Marvin E. Wolfgang

Der besonders für seine Kohortenstudien, für die Untersuchung der Täter-Opfer-Interaktion und für Untersuchungen zur Gewaltkriminalität bekannt gewordene US-amerikanische Kriminologie Marvin E. Wolfgang (*14.11.1924 in Millersburg, Pa., USA; gest. 12.04.1998 in Philadelphia, Pa., USA) war vom British Journal of Criminology einmal als “the most influential criminologist in the English-speaking world” bezeichnet worden.

Wolfgang, der im Zweiten Weltkriegs als Infanterist in Italien gekämpft hatte, studierte Soziologie an der University of Pennsylvania, wo er nicht nur seine akademischen Weihen erhielt (M.A. 1950; PhD 1955), sondern auch bis zu seinem Tode in Lehre und Forschung tätig bleiben sollte. Sein wichtigster akademischer Lehrer war Thorsten Sellin.

Wolfgang war in zahlreichen Regierungskommissionen tätig, nahm zahlreiche Gastprofessuren wahr und war Träger wissenschaftlicher Preise (u.a. der Beccaria-Medaille).

Publikationen

Wolfgang veröffentlichte mehr als 30 Bücher.

  • Patterns in Criminal Homicide (1958) analysiert fast 600 Mordfälle in Philadelphia; Wolfgang kam zu dem Schluss, dass viele Unterschichts-Morde aus trivialem Anlass erfolgen, der zudem in rund einem Viertel der Fälle von den späteren Opfern gesetzt worden war.
  • The Subculture of Violence: Towards an Integrated Theory in Criminology (1967). Zusammen mit seinem Ko-Autor Franco Feracutti argumentierte Wolfgang, dass die in der Subkultur verbreitete Antizipation möglicher Gewalt durch den Anderen zu Gewaltdelikten führt. Die Untersuchung wurde herangezogen, um Gewalt unter Afro-Amerikanern und Südstaatlern zu erklären.
  • Mit Robert Figlio und Johan Thorsten Sellin fand Marvin Wolfgang in "Delinquency in a Birth Cohort" aus dem Jahre 1972 heraus, dass die Hälfte aller Delikte und nahezu Dreiviertel aller schweren Delikte von einer geringen Zahl von Gewohnheitstätern verübt wurden. Das führte vielerorts zu Non-Intervention bei Gelegenheitsdelikten von jungen Tätern und zu "three strikes and you’re out" Gesetzen für die Intensivtäter.
  • Wolfgangs Erkenntnis, dass die Todesstrafe überproportional häufig arme, junge und afro-amerikanische Bürger traf, wurde vom Supreme Court in seiner Enscheidung Furman v. Georgia (1972) zitiert.


Weblinks

Über Marvin Wolfgang

  • Schneider, Hans Joachim (2000) Laudatio auf Marvin E. Wolfgang. In: Rössner/Jehle, Beccaria als Wegbereiter der Kriminologie. Mönchengladbach: Forum Verlag Godesberg: 37-41
  • Weitekamp, Elmar (2000) In memorium Marvin E. Wolfgang. In: Rössner/Jehle, Beccaria als Wegbereiter der Kriminologie. Mönchengladbach: Forum Verlag Godesberg: 43-46