Sentimentalität

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In der Kriminologie hat das Wort Sentimentalität eine fachspezifische, auf Howard S. Becker und Jack Katz zurückgehende Bedeutung.

Howard S. Becker: konventionelle und unkonventionelle Sentimentalität

Howard S. Becker übernahm das Konzept der "Sentimentalität" von Eliot Freidsen (1961) und definierte es als eine "Disposition des Forschers, bestimmte Variable ununtersucht zu lassen" (1964: 4). In ihrer konventionellen Ausprägung fürht diese Bereitschaft zum Außen-Vor-Lassen bestimmter Variablen zur "Entdeckung", dass die konventionell als "die Guten" angesehenen tatsächlich "gut" sind - und dass die üblicherweise als "schlecht" angesehenen Leute tatsächlich so schlecht sind wie erwartet, wenn nicht noch schlechter.

Der unkonventionelle Sentimentalist nimmt hingegen an (und weigert sich, diese Annahme zum Gegenstand einer kritischen Untersuchung zu machen), dass die Dinge in Wirklichkeit noch schlimmer sind als man allgemein glaubt, und dass der Underdog immer im Recht ist, während die Autoritäten immer unrecht haben: "Whatever form sentimentality takes, its distinguishing mark is the refusal to consider distateful possibilities" (1964: 5).

Becker ist grundsätzlich kein Freund irgendeiner Sentimentalität in diesem (kriminal-soziologischen) Sinne, sieht in der unkonventionellen Sentimentalität aber das kleiner Übel: "If one outrages certain conventional assumptions by being unconventionally sentimental, a large body of opinion will e sure to tell him about it" (a.a.O.).


Jack Katz: sentimentaler Materialismus

Literatur

  • Becker, Howard S. (1964) The Other Side. New York: Free Press.
  • Freidsen, Eliot (1961) Patients' View of Medical Practice. New York: Russell Sage.
  • Katz, Jack (1988) Seductions of Crime. New York: Basic Books.