Anomie: Unterschied zwischen den Versionen

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*auf der anderen Seite die chancenlose Realität der Unterschichtsangehörigen, denen es an Ressourcen (Erbe, Einkommen, berufliche Stellung, politische Verfügungsmacht) mangelt, sich solche Ansprüche erfüllen zu können. Die Erklärung für diese spezifische Verteilung abweichenden Verhaltens lautet: Die Gleichheit der durch die Gesellschaft festgelegten Interessen (an einem hohen Einkommen, sozialem Ansehen, Besitz) aller in dieser Gesellschaft lebenden Personen führt bei gesellschaftlich verursachter Ungleichheit der verfügbaren Mittel dazu, dass von denjenigen Gruppen, die nicht über ausreichende konforme Mittel verfügen, auch „unerlaubte“ Mittel in Form abweichender oder krimineller Handlungen eingesetzt werden, um diese kulturell festgelegten Ziele zu verwirklichen.
*auf der anderen Seite die chancenlose Realität der Unterschichtsangehörigen, denen es an Ressourcen (Erbe, Einkommen, berufliche Stellung, politische Verfügungsmacht) mangelt, sich solche Ansprüche erfüllen zu können. Die Erklärung für diese spezifische Verteilung abweichenden Verhaltens lautet: Die Gleichheit der durch die Gesellschaft festgelegten Interessen (an einem hohen Einkommen, sozialem Ansehen, Besitz) aller in dieser Gesellschaft lebenden Personen führt bei gesellschaftlich verursachter Ungleichheit der verfügbaren Mittel dazu, dass von denjenigen Gruppen, die nicht über ausreichende konforme Mittel verfügen, auch „unerlaubte“ Mittel in Form abweichender oder krimineller Handlungen eingesetzt werden, um diese kulturell festgelegten Ziele zu verwirklichen.


Nach Merton greifen die Betroffenen, um mit dieser Streßsituation fertig zu werden, insgesamt auf eines der fünf folgenden Verhaltensmuster zurück:
Nach Merton greifen die Betroffenen, um mit dieser Streßsituation fertig zu werden, insgesamt auf eines der fünf folgenden Verhaltensmuster zurück:<br>
'''Konformität''': gesellschaftliche Ziele werden bejaht, Mittel zur Erreichung stehen zur Verfügung (soziale Stabilität, keine kriminologische Bedeutung)
'''Konformität''': gesellschaftliche Ziele werden bejaht, Mittel zur Erreichung stehen zur Verfügung (soziale Stabilität, keine kriminologische Bedeutung)<br>
'''Innovation''': Kulturelle Ziele werden akzeptiert, aber mit illegalen Mitteln zu erreichen versucht, z.B. mit Kriminalität
'''Innovation''': Kulturelle Ziele werden akzeptiert, aber mit illegalen Mitteln zu erreichen versucht, z.B. mit Kriminalität<br>
'''Ritualismus''': Kulturelle Ziele werden heruntergeschraubt, die legalen Mittel beibehalten (evt. kriminologische Bedeutung)
'''Ritualismus''': Kulturelle Ziele werden heruntergeschraubt, die legalen Mittel beibehalten (evt. kriminologische Bedeutung)<br>
'''Rückzug''': Kulturelle Ziele sowie die legalen Mittel werden abgelehnt. Folge: Flucht in gesellschaftliche Scheinwelten (z.B. Alkohol, Rauschgift, Sekten)
'''Rückzug''': Kulturelle Ziele sowie die legalen Mittel werden abgelehnt. Folge: Flucht in gesellschaftliche Scheinwelten (z.B. Alkohol, Rauschgift, Sekten)<br>
'''Rebellion''': Ziele und Mittel werden aufgegeben und durch neue ersetzt. Revolution oder alternative Lebensformen sind Beispiele für diese Handlungsform. Hier können auch kriminelle Aktivitäten wie Attentate, Bombenanschläge oder gewaltsame Krawalle ebenfalls durch Rebellion hervorgerufen werden.<br>
'''Rebellion''': Ziele und Mittel werden aufgegeben und durch neue ersetzt. Revolution oder alternative Lebensformen sind Beispiele für diese Handlungsform. Hier können auch kriminelle Aktivitäten wie Attentate, Bombenanschläge oder gewaltsame Krawalle ebenfalls durch Rebellion hervorgerufen werden.<br>
Zahlreiche Autoren bieten weitergehende Interpretation der Anomietheorie nach Merton an, z.B. Pfeiffer/Scheerer (1979: 28 f): Sie weisen darauf hin, dass Merton mehrere Bedeutungen von Anomie verwendet hat.<br>
Zahlreiche Autoren bieten weitergehende Interpretation der Anomietheorie nach Merton an, z.B. Pfeiffer/Scheerer (1979: 28 f): Sie weisen darauf hin, dass Merton mehrere Bedeutungen von Anomie verwendet hat.<br>
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