmenden Beobachtung („New Journalism“). Außerdem zieht er aus verschiedenen Quellen Untersuchungen über Verbrechen in den USA heran.
Katz´ Methode könnte man als ethnographisch bezeichnen und seine Interpretation des Materials führt er auf Basis des symbolischen Interaktionismus durch: er untersucht die Metaphern, die Menschen benutzen um das Geschehen zu beschreiben. Die Quellen, die er benutzt für seine Forschungen benutzt sind für Sneaky Thrills Selbstzeugnisse seiner StudentInnen, veröffentlichtes soziologisches und ethnografisches Material, Polizeiberichte und von Fachleuten zur Verbrechensrekonstruktion benutzte Polizeiberichte, Aussagen von Menschen, die Verbrechen überführt worden sind und Aussagen von diesen Menschen, die von Journalisten aufgezeichnet worden sind, und in Einzelfällen Filme des cinema verite und Journalismus der teilnehmenden Beobachtung („New Journalism“). Außerdem zieht er aus verschiedenen Quellen Untersuchungen über Verbrechen in den USA heran.
 
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'''Verwendete Literatur:'''
'''Verwendete Literatur:'''


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