Operation Nemesis

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Operation Nemesis war der Codename einer im wesentlichen von 1920-1922 dauernden Geheimoperation zur gezielten Tötung der Hauptverantwortlichen für den Genozid an den Armeniern (1915-1917). Die Revolutionäre Armenische Föderation (ARF) stellte die führenden Persönlichkeiten der Operation Nemesis wie z.B . Shahan Natalie und Soghomon Tehlirian. Der Organisation gelang es, zahlreiche bedeutende politische und militärische Würdenträger des Osmanischen Reiches, darunter den Innenminister von Azerbaidschan und armenische Kollaborateure, zu töten. Die meisten Täter wurden nicht gefasst. Diejenigen, die gefasst wurden, kamen ohne Offenbarung ihrer organisatorischen Zusammenhänge und Motive davon.

Der bis zum 02.08.1914 tagende 8. ARF-Kongress war von entscheidender Bedeutung. Die osmanische Regierung hatte von den Armeniern verlangt, im Falle einer kaukasischen Front zusammen mit den russischen Armeniern eine anti-zaristische Rebellion zu beginnen. Während die Armenier zur Loyalität gegenüber ihrer Regierung bereit waren, wandten sie sich entschieden gegen die Aufstandspläne. 1915 gehörte die ARF zu den Opfern des "Roten Sonntags" (24.4.), an dem führende Persönlichkeiten der armenischen Gemeinden auf Befehl des Innenministers Mehmet Talat Bey verhaftet und in Lager in der Nähe Ankaras verschleppt wurden.

Nach dem Waffenstillstand von Mudros (1919) verurteilte ein türkisches Militärgericht in Konstantinopel die Hauptverantwortlichen für den Genozid zum Tode. Briten hielten einige von ihnen auf Malta fest.

Am 28.05.1918 erklärte der Armenische Nationalrat in Tiflis unter der Führung russisch-armenischer Intellektueller die Unabhängigkeit der Democratischen Republik Armenien. Die ARF-Mitglieder Hovhannes Kachaznuni und Alexander Khatisyan gingen nach Eriwan, um dort die Macht zu übernehmen. Am 30.05.1918 erfolgte die öffentliche Proklamation. Vom 27.09. bis Ende Oktober 1919 fand dort, in der neuen Hauptstadt, der 9. Allgemeine ARF-Kongress statt, der sich auch mit der Vergeltung für den Völkermord befasste. Gegen die Stimmen vieler russisch-armenischer Delegierter wurde beschlossen, Gerechtigkeit durch armenische Akteure walten zu lassen. Mitglieder des ARF-Büros, insbesondere der vierte Premierminister Simon Vratsyan, Verteidigungsminister Ruben Ter Minasian und Ruben Darbinian wandten sich gegen Natalies Operation. Gleichwohl wurde eine Schwarzliste mit den Namen von 200 vermutlichen Hauptverdächtigen für den Genozid erstellt.

Operation

Chef der Operation war Shahan Natalie (zusammen mit Grigor Merjanov). Sein Ziel war es, das Verfahren gegen Tehlirian in eine politische Anklage gegen die Verantwortlichen für den Genozid zu transformieren. In seinen Memoiren erklärt Natalie, dieses Motiv auch Tehlirian eröffnet zu haben: "you blow up the skull of the Number One nation-murderer and you don't try to flee. You stand there, your foot on the corpse and surrender to the police, who will come and handcuff you." Ziel Nummer Eins für Natalie war Talât Pasha - und Soghomon Tehlirian sollte das Urteil vollstrecken.

Folgen

Am 04.07.1923 annullierte der Vertrag von Lausanne im Zuge der territorialen Zuordnungen von Anatolien und Ost-Thrakien die entsprechenden Regelungen des Vertrags von Sèvres und regelte u.a. die Frage der Malta-Exilanten, indem die Briten im Zuge eines Gefangenenaustauschs gegen in der Türkei gefangene Briten die dortigen Genozid-Verantwortlichen aus der Haft entließ. Die Genozid-Verantwortlichen konnten danach von Malta aus relativ unbehindert durch Deutschland, Italien und Zentralasien reisen.

Tötungen

Getötete Verurteilte:

  • Fatali Khan Khoyski, 19.06.1920, Tiflis (Autor: Aram Yerganian)
  • Talat Pasha 15.03.1921, Berlin (Soghomon Tehlirian)
  • Bihbud Khan Jivanshir 18.07.1921, Konstantinopel (Misak Torlakian)
  • Said Halim Pasha 05.12.1921, Rom (Arshavir Shiragian)
  • Behaeddin Shakir 17.04.1922, Berlin (Aram Yerganian)
  • Jemal Azmi 17.04.1922, Berlin (Arshavir Shiragian)
  • Jemal Pasha 25.07.1922, Tiflis (Stepan Dzaghigian)
  • Enver Pasha 1922, Tadschikistan (Hagop Melkumov; armenischer Angehöriger der Roten Armee)


"Unsere Organisation hatte keinen Vernichtungsplan. Sie vollzog die Strafe an den Individuen, die in Abwesenheit verurteilt und des Massenmords für schuldig befunden worden waren. Armenische Verräter standen ganz oben auf unserer Liste." - Arshavir Shiragian

Getötete Verräter:

  • Mgrditch Haroutounian, 1920, Konstantinopel (Soghomon Tehlirian)
  • Vahe Ihssan (Yessayan), 27.03.1920, Konstantinopel (Arshavir Shiragian)
  • Hemayag Aramiantz (Arshag Yezdanian)

Literatur

  • Natalie, Shahan (2002) [1928]. The Turks and Us. Nagorno-Karabakh: Punik Publishing.
  • Shiragian, Arshavir (1976). The Legacy. Sonia Shiragian. Boston, Massachusetts: Hairenik Press. LCC 76-49796.
  • Avakian, Lindy V. (1989). The Cross and the Crescent. USC Press. ISBN 0-943247-06-3.
  • Derogy, Jacques (1990). Resistance & Revenge. Transaction Publishers. ISBN 0-88738-338-6.
  • Alexander, Edward (2000). A Crime of Vengeance. Backinprint.com. ISBN 0595088856.
  • Yeghiayan, Vartkes (2006). The Case of Soghomon Tehlirian. Center for Armenian Remembrance. ISBN 0977715310.
  • Yeghiayan, Vartkes (2006). The Case of Misak Torlakian. Center for Armenian Remembrance. ISBN 0977715302.

Weblinks

http://www.operationnemesis.com

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