Mord und Selbstmord

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Fremdtötung und Selbsttötung - vulgo Mord und Selbstmord - können sich in weiten Bereichen überschneiden: etwa in der Art der die Tat veranlassenden Konfliktkonstellationen oder in der Ähnlichkeit der Coping-Strategien (Beendigung eines unerträglichen Zustands durch physische Eliminierung; vgl. Rasch 1986).

Mit der Frage, ob Mord und Suizid auf dasselbe Grundgeschehen zurückzuführen sein könnten, hatte sich schon Durkheim (1897) befasst.

Freud war der Ansicht, dass kein Neurotiker Selbstmordabsichten verspüre, der „solche nicht von einem Mordimpuls gegen andere auf sich zurückwendet.“ (Freud 1946). Auf ein Erlebnis des Objektverlustes (z.B. in Form des Verlassenwerdens durch den Partner) reagiere der Betroffene mit Hassgefühlen. Da das Objekt – trotz des Hasses und des Verlustes– unverzichtbar sei, werde es internalisiert. Der jetzt gegen das Objekt gerichtete Hass wende sich sowohl gegen die Person als auch gegen sich selbst. Das Mordobjekt werde in der eigenen Person getötet und zugleich sühne die Person ihre Tat durch den eigenen Tod. Der Selbstmord funktioniere als Ersatz für die Ermordung eines anderen.

Alexander (1929) ging davon aus, dass umgekehrt viele neurotische Morde eigentlich verkappte Selbstmorde seien.

Häufig wurde beobachtet, dass Mörder in ihrer Vergangenheit suizidgefährdet waren: in Dänemark hatten 29% der Mörder einer Stichprobe (Gottlieb und Gabrielson 1990) in ihrer Vergangenheit einen Suizidversuch unternommen. Nach der Haftentlassung begingen 10% vollendeten Suizid und 8% einen Suizidversuch (vgl. Lester 2002).


Literatur

  • Alexander, (1929) The need for punishment and the death-instinct
  • Durkheim
  • Freud, Sigmund (1946) Trauer und Melancholie.
  • Gottlieb und Gabrielson
  • Rasch: „Die Mord-Selbstmord-Alternative“ in: Schweizerisches Nationalkomitee für Geistige Gesundheit, Arbeitsgruppe für Kriminologie 1986).
  • Lester
  • Rasch