Opiumkrieg

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Als Opiumkrieg werden zwei miteinander verbundene Kriege europäischer Mächte gegen das Kaiserreich China im 19. Jahrhundert jeweils einzeln (oder in ihrer Gesamtheit) bezeichnet. Der Opiumkrieg im weiteren Sinne bestand aus dem Ersten (1839-1842) und dem Zweiten Opiumkrieg (1856-1860). Aus beiden Kriegen ging (vor allem) Großbritannien als Sieger hervor. China wurde durch "ungleiche Verträge" gedemütigt und zu Gebietsabtretungen (Hongkong), zur Öffnung von Häfen und zur Legalisierung der vor allem für Großbritannien profitablen Opium-Importe genötigt. Der Opiumkrieg war damit der einzige Krieg der Weltgeschichte, zu dessen Haupt-Zielen die Aufhebung eines Drogenverbots gehörte.

Der Erste Opiumkrieg (1839-1842)

Im Ersten Opiumkrieg besiegte Großbritannien das Kaiserreich China. Der erste der sog. Ungleichen Verträge (29.08.1842) - der Vertrag von Nanking - verpflichtete China zur Abtretung Hongkongs, Öffnung weiterer Häfen für Ausländer, Duldung weitgehend unbeschränkten Handels und Reparationszahlungen.

Vorher hatten sich die europäischen Händler, die in Kanton in einer Art Ghetto leben mussten und denen das restliche Reich versperrt war, eingeengt und diskriminiert gefühlt. Auch litt Großbritannien unter dem Abfluss von Silberreserven aufgrund der einseitigen Güternachfrage aus Europa (Seide, Tee etc.). Nachdem China einerseits 1820 die Einfuhr von Opium erneut und verschärft verboten, andererseits aber die von britischen Händlern organisierten illegalen Opiumeinfuhren sich zwischen 1821 und 1837 verfünffacht hatten, eskalierte die Konfliktlage. Der Kaiser sandte 1838 den Spitzenbeamten Lin Zexu als Sonderkommissar nach Kanton. Der konnte bis Mitte Juli 1839 immerhin 73.000 kg Opium und 70.000 Opiumpfeifen beschlagnahmen, auch wenn die ausländischen Händler für ihn tabu waren. Am 24.03.1839 internierte Lin aufgrund eines kaiserlichen Edikts vom 18. März, das Ausländern den Opiumhandel in China verbot, 350 in den Opiumhandel verwickelte Ausländer in ihren Faktoreien. So erreichte er die Herausgabe von über 22.000 Kisten (= 1400 Tonnen) Opium durch den britischen Superintendenten für den Handel (Charles Elliot). Dass Lin das Opium vom 3.-23. 06. 1839 in der Nähe von Humen verbrennen und anschließend ins Meer spülen ließ, konnten die Briten nicht auf sich sitzen lassen. - Das Unterhaus erklärte zwar China nicht förmlich den Krieg, wie es britische Opiumhändler und die Ostindienkompanie gefordert hatten, doch entsandte man einen Flottenverband, der vom Kaiser „Genugtuung und Wiedergutmachung“ fordern und gegebenenfalls chinesisches Eigentum als Pfand nehmen sollte. Im Sommer 1839 stach Admiral George Elliot mit 16 Kriegsschiffen und 4.000 Mann Besatzung in See. Zeitgleich besetzte am 23. August sein Vetter, Superintendent Charles Elliot, Hongkong Island als Operationsbasis. In diesem Zusammenhang wurde ein Chinese von betrunkenen britischen Matrosen ermordet. Großbritannien weigerte sich jedoch, die Täter an die chinesische Justiz auszuliefern und stellte sie in Kanton vor ein britisches Gericht. Im Juni 1840 traf die britische Flotte in China ein, wo sie nach Scharmützeln mit chinesischen Kriegsdschunken jeweils durch Zurücklassen einiger Schiffe nacheinander die Mündungen des Perlflusses (Hongkong), des Yangzi (Ningbo und Zhoushan) und schließlich des Beihai (Tianjin) sicherte. Im Januar 1841 musste sich China zur Abtretung Hongkongs, zur Zahlung einer Kriegsentschädigung von 6 Mio. Silberdollar sowie zur Gewährung direkter Kontakte der Europäer zur Qing-Regierung verpflichten. Das Abkommen stieß bei Kaiser Daoguang wie beim britischen Premierminister Palmerston gleichermaßen auf Ablehnung. Letzterer ersetzte daraufhin Charles Elliot durch Sir Henry Pottinger und beauftragte diesen mit der Fortsetzung des Krieges. Pottinger eroberte im August 1841 die Städte Xiamen, Ningbo und Zhoushan und blockierte mehrere wichtige Wasserwege. Nach Eintreffen von Verstärkungstruppen aus Indien fielen im Sommer 1842 Shanghai und Zhenjiang. Ein Verhandlungsangebot Chinas wurde ausgeschlagen. Die Briten drangen bis Nanjing vor.

Der Erste Opiumkrieg leitete den Niedergang Chinas von der einst unumschränkten Hegemonialmacht Asiens zu einem halbkolonialen De-facto-Protektorat westlicher Mächte ein, das es bis zur Wende zum 20. Jahrhundert bleiben sollte. Was bei den Chinesen und anderen Völkern der Region bis heute in Erinnerung bleibt, sind die eingesetzten Mittel, mit denen die Öffnung Chinas erfolgte: mit militärischer Gewalt durchgesetzter Opiumimport zur Durchsetzung der kolonialen Wirtschaftsinteressen.

Der Zweite Opiumkrieg (1856-1860)

Anlass für den Zweiten Opiumkrieg war eine Kontrolle des Opiumschiffs "Lorcha Arrow" durch chinesische Behörden am 08.10.1856. Auf die Gefangennahme von 12 Personen reagierte Großbritannien militärisch - diesmal im Verein mit französischem Militär, das darin eine gute Gelegenheit zur Erweiterung des französischen Einflusses in China sah und in der Hinrichtung eines französischen Missionars in China einen guten Vorwand für einen "Rachefeldzug" erblickte. Die britisch-französischen Truppen besetzten Kanton und die Dagu-Festung (1857/58). 1858 wurde der Tianjin-Vertrag unterzeichnet, an dessen Text auch Russland und die USA beteiligt gewesen waren. Der Krieg ging jedoch weiter, weil China sich weigerte, den Vertrag zu ratifizieren - oder auch nur die Einrichtung westlicher Vertretungen in Peking zu erlauben. Nach einigen Niederlagen der europäischen Militärs begann die französisch-britisch-indische Streitmacht 1860 ihren Marsch auf Peking. Am 21. August nahm sie erfolgreich die Festungen von Dagu ein. Am 26. September erreichten diese Truppen Peking und nahmen die Stadt bis zum 6. Oktober ein. Die Truppen verwüsteten später den Sommerpalast und den Alten Sommerpalast. Im Zuge der darauf folgenden Plünderungen wurden neben Kunstschätzen aller Art auch jene kostbaren Uhren geraubt, die König Georg III. dem Kaiser Qianlong durch die Macartney-Mission als Geschenk übersandt hatte, die von diesem aber als „Tribut“ eines unterwürfigen Volkes gedeutet worden waren. Außerdem wurden fünf Pekinesen-Hunde erbeutet, die bis dahin nur dem Herrscherhaus vorbehalten waren. Sie wurden zu Stammeltern der europäischen Pekinesen. - Der Vertrag von Tianjin von 1858 wurde um die Pekinger Konvention erweitert und in dieser Form von Kaiser Xianfeng am 18. Oktober 1860 ratifiziert. Damit ergab sich für Großbritannien, Frankreich, Russland und die USA das Recht, in Peking (bis dahin eine geschlossene Stadt) Botschaften zu eröffnen. Der Opiumhandel wurde legalisiert und Christen bekamen das Recht, die chinesische Bevölkerung zu missionieren sowie Eigentum zu besitzen.

Zitate

"Opium is not a necessity of life, but a pernicious article of luxury, which ought not to be permitted but for the purpose of foreign commerce only, and which the wisdom of the Government should carefully restrain consumption" (Warren Hastings, von 1773-1786 erster britischer Generalgouverneur über Indien, dem nicht zuletzt aufgrund dieser Aussage "a cynical willingness to poison foreigners for commercial advantage" nachgesagt wurde; siehe [[1]])

„Ich kenne keinen Krieg und habe auch von keinem gelesen, der von seinem Ursprung her ungerechter und mehr dazu angetan ist, England Schande zu bringen“ (William Ewart Gladstone, nachmaliger mehrfacher englischer Premierminister, am 8. April 1840 im englischen Unterhaus; siehe [[2]]

Literatur

  • Wolfram Eberhard: Geschichte Chinas: von den Anfängen bis zur Gegenwart. Stuttgart 1971.
  • John King Fairbank: Geschichte des modernen China 1800-1985. München, 2. Aufl. 1989, ISBN 3-423-04497-7.
  • Jacques Gernet: Die chinesische Welt. Frankfurt 1997, ISBN 3-518-38005-2.
  • Jonathan D. Spence: Chinas Weg in die Moderne. München 2001, ISBN 3-446-16284-4.
  • Runhild Böhm: Englands Opiumkriege in China: Die Darstellungen und Voraussagungen von Karl Marx über die Kollision des konfuzianischen China mit der okzidentalen Kolonialexpansion. Arbeitstexte, Tübingen 2000, TOBIAS-lib.
  • Rosa Luxemburg: Die Akkumulation des Kapitals, 28. Kapitel: Die Einführung der Warenwirtschaft. Berlin 1913
  • Zhen Yangwen (2005) The Social Life of Opium in China. National University of Singapore. Paperback (ISBN-13: 9780521608565 | ISBN-10: 0521608562).

Filme

Der Opiumkrieg [[3]] Xie Jin aus dem Jahr 1997


Weblinks

  • Erster Opiumkrieg in: Wikipedia dt. [[4]]
  • Zweiter Opiumkrieg in: Wikipdeia dt. [[5]]
  • Der Opiumkrieg [[6]]
  • Opium War (Grafik) [[7]]

Dieser Artikel basiert auf den hier angegebenen Wikipedia-Beiträgen über den Ersten und Zweiten Opiumkrieg.