Regieren durch Terror

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Das Regieren durch Terror kann nach Sebastian Scheerer (2004) auf vier Arten stattfinden:

Primär

Herrscher, die sich (unter anderem) durch eine Schreckensherrschaft an der Macht halten, regieren (auch) durch Terror. Das sind Diktatoren, Tyrannen - und nicht selten Revolutionäre, die gerade an die Macht gelangt sind und sich gegen eine (reale oder imaginierte) Konterrevolution von Innen und/oder Außen durch Terror gegen alle (realen oder imaginierten) Feinde zu schützen suchen.

Sekundär

Subtiler ist das Spiel über Bande. Denn wer Terror nicht selbst ausübt, sondern nur das Bedrohungsgefühl seiner Bevölkerung fördert und ausnutzt, um diese zu bewegen, eigene Rechte und Freiheiten auf dem Altar der von der Regierung versprochenen Sicherheitsvermehrung zu opfern - der instrumentalisiert die Angst vor dem Terror und regiert damit mittelbar auch durch Terror.

Tertiär

Regieren lässt sich drittens durch die Nutzung des Terrorbegriffs als Waffe im politischen Legitimationsdiskurs: wem es gelingt, politische Herausforderer als Terroristen zu etikettieren, hat diese erfolgreich stigmatisiert und damit gewissermaßen aus dem Rennen geworfen: wer wird sich schon trauen zuzugeben, dass er mit der Regierung nicht übereinstimmt und eigentlich eher auf der Seite des Terroristen steht?

Quartär

Viertens regiert aber auch jede Regierung in dem Maße selbst durch Terror, in dem sie sich bei der Bekämpfung des Terrorismus den Methoden des Gegners annähert oder sie gar übertrifft. Es ist eine alte Erfahrung, dass der Kampf gegen irregulär agierende Feinde eine Tendenz, einen Druck begünstigt, sich bei deren Bekämpfung immer mehr auch derselben (oder schlimmerer) Methoden zu bedienen wie diese. Man regiert, man bekämpft Terror mit Terror - und man übt also selbst Terror aus, um zu regieren.

Literatur

  • Scheerer, Sebastian (2004) Terror. In: Bröckling, U./Krasmann, S./Lemke, T., Hg., Glossar der Gegenwart. Frankfurt: Suhrkamp, 257-262.