Robert Steinhäuser

Robert Steinhäuser erschoss am Freitag, den 26.04.2002 - dem letzten Tag der zentralen schriftlichen Abiturprüfungen (Mathematik) - in seiner ehemaligen Schule, dem Gutenberg-Gymnasium in Erfurt (Thüringen), 16 Lehrer und Schüler und dann sich selbst. Sein Vater hatte ihm am Morgen des Tages noch alles Gute gewünscht, weil er glaubte, dass sein Sohn an der Abiturprüfung teilnähme. Tatsächlich hatte dieser jedoch, was seinem Bruder und seinen Freunden auch bekannt war, die Schule im Herbst 2001 ohne Abschluss verlassen müssen, seinen Eltern aber nichts davon erzählt.

Vorgeschichte

Den Eltern war unbekannt, dass Robert Steinhäuser - der Mitglied im Schützenverein war - in seinem Zimmer Waffen und Munition lagerte, die er in einem Erfurter Fachgeschäft erworben hatte.

Der schulisch überforderte Steinhäuser, der die Schuld an seinem Versagen immer den anderen gab, liebte blutrünstige Computerspiele und war fasziniert vom School Shooting in Littleton.

Die Direktorin hatte Steinhäuser "in einem nicht rechtmäßigen Procedere" wegen wiederholten Fehlverhaltens aus der Schule entfernt, zumal er "Hilfsangebote zur Vermittlung einer anderen Schule nicht angenommen" hatte (Müller 2009).

Probehandeln

Auf einer Klassenfahrt hatte Steinhäuser einmal als Reaktion auf eine Zurechtweisung durch einen Lehrer mit den Fingern eine Schusswaffe geformt und so getan, als ziele und schieße er auf diesen Lehrer. Eine Schülerin sagte später aus, sie habe Mitschülern gegenüber von ihrem Traum berichtet, dass "der Steini Amok läuft" (Müller 2009).


Ausführung

Steinhäuser kleidete sich in der Toilette seiner früheren Schule ganz in schwarz, ging dann mit einer Pistole und einer Pumpgun durch das Haus und zielte vor allem auf Lehrer, tötete aber auch zwei Schüler, eine Sekretärin und einen Polizisten.

Polizeitaktik

Die Polizei durchkämmte die Schule vorsichtig und systematisch auf der Suche nach möglichen weiteren Tätern. Schüler und Lehrer mussten in ihren Klassen stundenlang ausharren. "Das vorsichtige Vorgehen der Polizei wurde später als zu zögerlich kritisiert. Ein Spezialkommando, das anwesend war, hätte die Schule stürmen sollen, um die Schüler zu erlösen und den Rettungskräften den rascheren Zugang zur Schule zu ermöglichen. Unter den Helfern war eine Notärztin, die selbst am Gutenberg-Gymnasium ihr Abitur abgelegt hatte. Noch Wochen später konnte die Frau nur einzelne Worte über das Geschehen unter Tränen hervorbringen. ... Immer wieder wurden Vorwürfe wie jene laut, die Rettung von Opfern sei hinausgezögert worden. Zwei Jahre nach dem Massaker legte eine Kommission unter Leitung des späteren Justiz- und Innenministers Gasser (CDU) einen Bericht vor" (Müller 2009). Während einige Vorwürfe entkräftet wurden, deckte der Bericht auch schonungslos Fehler in der Schulverwaltung auf und gab Anlass zu der Vermutung, dass Polizei und Staatsanwaltschaft nicht entschieden genug und nicht gründlich genug ermittelt hatten.


Literatur

  • Müller, Claus Peter (2009) 19 Jahre. 20 Minuten. 17 Tote. FAZ 12.03.09: 2.





Weblinks