Situational Action Theory (SAT)

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Die Situational Action Theory (SAT) von Wikström und Treiber (2007) ist eine um situative Aspekte ergänzte Weiterentwicklung der Selbstkontrolltheorie von Hirschi & Gottfredson. Die Aufmerksamkeit liegt auf dem "fundamentalen situativen Mechanismus", dass Handlungen das Resultat von (1) wahrgenommenen Handlungsalternativen und (2) Entscheidungsprozessen darstellen. Das ermöglicht die Verbindung von (ererbten oder erworbenen) Dispositionen mit Erfahrungen, Verhaltenskontexten (Situationen) und individuelle Handlungen. Die "individual differences" (Charles Tittle) im Verhalten von Personen in identischen Situationen sind dann z.B. durch deren unterschiedliche Wahrnehmungen von Handlungsalternativen erklärbar, die ihrerseits mit den moralischen Orientierungen der Akteure zusammenhängen können. Erst wenn die Möglichkeit einer delinquenten Handlung vor diesem Hintergrund in Erwägung gezogen wird, kommt es nach der SAT auf die Kategorie der Selbstkontrolle an. Während also Selbstkontrolle für Gottfredson & Hirschi eine individuelle Charaktereigenschaft darstellt, relativiert die SAT die Selbstkontrolle, indem sie sie zur Fähigkeit herunterstuft, innerhalb eines komplexen Entscheidungsprozesses Handlungsabläufe zu stoppen, die den eigenen Moralvorstellungen zuwiderlaufen.

Befolgt werden Regeln aufgrund starker moralischer Überzeugungen. Wo Delikte im Kontext eigener moralischer Gewohnheiten begangen werden, spielt Selbstkontrolle hingegen keine Rolle.

In der Criminology Wiki heißt es dazu:

Developed in 2004 by Per-Olof Wikstrom, Situational Action Theory (SAT) proposes a way to unify empirical and theoretical concepts with widely accepted sociological, criminological and behavioral sciences in an attempt to explain moral actions. In short, it attempts to determine just why it is people choose to break the law (Bouhana and Wikstrom, 2011). SAT proposes that “moral rules and emotions” feed into an individual’s perceptions and choices thus providing a moral context to their actions. SAT may explain many aspects of crime ranging from the lowest level of petty street crime to large-scale white collar criminal enterprises and perhaps even international terror organizations to include the social and psychological development of a suicide terrorist. The criminal act, no matter how large or small may be motivated by an individual’s own moral lexicon, and defined by the situational context in determining if an action is a viable option regardless of criminality.


Literatur

  • Wikström, Per-Olaf H./Treiber, Kyle (2007) The Role of Self-Control in Crime Causation. Beyond Gottfredson and Hirschi`s General Theory of Crime; in: European Journal of Criminology 4: 237-264.