31.738
Bearbeitungen
Tiao (Diskussion | Beiträge) |
Tiao (Diskussion | Beiträge) |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Der von Alfred Schütz im Anschluss an William James' Konzept des Sub-Universums geprägte Begriff der '''Sinnprovinz''' bezeichnet einen durch eine spezifische Ausprägung der Aufmerksamkeitsstruktur, des Relevanzsystems und des kognitiven Stils gekennzeichneten Bereich innerhalb des menschlichen Erfahrungsraums. Die | Der von Alfred Schütz im Anschluss an William James' Konzept des Sub-Universums geprägte Begriff der '''Sinnprovinz''' bezeichnet einen durch eine spezifische Ausprägung der Aufmerksamkeitsstruktur, des Relevanzsystems und des kognitiven Stils gekennzeichneten Bereich innerhalb des menschlichen Erfahrungsraums. Die Haupt-Sinnprovinz (paramount reality) ist diejenige der Alltagswelt. Als weitere Sinnprovinzen erwähnte Schütz noch diejenigen des Traumes, des Spiels, der Wissenschaft, der Religion und der Kunst. Als Sinnprovinz lässt sich laut Hess & Scheerer (2003) auch die Kriminalität auffassen. | ||
== Die Alltagswelt als dominierende Sinnprovinz == | |||
Die Alltagswelt liefert den „Archetyp unserer Erfahrung der Wirklichkeit“ (Schütz 1972 I: 267). Sie ist unsere ausgezeichnete Wirklichkeit. Die Alltagswelt wird mit einem spezifischen kognitiven Stil erlebt, der durch besondere Wachheit und völlige Aufmerksamkeit auf die Wirklichkeit gekennzeichnet ist. Dadurch hebt sich die Alltagswelt zum Beispiel von der Welt des Traumes ab. In der Alltagswelt erleben sich Menschen zudem als Realisten, die an der Existenz der Welt nicht zweifeln und sich in der Welt als Handelnde erleben. Die Alltagswelt ist zudem eine soziale Welt: sie ist auf Kommunikation und soziales Handeln ausgerichtet. Hinzu kommen Selbsterfahrung und Zeitperspektive. „Jede Welt besitzt während man ihr zugewandt ist, ihre eigene Art von Wirklichkeit: nur verringert sich ihr Wirklichkeitsgehalt mit dem Nachlassen der Aufmerksamkeit“ (James in der Darstellung von Schütz 1972: 393). | |||
Für Schütz ist die Alltagswelt ein geschlossener Sinnbereich, dem die Menschen aber einen besonders starken 'Wirklichkeitsakzent' verleihen. Die | |||
Wirklichkeiten werden nach Schütz nicht von ihrer ontologischen Struktur, sondern vom | Wirklichkeiten werden nach Schütz nicht von ihrer ontologischen Struktur, sondern vom | ||
Sinn unserer Erfahrung konstituiert. Innerhalb der geschlossenen Sinnbereiche sind alle | Sinn unserer Erfahrung konstituiert. Innerhalb der geschlossenen Sinnbereiche sind alle | ||
Zeile 36: | Zeile 32: | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
*Hackenbruch, Tanja (2005) Menschen im medialen Wirklichkeitstransfer. Diss. Bern [[http://www.zb.unibe.ch/download/eldiss/05hackenbruch_t.pdf]] | |||
*James, William (1890) The Principles of Psychology. Darin Kap. XXI: The Perception of Reality [[http://books.google.de/books?id=11gUsvvfrYUC&pg=PA283&lpg=PA283&dq=principles+of+psychology+xxI&source=bl&ots=Eu4siWMH6Y&sig=xqShCWnEgFqqAjYbF21bjChNq64&hl=de&ei=1JzdS5aAAtGiOLm11fIG&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=4&ved=0CB4Q6AEwAw#v=onepage&q&f=false]] | *James, William (1890) The Principles of Psychology. Darin Kap. XXI: The Perception of Reality [[http://books.google.de/books?id=11gUsvvfrYUC&pg=PA283&lpg=PA283&dq=principles+of+psychology+xxI&source=bl&ots=Eu4siWMH6Y&sig=xqShCWnEgFqqAjYbF21bjChNq64&hl=de&ei=1JzdS5aAAtGiOLm11fIG&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=4&ved=0CB4Q6AEwAw#v=onepage&q&f=false]] | ||
*Alfred Schütz, in: Wikipedia dt. [[http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Sch%C3%BCtz]] | *Alfred Schütz, in: Wikipedia dt. [[http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Sch%C3%BCtz]] |