Rote Zora

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Logo der Gruppe "Rote Zora"

Die Rote Zora war eine feministische Gruppe in der Bundesrepublik Deutschland. Der Name der Gruppe geht zurück auf das Jugendbuch "Die Rote Zora und ihre Bande" von Kurt Held, das 1941 erschien.

Selbstverständnis und Organisierung

Die Rote Zora spaltete sich als Gruppe in den 1980er Jahren von den Revolutionären Zellen ab. In einer Übergangsphase traten sie dementsprechend noch als "frauen der rz" auf. Sie agierte anschließend weitgehend autonom, blieb aber der durch die Revolutionären Zellen entwickelten Organisierungsform treu. Diese Organisierungsform wurde in der Zeitschrift ,,Revolutionärer Zorn" von 1981 als ,,Konzept bewaffneten Kampfes, in dem die Stärkung der Masseninitiative durch klandestin operierende, autonom und dezentral organisierte Gruppen der erste Schritt eines langwierigen Angriffs auf die Macht sein sollte" bezeichnet. Sie verweisen auf ihren 1975 formulierten Anspruch:

,,Was wir wollen, ist die Gegenmacht in kleinen Kernen organisieren, die autonom in den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen arbeiten, kämpfen, intervenieren, schützen, die Teil von der politischen Massenarbeit sind. Wenn wir ganz viele Kerne sind, ist die Stoßrichtung für die Stadtguerilla als Massenperspektive geschaffen".

Insgesamt verstanden sich die Mitglieder der Roten Zora als Teil der Frauenbewegung, trotz ihrer scharfen Kritik an dieser Bewegung:

"Die klassenfrage wurde auch immer ausgeklammert, soziale unterschiede wurden durch die gleichheit der sexistischen ausbeutung negiert. Das erschwert gerade in der jetzigen krise eine antwort auf die verschlechterung der arbeitsbedingungen und verschärfte ausbeutung sowie auf die reaktionäre familienpolitik. Das fehlen einer handlungsperspektive, um angemessen auf den krisenangriff zu reagieren, führt zu dem dilemma, entweder offensiv gegen die reaktionäre politik vorzugehen oder lediglich entfaltung von subjektivität in frauenfreiräumen zu retten."

Als bester Schutz vor staatlicher Verfolgung und politischer Isolation wurde eine dezentrale und vor allem nicht hierarchische Arbeitsweise angesehen. Die Gruppe verstand sich als mehr oder weniger loser Zusammenhang von radikalen Feministinnen, die gemeinsam gegen Sexismus, Rassismus, Asylpolitik und Humangenetik kämpften. In einem Interview mit der Zeitschrift "Emma" erklärten sie:

"Meinste das jetzt persönlich - dann sind wir Frauen zwischen 20 und 51, einige von uns verkaufen ihre Arbeitskraft auf dem Markt der Möglichkeiten, einige nehmen sich, was sie brauchen, andere sind noch nicht durchs soziale Netz gefallen. Einige haben Kinder, viele andere nicht. Manche Frauen sind lesbisch, andere lieben Männer. Wir kaufen in ekelhaften Supermärkten, wir wohnen in häßlichen Häusern, wir gehen gerne spazieren oder ins Kino, ins Theater, die Disco, wir feiern Feste, wir pflegen das Nichtstun. Klar - wir leben in dem Widerspruch, daß viele Sachen, die wir machen wollen, hinkriegen wollen, spontan und nach dem Bockprinzip nicht klappen können. Aber nach gelungenen Aktionen freuen wir uns riesig."

In der Bio- und Gentechnologie sahen die Protagonistinnen der Roten Zora eine entscheidende Schlüsseltechnologie moderner kapitalistischer Vergesellschaftung: durch diese Technologien werde insbesondere das Nord-Süd-Verhältnis geprägt und die Länder der "Dritten Welt" ausgebeutet und in Abhängigkeit getrieben.

Verhältnis zu Militanz

Die Rote Zora verstand sich nicht als extremistische, sondern als radikale Gruppe. Ziel sei es nicht, sich von der Frauenbewegung durch extreme Formen abzugrenzen, sondern mit Frauen in extremen Widersprüchen (z.B. wirtschaftliche Abhängigkeit der betroffenen Frauen und der damit verbundenen Zwang zur Prostitution etc.) radikale Veränderungen fordernde Antworten zu finden; in dem im Januar 1981 erschienen Grundsatz-Papier "Jedes Herz ist eine Zeitbombe" wandten sie sich gegen "die alltäglichen Gewaltverhältnisse, in denen Zerstörung, Unterdrückung und Ausbeutung erfahrbar" werden. Unter Radikalität verstanden sie auch eine Kritik an strukturellen Gewaltverhältnissen, die sich somit auch in Gesetzen widerspiegeln würden. Radikale feministische Positionen kämen somit konsequenterweise mit dem Gesetz in Konflikt. Auf dieser Argumentation aufbauend, verübte die Rote Zora eine ganze Reihe von Anschlägen: Laut Verfassungsschutz bekannte sich die „Rote Zora“ zwischen 1977 und 1988 zu 45 Sprengstoff- und Brandanschlägen. In einem Interview von 1984 (s.u.) verlautbarten sie:

Die »rote Zora und ihre Bande« - das ist die wilde Göre, die die Reichen bestiehlt, um's den Armen zu geben. Und Banden bilden, sich außerhalb der Gesetze zu bewegen, das scheint bis heute ein männliches Vorrecht zu sein. Dabei müssten doch gerade die tausend privaten und politischen Fesseln, mit denen wir als Mädchen und Frauen kaputtgeschnürt werden, uns massenhaft zu »Banditinnen« für unsere Freiheit, unsere Würde, unser Menschsein machen. Gesetze, Recht und Ordnung sind grundsätzlich gegen uns, selbst wenn wir uns ein paar Rechte schwer erkämpft haben und täglich neu erkämpfen müssen. Radikaler Frauenkampf und Gesetzestreue - das geht nicht zusammen!

In einem Interview mit der Zeitschrift Emma führten sie weiter aus:

"Der legale Weg ist nicht ausreichend, denn die gewöhnlichen Unterdrückungs- und Gewaltstrukturen sind ja die Legalität: wenn Ehemänner ihre Frauen schlagen und vergewaltigen, dann ist das legal. Wenn Frauenhändler unsere Schwestern aus der »3. Welt« kaufen und an deutsche Biedermänner weiterverkaufen, dann ist das legal. Wenn Frauen für ein Existenzminimum eintönigste Arbeit machen müssen und dabei ihre Gesundheit ruinieren, dann ist das legal. Alles Gewaltverhältnisse, die wir nicht länger bereit sind zu ertragen und hinzunehmen, die nicht allein dadurch abzuschaffen sind, daß wir sie anprangern. Die öffentliche Bewußtmachung des Ausmaßes an Gewalt gegen Frauen ist ein wichtiger Schritt, der aber nicht dazu geführt hat, sie zu verhindern. Es ist ein Phänomen, daß den schreienden Ungerechtigkeiten, denen Frauen ausgesetzt sind, ein unglaubliches Maß an Ignoranz entgegenschlägt. Es ist eine Toleranz, die männliches Nutznießertum entlarvt. Dieser »Normalzustand« hängt damit zusammen, daß es wenig militante Gegenwehr gibt. Unterdrückung wird erst sichtbar durch Widerstand. Deswegen sabotieren, boykottieren wir, fügen Schaden zu, rächen uns für erfahrene Gewalt und Erniedrigung, indem wir die Verantworlichen angreifen."

Bei ihren Aktionen legten die Akteurinnen Wert darauf, dass Menschen nicht in Gefahr geraten. Im Text "Widerstand ist möglich" stellt die Gruppe fest, dass sie stets ausschließen wolle, das Leben Unbeteiligter zu gefährden:

"Es gibt zig aktionen, die wir wieder verworfen haben, weil wir die gefährdung unbeteiligter nicht hätten ausschließen können."

Aktivitäten

Flugblatt der Gruppe "Rote Zora" Quelle: Archiv frauenmediaturm.de

Die Anschläge der Roten Zora richteten sich zunächst überwiegend gegen Einrichtungen der Bio- und Gentechnologie sowie gegen Sexismus und Frauenunterdrückung . Begonnen haben die Aktivitäten der Gruppe 1974 mit einem Sprengstoffanschlag auf das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe,

"weil wir ja alle die abschaffung des § 218 wollten und nicht diese jederzeit manipulierbare indikationslösung".

Während der Walpurgisnacht 1977 zündete die Rote Zora eine Bombe bei der Bundesärztekammer in Köln mit der Begründung, dass diese Organisation selbst die ohnehin schon sehr reduzierte Reform des Abtreibungsparagraphen hintertreiben würde. 1983 führte die Rote Zora eine Kampagne gegen bundesdeutsche Mädchenhändler durch, die im Verdacht standen Asiatinnen zu verkauften. Fast zeitgleich wurde ein Anschlag auf das Auto des Chefarztes am Hamburger Elisabethenkrankenhaus, Hans Joachim Lindemann, verübt. In der Erklärung hierzu heißt es:

"lindemann hat sich mit sterilisationsversuchen an frauen und als internationale 'fachkraft' in sterilisationsfragen in der dritten welt hervorgetan...lindemann ist zwar nur eine einzelfigur im zusammenspiel der herrschenden, aber er sitzt direkt vor unserer nase. (...) Unser traum ist, daß es überall kleine frauenbanden gibt - so daß in jeder stadt ein vergewaltiger, ein prügelnder ehemann, ein frauenfeindlicher zeitungsverleger, ein pornohändler, ein schweinischer frauenarzt damit rechnen und sich davor fürchten müßte, daß eine bande frauen ihn aufspürt, ihn angreift, ihn öffentlich bekannt und lächerlich macht."

Die meisten der Einzelpersonen, die die Rote Zora ins Visier nahm, hatten Strafverfahren wegen des Verdachts krimineller Handlungen gegen Frauen straflos überstanden. Die Rote Zora sah ihre Aufgabe also auch darin, Selbstjustiz zu üben, wo die Justiz die herrschenden Verhältnisse erhält:

"Der legale weg ist nicht ausreichend, denn die gewöhnlichen unterdrückungs- und gewaltstrukturen sind ja legalität: wenn ehemänner ihre frauen schlagen und vergewaltigen, dann ist das legal, wenn frauen für ein existenzminimum eintönigste arbeit machen müssen und dabei ihre gesundheit ruinieren, dann ist das legal".

Im August 1987 ging die Gruppe gezielt gegen die Bekleidungsfirma Adler vor. Der Adler-Konzern beschäftigte etwa 3200 Mitarbeiter in Produktionsstätten in Südkorea und Sri Lanka über Tochterunternehmen wie das Tochterunternehmen Flair Fashion in Südkorea. Deren weibliche Angestellte waren im gleichen Jahr in den Arbeitskampf getreten. Im Text "Widerstand ist möglich", der der "Emma" als Interview zugespielt wurde, begründet die Rote Zora ihre Strategie.

"Wir kämpfen nicht nur für die frauen in den ländern der peripherie, sondern mit ihnen"

Um die Streikenden zu unterstützen, legten Akteurinnen der Roten Zora Brandsätze in neun Filialen von Adler Brandsätze. Dabei sollten die Sprinkleranlagen ausgelöst werden, um möglichst hohen Sachschaden herbeizuführen. Tatsächlich entstanden Schäden in Höhe von 35 Millionen DM. In einem Bekennerinnenschreiben hieß es:

"Adler flambiert! Die Frauen bei Adler in Südkorea kämpfen gegen die Ausbeutung ihrer Arbeitskraft und setzen sich gegen den alltäglichen Sexismus zur Wehr. Sie rufen zur Unterstützung ihres Kampfes in der BRD auf."

Diese Anschlägsserie gilt als eine der ganz wenigen Aktionen der Stadtguerilla, die ihr Ziel erreicht hat: die entlassenen Arbeiterinnen in einer südkoreanischen Niederlassung des Konzerns wurden wiedereingestellt und die Löhne dort erhöht. Das führte zu Irritationen: Die Frauenrechtsorganisation "Terre des femmes" wandte sich in einem offenen Brief an die Geschäftsführung der Bekleidungsfirma. Sie monierten dass der Kampf der südkoreanischen Arbeiterinnen wochenlang von "Terre des femmes" und anderen legalen und unverdächtigen kirchlichen und gewerkschaftlichen Organisationen unterstützt worden sei, ohne dass sich etwas geändert hätte: "Will Adler damit einen Präzedenzfall schaffen, wie in Zukunft menschliche Arbeitsbedingungen am effektivsten durchgesetzt werden können?" Auch das Bundeskriminalamt und das Bundesamt für Verfassungsschutz schlossen sich dieser Kritik an, und Tage später teilte Adler mit, dass die Wiedereinstellung der Arbeiterinnen und die Lohnerhöhungen schon vor der Anschlagserie geplant gewesen sei.

Nach den durch die Anschläge ausgelösten polizeilichen Ermittlungen gegen die Gruppe ließen die Anschläge bereits deutlich nach, teilweise gingen die Aktionen inhaltlich aber auch weiter. So wurde bei einem Anschalg auf die humangenetische Beratungsstelle von Professor Widukind Lenz im Jahr 1986 ein erheblicher Teil der Forschungsunterlagen durch Brandsätze vernichtet, aber auch etliche Aktenordner gerettet, in den folgenden Wochen ausgewertet und als Zusammenstellung veröffentlicht. Darin wurden die engen Verflechtungen zwischen pharmazeutischer Industrie und humangenetischen Beratern deutlich und das Ausmaß der bevölkerungspolitischen Dimension dieser Beratungsprogramme wurde sichtbar. Die Veröffentlichung wurde von der Roten Zora folgendermaßen kommentiert:

"Bei der Durchsicht der Akten haben wir keine spektakulären Schweinereien aufgedeckt. Das heißt allerdings nicht, daß hier solche nicht passieren, da unsere Auswahl nicht repräsentativ ist. Wichtig für uns ist, von der Fixierung auf Skandale wegzukommen. Sie gehören zwar zu diesem System und sind als solche zu denunzieren. (.. .) Es ist vielmehr die alltägliche Normalität - das Erfassen und Aufarbeiten der Daten, das Einpflanzen des Selektionsgedankens in die Köpfe der Menschen - die die Gefährlichkeit dieser Institute ausmachen."

Kurz darauf besuchten Aktivistinnen die vor allem von Feministinnen geplanten und durchgeführten Konferenz Antigena Anfang 1987 in West-Berlin. In einer Streitschrift brachten sie die Ergebnisse beider Aktionen zusammen:

"Die Diskussion um die Humangenetik spiegelt die Perspektivlosigkeit in der Frauenbewegung wieder, zumindest wenn sie so wie in Berlin auf der Antigena geführt wird. Wo sind Forderungen und Ansätze geblieben, die den von den Herrschenden vorgegebenen Rahmen und deren Denkmuster sprengen? Wo fordern wir unsere feministische Utopie noch ein? Die Behinderten in Berlin forderten die Schließung der humangenetischen Beratungsstellen. Diese Beratungsstellen sind die Schaltstellen für die gesundheitliche Erfassung möglichst vieler Menschen, für die Selektion von erwünschtem und unerwünschtem Nachwuchs. Gegen diese Forderung erhob sich massiver Protest unter den Frauen: Es müsse jeder Frau zugestanden werden, ob sie ein behindertes Kind wolle, jede Frau müsse diese Entscheidung selbständig treffen und die Forderung nach Schließung würde ein Tabu errichten. Dabei ist ein ganz anderes Tabu längst schon in unsere Köpfe eingepflanzt: Das Tabu zu fordern: das Recht, anders zu sein als der Durchschnitt." (...) "Ein Giftmüllskandal führt eher zu der Forderung nach Ausweitung der humangenetischen Beratung in der Schwangerschaft, als zum Sturm auf die Giftmüllproduzenten und zu gemeinsamen Aktionen bei den Gesundheitsbehörden."

Ab 1991 kam es auch aus den eigenen Reihen zu immer mehr kritischen Stimmen. Die Rote Zora spaltete sich auf in einen Teil, der den bewaffneten Kampf aufgeben, und in einen Teil, der daran festhalten wollte. In den 1990er Jahren kam es zu mehreren Anschlägen der Gruppe gegen die Ausländer- und Flüchtlingspolitik. Gleichzeitig versuchte die Rote Zora Ende 1993 mit ihrem Heft Mili’s Tanz auf dem Eis einen Neuanfang der Gruppe zu starten. Letztmalig trat die Gruppe 1995 mit einem Anschlag auf die Lürssen-Werft in Bremen-Lemwerder in Erscheinung. Diese Werft hatte Kriegsschiffe für die Türkei produziert.

Ermittlungen und Strafverfolgung

Die Mitglieder der Roten Zora lebten nicht im Untergrund: Die unabhängig voneinander agierenden Kleingruppen verübten ihre Anschläge unerkannt neben ihrem normalen Beruf und legalem Engagement. Diese Vorgehensweise schützte sie lange Zeit vor den Ermittlern. Dennoch wurde von Seiten der deutschen Ermittlungsbehörden nach § 129a StGB (Bildung terroristischer Vereinigungen) gegen die Rote Zora ermittelt. Dies führte zu einem Prozess gegen eine Verdächtige, der mit einem Freispruch endete. Dabei spielte der hohe Grad an Verschwiegenheit eine wichtige Rolle. So ist in einem Beugehaftantrag der Bundesanwaltschaft vom Herbst 1987 zu lesen:

"Von den etwa 200 Anschlägen der RZ/Rote Zora konnte nur ein verschwindend geringer Teil bekannten Tätern zugeordnet werden. Ein wesentlicher Grund dafür ist das Verhalten von Sympathisanten, die in der Erfüllung ihrer strafprozessualen Pflichten eine zu verneinende Kooperation mit dem Staatsschutz sehen. Deshalb muss die kollektive Aktion über das Mittel der Beugehaft gebrochen werden"

Aufgrund der Vorliebe der "Roten Zora" und auch der "Revolutionären Zellen" für Wecker der Marke Emes Sonochron präparierte das Bundeskriminalamt seit 1985 diese Wecker auf der Rückseite ihres Uhrzeigers mit fortlaufenden vierstelligen Nummern. Da Uhrteil und Summer dieses mechanischen Modells voneinander getrennt waren, ließ es sich mit wenigen Handgriffen zur sekundengenauen Explosionshilfe umbauen. Als die Produktion der "Emes"-Wecker auslief, kaufte das Bundeskriminalamt einen Restposten von 4.000 Weckern, präparierte auch diese mit vierstelligen Nummern und lieferte die Wecker in zahlreiche Uhrenfachgeschäfte Nordrhein-Westfalens, das den Fahndern als RZ-Hochburg galt, aus.

Die Kennzeichnung kostete, nach Angaben des Bundesinnenministeriums, exakt 22 743,17 Mark; diese Kosten wurden unter dem BKA-Haushaltstitel "Besondere Fahndungskosten" abgebucht.

Neben der Präparation der Wecker wurde für 105 495,70 Mark in 30 Geschäften Videokameras installiert, die Kunden beim Kauf eines der präparierten Wecker filmen sollten. Ladeninhaber und Verkaufspersonal waren eingeweiht.

2007 hat vor dem Berliner Kammergericht die 58 Jahre alte Pädagogin und gebürtige Hannoveranerin Adrienne Agathe Gerhäuser ihre Beteiligung an zwei fehlgeschlagenen Sprengstoffanschlägen vor rund 20 Jahren gestanden. Die Anklage warf der Frau, die auch ausgebildete Funkelektronikerin ist, Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sowie versuchte Sprengstoffanschläge vor. Die Angeklagte hat gestanden, 1986 für ein Attentat auf das Gentechnische Institut in Berlin sowie 1987 auf ein Bekleidungswerk bei Aschaffenburg jeweils einen Wecker der Marke Emes Sonochron für die Zündung gekauft zu haben. Beide Anschläge scheiterten, weil der Zündmechanismus versagte. Ihr und ihrem ebenfalls unter Terrorverdacht stehenden gleichaltrigen Lebensgefährten Thomas K. wurden bei einem Geständnis eine Haftstrafe von 2 Jahren auf Bewährung in Aussicht gestellt und dann auch gewährt.

Literatur

  • Anonyma / Anonymos: „Schafft viele verschwundene historische Männer“ – Ansätze feministischer Praxis bei gemischtgeschlechtlichen Gruppen am Beispiel der Revolutionären Zellen – Onlineausgabe: [1]
  • ID-Archiv im IISG (Hrsg.): Die Früchte des Zorns : Texte und Materialien zur Geschichte der Revolutionären Zellen und der Roten Zora. - Berlin : ID-Archiv im IISG, 1993. - ISBN 3-89408-023-X <A href='www.pickitisbn:3-89408-023-X'><img style='border: 0px none' src='https://www.citavi.com/softlink?linkid=findit' title='Titel anhand dieser ISBN in Citavi-Projekt übernehmen'/></A> - Onlineausgabe: [2]
  • Dietl, Wilhelm/Hirschmann, Kai/Tophoven, Rolf: Das Terrorismuslexikon, Frankfurt am Main 2006

Weblinks