Projekt Chance

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Das "Projekt Chance" existiert seit 2003 im baden-württembergischen Jugendstrafvollzug und stellt dort (in den Einrichtungen "Projekt Chance" in Creglingen und im "Seehaus Leonberg") einen Teil des Jugendstrafvollzuges in freien Formen dar. Rund 30 jugendliche Straftäter zwischen 14 und 23 Jahren erhalten bei motivierter Teilnahme an einem ein- bis zweijährigen Trainingsprogramm (Schule, Ausbildung, Sport, soziales Training, Täter-Opfer-Ausgleich, intensive Auseinandersetzung mit der Tat) die Chance auf Qualifizierung und Vermittlung eines Ausbildungsplatzes. Seit 2007 ist das Projekt Chance auch Teil des baden-württembergischen Landesjugendstrafvollzugsgesetzes.

Das Projekt Chance existiert seit 2003 in einem umgebauten Bauernhof inmitten des 151-Einwohner-Dorfes Frauental in Baden-Württemberg und war damit Vorreiter für die Durchführung des Jugendstrafvollzugs "in freien Formen" - d.h. ohne Schutzmauern und ohne Gitter. Die Bewohner können elf Handwerksberufe kennenlernen. Sie haben die aus 8 Regeln bestehende Hausordnung zu befolgen. Sie wohnen zunächst in Doppel-, dann in Einzelzimmern. Nicht aufgenommen werden: Sexualtäter, Brandstifter, Drogentäter, akutell therapiebedürftige Täter, Täter mit einer Strafe von mehr als drei Jahren und solche mit mehr als einer Haftstrafe ohne Bewährung.

Kritik

Der Leiter der Jugendstrafanstalt Berlin (JSA), Marius Fiedler, sagt dazu: "'Die Jugendlichen, die in Projekte wie das in Creglingen kommen, wären in Berlin wahrscheinlich auf Bewährung frei. Das sind nicht die Fälle, mit denen wir es hier zu tun haben.' Solche Projekte seien zwar für eine kleine Gruppe hilfreich, doch setzten sie eine Gemeinschaftsfähigkeit voraus, die die meisten seiner Häftlinge nicht mitbrächten. Die Probleme des deutschen Jugendstrafvollzugs ließen sich mit vereinzelten Projekten nicht lösen. Im Jahre 2003 habe eine Untersuchung ergeben, dass 300 der durchschnittlich 1200 Gefangenen, die die JSA Berlin im Jahr durchlaufen, in eine kinder- und jugendpsychiatrische Behandlung mussten. Sie erhielten eine Therapie, nur dass für sie oft weniger Geld ausgegeben werden als für jene, die ohnehin bessere Chancen hätten, sich aus eigener Kraft in die Gesellschaft zu integrieren, sagt Fiedler. Ein Tagessatz in der JSA beträgt etwa 87 Euro, in Creglingen kostet ein Tag pro Häftling etwa 204 Euro" (Voß 2008).

Literatur

  • Voß, Nadine (2008) Besserungsanstalten als Utopie. FAZ 10.01.2008: 4.


Links

http://www.projekt-chance.de/

http://www.prisma-jugendhilfe.de/

http://projekt-chance.cjd.de/