Robert Mugabe

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Der ehemalige Freiheitskämpfer Robert Mugabe wurde 1980 zum ersten schwarzen Premierminister, dann zum Diktator und schließlich zum gewählten Präsidenten (1987) von Simbabwe. Er gilt als Verantwortlicher für zahllose Gewalttaten und repressive Verbrechen.


Weg zur Macht

Robert Mugabe kämpfte als Führungsfigur stärksten Befreiungsbewegung in Südrhodesien, der "Zimbabwe African National Union" (ZANU), gegen das Apartheid-Regime des Ian Smith, der die ehemalige britische Kolonie als deren langjähriger Gouverneur (seit 1948) im Jahre 1965 einseitig in die Unabhängigkeit geführt hatte.

Der seit 1973 in sein aktues Stadium getretene und bewaffnet ausgetragene Konflikt zwischen der weißen Diktatur und der schwarzen Bevölkerungsmehrheit endete mit dem Zerfall der Regierung Smith (1979) und der Wahl Robert Mugabes zum Premierminister.


Machterhalt

Vom Moment des Regierungsantritts an bemühte sich Mugabe um die Erhaltung seiner Machtposition und insbesondere um die Abwehr politischer Teilhabeansprüche der "Zimbabwe African People's Union" (ZAPU) unter Joshua Nkomo, die einst ebenfalls gegen das Smith-Regime gekämpft hatte und deren Anhängerschaft vor allem aus Ndebele, Kalanga und Teilen der weißen Minderheit bestand.

Massaker

1982-85 kam es in bürgerkriegsähnlichen Zuständen zum sog. Matabeleland Massaker, verübt von Mugabes (in Nordkorea ausgebildeter) "Fünften Brigade". Das Massaker forderte geschätzte 20.000 Menschenleben - vor allem unter den Ndebele und Kalanga - und brach den Widerstand gegen Mugabes Regierung im Süden des Landes.

Wenige Jahre nach Mugabes Amtsantritt verschärften sich aber die Konflikte zwischen den regierenden Ex-Aktivisten und der weißen Minderheit - nicht zuletzt durch Angriffe und Sabotageakte Südafrikas, das sich nicht mit einem von Schwarzen geführten marxistischen Simbabwe zufrieden geben wollte. Folterungen vermuteter Spione sowie allgemeine Einschüchterungen und Degradierungen der weißen Minderheit waren die Folge.

Nichtsdestotrotz galt Mugabe in der Weltöffentlichkeit lange Zeit als Vorbild für eine friedliche post-koloniale Transformation. Er verzichtete in den ersten Jahren auf die Enteignung der Weißen und beließ Ian Smith und anderen ihre Parlamentssitze. Er galt als Modell dafür, wie das zu der Zeit immer noch von Weißen regierte Südafrika eines Tages aussehen könnte: mit einem fortschrittlichen und vertrauenswürdigen Regierungschef, der das Zeug zu einem international anerkannten Sprecher für das nachkoloniale Afrika hatte.

Menschenrechtsverletzungen

Dass innerhalb Simbabwes gleichwohl Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung waren, geht aus Berichten von Amnesty International und Martin Meredith hervor. Sie nennen u.a.:

  • Verfolgungen homo- und bisexueller Personen sowie Diskriminierungen der weißen Minderheit
  • Zum Teil gewaltsame Verteibungen von Landbesitzern aus ihren Farmen ohne finanziellen Ausgleich sowie Zwangsräumungen illegal errichteter Häuser ohne die Errichtung geeigneter Notunterkünfte für die Betroffenen
  • Gewaltsames Vorgehen gegen die Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit
  • Willkürliche Festnahmen und Inhaftierungen von Menschenrechtsaktivisten und Journalisten
  • Festnahmen, Folterungen und Tötungen politisch Oppositioneller


Präsidentschaft

1987 wurde das Amt des Premierministers abgeschafft und Mugabe zum Präsidenten ernannt. Um diese Zeit gelang es Mugabe, seine Macht mithilfe der von ihm kontrollierten Presse, der Armee und Polizei sowie der von Smith übernommenen Geheimorganisation "Central Intelligence Organisation" (CIO) auszudehnen. Er forcierte den Zusammenschluss von ZANU und ZAPU (1988). Damit hatte er sein Ziel eines Ein-Parteienstaates beinahe erreicht. Die noch von Ian Smith hinterlassene, große politische Macht als Premierminister nutze er, um die Opposition gänzlich zu verdrängen und das Parlament immer seltener zusammenkommen zu lassen. Auch in den eigenen Parteireihen gab es nun Festnahmen und Repressalien von internen Kritikern. Gleichzeitig sicherte sich Mugabe seine Macht durch die Belohnung treuer Untergebener und Parteigenossen: sie erhielten Ländereien der ehemaligen weißen Minderheit und bildeten eine neue Elite.

Studentenbewegungen wurden mit Inhaftierungen und der Drohung, die Universitäten zu schließen, geahndet, kritische Journalisten bedroht und eingeschüchtert. Bei der Wahl 1990 trat daraufhin Edgar Tekere, ein ehemals hoch angesehenes Mitglied der ZANU, mit seiner eigenen Partei "Zimbabwe Unity Movement" (ZUM) in Opposition zu Mugabe an. Letzterer konnte seinen Wahlerfolg jedoch mit erneut breiter Mehrheit wiederholen. Tekere beschuldigte Mugabe später des Wahlbetrugs, trat jedoch nach seiner Wahlniederlage politisch in den Hintergrund und hinterließ Mugabe somit eine quasi-Alleinherrschaft.

Robert Mugabe

Zu Beginn der 1990er Jahre kam es dann zu den seit Jahren geforderten, aber von Mugabes Regierung skandalös umgesetzten Landreformen. Die Länder der weißen Farmer sowie jene der politisch oppositionellen Schwarz-Afrikaner wurden ohne Vorwarnung annektiert und an Minister, Parlamentsabgeordnete und andere ZANU-freundliche Personen vergeben. Die neuen Landherren mussten nichts oder nur wenig bezahlen, um ihre Länder zu erhalten, und verstanden zudem wenig bis gar nichts von Landwirtschaft, was zur Verrottung der Felder und somit auch zu wirtschaftlichen Einbußen führte. Die ausgleichslose Enteignung und Vertreibung der ehemaligen Landbesitzer förderten Simbabwes zunehmende internationale Isolation. Hatten viele der westlichen Länder, vor allem Großbritannien, in den 1980er Jahren noch finanzielle Hilfestellungen geleistet, wendete sich die Welt nun mehr und mehr von einem Robert Mugabe an, der nunmehr als diskriminierend gegenüber der weißen Minderheit in Simbabwe auftrat und um nichts anderes bemüht war, als seine autokratische Machtposition zu stärken. Hinzu kam die hohe Popularität Nelson Mandelas in Südafrika, der Mugabe als Sprecher und Vorbild des südlichen afrikanischen Kontinents längst abgelöst hatte.

Robert Mugabe

Sowohl der kleiner gewordene finanzielle Rückhalt durch Europa und die USA, als auch die - wirtschaftlich gesehen - fatale Übertragung der meisten Ländereien an Mugabes Elite führten in den 1990er und 2000er Jahren zu wirtschaftlicher Depression und erheblichen sozialen Problemen. Waren direkt nach Mugabes Amtsantritt noch Arbeitslosigkeit und Mangelernährung gesunken, die Lebenserwartung hingegen gestiegen, entwickelten sich diese Trends nach 1990 rückläufig. Armut und Korruption stiegen an, ebenso die Straßenkriminalität. Auch die individuellen Bildungschancen sanken in den Folgejahren aufgrund Mugabes radikalen Herunterwirtschaftens massiv ab. 1998 litt Simbabwe bereits unter starker Inflation, reihenweise Fabriken und Unternehmen mussten schließen oder Insolvenz anmelden. Mugabe und sein Gefolge hingegen erweiterten seelenruhig ihre Anwesen und materiellen Besitztümer. In etwa zu dieser Zeit kam es daher gehäuft zu Aufständen und Demonstrationen, vor allem in der Hauptstadt Harare, und auch wieder mehr zu offenkundiger Kritik an Mugabes Politik. 1999 gründete Morgan Tsvangirai, der sich zum größten Kritiker des mittlerweile totalitären Regimes Simbabwes entwickeln sollte, die Oppositionspartei "Movement for Democratic Change" (MDC). Hinter ihm standen zivile und kirchliche Organisationen, Menschenrechtsaktivisten, Journalisten und Juristen.

Morgan Tsvangirai

Ende der 1990er Jahre schickte Mugabe eigene Truppen in den Kongo, um - angeblich - die dortigen Rebellen zu unterstützen. Kritiker interpretierten die Intervention jedoch als pure Ablenkung vor den landesinternen Problemen. Außerdem gab es Hinweise, dass Militärs aus Simbabwe mehr damit beschäftigt waren, Geschäfte zu machen, als tatsächlich den Rebellen zu helfen. Die daran anschließenden Reden und Interviews Mugabes sowie sein immer repressiv werdender Umgang mit der Presse zeigten deutlich: Bereits vor der Jahrtausendwende war Mugabe in keinster Weise mehr an der Lösung der landesweiten Probleme, sondern nur noch an der eigenen Machterhaltung interessiert. Internationales Aufsehen erregte der nun als Diktator wahrgenommene Präsident mit seinen Äußerungen zu Adolf Hitler: "This Hitler has only one objective: justice for his people, sovereignty for his people, recognition of the independence of his people and their rights over their resources. If that is Hitler, then let me be a Hitler tenfold". Zur weiteren Provokation trat Mugabe wiederholt mit dem für Adolf Hitler typischen Oberlippenbart auf.

Insbesondere in den Präsidentschaftswahlen 2000 und 2002, bei denen es schon jeweils Monate zuvor gewaltsame Einflussnahmen auf mögliche MDC-Wähler und MDC-Politiker gegeben hatte, demonstrierte Mugabe diesen einem Führer ähnlichen, gewaltsamen Führungsstil: Erneut kam es zu Aufständen und verbalen Angriffen auf Mugabe durch Menschenrechtsaktivisten, Kirchenleute und Oppositionelle. Bei einer fairen Wahl hätte es 2000 wohl eine herbe Niederlage für die Regierung gegeben. Durch brutales Einschreiten des Regimes und einseitiger Propaganda gewann Mugabe hingegen - wenn auch denkbar knapp - mit 48 Prozent der Stimmen erneut die Präsidentschaftswahl, während Tsvangirai auf 47 Prozent der Stimmen kam. Vor der Wahl 2002 verschärfte Mugabe nocheinmal seine Bemühungen, Präsident zu bleiben, indem er nun neben Einschüchterungen und gewaltsamen Übergriffen auch aktive Wahlfälschung betrieb: Internationale Wahlbeobachter wurden verboten und des Landes verwiesen, mögliche Wähler durch lange Geheimhaltung der Wahllokale vom Wählen abgehalten. Mugabe kam so schließlich auf siegreiche 56 Prozent der Stimmen, Tsvangirai auf nur 42 Prozent.

Als Folge dieser "gestohlenen Wahl" und der damit verbundenen wirtschaftlichen wie politischen Aussichtslosigkeit floh über ein Viertel der Bevölkerung aus Simbabwe, zumeist nach Südafrika. Mugabes diktatorisches Regime wurde aus dem Commonwealth of Nations suspendiert und damit international endgültig isoliert. Nichtsdestotrotz fälschte und beeinflusste die Regierung auch die Parlamantswahlen 2005, in der die ZANU erneut als Sieger hervorging. Im selben Jahr kam es bei der radikalen Säuberung von Slums zu weiteren Menschrechtsverstößen. Aufgrund innerparteilicher Machtkämpfe war zu dieser Zeit die MDC zudem sehr geschwächt.

Repressive Verbrechen

Bereits in den ersten Jahren als Premierminister setzte sich Mugabe äußerst repressiv gegen Spionage und Sabotage seitens Südafrika und weißer Mitwisser im eigenen Land zur Wehr. Personen, über die vermutet wurde, in irgendeiner Weise mit Anschlägen auf Mugabe oder Komplotts gegen die Regierung beteiligt zu sein, wurden ohne richterlichen Beschluss gefangengenommen und gefoltert. Dem Parlamentsmitglied Wally Stuttaford wurden beispielweise Arme, Beine und Schultern gebrochen, ohne dass diesen Maltretierungen offenkundige Beweise für Komplottmitwirkungen geschweige denn rechtliche Verfahren vorausgegangen waren.

Die "Fünfte Brigade"

Das wohl grausamste repressive Verbrechen unter Robert Mugabe fand 1983-1985 im Matabeleland statt. Die auch nach dem Regierungswechsel 1980 immer noch bestehende Konkurrenz zwischen den Parteien ZANU und ZAPU, vor allem ihrer militanten Flügel und Ex-Guerillatruppen, führte schon nach wenigen Monaten Regierungszeit zu Unruhen und schließlich zu einem offenem Kampf, während dem Mugabe Nkomo seines Ministerpostens enthob und ihn als gefährliche Kobra bezeichnete, deren Kopf man abschlagen müsse, während Nkomo seinerseits Mugabes Vorgehen als rein politischen Schachzug in Richtung Ein-Parteien-Staat bewertete. Tatsächlich gab es im von der ZAPU geführten Matabeleland etwa 200-400 Dissidenten, zumeist jedoch Kriminelle ohne große Popularität in der Gesellschaft und ohne von der ZAPU ausgehende Strukturierung. Mugabe unterstellte jedoch der gesamten von Ndebele und Kalanga bewohnten Region, organisierte ZAPU-Terroristen mit Ziel des Regierungsumsturzes zu sein. 1983 ließ er die in Nordkorea trainierte Sondereinheit "Gukurahundi", die so genannte "Fünfte Brigade", ins Matabeleland einmarschieren. Vor allem ehemalige ZAPU-Guerillakämpfer, aber auch andere Personen, ohne Hinweise auf deren Kollaboration mit den Dissidenten, wurden stundenlang verprügelt und viele öffentlich hingerichtet. Angehörige wurden anschließend gezwungen, Shona-Lieder zu singen und auf den Massengräbern der Hingerichteten zu tanzen. Ganze Dörfer wurden abgebrannt und die Bewohner, auch Frauen und Kindern, willkürlich getötet. Mugabe äußerte sich öffentlich: "We do not differentiate who we fight because we can't tell who is a dissident and who is not". So verschwanden und starben über Monate hinweg Tausende von Menschen, denen eine Verbindung zur ZAPU vorgeworfen wurde oder die keine konkrete ZANU-Mitgliedschaft vorweisen konnten. Schätzungen zufolge wurden während der Matabeleland Massaker über 10.000 Ndebele, Kalanga, Weiße und ZAPU-Sympathisanten exekutiert. Zudem fielen weitere Tausende dem Hungerstod zum Opfer, nachdem wichtige Nahrungsquellen, die Länder und Äcker von weißen Farmern, zerstört und abgebrannt worden waren. Schließlich wurden auch führende ZAPU-Politiker getötet. Nkomo selbst entkam einem Überfall auf sein Anwesen und kehrte erst 1987 aus dem Ausland zurück. Im Vorfeld zur Wahl 1990 kam es dann zu Einschüchterungen möglicher ZUM-Wähler und Festnahmen einiger Parteimitglieder durch Polizei und CIO. Vor allem jüngere ZANU-Mitglieder lieferten sich Gefechte mit Oppositionellen, die auch zum Tode von einigen ZUM-Sympathisanten führten. Gerichtlich verurteilten Tätern wurde jedoch "im Namen des Präsidenten vergeben", sofern sie im Sinne Mugabes gemordet hatten. In der Presse drohte die Regierung mit Krieg, sollte die ZANU-Partei nicht wiedergewählt werden. Wahlbeobachter bewerteten die Wahl daher als "weder offen noch fair".

Brandverletzungen nach Folter

Repressiv waren auch die nach der Widerwahl Mugabes einsetzenden Landreformen: Entgegen der Beteuerungen 1981 gegenüber Ian Smith wurden über die Hälfte aller weißen Farmer in Nacht-und-Nebel-Aktionen gewaltsam aus ihren Ländern vertrieben und ihrer selbst überlassen. Den Enteigneten wurden weder Notunterkünfte noch angemessene Ausgleichzahlungen angeboten, die meisten wurden folgemäßig obdachlos und lebten in Slums. Unter den Opfern dieser so genannten "Land Acquisition Acts" waren auch zahlreiche politische Gegner Mugabes, egal welcher Hautfarbe, oder politisch neutrale Personen, die nun dafür büßen mussten, in den Jahren zuvor nicht eindeutig hinter dem Präsidenten gestanden zu haben. In den Jahren 2000 und 2001 wurden schließlich sämtliche Ländereien von der Regierung gewaltsam erschlossen und ihre früheren Besitzer vertrieben oder zum Abzug gezwungen. Bis heute (Stand 2011) ist der international geforderte Ausgleich oder die Bereitstellung von Unterkünften für die zehntausenden obdachlos Gewordenen ausgeblieben.

Damit in Verbindung steht die rassendiskriminierende Politik und Propaganda des Regimes gegenüber der weißen Minderheit. Schon in den 1980er Jahren begann Mugabe damit, für ihn negative Vorfälle oder eigens verschuldete Probleme den Weißen in die Schuhe zu schieben und sie öffentlich als in der rhodesischen Kolonialvergangenheit verhaftete Respektlose gegenüber der schwarz-afrikanischen Gemeinschaft zu bezeichnen. Dunkelhäutige, die ihm kontrovers entgegentraten, bezeichnete er oftmals als "black white men", also als Schwarze, die sich auf die Seite der Weißen geschlagen hätten. Im Jahr 2000 kam es während der erneuten Landinvasionen, bei denen vor allem weiße Farmer aus ihren Landgütern vertrieben wurden, zu zahlreichen Ausraubungen und körperlichen Übergriffen. Solche und ähnliche Vorfälle gegenüber hellhäutigen Personen wurden zunmeist als Notwendigkeit, die eigene Revolution gegen die weiße Vorherrschaft voranzutreiben, betitelt und somit argumentativ immer wieder, wenn auch bereits Jahre zurückliegend, der Bogen zur Kolonialregierung Smiths und dem Guerillakrieg geschlagen. Vor allem Kriegsveteranen von damals gingen daher bei der Übernahme der Farmen äußerst brutal vor. So wurden zum Beispiel die Landgutbesitzer David Stevens und Julius Andoche (beides MDC-Mitglieder) nach längeren körperlichen Übelszufügungen durch Guerillakriegsveteranen erschossen. Die Identität der Mörder war der Polizei zwar bekannt, jedoch wurden keine Verfahren gegen sie eingeleitet.

Slums in Simbabwe

Durch den Amtsantritt Mugabes war auch die Pressefreiheit von Jahr zu Jahr mehr und mehr eingeschränkt beziehungsweise gewaltsam unterdrückt worden. Während der Kongo-Intervention wurden beispielsweise zwei Journalisten, die sich kritisch gegenüber dem Verhalten des Militärs im Kongo geäußert hatten, von der Armee gefangengenommen und gefoltert. Ohne mit einem Richter oder einem Anwalt auch nur gesprochen zu haben, erlitten Mark Chavunduka und Ray Choto tagelang Schläge und Tritte und wurden mit Elektroschocks im Genitalbereich maltretiert. Nach einem Kontakt mit der Polizei, welche die Reporter tatenlos wieder in die Obhut der Armee übergaben, stülpte man Plastiktüten auf ihre Köpfe und simulierte in Wassertanks ihr eigenes Ertrinken. Auf diese und ähnliche Weise brachte Mugabe die Medien unter fast vollständig staatliche Kontrolle. Im Jahr 2000 erlies er ein Gesetz, nachdem Radiosender nur auf Sendung gehen dürfen, sofern sie eine Lizenz von der Regierung vorweisen können.

Noch weniger frei und fair als 1990 fanden die Wahlen 2000 und 2002 statt. Im Vorfeld zur ersteren wurde die starke MDC-Partei von Mugabe in jeder erdenklichen Weise bedroht und geschwächt. Die Kriegsveteranen, die nun auf den ehemaligen Farmen der vertriebenen Weißen überall ihre Camps und Stützpunkte hatten, schüchterten MDC-Politiker massiv ein, in dem sie Morddrohungen an ihnen und ihren Familien aussprachen. Auch wurden Häuser abgebrannt, Parteimitglieder gefoltert, insgesamt 15 MDCs getötet. Nicht nur die Veteranen, sondern auch Polizei, CIO und ZANU-Parteimitglieder, sowie die von ZANU kontrollierten Radiosender und Zeitungen beteiligten sich an der Beeinflussung des Wahlausgangs. Noch in der gleichen Nacht nach Veröffentlichung der Ergebnisse ging Mugabe zum ebenso grausamen Wahlkampf für die Wahl 2002 über: Parteiparties der MDC wurden gestürmt und ihre Wähler für die mangelnde ZANU-Unterstützung gewaltsam bestraft. In den folgenden Monaten kam es zu politischen und gewaltsamen Einflussnahmen durch Armee, CIO und Veteranen in zuvor nie dagewesener Form: Oppositionelle wurden zu Tode geprügelt, Wählern ihre Identitätsausweise und somit ihr Walhrecht genommen, MDCs aus Autos und Bussen gezerrt, sowie Treffen und Sitzungen der MDC-Partei gewaltsam attackiert. Auch kam es zu massiven Erpressungen und Verdrängungen in der Judikative, deren frei gewordenen Ämter dann durch Mugabe-Befürworter besetzt wurden. Tsvangirai, der Chef der MDC, wurde im Radio, aber auch von Mugabe persönlich, verleumdet und bedroht. Der Wahlkampf glich einem Krieg, bei der die ZANU-Partei auch nicht vor offensichtlichem Wahlbetrug zurückschreckte: So wurden einige Wahllokale erst Stunden vor der Wahl öffentlich bekannt gegeben, wodurch viele MDC-Wähler nicht rechtzeitig zur Wahl erscheinen konnten.

Tsvangirai vor den Wahlen 2008

Eine weitere Repression jüngster Zeit wird allgemeinhin als "Operation Murambatsvina" bezeichnet, bei der landesweit ca. 700.000 in Slums lebende Menschen ihres Hauses oder ihrer Unterkunft beraubt wurden. Offiziell wurde diese radikale Slums-Säuberung als Vorgehen gegen illegalen Hausbau gerechtfertigt. In Wahrheit stand aber wieder einmal die Existenzzerstörung politisch Oppositioneller im Vordergrund.

Für internationales Aufsehen sorgte vor allem die jüngste Präsidentschaftswahl 2008, bei der es ein weiteres Mal zu massiver Gewaltandrohung und -ausübung durch die ZANU-Partei gegenüber der MDC-Partei kam, bei der es aber auch zu einer vorübergehenden Gefangennahme des Oppositionsführers Tsvangirai, welcher auf einer Polizeiwache in Harare anschließend übel zusammengeschlagen wurde, kam. Tsvangirai war schon zweimal zuvor von der Polizei gefasst und arrestiert worden, erlitt diesmal aber ernsthafte körperliche Verletzungen. Auch Simba Makoni, ein weiterer Gegenkandidat, wurde Opfer körperlicher Angriffe durch das Regime Mugabes. Zwischen dem ersten und dem zweiten Wahlgang kam es zu Morddrohungen gegenüber Tsvangirai und anderen hohen MDC-Mitgliedern, was Tsvangirai zum politischen Rückzug bewegte.

Unter der Präsidentschaft Mugabes kam es außerdem zu Diskriminierungen und Verfolgungen bi- und homosexueller Personen. So wurde beispielsweise Canaan Banana, Simbabwes Präsident zu Zeiten Mugabes als Premierminister, zu mehreren Jahren Haft aufgrund homosexueller Übergriffe verurteilt. 2006 verabschiedete Mugabe ein Gesetz gegen "sexuelle Abnormitäten", was selbst Händchenhalten unter Männern strafbar macht. Vor allem in Reden und Ansprachen hat Mugabe seit Beginn der 1990er Jahre immer wieder auf Homosexualität als ein "aus dem Westen importiertes Übel, das für die schnelle Ausbreitung von Aids in Afrika verantwortlich sei" hingewiesen. Homosexualität sei unafrikanisch, pervers, und verstoße sowohl gegen das Recht, gegen die menschliche Natur, als auch gegen die moralischen und religiösen Wertvorstellungen der Gesellschaft Simbabwes. 1995 bezeichnete Mugabe Homo- und Bisexuelle als "Hunde und Schweine", die sich menschenunwürdiges Verhalten schuldig machen würden.

Aktuelle Situation

Aufgrund der noch katastrophaler gewordenen Wirtschaftssituation sind in Simbabwe Hunger, Arbeitslosigkeit, Energieknappheit und mangelnde Gesundheitsversorgung heute an der Tagesordnung. Im Human Development Index der Vereinten Nationen, ein Indikator für Lebenserwartung, Bildungsgrad und Pro-Kopf-Einkommen, nimmt Simbabwe den letzten Platz ein (Stand 2010). Tatsächlich beträgt die derzeitig durchschnittliche Lebenserwartung nur 47 Jahre (Amnesty Report 2011). Dies liegt nicht zuletzt auch an landesweiten Epidemien (wie beispielsweise der Cholera-Epidemie 2009), vor allem aber an der seit Mitte der 2000er Jahre hohen Zahl HIV-infizierter Personen: Schätzungen zufolge sterben ca. 100.000 Bewohner Simbabwes pro Jahr an AIDS. -Aufgrund erneuten Ansteigens der Inflation und einer zwischenzeitlichen Arbeitslosigkeit von über 80% lief Simbabwe in den Jahren 2007 bis 2009 Gefahr, ins völlige wirtschaftliche und politische Chaos zu versinken. Hoffnungen Besserung gibt es immerhin aber seit der Präsidentschaftswahl 2008. Hier hatte nach dem ersten Wahlgang Morgan Tsvangirai mit seiner MDC-Partei anscheinend die absolute Mehrheit erringen können. Seitens der Regierung wurde jedoch von Zahlen ausgegangen, die keine absolute Mehrheit implizierten, und somit eine Stichwahl gefordert, bei der Tsvangirai aufgrund massiver Morddrohungen schlußendlich nicht mehr antrat. Mugabe wurde somit zwar erneut zum Präsidenten ernannt, jedoch kam es in der Folge zu solch gewaltsamen Ausseinandersetzungen zwischen regimefreundlichen und regimefeindlichen Gruppierungen, dass sich Tsvangirai und Mugabe auf eine Machtteilung einigten: 2009 wurde Tsvangirai, an der Seite Mugabes als Präsident, zum Premierminister des Landes ernannt.

Literatur und Weblinks

Videos


Weiterführende Informationen

"Von der Rebellion zur Repression" - in Bearbeitung