Marinus Schöberl

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Marinus Schöberl war 16 Jahre alt, als er in der Nacht auf den 13. Juli 2002 von drei seiner Bekannten im Dorf Potzlow in der Uckermark (Brandenburg) getötet wurde. Der Fall Marinus Schöberl ist Gegenstand des Buches "Der Kick" von Andres Veiel (2007) sowie eines Theaterstücks von Andres Veiel und Gesine Schmidt (2005) und eines Films/einer DVD aus dem Jahre 2006.

Misshandlung

Marinus Schöberl galt den Tätern als "Jude" und wurde stundenlang erniedrigt und gefoltert, bevor er getötet wurde:

Die Misshandlung von Marinus Schöberl verläuft in mehreren Schüben. Auf eine Attacke folgt eine Pause. Sebastian Fink schleppt Marinus Schöberl auf die Veranda, stößt ihn zu Boden und lässt ihn liegen. Nach etwa dreißig Minuten wird Marinus von Marco Schönfeld zurückbeordert – und die Misshandlungen werden fortgesetzt. Marco Schönfeld wirft ihm nun etwas Neues vor. Mit den gefärbten Haaren wolle Marinus „vertuschen“, dass er ein Jude sei. Die weiteren Schläge dienen – so die verquere Logik der Täter – der Wahrheitsfindung. Da Marinus nicht zugibt, was er nicht ist, dient die angebliche „Lüge“ des Opfers als Vorwand, ihn weiter zu schlagen.
Sebastian Fink wird, wenn er später in dieser Nacht auf Marinus uriniert, sagen, dass so etwas „Juden doch schmecken würde“. Der Begriff „Jude“ ist für sie also nicht irgendein Schimpfwort. Sie verwenden es für Menschen, die in ihren Augen keinen Anspruch darauf haben, menschlich behandelt zu werden.(alle Zitate aus: Veiel, Der Kick, hier: "Die Tat").

Tötung

Nachdem die drei Schöberl mehrere Stunden misshandelt, ihm Schnaps eingeflößt, ihn geschlagen und auf ihn uriniert hatten, brachten sie ihn in einen nahe gelegenen Schweinestall. Dort forderten sie Marinus Schöberl auf, in die Kante eines steinernen Schweinetrogs zu beißen und Marcel sprang – in Nachstellung eines „Bordstein-Kicks“ aus dem Film American History X – mit Sicherheitsschuhen auf Schöberls Kopf. Danach warfen die Brüder noch zweimal einen Stein auf den noch atmenden Jungen und versenkten den später leblosen Körper in der Jauchegrube des Stalls [1].


Zitate

Die Verzweiflung des Gewaltopfers (...) packt ihr Opfer mit aller Kraft. Der angstvolle, gequälte Leib wird selbst zum Feind, zum inneren Feind des Menschen. Er widersetzt sich jeder Anstrengung des Willens. Die Kraft des Handelns ist dahin (Wolfgang Sofsky, Traktat über die Gewalt).