Michael Zinganel

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Der vielseitige österreichische Architekturtheoretiker, Kulturwissenschaftler, Kurator und Künstler Michael Zinganel (* 15.10.1960 in Radkersburg) arbeitet unter anderem über die Produktivkraft des Verbrechens. Zu seinen Werken gehören "High Crime. Gesellschaft, Kunst und Verbrechen" (1999) und "Real Crime. Architektur, Stadt und Verbrechen" (2003).


Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach einer Jugend in Zell am See studierte der Sohn von Franz und Dietlinde Zinganel Architektur an der Technischen Universität Graz (1979-91) und Kunst an der Jan van Eyck Akademie in Maastricht (1991-93). Sein Studium an der kultur- und geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (2001-03) schloss er 2003 mit der Promotion ab. Titel der Dissertation war: „Real Crime. Über die Produktivkraft des realen und imaginierten Verbrechens für die Entwicklung von Sicherheitspolitik, Architektur und Stadtplanung“.

Von 1996 bis 2003 war Zinganel Kurator für Bildenden Kunst im Forum Stadtpark Graz. 2003 begann seine Tätigkeit als "Research Fellow" am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) Wien. Daraufhin überarbeitete er seine Dissertation und veröffentlichte sie als Buch mit folgendem Titel: „Real Crime. Architektur, Stadt und Verbrechen“.

Von 2001 bis 2010 war Zinganel Universitäts-Assistent am Institut für Gebäudelehre an der TU Graz. Er hatte Lehraufträge und Gastprofessuren an unterschiedlichen Universitäten, an der Technischen Universität Wien, der Universität für Kunst und industrielle Gestaltung Linz, der Hochschule für Angewandte Kunst Wien, der Akademie für Bildende Künste Wien, der Hochschule Luzern HLU, der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich ETH. Seine Ausstellungen und Vorträge hält er im In- und Ausland. Zinganel widmet sich zurzeit dem Forschungsprojekt „Tourism after the Fall“, was Teil seiner Habilitation in Kulturwissenschaften über „Architektur, Mobilität und Tourismus“ wird.

Werk

Michael Zinganels Zugang zur Kriminologie ist zum einen seine Arbeit als bildender Künstler und Kurator für Bildende Kunst auf dem Gebiet „Überschreitungen“ bzw. kreative deviante Handlungsformen, und die Diskurse, die sie hervorbringen. Zum anderen ist er als Architekt neugierig auf die zunehmende soziale Ausgrenzung. Ein weiteres Schlüsselerlebnis waren für ihn die Lektüre des Buches „City of Quartz“ von Mike Davis und ein sechsmonatiger Aufenthalt in Los Angeles, USA, von 1997 bis 1998. Aus diesen beiden Zugängen entwickelten sich in Zinganels Arbeit zwei Projekt-Stränge: seit 1998 veranstaltete er eine Reihe von Workshops zum Verhältnis von Kunst und Devianz, die erstmals 1999 in einem Sammelband zusammengetragen wurden, Titel: „High Crime. Gesellschaft, Kunst und Verbrechen“. Dieser Sammelband diente als Grundlage für das Seminar „Polizeiliche Spurensicherung als Einführung in die Semiotik“ in Architektur- und Kunststudiengängen. Dieses Seminar hat Zinganel von 2000 bis 2005 an der TU Wien gegeben, aber auch extern durchgeführt. Seit 1999 entstand eine Vielzahl von Workshops, Stadtführungen, Vorträgen und Symposien, die sich mit der visuellen und materiellen Kultur der Angst vor Verbrechen und ihrer Bewältigung beschäftigte. Dabei verschob sich Zinganels Fokus sukzessive in Richtung Architektur und Stadtplanung. Auf einer dieser Veranstaltungen entstand dann mit dem Wiener Historiker, Dr.Siegfried Mattl die Idee, über das Thema zu promovieren und anschließend als Buch zu veröffentlichen. In dem Buch „Real Crime: Architektur, Stadt & Verbrechen“ untersucht Michael Zinganel die Produktivkraft des Verbrechens. Er beschreibt die Auseinandersetzung von Kunst, Wissenschaft und Massenmedien mit „dem Verbrechen“. Das hat zur Mythenbildung einer gefährlichen Großstadt und zur Verdammung der Armen- und Zuwandererquartiere maßgeblich beigetragen. Die tradierte Angst vor bestimmten Individuen oder ganzen Stadtteilen wurde für die Sicherheitstechnik, Architektur und Stadtplanung produktiv gemacht. Die Beispiele reichen von alltäglichen Verbrechen und den entsprechenden Präventionsmaßnahmen ( von verbesserten Türschlössern an Wohnungstüren bis zu „gated community“) bis zu Ausnahmeereignissen wie dem Attentat vom 11.September 2001. Die direkte Folge ist schrittweise Modernisierung der Sicherheitstechnik.

Publikationen

Monographien:

Zinganel, Albers, Hieslmair, Sagadin: SAISON OPENING. Kulturtransfer über ostdeutsch-tirolerische Migrationsrouten, Wien 2006

Michael Zinganel: Real Crime – Architektur, Stadt und Verbrechen, Wien 2003

(Mit-) Herausgeber:

Matthias Marschik, Rudolf Müllner, Georg Spitaler u. Michael Zinganel (Hg.): Stadion. Architektur, Politik, Ökonomie, Turia & Kant, Wien 2005.

Michael Zinganel u. Peter Spillmann (Hg.): Backstage*Tours. Reisen in den touristischen Raum, Verlag Forum Stadtpark Graz 2004.

Hermine Grabner, Martin Schmidl u. Michael Zinganel (Hg.), Akte Erzberg, Verlag Forum Stadtpark Graz 2004.

Michael Zinganel (Hg.): High Crime. Gesellschaft, Kunst und Verbrechen, Wien 1999.

Dietmar Steiner, Michael Zinganel und Architekturzentrum (Hg.): Wir Häuslebauer- Bauen in Österreich seit 1945, Sonderzahl Verlag, Wien 1998

Wissenschaftliche Publikationen/ Beiträge:

2011

The CUBE Hotel: An ultimate home base and stage-scape of the alpine event society, in: Tom Avermaete und Anne Massey (Hg.): Hotel Lobbies. Anonymous Domesticity and Public Discretion, Routledge, London 2011 (in Vorbereitung)

2010

The Stadium as Cash Mashine, in: Frank, Sybille / Steets, Silke (Hg.): Stadium Worlds – Football, Space and the Built Environment, Routlegde, London 2010, S. 77-97.

Auf Angst gebaut, in: Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.): Aus Politik und Zeitgeschichte, APuZ 17/2010

E la Nave va! In: Marina Sorbello und Antje Weitzel (Hg.): Transient Spaces. The tourist Syndrome, Berlin 2010, S. 25-29.

2009

Die Stadt spricht. Ein fiktiver Dialog, in: steirischer herbst (Hg.): Utopie und Monument 1, Graz 2009, S. 5-50.

Crime does pay! The Structure-Building Power of Crime for Urban Planning and Urban Experience, in: Internationale Architecture Biennale Rotterdam (Hg.): Open City. Designing Coexistence, Amsterdam 2009, 1187-200.

Alpine Wucherungen. Stil als radikale Affirmation projizierter Markterfordernis oder Kulturlandschaften im beschleunigten Wandel, in: Verband österreichischer KunsthistorikerInnen (Hg.): Über die Grenze. Vermessung einer Kulturlandschaft, Hohenems 2009, S. 47-54.

Frühstückspension und Eckbank. Eine materielle und materialistische Kultur der Enge, in: Moser, Johannes / Seidl, Daniella (Hg.): Dinge auf Reisen. Materielle Kultur und Tourismus. Waxmann Verlag, Münster 2009, S. 225-244.

Real Estate – Stadt, Kino und die Spekulation als Unterhaltung, in: Merlin Bauer (Hg.): Liebe Deine Stadt. Öffentliche Angelegenheiten, Greven Verlag Köln 2009, S. 314-329.

Alarmanlage, Schwingtür, 2 Begriffsbestimmungen, In: Arch+ 191/192 Schwellenatlas, März 2009, S. 28 u. 102.

2008

Vor lauter Thema verschwindet die Stadt! Stadtwanderungen zwischen Bildungsauftrag und widerständigen Lesarten, in: Elke Krasny und Irene Niehaus (Hg.): Urbanografien. Stadtforschung in Kunst, Architektur und Theorie, Berlin 2008, S. 45-58.

Architektur und Paranoia, in: Gerhard Blechinger, Yana Milev (Hg.): emergencydesign. designstrategien im arbeitsfeld der krise, Wien und New York 2008, S. 79-87.

Landscapes of Power, in: Thea Brejzek (Hg.): Power und Space, Zürich 2008, S. 22-24.

Crime does pay! How security technology, architecture and town planning are powered by crime, in: Heidelberger Kunstverein (Hg.): Islands & Ghettos, Nürnberg 2008, S. 66-73.

Mit Ramona Lenz: Kunst, Tourismus und Migration. Eine kurze Pauschalreise in die Mobilitätsdebatte, in: on the move - verkehrskultur II. Katalog zur Ausstellung im Westfälischen Kunstverein Münster 2006. Hg. von Anja Casser und Carina Plath. Münster 2008, S. 26-35.

Last Exit Karlsplatz, in: Wien Museum (Hg.): Am Puls der Stadt. 2000 Jahre Karlsplatz, Wien 2008, S. 206-211. Tourist Bubble Everywhere. Tourismus, Differenz und die Touristifizierung des Alltags, in: Urban Potentials; Dresden 2008. S. 58-67.

Alpine Wucherungen. Erlebnislandschaften der Hypermoderne, in: sinnhaft 21. Alpine Avantgarden und urbane Alpen, Wien 2008, S. 26-37.

Alpine Wucherungen. Die Urbanisierung der Alpinen Freizeitperipherie, in: Schweizer Architektur Museum (Hg.): S AM Nr. 03. ARCH / SCAPES Die Verhandlung von Architektur und Landschaft, Basel 2008, S. 72-75.

Architektur und Paranoia, in: Gerhard Blechinger, Yana Milex (Hg.): emergencydesign.designstrategien im arbeitsfeld der krise, Wien und New York 2008, S.79-87

2007

In Between: Alpine tourism in a condensed transitional landscape, in: Things that Move: The Material World of Tourism and Travel, CDrom, Leeds UK 2007

Design of Fear. Verunsicherung als Produktivkraft für Sicherheitstechnik, Architektur und Stadtplanung, in: Markus Ambach, u.a. (Hg.): Mobilität und Sicherheit, Offenbach 2007, S. 90-93.

Tourismus, Shopping, Security, 3 Begriffsbestimmungen, in: Brigitte Franzen, Kasper König & Carina Plath (Hg.): skulpturen projekt münster 07, Münster 2007, S. 441-444 u. 467-468.

2006

mit Fritz Sack: Maximum Security. Zur Konstruktion von Bedrohung, in: NGBK (Hg.): Revisting Home. Wohnen als Schnittstelle zwischen Individuum und Gesellschaft, Berlin 2006, S. 40-69.

Vandalism as a Productive Force, in: Monu. magazine on urbanism Nr. 5/2006, S. 19-24.

Das Verbrechen als gesellschaftliche Produktivkraft. Kulturtheoretische Analysen der neuzeitlichen Gesellschaft, in: Friedrich Schweitzer (Hg.): Religion, Politik und Gewalt. Veröffentlichungen der wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie, Band 29, Gütersloh 2006, S. 726-740.

Frühstückspension Dertnig. Performanzstrategien in alpinen Bühnenlandschaften, in: Silvia Eiblmayr (Hg.): Carola Dertnig. Nachbilder einer ungleichzeitigen Gegenwart, Innsbruck 2006

Sun, Sand and Architecture. Sinai-Hotels im Kontext touristischer Sehnsuchtsproduktion, in: Haubitz + Zoche: Sinai Hotels, Ausstellungskatalog, Salzburg 2006, S. 74-79.

2005

Tourismus im Luxus der Leere, in: Phillipp Oswalt (Hg.): Schrumpfende Städte/Shrinking Cities II, Berlin u. Halle/Saale 2005, S. 243-249.

Alpine Erlebnislandschaften. Von der Tourismustheorie in den Tiroler Dienstleistungsalltag, in: Az W (Hg.), hintergrund 28, Architekturen der Freizeit, Dezember 2005, S. 89-97.

Cube. Homebase für die alpine Erlebnisgesellschaft, in: werk. bauen + wohnen 6/2005, S. 58-60.

Backstage Tourismus. Kunst als Wissensproduktion und Wissenstransferschnittstelle, in XING 03/05, S. 32-35.

Tourismus Kultur Theorie, in: BEIGEWUM (Hg.), Die Welt als Feriendorf. Neue Routen der Tourismuskritik. Kurswechsel – Zeitschrift für gesellschafts-, wirtschafts- und umweltpolitische Alternativen, Heft 2/2005, S. 39-47.

mit Christian Zillner: Stadien der Auflösung. Ephemere Stadien oder die Auflösung des Stadions in der Eventgesellschaft, in: Matthias Marschik, Rudolf Müllner, Georg Spitaler u. Michael Zinganel (Hg.): Stadion. Architektur, Politik, Ökonomie, Turia & Kant, Wien 2005, S. 365-394.

2004

Panik Stadt – die Produktivkraft des Vandalismus, in Phillipp Oswalt (Hg.); Schrumpfende Städte/Shrinking Cities I, Berlin u. Halle/Saale 2004

Architektur und Selbstkontrolle, in: IG Kultur Österreich (Hg.), Kulturrisse. IG Infoblätter Nr. 78 03/2004

Crime does pay! In: Plurale. Zeitschrift für Denkvisionen, Berlin 2004

2003

We are building Security! In: Becker u.a. (Hg.), Learning from*. Städte von Welt, Phantasmen der Zivilgesellschaft, informelle Organisation, Berlin 2003

New Urbanism. Zwischen Agoraphobie und künstlichem Paradies, in: IWI (Hg.), dérive, Zeitschrift für Stadtforschung 12/2003

Traditionen Sozialer Kontrolle. Vom Roten Wien zu aktuellen Gentrifizierungsprozessen, in: Kari Jormakka u. Dörte Kuhlmann (Hg.), Building Power, Wien 2003

Putting Yourself on Stage, in: IWI (Hg.), dérive, Zeitschrift für Stadtforschung 10/2003

Real Crime, in: CENTRUM, Jahrbuch für Architektur und Stadt, Basel 2003

2002-1996

Orte des imaginierten Verbrechens, in: Az W (Hg.), hintergrund 15, Juni 2002

Crime does pay! In: Archis, #3/Juni 2002

Der Einzige und sein Eigenheim, in: Kuckuck. Notizen zur Alltagskultur, Heft 2/2002, Jg.17.

Real Crime. Architektur, Stadt und Verbrechen, in: Karl Stocker u.a. (Hg.), Österreichische Zeitschrift für Zeitgeschichtswissenschaften, 12.Jg. Heft 3, Wien 2001

Wien für Amerikaner. Vom politschen Kabarett zur Shopping Mall, in: IWI (Hg.), dérive, Zeitschrift für Stadtforschung 3/2001

Architecture of Fear. Zur Diffusion angloamerikanischer Sicherheitsdiskurse durch frauengerechte Stadtplanung, in: IWI (Hg.), dérive, Zeitschrift für Stadtforschung 1/2000

Wir Erben, in: Architektur Zentrum Wien (Hg.), Wir Häuslbauer. Bauen in Österreich, Wien 1998

Leerstellen im Sozialen Wohnungsbau, in: Wailand/Weh (Hg.), Kunst am Bau, Triton Verlag, Wien 1998

Ökonomie, Geschlecht und Architektur im Roten Wien, in: Sex & Space, Zürich, 1996

Literatur

Zinganel, Michael (2003): Real Crime: Architektur, Stadt und Verbrechen. Wien

Zinganel, Michael (1999): High Crime. Gesellschaft, Kunst und Verbrechen. Wien

Weiterführende weblinks

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