M - Eine Stadt sucht einen Mörder

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M ist ein Film des deutsches Regisseurs Fritz Lang aus dem Jahre 1931. Auch bekannt unter dem Arbeitstitel M - Eine Stadt sucht einen Mörder. Den Eigentlichen Arbeitstitel M - Die Mörder sind unter uns musste Fitz Lang auf drängen der NSDAP abändern da dieser als Regimekritisch angesehen wurde. In Spanien ist der Film unter dem Titel M – El vampiro de Düsseldorf und in Italien unter M – Il mostro di Düsseldorf bekannt. Tatsächlich ist der Ort der Handlung aber Berlin. M ist der erste Tonfilm Langs und gillt als eines seiner Meisterwerke.

Handlung

Ein Serienmörder treibt sein Unwesen im Berlin der 20er Jahre und hat bereits eine Reihe von Kindern ermordet. Die Polizei versucht unter dem Einsatz der neuesten [Fahndungsmethoden] den Mörder zu fassen, dieser Versuch bleibt jedoch zunächst vergeblich. Als die starken Polizeikontrollen die illegale Arbeit der organisierten Berliner Kriminalität einschränken, schalten sich die damals bekannten [Ringvereine] ein und unternehmen ihrerseits ebenfalls anstrengungen den Mörder zu fassen. Mithilfe der Bettler- und Obdachlosengewerkschaft gelingt es den Täter zu fassen. Die letzte Szene des Films zeigt den Kindermörder vor dem Lynchgericht der Berliner Unterwelt. Kurz bevor das Urteil der Todesstrafe ausgesprochen wird, gelingt es der Polizei den Täter zu fassen und der Justiz zu übergeben. Bei der Uraufführung des Films im Mai 1931 wurde die Szene vor dem ordentlichen Gericht noch gezeigt, später wurde dieser Teil entfernt und der Film endet mit dem Zitat einer Bürgerin: „Man muss eben noch besser auf die Kinder achtgeben … Ihr!“

Kriminologische Relevanz

Bezug zur Realität

Lang: "Ich wollte von solchen Monsterfilmen wie „Metropolis“ oder „Frau im Mond“ wegkommen, ich wollte einen intimeren, einen tiefgehenderen Film machen."

Fritz Lang und seine Ehefrau Thea von Harbour recherchierten für das Drehbuch ausgiebig in Gefängnissen und psychiatrischen Kliniken und trafen Triebtäter. Lang lies sich ausserdem bei Psychatern über die Mentalität von Triebtätern aufklären. Zudem verfügte Lang über Kontakte zur Berliner Kriminalpolizei und deren Mordkommission und konnte in die Akten authentischer Fälle Einsicht nehmen. Diese ausgiebige Recherchearbeit lässt sich im Film besonders durch die eingehende Darstellung der Fahndungsmethoden der Berliner Polizei erkennen.

Inspiriert wurde Lang durch reale Mordserien der Zeit: Die Fälle der Serienmörder Fritz Haarmann, Peter Kürten und andere weiter zurückliegende Fälle wie z.B. den der Geschwister Fehse.

Lang: "Nimmt man sich die Mühe, über einen großen Mordfall der letzten Jahre, wie z.B. den grauenhaften Doppelmord an den Geschwistern Fehse in Breslau, oder den Fall Husmann, oder den Fall der kleinen Hilde Zäpernick, drei noch heute unaufgeklärte Kriminalfälle, nachträglich die Berichte der Zeitungen genau durchzulesen, so wird man in den meisten Fällen eine sonderbare Übereinstimmung der Geschehnisse finden, eine fast gesetzmäßig sich wiederholende Erscheinung der Begleitumstände, wie die entsetzliche Angstpsychose der Bevölkerung, die Selbstbezichtigung geistig Minderwertiger, Denunziationen, in denen sich der Haß und die ganze Eifersucht, die sich jahrelangem Nebeneinanderleben aufgespeichert hat, zu entladen scheinen, Versuche zur Irreführung der Kriminalpolizei, teils aus böswilligen Motiven, teils aus Übereifer."

Kürten wurde im Mai 1930, nach Fertigstellung des Drehbuchs, verhaftet; sein Prozess fand unter enormer Medienaufmerksamkeit statt. Drei Wochen nach dem Todesurteil hatte M Premiere. In Spanien ist der Film unter dem Titel M – El vampiro de Düsseldorf und in Italien unter M – Il mostro di Düsseldorf bekannt. Tatsächlich hatte die Düsseldorfer Unterwelt von sich aus nach dem Täter der von Kürten begangenen Morde gesucht. Mit der Figur des unkonventionellen Kriminalkommissars Karl Lohmann setzte Lang dem berühmten Berliner Kriminalbeamten Ernst Gennat (1880–1939) ein Denkmal, der auch im Fall Kürten ermittelt hatte.

Das Motiv der Fahndung durch die Unterwelt adaptierte Lang aus der Dreigroschenoper, dort tauchte es bereits 1928 auf.

Die Charakterisierung des Mörders

Der Mörder, eindrucksvoll gespielt von Peter Lorre sollte in Langs Film typisiert werden. Es war Lang sehr wichtig typische Verhaltensformen eines neurotischen, psychopathischen Triebtäters aufzuzeigen. Der Mörder Namentlich Hans Beckert wird dargestellt als kleinbürgerlicher, untersetzter, infantiler Mann. Besonders die Unauffälligkeit des Mörders in der Öffentlichkeit reizte Lang:

„ Während sich jedoch das Netz um den Mörder immer enger zusammenzieht, empfinden wir ein wachsendes Gefühl des Mitleids ihm gegenüber, ja sogar der Sympathie... Existiert nicht, tief verwurzelt in uns, die Angst daß in gewissen Situationen jeder von uns zum Mörder werden Könnte?

Thematisierung krankheitsbedingter Delikte

Lang behandelt in M auf eingängliche Weise den Umgang mit psychisch kranken Straftätern. Dieses Thema war besonders zur Zeit der Dreharbeiten hoch brisant. Sogennante Eugenik-Programme wurden stark diskutiert. Nicht selten wurden medizinische Gutachten erstellt, die entweder die Todesstrafe oder die Zwangskastration eines Straftäters vorsahen. Lang wurde von linksliberaler Seite zunächst stark für die Botschaft seines Filmes kritisiert, später jedoch wurde die Botschaft des Films als eindeutige Ablehung von Strafen gegenüber psychisch kranken Straftätern eingeordnet.

Literatur

Richter u.a.(1977): S. 15f. In: Kerscher Ignatz [Hg] Sozialwissenschaftliche Kriminalitätstheorien - Eine Einführung. Weinheim u. Basel. Beltz.

Töteberg, Michael (1985): Fritz Lang; Rowohlt, Reinbek bei Hamburg; S. 67–74.

Simon, Jürgen (2001): Kriminalbiologie und zwangssterilisation Eugenischer rassismus 1920-1945; münster new york/münchen/berlin; Waxman.

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Weblinks