Schokoladenverbot

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Ein Schokoladenverbot findet sich in der Geschichte nur selten und begrenzt. Das Thema eines imaginären Schokoladenverbots spielt jedoch in Kunst und Literatur eine Rolle, so z.B. in einem erfolgreichen und wiederholt verfilmten Kinderbuch (Shearer 2002).

Sozialgeschichte

Schokolade (das Wort stammt wie diese selbst aus dem vorkolonialen Mexiko) besteht vor allem aus der Frucht der Kakaopflanze sowie weiteren Ingredienzien (z.B. Zucker, Zimt, Vanille). Seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts wurde sie in der Zubereitungsform des Heißgetränks (aufgelöst in Wasser oder Milch, oft mit einem Zusatz von Wein) auch in Europa bekannt: zunächst in Spanien und spanischen Besitzungen in Italien und den Niederlanden, dann auch in weiteren Teilen der katholischen Welt. Dort spielte sie zunächst im Klerus eine wichtige Rolle als erlaubtes Fastengetränk mit hohem Nährwert. Mit ihrem Einzug an den französischen Hof (ab 1615) stand sie für Sinnlichkeit und Eleganz. Der Adel genoss die Schokolade vorzugsweise im Boudoir, wenn möglich im Bett: "Für die Malerei des Rokoko ist das Ensemble von Boudoir und Schokolade ein ähnlich beliebtes Motiv wie die Schäferszenen und die galanten Bettszenen. An der Schokolade findet der spielerisch-erotische Geist des Zeitalters offenbar Geschmack" (Schievelbusch 1980: 99). Aus der Sicht des Bürgertums wurde die Schokolade zum Symbol des Ancien Régime, der Dekadenz und Langeweile, während der Kaffee als Getränk der fleißigen Tatmenschen galt. War die Kaffee schwerpunktmäßig im protestantischen Europa und im Bürgertum verbreitet, so die Schokolade im katholischen Süden Europas und in den oberen Gesellschaftsschichten, die ihre Tage mit gepflegtem Müßiggang verbrachten. Nach der Französischen Revolution verschwindet die Schokolade zusammen mit dem Ancien Régime, um bald darauf als profanes Alltagsgetränk ("Kakao für Kinder") wieder aufzutauchen.

Schokoladenverbote

In der Geschichte

  • Spanisches Ausfuhrverbot von Schokolade verzögert die Verbreitung des Schokoladenrezepts um rund 100 Jahre (16. Jahrhundert). Gleichzeitig gab es allerdings einen Handel mit geschmuggelten Kakaobohnen in italienischen und französischen Hafenstädten. 1765 eröffnete ein Schokoladenhersteller im niedersächsischen Steinhude die erste Manufaktur für Schokolade in Deutschland.
  • Friedrich I. führt 1704 eine Schokoladensteuer ein. Friedrich II. (der Große) verbietet Schokolade kurzzeitg aus ökonomischen Gründen. 1747 verbietet er jedes Hausieren, vor allem aber das Hausieren mit Schokolade.
  • Antonio Lavedan (1796: 223) forderte auf der Grundlage seiner Überzeugung, dass Schokoladetrinken nur am Morgen gesund sei, ein Verbot des nachmittäglichen Schokoladenkonsums.

In der Gegenwart

  • 2006: Im Rahmen der Bekämpfung der Fettleibigkeit bei jungen Leuten werden im australischen Bundesstaat Victoria die Schokolade und andere Süßigkeiten aus den Schulkantinen verbannt.

Das Schokoladenverbot als Thema in den schönen Künsten

  • Eine um ein Schokoladenverbot kreisende Komödie ist das Theaterstück "Honesty" (Ehrlichkeit) von Neil Fleming. Es wurde April 2009 von der Two Sheds Theatre Troupe (Regie: Anton de Groot) im Motel des Downstage Theater in Calgary (Kanada) uraufgeführt. Das Stück porträtiert eine futuristische Welt - Kanada im Jahre 2367 - in der alle dazu konditioniert sind, die Wahrheit zu sagen und in der sowohl der Schokoladenkonsum als auch der Handel damit verboten sind. Zentrales Handlungsgerüst bildet das Ausfindigmachen des so genannten ‚Osterhasen’, der Schokoladensüchtige mit dem Suchtmittel versorgt. Mit diesem Fall beauftragt sind der Leiter der Schokoladen-Vollziehungsbeamten, Fido Teriyaki (Aaron Edelstein) und sein Rekrut Spot Fettuccini (Col Cseke). Beide sind Mitarbeiter von MOOT (Ministry of Obsolet Technologies), dem ‚Ministerium für veraltete Technologie’. Hauptverdächtige in diesem Fall ist Effie Souvlaki, Fidos Ehefrau (Nicola Elson), die durch Verführung mit dem Suchtmittel überlistet werden soll. Ein weiterer Charakter ist Miko Quesadilla (Jessica Nottell), Spots Ehefrau und Schokoladensüchtige. - Das Stück ist eine Allegorie auf das Drogenverbot und die Durchregulierung der modernen Welt.
  • Alex Shearers Roman "Bootleg" dreht sich um einen 13-jährigen Helden, der sich in einem fiktiven Land zum Kampf gegen das absolute Schokoladenverbot entschließt. Der Roman wurde zu einer Miniserie (2002) verfilmt und war auch die Grundlage eines erfolgreichen japanischen Anime-Films (Chocolate Underground).
  • Der Film "Chocolate Underground" (2009; 87 min.) von Hakayuki TAMANA kreist ebenfalls um ein Schokoladenverbot. Einen Trailer kann man unter folgender Adresse sehen: [[1]]. Den ganzen Film findet man online unter: [[2]] Mehr Informationen: [[3]]


Literatur zum Schokoladenverbot

  • Lavedan, Antonio (1796) Tratado de los usos, abusos, propiedades y virtudes del tabaco, café, té y chocolate: extractado de los mejores autores que han tratado de esta materia, á fin de que su uso no perjudique á la salud, antes bien pueda servir de alivio y curación de muchos males. Madrid: Imprenta Real.
  • Schievelbusch, Wolfgang (1980) Das Paradies, der Geschmack und die Vernunft. Eine Geschichte der Genussmittel. München: Hanser.
  • Shearer, Alex (2002) Bootleg. London: Macmillan Children's Books.

Weblinks

  • Berliner Zeitung (BZ) online: Nachrichten (2006) [[5]]
  • Bootleg, in: Wikipedia engl. [[6]]
  • Dillinger, Teresa et al. (2000) Food of the Gods: Cure for Humanity? J. Nut. 130: 2057S-2072S. [[7]]
  • Gratuitous Applesauce (2004) Chocolate Prohibition and Organized Crime. [[8]]