Mapuche-Konflikt

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Die Mapuche sind die größte indigene Bevölkerungsgruppe Chiles. Seit der gewaltsamen Eroberung ihres Gebietes durch den chilenischen Staat Ende des 19. Jahrhunderts sind sie die wahrscheinlich am stärksten marginalisierte Gruppe. Eine Restitution ihres Landes bzw. adäquate Wiedergutmachung für das erlittene Unrecht fand bis heute nicht statt. Die fehlende Anerkennung durch den chilenischen Staat sowie die exzessive Nutzung natürlicher Ressourcen durch Großkonzerne, die das angestammte Land der Mapuche zerstört, führen immer wieder zu Konflikten und Protesten. Auf Landbesetzungen, Demonstrationen oder Hungerstreiks wird von staatlicher Seite sehr repressiv reagiert, wobei es häufig zu Verletzten oder Toten aufseiten der Mapuche kommt.

Die Situation der Mapuche in Chile

Einer Volkszählung von 2002 zufolge beträgt der Anteil der Mapuche an der Gesamtbevölkerung rund 4 % (ca. 600.000 Personen), bzw. 87 % an der indigenen Bevölkerung Chiles.[1] 1992 hatten noch deutlich mehr, nämlich 928.000 Personen angegeben, Mapuche zu sein (rund 10 % der Gesamtbevölkerung). Die genauen Gründe für diesen starken Rückgang sind unklar, jedoch kamen 1992 und 2002 unterschiedliche Frageformulierungen zum Einsatz.[2] Weniger als 20 % sprechen die Mapuche-Sprache Mapudungun noch fließend, und die Analphabetenrate ist hoch.[3] Die meisten Mapuche leben in der 8., 9. und 10. Region Chiles, ein Großteil davon mittlerweile in Städten. Es wird beklagt, dass die Urbanisierung der Assimilation und dem Verlust der traditionellen Mapuche-Kultur Vorschub geleistet hat.[4] Viele arbeiten in schlecht entlohnten und prekären Berufen wie dem Baugewerbe, als Hausangestellte oder Subsistenzbauern. Diskriminierung der Mapuche – in der Schule, bei der Stellensuche, durch öffentliche Behörden, etc. – ist allgegenwärtig.[5]

Geschichte

Vor dem 16. Jahrhundert

Vor der Ankunft der europäischen Eroberer lebten die Mapuche in Zentral- und Südchile und Teilen des heutigen Argentinien, insbesondere in der von den Spaniern "Araucanía" genannten Region. Neben der Jagd und dem Sammeln von Pflanzen betrieben sie auch in begrenztem Umfang Landwirtschaft. Die Mapuche waren Halbnomaden und lebten in egalitär aufgebauten Familienverbänden. Eine hierarchische Gesellschaftsordnung kannten sie nicht: Das "Clanoberhaupt" hatte keine Befehlsgewalt über die anderen Mitglieder, sondern übte eher organisatorische Funktionen aus.[6]

16. bis 19. Jahrhundert

Der Eroberung des Landes durch die spanische Conquista ab Anfang des 16. Jahrhundert konnten die Mapuche zunächst entgegenhalten. Militärisch erfolgreich verteidigten sie einen großen Teil ihres Landes über mehrere Jahrhunderte und erreichten, dass die Chilenen sie als souveräne Herrscher über ihr Territorium südlich des Bío-Bío-Flusses anerkannten. Die Mapuche waren somit die einzige indigene Volksgruppe Lateinamerikas, die den europäischen Eroberern über längere Zeit erfolgreich Widerstand leisten und dadurch ihre Freiheit und Autonomie bewahren konnte. Erst Anfang der 1880er Jahre besiegte der chilenische Staat die Mapuche endgültig und nahm ihr Land in Besitz. Die Überlebenden wurden in kleine Reservate, sog. reducciones verwiesen, die flächenmäßig nur rund 6 % ihres ursprünglichen Territoriums ausmachten. Der Rest wurde zu einem großen Teil chilenischen und aus Europa immigrierten Siedlern zur landwirtschaftlichen Nutzung zugesprochen, welche die Region "zivilisieren" sollten. Durch betrügerische Kaufverträge (die meisten Mapuche waren Analphabeten), manipulierte "Verschuldung", widersprüchliche Grundbucheinträge und Abzäunungen wurde den Mapuche noch mehr Land abgepresst und die reducciones verloren einen signifikanten Teil ihrer Fläche.[7] Diese Verluste führten zu einer massenhaften Abwanderung der Mapuche in die Städte, die vor allem in den 1930er Jahren einsetzte.[8]

1960er und 70er Jahre

Ab 1962 leitete Präsident Jorge Alessandrini erste Agrarreformen ein, die unter seinem Nachfolger, dem Christdemokraten Eduardo Frei, weitergeführt wurden. Ihren Höhepunkt erreichten die Reformbestrebungen in der Zeit der sozialistischen Regierung unter Salvador Allende (1970-73). Deren Landreformen führten zur Enteignung von Großgrundbesitzern und zur Restitution von insgesamt rund 70.000 Hektar an die Mapuche.[9] Darunter waren sowohl Flächen, die ursprünglich zu den reducciones gehört hatten und später verloren gegangen waren, als auch andere angestammte Gebiete der Mapuche aus der Zeit vor der chilenischen Landnahme. Viele der gewonnenen Flächen wurden von den Mapuche der Tradition gemäß in Form von Kooperativen bewirtschaftet, was von der sozialistischen Regierung gefördert wurde. Das unter Allende verabschiedete Gesetz 17.729 ("Ley Indígena") erkannte außerdem erstmals die Existenz kulturell distinkter Gruppen auf nationalem Territorium an.[10] Dennoch sah die sozialistische Regierung die Lage der Mapuche in erster Linie durch die Linse der Klassenfrage (wie die der anderen Kleinbauern auch) und nicht im Kontext von Ethnizität.[11]

Militärdiktatur unter Augusto Pinochet (1973–90)

Nach der Machtergreifung durch die ultra-rechtskonservative Militärjunta unter Augusto Pinochet 1973 wurden Allendes Landreformen wieder rückgängig gemacht. Das Regime verfolgte eine strikt neoliberale Wirtschaftspolitik. Das zuvor restituierte Land wurde den Mapuche wieder weggenommen und erneut lokalen Großgrundbesitzern bzw. privaten Konzernen zur Verfügung gestellt, die Wasserkraftwerke und Monokulturen zur Holzgewinnung errichteten. Am Ende der Konterreform behielten die Mapuche nur einen kleinen Bruchteil des Landes, das sie zwischen 1962 und 1973 wiedererlangt hatten.[12] Per Gesetz wurde zudem die traditionelle gemeinschaftliche Landnutzung verboten, und keine Mapuche-Familie durfte mehr als sechs Hektar Land besitzen.[13]

Gleichzeitig wurde, wie vor den 1960er/70er Jahren, eine aggressive Politik der Assimilation der Indigenen in die Mehrheitsbevölkerung betrieben: "Es gibt keine Mapuche, wir sind alle Chilenen" ("Ya no existen mapuches, porque todos somos chilenos"), lautete ein bekannter Ausspruch Pinochets.

Eine nach dem Ende der Diktatur 1990 ins Leben gerufene Wahrheitskommission (Comisión Nacional de Verdad y Reconciliación) kam zu dem Schluss, dass nach der Machtergreifung der Militärs 40 Mapuche-Aktivisten exekutiert wurden und 80 weitere "verschwanden".[14] Viele weitere mussten ins Exil gehen. Die Mapuche-Opfer der Militärdiktatur spielen in der nationalen Erinnerungskultur jedoch nur eine marginale Rolle und werden bei Gedenkveranstaltungen oft "vergessen".[15]

Nach der Transición

Nach dem Ende der Militärdiktatur und dem Übergang zur Demokratie 1990 hegten die Mapuche große Hoffnungen auf eine Verbesserung ihrer Situation. Ihre Erwartungen an das Mitte-Links-Bündnis Concertación, das von 1990 bis 2010 regierte, wurden jedoch enttäuscht. Die Forderungen der Mapuche nach Anerkennung als eigene Volksgruppe, politischer Autonomie, Restitution ihres angestammten Landes, Kontrolle über natürliche Ressourcen und Respekt für ihr Gewohnheitsrecht wurden nicht erfüllt.[16] 1993 verabschiedete die Concertación ein neues Gesetz ("Nueva Ley Indígena"), das u.a. den Verkauf von indigenem Land an nicht-indigene Personen verbot. Es definierte indigene Personen jedoch (in Fortsetzung der neoliberalen Ideologie Pinochets) als Individuen und garantierte somit ihre Anerkennung als Volksgruppe nicht. Das Gesetz rief die s.g. Corporación Nacional de Desarrollo Indígena (CONADI) ins Leben, eine "Indigene Entwicklungsagentur", die jedoch dafür kritisiert wird, im Zweifelsfall staatliche Interesse vor jene der Mapuche zu stellen.[17] Die Ernüchterung vieler Mapuche über diese Entwicklungen führte zu teils erheblicher Frustration über die politischen "Integrationsdiskurse", und der Wunsch nach Beteiligung im vorgegebenen Rahmen der chilenischen Institutionen schwand. Statt mehr Partizipation wurde daher mehr Autonomie gefordert, und statt dem Schutz der natürlichen Ressourcen tatsächliche Landrechte. Viele Mapuche wünschen sich mittlerweile eine stärkere Abwendung von der chilenischen Kultur und deren Assimilationsbestrebungen und betonen ihre distinkte indigene Identität und Ethnie in Abgrenzung von der chilenischen.[18]

2008 ratifizierte Chile unter Präsidentin Michelle Bachelet die ILO-Konvention 169 zum Schutz indigener Völker, welche die freie, informierte Einwilligung indigener Gruppen zu Projekten auf ihrem traditionellen Land für erforderlich erklärt.[19] Tatsächlich wird dieses Prinzip in Chile jedoch nicht geachtet, sodass die Konvention Makulatur bleibt. Auch nach dem Ende der Militärdiktatur hielt der Staat an der Ausweitung industrieller Ressourcenausbeutung fest (der sog. "Neo-Extraktivismus"[20]), und etliche der rezenten Großprojekte betreffen das Land der Mapuche. Dieses ist für seine Naturschönheit bekannt, sodass Teile davon sogar offiziell zu "Zonen touristischen Interesses" bzw. Naturschutzparks erklärt wurden. Projekte wie Wasserkraftwerke, Zellulosefabriken und Monokultur-Holzplantagen gefährden die Umwelt und die Lebensgrundlage der dort lebenden Mapuche jedoch nachhaltig. Die wenigen rechtlichen Verbesserungen der letzten Jahre blieben indes zahnlos und gaben den Mapuche keine tatsächliche Möglichkeit, Projekte zu blockieren, die ihre eigene wirtschaftliche und kulturelle Existenz gefährden. Im Gegenteil: Die Regierung kriminalisiert die Aktionen und Forderungen der Mapuche nach Autonomie und Territorium und bezeichnet sie als Gefährdungen für die Integrität und Sicherheit des Staates.[21]

Wichtige Konfliktlinien und Ereignisse

Der politische Aktivismus und Protest der Mapuche, der nach dem Übergang zur Demokratie ab 1990 wieder erstarkte, wurde zunehmend intensiver und mündete in zum Teil friedlichen, zum Teil gewaltsamen Auseinandersetzungen mit Großgrundbesitzern und Sicherheitskräften. Die folgenden Abschnitte beschäftigen sich mit wichtigen Ereignissen und wiederkehrenden Streitpunkten, die den kontemporären Mapuche-Konflikt kennzeichnen.

Protest gegen Großgrundbesitzer

Am 3. Januar 2013 setzten mutmaßlich mehrere Mapuche das Wohngebäude eines 75-jährigen Großgrundbesitzers, Werner Luchsinger, und seiner Frau in Brand. Die beiden kamen in den Flammen ums Leben. Die Familie Luchsinger war Ende des 19. Jahrhunderts aus der Schweiz nach Chile eingewandert und gehört zu den größten Grundbesitzern der Region. Ihre Holz- und Weidebetriebe nehmen weite Landstriche Südchiles ein.[22] Es wird vermutet, dass der Angriff mit dem fünften Jahrestag des Todes von Matías Catrileo Quezada in Zusammenhang steht. Der 20-jährige Mapuche-Aktivist war am 3. Januar 2008 von Polizisten erschossen worden, als er an einer friedlichen Besetzung eines Anwesens von Jorge Luchsinger (der Cousin von Werner Luchsinger) teilnahm.[23] Der Polizist wurde zu drei Jahren auf Bewährung verurteilt und blieb weiterhin im Dienst.[24] Ebenfalls bei einer Landbesetzung wurde am 12. August 2009 der Mepuche Jaime Mendoza Collio von einem Polizisten durch einen Schuss in den Rücken getötet. Zunächst zu fünf Jahren verurteilt, wurde das Urteil gegen den Polizisten später wieder aufgehoben, da er nach Ansicht des Gerichts aus Notwehr gehandelt habe.

Während Polizeigewalt meist straflos bleibt, wird gegen die Mapuche besonders hart vorgegangen. NGOs wie Minority Rights Group International kritisieren auch die exzessive Überwachung von Gemeinden, die in Landkonflikte involviert sind. Mitunter kommen Helikopter, Flugzeuge, Panzer und Polizei in Schutzausrüstung zum Einsatz, auch in Gemeinden die lediglich aus 120 Familien bestehen.[25] Razzien (z.B. auf der Suche nach gestohlenem Vieh) oder die Auflösung von Protesten geschehen immer wieder unter Anwendung erheblicher Polizeigewalt, Tränengas und Gummigeschossen, was teilweise zu schweren Verletzungen bzw. zum Tod der betroffenen Mapuche führt.[26] Auch willkürliche Verhaftungen und Misshandlungen in Haft werden beklagt.[27]

Protest gegen die Anwendung des Anti-Terror-Gesetzes

Gegen Mapuche-Aktivisten kommt oft das chilenische Anti-Terror-Gesetz zum Einsatz, das noch aus der Zeit der Militärdiktatur stammt. Dieses erlaubt die Anwendung exorbitanter Strafrahmen, lange Untersuchungshaft, bis zu zehntägige Anhaltung ohne formale Anklage, die Geheimhaltung von Beweisen der Staatsanwaltschaft gegenüber der Verteidigung, und sogar die Zulassung anonymer Zeugen.[28]

Als Reaktion auf die staatlichen Repressionen begannen junge inhaftierte Mapuche-Aktivsten in Hungerstreik zu treten. Hungerstreiks fanden in den Jahren 2002, 2003, 2004 und 2006 statt und erreichten teilweise auch breite öffentliche Bekanntheit. Die Forderungen der Aktivisten (insbesondere ein Ende der Anwendung des Anti-Terror-Gesetzes bzw. ihre Behauptung, politische Gefangene zu sein) wurden von staatlicher Seite jedoch zurückgewiesen. Erst 2007 führte ein mehrmonatiger Hungerstreik zur Zusicherung milderer Haftbedingungen.[29]

Streit um Wasser

Eine der größten Konfliktquellen ist die exzessive Nutzung bzw. Zerstörung natürlicher Ressourcen auf Mapuche-Land durch Großkonzerne. Insbesondere das Recht auf Wasser ist dabei wiederkehrendes Konfliktthema.

Protest gegen die Bío-Bío-Staudämme

Mitte der 90er Jahre widersetzten sich Mapuche und Umweltaktivisten vergeblich dem ersten geplanten Wasserkraftwerk am Bío-Bío-Fluss, Chiles zweitgrößtem Fluss, an dessen Ufer zahlreiche indigene Gemeinschaften leb(t)en. Der Bío-Bío-Fluss war für seine Unberührtheit und als beliebtes Ziel für Abenteuer- und Raftingtourismus bekannt. Trotz der Proteste wurde das Pangue-Kraftwerk 1996 errichtet, was zur Absiedelung indigener Gemeinschaften führte und dem Raftingtourismus ein Ende bereitete. Auch gegen das zweite Projekt des Energiekonzerns Endesa am Bío-Bío-Fluss, den Ralco-Staudamm, wurde protestiert – ebenfalls erfolglos. Für das 2004 eröffnete Ralco-Kraftwerk wurde auch die Überflutung eines Mapuche-Friedhofes in Kauf genommen.[30]

Protest gegen das Neltume-Wasserkraftwerk

Am Neltumesee ist die Errichtung eines 490-Megawatt-Wasserkraftwerkes durch ein multinationales Konsortium (Endesa-Enel) geplant. Das Wasser dafür soll von dem 10 km entfernten Fluss Fui abgezapft und mittels unterirdischer Pipelines zum Neltumekraftwerk geleitet werden. Der Wasserspiegel des Sees würde auf diese Weise künstlich erhöht und gesenkt und zur Stromerzeugung genutzt. Dadurch würden Mapuche-Ländereien und die antike Stätte einer wichtigen sozialen und religiösen Zeremonie, für die mehrere Mapuchegemeinden aus der Region zusammentreffen, geflutet und somit zerstört. Auch die Biodiversität des Sees und des Umlandes, die seltene Tier- und Pflanzenarten beheimaten, ist in Gefahr. Aufgrund anhaltender Kritik an dem Projekt wurde das Kraftwerk bis dato (Stand: Februar 2013) noch nicht offiziell bewilligt, eine endgültige Entscheidung dafür oder dagegen steht jedoch noch aus.[31]

Die CELCO-Abwasserpipeline

Der holzverarbeitende Konzern CELCO, der bereits durch seine Missachtung von Umweltstandards aufgefallen war, plante eine Abwasserleitung von einer Papierfabrik in die Maiquillahue-Bucht an der chilenischen Pazifikküste. Diese wird von Mapuche und Chilenen für traditionellen Fischfang genutzt. Lokale Fischer protestierten, da eine Kontamination der Bucht ihre Existenzgrundlage zerstören würde. Grund zur Sorge bot auch die Tatsache, dass Abwässer der gleichen Fabrik bereits zuvor ein Naturschutzgebiet für seltene Vogelarten verseucht hatten.[32] Aktivisten beklagten, dass CELCO Fischern Geld für ihre Kooperation bot, und Analphabeten Verträge mit dem Konzern unterzeichneten. Sie warfen CELCO zudem vor, Strohmänner zu engagieren, die die Gegner des Projektes einschüchterten, ein Gebäude der Aktivisten angriffen und sogar auf sie schossen. 2010 gab die staatliche Umweltkommission dennoch grünes Licht für die Pipeline. Bei einem Protestmarsch 2011 wurden u.a. ein Ende aller Wasserkraftwerksprojekte, die Wiederherstellung der angestammten Wasserrechte der Mapuche, sowie die Vertreibung von CELCO aus der Region gefordert.[33]

Verheerende Waldbrände 2012

Im Januar 2012 kam es zu einem großen Waldbrand in der Region Araucanía, bei dem sieben Feuerwehrleute getötet wurden. Innenminister Rodrigo Hinzpeter verdächtigte öffentlich die Mapuche-Organisation Coordinadora Arauco-Malleco (CMA) der Brandstiftung und des Terrorismus und löste damit eine Welle von Repressionen aus. Die Polizei rückte in zahlreiche Gemeinden aus und führte teilweise gewalttätige Durchsuchungen durch. Die Regierung kündigte an, die Brandstiftung im Rahmen des strengen Anti-Terror-Gesetzes zu verfolgen. Der Kommandant der betroffenen Feuerwehr äußerte indes die Vermutung, der Brand sei vielmehr durch die private Herstellung von Holzkohle ausgelöst worden. Später wurden zwei Personen, die mutmaßlich dafür verantwortlich waren, verhaftet. Es handelte sich bei den Verdächtigen nicht um Mapuche, und sie wurden nicht nach dem Anti-Terror-Gesetz verfolgt, sondern im Rahmen des regulären Strafrechts. Die Mapuche kritisieren, dass die extreme Trockenheit, die die Waldbrände begünstigt, auch auf die Massenkultivation nicht-heimischer Baumarten zurückzuführen sei.[34]

Literatur

  1. Comision Nacional del XVII Censo de Población y VI de Vivienda (2003): Censo 2002 - Síntesis de Resultados. Santiago de Chile. Hier online verfügbar, zuletzt geprüft am 25.02.2013.
  2. Minority Rights Group International (2008): World Directory of Minorities and Indigenous Peoples - Chile: Mapuche. Hier online verfügbar, zuletzt geprüft am 19.02.2013.
  3. Ibid.
  4. Waldman, Gilda M. (2012): Historical memory and present-day oblivion: The Mapuche conflict in post-dictatoral Chile. In: Time & Society 21(1), S. 66
  5. Merino, Maria-Eugenia et al (2009): Perceived discrimination amongst the indigenous Mapuche people in Chile: some comparisons with Australia. In: Ethnic and Racial Studies Vol. 32, No. 5, S. 802–822.
  6. Latcham, Ricardo E. (1988): Die Kriegskunst der Araucanos. S. 13. Hamburg: Junius Verlag.
  7. Richards, Patricia (2010): Of Indians and Terrorists: How the State and Local Elites Construct the Mapuche in Neoliberal Multicultural Chile. In: Journal of Latin American Studies 42, S. 62
  8. Minority Rights Group International (2008): World Directory of Minorities and Indigenous Peoples - Chile: Mapuche. Hier online verfügbar, zuletzt geprüft am 19.02.2013.
  9. Lomoth, Mirco (2007): Mapuche, Forstunternehmen und Staat: ein Streitfall aus dem heutigen Chile. S. 55f. Leipziger Universitätsverlag.
  10. Ibid.
  11. Richards, Patricia (2010): Of Indians and Terrorists: How the State and Local Elites Construct the Mapuche in Neoliberal Multicultural Chile. In: Journal of Latin American Studies 42, S. 69.
  12. Ibid., S. 65
  13. Carruthers, David; Rodriguez, Patricia (2009): Mapuche Protest, Environmental Conflict and Social Movement Linkage in Chile. In: Third World Quarterly Vol. 30, No. 4, S. 745.
  14. Waldman, Gilda M. (2012): Historical memory and present-day oblivion: The Mapuche conflict in post-dictatoral Chile. In: Time & Society 21(1), S. 56.
  15. Ibid.
  16. Ibid.
  17. Ibid., S. 61
  18. Ibid., S. 64
  19. Haughney, Diane (2012): Defending Territory, Demanding Participation: Mapuche Struggles in Chile. In: Latin American Perspectives, Issue 185, Vol. 39, Nr. 4, S. 202f.
  20. LN-Redaktion (2012): Ruinöser Ressourcenreichtum. In: Lateinamerika Nachrichten, September/Oktober 2012 (Nr. 459/460). Hier online verfügbar, zuletzt geprüft am 23.02.2013.
  21. Ibid., S. 203
  22. AP (2013): Chilean Police Fire Convicted Mapuche Killer. Huffington Post, 18.01.2013. Hier online verfügbar, zuletzt geprüft am 19.02.2013.
  23. Haughney, Diane (2012): Defending Territory, Demanding Participation: Mapuche Struggles in Chile. In: Latin American Perspectives, Issue 185, Vol. 39, Nr. 4, S. 201–217.
  24. Painemal, Llanquiray (2012): Kugeln gegen Mapuche. In: Lateinamerika Nachrichten, September/Oktober 2012 (459/460). Hier online verfügbar, zuletzt geprüft am 23.02.2013.
  25. Minority Rights Group International (2008): World Directory of Minorities and Indigenous Peoples - Chile: Mapuche. Hier online verfügbar, zuletzt geprüft am 19.02.2013.
  26. Ibid.
  27. Ibid.
  28. Rodenkirchen, Alina (2012): Hinzpeter brandmarkt Mapuche. Regierung facht erneute Repressionswelle gegen Indigenas an. In: Lateinamerika Nachrichten, Februar 2012 (Nr. 452). Hier online verfügbar, zuletzt geprüft am 23.02.2013.
  29. Haughney, Diane (2012): Defending Territory, Demanding Participation: Mapuche Struggles in Chile. In: Latin American Perspectives, Issue 185, Vol. 39, Nr. 4, S. 206.
  30. Spooner, Mary Helen (2011): The General's Slow Retreat. Chile after Pinochet. S. 255f. Berkeley: University of California Press.
  31. Jarroud, Marianela (2013): Hydroelectric Project Threatens Chile's Lake Neltume. Inter Press Service (IPS), 06.02.2013. Hier online verfügbar, zuletzt geprüft am 26.02.2013.
  32. Haughney, Diane (2012): Defending Territory, Demanding Participation: Mapuche Struggles in Chile. In: Latin American Perspectives, Issue 185, Vol. 39, Nr. 4, S. 211.
  33. Ibid., S. 213
  34. Rodenkirchen, Alina (2012): Hinzpeter brandmarkt Mapuche. Regierung facht erneute Repressionswelle gegen Indigenas an. In: Lateinamerika Nachrichten, Februar 2012 (Nr. 452). Hier online verfügbar, zuletzt geprüft am 23.02.2013.