München (Film)

München (Originaltitel: Munich) ist ein US-amerikanisch-kanadisch-französischer Spielfilm von Regisseur Steven Spielberg aus dem Jahr 2005.

München basiert auf der wahren Geschichte der israelischen Reaktion auf die Geiselnahme von München (1972), bei der ein Kommando des Schwarzen Septembers elf Mitglieder der israelischen Olympiamannschaft tötete. Vorwiegend wird die Tätigkeit einer Einheit des Mossad gezeigt, welche im Auftrag der israelischen Regierung die direkt und indirekt für den Anschlag Verantwortlichen tötet. Der Film vermischt Fakten mit Erfundenem, lässt historische Personen mit fiktiven Charakteren interagieren. Spielberg selbst bezeichnet den Film als „fiktiv“ und beruft sich auf seine „künstlerische Freiheit“, Geschichten zu erzählen.

Die Premierministerin Golda Meir und der Geheimdienstchef Tzwi Zamir sind historische Personen, die Darstellung der Anschläge in Paris, Nikosia und Beirut entspricht im Großen und Ganzen dem tatsächlichen Ablauf. Die gezeigte Mossad-Einheit entspricht jedoch in keiner Weise der tatsächlichen, 1972 gebildeten und in ähnlicher Mission tätigen Mossad-Einheit „Caesarea“. Auch die Chronologie und der Umfang der Aktionen sind fiktiv.

Handlung

Während der Sommerspiele von 1972 in München überfällt die palästinensische Terrorgruppe Schwarzer September das Olympische Dorf und tötet elf israelische Athleten. Gemäß der Devise „Auge um Auge“ setzt die israelische Regierung auf Vergeltung und lässt eine Todesliste mit den Namen elf Verantwortlicher erstellen. Der Mossad Agent Avner Kaufmann(Eric Bana) wird von der israelichen Minitserpräsidentin dazu ausgewählt eine Eineht zu leiten, welche die Vergeltungsschläge gegen die Beteiligten von München planen und verüben soll. Diese Gruppe setzt sich aus folgenden Personen zusammen: der barsche, knallharte, aus Südafrika stammende Fluchtwagen-Fahrer Steve (Daniel Craig); der deutsche Jude Hans (Hanns Zischler), der als Fälscher großes Talent hat; der belgische ehemalige Spielzeugmacher Robert (Mathieu Kassovitz), der zum Sprengstoffexperten geworden ist; und der ruhige und methodische Carl (Ciaran Hinds), dessen Job es ist, hinter den anderen "aufzuräumen". Von Genf über Frankfurt, Rom, Paris, Zypern, London bis Beirut reisen Avner und sein Team unter absoluter Geheimhaltung; nach und nach spüren sie jeden einzelnen dieser Männer auf der geheimen Liste der Zielpersonen auf und führen hochkomplizierte Mordanschläge aus. Sie arbeiten außerhalb der Legalität, haben keinerlei Verbindung zu ihrer Heimat oder ihren Familien - die einzigen Bande, die sie knüpfen, sind die Beziehungen untereinander. Doch auch diese beginnen langsam zu bröckeln, als die Männer die brennenden Fragen zu diskutieren beginnen, über die man einfach nicht schweigen kann: "Wen genau bringen wir da um? Ist das gerechtfertigt? Wird das den Terror beenden?" Zerrissen zwischen ihrem Wunsch nach Gerechtigkeit und ihren eigenen wachsenden Zweifeln, nagt die Mission allmählich an den Seelen von Avner und seinem Team - und es wird zunehmend deutlich, dass je länger sie sich auf dieser Jagd befinden, desto größer die Gefahr wird, selbst zum Gejagten zu werden.

Historische Fakten

Vorbereitung des Anschlags

Am 15. Juli 1972 sitzen drei führende Mitglieder der Fatah-Zelle "Gruppe Schwarzer September" (Ailul al Aswad)zusammen: Abu Daoud, Abu Iyad und Abu Mohammed. Beim Blättern in einer arabischen Zeitung fällt ihnen ein Artikel ins Auge, der darüber berichtet, dass das Internationale Olympische Komitee (IOC) auf zwei Bewerbungen der palästinensischen Jugendorganisation zur Teilnahme an den bevorstehenden Olympischen Spielen in München noch nicht einmal geantwortet habe. Die drei beschließen für eine palästinensische Teilnahme außerhalb der Regeln des IOC zu sorgen. Bereits zwei Tage später fliegt Abu Daout zum ersten Mal nach München und inspiziert das zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig fertiggestellte Olympiagelände. Anfang August hat Daoud zwei Männer rekrutiert, die sich ideal als Anführer für die geplante Aktion eignen: Luttif Afif, genannt Issa, und Yusuf Nazzal, genannt Tony. Beide leben seit Jahren in Deutschland, studieren in Berlin und sind polizeilich noch nicht in Erscheinung getreten.Issa gelingt es spontan, sich einen der begehrten Studentenjobs rund um die Olympischen Spiele zu ergattern: Er wird Bedienkraft in einer Kantine im Olympischen Dorf. Am 24. August 1972 - zwei Tage vor Eröffnung der Spiele - fliegt Iyad mit zwei Familienangehörigen von Algier über Paris nach Frankfurt. Die Kontrollen auf den Flughäfen sind lasch, und so kann Iyad unbehelligt größere Mengen an Waffen und Munition nach Deutschland bringen, die er an Daoud in einem Frankfurter Hotel übergibt, und die dieser per Bahn weiter nach München transportiert. Dort quartiert Daoud sich im Hotel Eden Wolff ein, beobachtet die ersten Tage der Spiele, verschafft sich eine Übersicht über die Gewohnheiten der Sicherheitsmannschaften und feilt in den nächsten Tagen mit Issa und Tony an den Einzelheiten seines Plans. Am Abend des 4. September 1972 besuchen sieben Mitglieder der israelischen Nationalmannschaft eine Aufführung von "Anatevka" ("Fiddler on the Roof") im Deutschen Theater München. Gleichzeitig treffen sich in dem weit weniger ansprechendem Ambiente des Münchener Bahnhofsrestaurants Daoud, Issar und Tony mit sechs jungen Fedayeen, die in den vergangenen Tagen in kleinen Gruppen nach München gereist waren. Die Männer haben ihre Jugend in Flüchtlingslagern im Libanon verbracht, in den letzten Wochen hatten sie in Lybien einen Schnellkurs in Waffenkunde und Nahkampf absolviert. Gegen Mitternacht sind die meisten Mitglieder der israelischen Nationalmannschaft wieder in ihren Unterkünften im Olympischen Dorf. Als Moshe Weinberg, Ringer-Trainer, gegen 4:00 Uhr in seinem Quartier eintrifft, fahren am Olympiagelände in der Nähe von Tor 25a drei Taxen vor. Neun arabisch aussehende Männer steigen aus. Sie tragen Trainingskleidung und haben schwere Sporttaschen und Rucksäcke dabei.

Der Anschlag

Das Olympische Dorf war mit einem einfachen, etwa zwei Meter hohen Zaun umgeben, ohne Stacheldraht, ohne Überwachungskameras, ohne besondere Ausleuchtung. Die Heiterkeit der Spiele sollte durch nichts Martialisches gestört werden. Nachts waren nur vier der Zugangstore geöffnet, was dazu führte, dass der Zaun von den spät eintreffenden Sportler überklettert wurde. Als sich der neunköpfige Fedayeen-Trupp um 04:10 Uhr dem Zaun nähert, treffen sie auf eine Gruppe heimkehrender Amerikaner, welche ihnen beim Erklettern des Zaunes behilflich sind. Die Szene wird von drei Postbeamten beobachtet, die einer Störung des Telefonnetzes auf der Spur sind. Jenseits des Zauns bleibt Abu Daoud zurück. Sein Job als Planer und Vorbereiter ist in diesem Moment erledigt, zu den "kämpfenden" Einheiten gehört er nicht. Er macht sich eilig auf, zunächst die Stadt, dann das Land zu verlassen. Gegen 04:35 Uhr hört Yossef Gutfreund, Schiedsrichter bei den Ringerwettkämpfen, Lärm vor seinem Appartment im Olympischen Dorf, im Erdgschoss des Gebäudes Conollystraße 31. Jemand macht sich an der Tür zu schaffen. "Achtung, Terroristen!" ruft er seinen Kameraden zu und wirft mich seinen ganzen 132 kg gegen die Tür. Lange kann er die Eindringlinge nicht aufhalten, aber doch lange genug, um seinem Kameraden Tuvia Sokolovsky die Flucht durch ein Fenster auf der Gebäuderückseite zu ermöglichen. Als die Angreifer in Moshe Weinbergs Zimmer stürmen, geht dieser mit einem Küchenmesser auf sie los. In einem kurzen, aber heftigen Handgemenge wird er durch einen Streifschuss ins Gesicht außer Gefecht gesetzt. In den folgenden Zwanzig Minuten stürmen die Fedayeen zahlreiche weitere Appartments in den umliegenden Häusern und setzen etwa die Hälfte der israelischen Olympiamannschaft fest. Sie treiben ihre Geiseln in der Conollystraße 31 zusammen. Die ganze Aktion verläuft derart schnell, leise und koordiniert, dass bis dahin niemand einen Notruf bei der Polizei abgesetzt hat. Um 04:52 Uhr unternimmt der verletzte Weinberg zusammen mit dem Ringer Gad Zabari und dem Gewichtheber Josef Romano einen Fluchtversuch. Zabari kann durch den Keller in die Freiheit entkommen, für die anderen beiden endet der Ausbruchsversuch im Kugelhagel aus den automatischen Gewehren der Terroristen. Weinberg ist sofort tot, Romano, dem die Attentäter jedwede medizinische Hilfe in der Folge verweigern, verblutet qualvoll im Laufe der nächsten Stunden. Damit verbleiben neun Geiseln in den Händen der Fedayeen. Die Schießerei ist in der nächtlichen Ruhe des Olympischen Dorfes weithin hörbar gewesen. Um 04:55 Uhr geht der erste Notruf in der Polizeiwache des Olympiageländes ein. Drei Minuten später treffen zeitgleich zwei Polizeibeamte und mehrere Mitglieder des olympischen Ordnerdienstes vor den Unterkünften der israelischen Nationalmannschaft ein. Issa winkt die Leute heran. "Verständigen sie die israelische Regierung", sagt er in deutsch, "es ist uns ernst." Dann zieht er sich in das Gebäude zurück und lässt von einem seiner Kumpane Flugblätter vom Balkon im ersten Stock werfen. Darin fordert die Organisation "Schwarzer September" die Freilassung von 234 einzeln namentlich genannten Gesinnungsgenossen, die sich in israelischer Haft befinden. Sollten ihre Forderungen nicht bis 9:00 Uhr erfüllt sein, so drohen sie, würden sie ihre Geiseln erschießen.

Die Verhandlungen

Zehn Minuten nach den ersten Meldungen über Schüsse im Olympiazentrum läuft die Polizeimaschinerie langsam an. Drei Hundertschaften der Bereitschaftspolizei werden in Bewegung gesetzt. Um 05:15 Uhr trifft der Münchner Polizeipräsident Manfred Schreiber im Olympiadorf ein und übernimmt die Einsatzleitung. Als er sich gegen 05:20 Uhr einen Überblick über die Lage vor Ort verschaffen will, schleifen zwei Terroristen den Leichnam von Moshe Weinberg aus dem Haus und werfen ihn Schreiber vor die Füße. Falls bis dahin noch Zweifel am Ernst der Situation bestanden, sind sie damit beseitigt. Das bayrische Innenministerium, das Nationale und das Internationale Olympische Komitee werden informiert. Um 06:40 Uhr unternimmt Schreiber zusammen mit dem bayrischen Innenminister, Bruno Merk, dem Präsidenten des Nationalem Olympischen Komitees, Willy Daume, und dem Bürgermeister des Olympischen Dorfes, Walter Tröger, einen weiteren Verhandlungsversuch. Dabei bieten sie sich selbst als Austauschgeiseln an. Die Fedayeen lehnen ab. Etwa zu dieser Zeit wird der deutsche Innenminister Hans-Dietrich Genscher in Zimmer 431 des Münchner Hotel Continental geweckt. Per Telefon informiert er Bundeskanzler Willy Brandt und Außenminister Walter Scheel am damaligen deutschen Regierungssitz in Bonn. Dann fährt er zum Olympiagelände. Während die Israelische Regierung verständigt wird, wird in München und Bonn je ein Krisenstab gebildet: Außenminister Scheel koordiniert von Bonn aus die Kontakte nach Israel und in die arabischen Staaten, Innenminister Genscher leitet in München den Einsatz vor Ort. Kanzler Willy Brandt hält ständigen Kontakt zu beiden Stäben und begibt sich derweil mit einer Sondermaschine nach München. Die Antwort aus Israel lässt nicht lange auf sich warten, und sie ist wenig überraschend: Die Israelische Regierung lehnt jedwede Verhandlung mit den Geiselnehmern ab, von der geforderten Freilassung der inhaftierten palästinensischen Gefangenen ganz zu schweigen. Kurz bevor das erste Ultimatum der Terroristen um 09:00 Uhr abläuft, begibt sich Schreiber erneut zur Conollystraße 31. Es gelingt ihm, eine Verlängerung bis 13:00 Uhr herauszuhandeln, später dann bis 17:00 Uhr. In den Mittagsstunden holt sich auch der deutsche Innenminister eine Abfuhr von Issa bei den Bemühungen, eine Freilassung der Geiseln auf friedlichem Weg zu erreichen. Er bietet den Fedayeen - Zug um Zug gegen die sofortige Freilassung der israelischen Sportler - freies Geleit, eine Sondermaschnine der Lufthansa, die sie an jedes gewünschte Ziel bringen würde, einen "in der Höhe unbegrenzten Geldbetrag" und sich selbst als Geisel an. Nie zuvor und niemals danach hat eine deutsche Regierung gegenüber Terroristen ein derart großzügiges Angebot gemacht. Nachdem die Terroristen dieses Angebot abgelehnt hatten, standen für die Einsatzkräfte vor Ort zwei Tatsachen fest: Es konnte keinen Zweifel mehr geben, dass die Fedayeen ihre Geiseln erschießen würden - ganz gleich, was man ihnen anbieten würde - wenn die Israelische Regierung ihren Forderungen auf Freilassung der Gefangenen nicht nachkommen würde. Und es konnte keinen Zweifel geben, dass die Israelische Regierung auf gar keinen Fall auf diese Forderungen eingehen würde. Damit blieb eine polizeiliche Aktion als einzig logische Möglichkeit zur Rettung der Geiseln. Um 15:38 Uhr entschließt sich das IOC endlich, die Spiele zu unterbrechen. Gegen 16:00 Uhr läuft der erste Versuch zur Befreiung der Geiseln an, dieser scheitert jedoch, da die Terroristen bereits über die geplante Stürmung des Gebäudes informiert sind. Nachdem der Überraschungseffekt verloren ist, wird die Aktion gestoppt. Dennoch hat sie offenbar auf die Fedayeen Eindruck gemacht: Sie fordern jetzt sofort mit ihren Geiseln ausgeflogen zu werden. Als Ziel nennen sie Kairo. Dorthin soll bis 08:00 Uhr am nächsten Tag die israelische Regierung die freizulassenden Gefangenen ausfliegen, andernfalls würde man die Geiseln erschießen. Genscher und Merk wird erlaubt, kurz das Gebäude zu betreten, um sich davon zu überzeugen, dass die Geiseln noch am Leben sind. Derweil arbeitet Schreiber schon an einem B-Plan zur Befreiung der Geiseln. Unter dem Olympischen Dorf verläuft eine Zufahrtsstraße mit zahlreichen Garagenstellplätzen, die auch vom Gebäude Conollystraße 31 aus zu erreichen sind. Durch diese unterirdische Straße sollen die Terroristen mit ihren Geiseln zu einem Hubschrauberlandeplatz geführt werden. Und auf dem Weg durch die Garage soll der Zugriff erfolgen. Schreiber platziert hinter jedem deckunggebenden Pfeiler einen bewaffneten Polizisten. Auch dieser Befreiungsversuch scheitert an dem Misstrauen der Terroristen gegenüber den deutschen Politikern und der Polizei. Gegen 22:06 Uhr besteigen die Terroristen mit ihren Geiseln einen Bus, der sie zu zwei wartenden Hubschraubern bringt.

Das Desaster

Um 22:22 Uhr heben die beiden Hubschrauber mit den Geiseln und Terroristen an Bord im Olympiadorf ab. Wenige Minuten später startet ein dritter Hubschrauber mit dem Krisenstab. Mit an Bord ist auch Zwi Zamir, Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad, der im Laufe des frühen Nachmittags in München eingetroffen war. Absprachegemäß fliegen die Piloten der ersten beiden Hubschrauber nicht sonderlich schnell und nehmen nicht den direkten Weg, während die dritte Maschine die Luftwaffenbasis Fürstenfeldbruck mit Höchstgeschwindigkeit ansteuert. Das Kommando über die Einsatzkräfte dort hat der stellvertretende Polizeichef von München, Georg Wolf. Seit vor knapp zwei Stunden klar wurde, dass kein polizeilicher Zugriff auf dem Olympiagelände erfolgen würde, hat er in größter Eile einen neuen Einsatzplan entworfen: Entsprechend den Forderungen der Geiselnehmer hat die Lufthansa eine Boeing 727 auf dem Rollfeld abgestellt. Die Triebwerke laufen, aber die Tanks sind so gut wie leer. Wolf hat in der Maschine einen Trupp von 17 Polizeibeamten platziert: Drei im Cockpit, verkleidet als Pilot, Co-Pilot und Funker, der Rest kauert im Heck der Maschine zwischen den Sitzen. Sie sollen die Terroristen nach Betreten des Flugzeugs überwältigen. Zu ihrer Unterstützung hat Wolf fünf Scharfschützen in Bereitschaft. Drei sind auf der Terrasse des Towers in Stellung gegangen, einer hinter einem Feuerwehrwagen und einer hinter einer flachen Mauer am Rande des Rollfelds. Wegen des schlechten Informationsflusses und der absoluten Unerfahrenheit der polizeilichen Anti-Terror-Einsatztruppe desertiert diese binnen zwei Minuten. Gegen 22:35 Uhr landen die beiden Hubschrauber mit den Geiseln und Terroristen, rund 35 Meter vor dem Tower und 100 Meter von der Boeing entfernt. Zusammen mit den Piloten und Co-Piloten steigen vier der Fedayeen aus. Zwei richten ihre Waffen auf die Hubschrauberbesatzungen, die anderen beiden machen sich auf den Weg zur Boeing, um die Maschine zu inspizieren. Als sie das Flugzeug besatzungslos vorfinden, machen sie sich im Laufschritt auf den Rückweg zu den Hubschraubern. In diesem Moment - es ist 22:38 Uhr - gibt Wolf seinen Scharfschützen den Feuerbefehl. Aber Wolfs Scharfschützen sind keine Scharfschützen. Es sind gewöhnliche Polizeibeamte, die für diesen Job ausgewählt worden sind, weil sie Mitglieder in einem Sportschützen-Verein oder Hobby-Jäger sind. Sie sind weder mit Nachtsichtgeräten noch mit Sprechfunk ausgestattet, und so können nur die drei Schützen auf der Tower-Terrasse überhaupt Wolfs Einsatzbefehl hören. Die beiden Fedayeen, die auf dem Vorfeld die Hubschrauberbesatzungen in Schach halten, gehen tödlich getroffen zu Boden, die Piloten und Co-Piloten rennen davon. Die beiden Terroristen auf dem Rückweg vom Flugzeug zu den Hubschraubern schießen mit ihren Maschinenpistolen wild um sich und verletzen einen der Hubschrauberpiloten schwer. Auch im Tower schlagen Kugeln ein. Im Erdgeschoss bricht der Polizeibeamte Anton Fliegerbauer tödlich getroffen zusammen. Den Scharfschützen gelingt es einen weiteren Terroristen auszuschalten, die anderen Täter nehmen Deckung unter den Hubschraubern und beginnen gezielt auf die Flutlichtmasten rund um das Rollfeld zu schießen. Nach diesem ersten heftigen Feuergefecht ist ein Patt entstanden: Die Scharfschützen haben kein klares Ziel mehr, können aber auch nicht näher an die Terroristen heran. Diese wiederum können nicht aus ihrer Deckung unter den Hubschraubern heraus. Eine Situation, die unvorstellbar lange 90 Minuten anhalten wird. 90 Minuten, in denen die Geiseln gefesselt in den Hubschraubern vergebens um ihr Leben bangen. Wolfs Männer benötigen offensichtlich dringend Verstärkung, Georg Wolf selbst benötigt erstmal eine funktionierende Kommunikationseinrichtung, denn bei der Schießerei ist die Funkanlage des Towers zerstört worden, und auch die einzige Telefonleitung ist tot. Schließlich gelingt es ihm dann doch, gepanzerte Mannschaftstransporter anzufordern, mit denen er das Rollfeld stürmen lassen will. Sechs Stück davon stehen der bayrischen Polizei zur Verfügung, und alle sechs befinden sich noch im Olympiazentrum. Als sie sich in Bewegung setzen, sind die Straßen in Richtung Fürstenfeldbruck von Schaulustigen verstopft. Im Laufe der folgenden Stunde trifft ein Hubschrauber mit Polizeikräften auf dem Olympischen Dorf in Fürstenfeldbruck ein, die aber in der gegebenen Situation nicht sinnvoll zum Einsatz gebracht werden können. Diverse Einheiten treffen inzwischen auf dem Zivilflugplatz München-Riem ein. Die Einsatzleitung hatte sie "zum Flugplatz" beordert, ohne zu sagen, um welchen Flugplatz es ging. Gegen Mitternacht schließlich hat Wolf genügend Schützenpanzer und Männer zusammen, um das Rollfeld stürmen zu lassen. Als die Terroristen die heranrollenden gepanzerten Fahrzeuge sehen, kommt es zur Katastrophe: Einer der Fedayeen gibt seine Deckung auf, und es gelingt ihm, bevor er von Polizeikugeln tödlich getroffen wird, eine Handgranate in einen der Helikopter zu schleudern. Vier Israelis sind sofort tot, ihre Körper verbrennen bis zur Unkenntlichkeit - es ist der 6. September 1972, 0:10 Uhr. Im Chaos der nächtlichen Explosion setzt ein minutenlanges heftiges Feuergefecht ein, bei dem es einem der Fedayeen gelingt, mit einer einzigen Maschinengewehrsalve alle in dem anderen Hubschrauber verbliebenen Geiseln zu töten. Mehrere Polizisten werden verletzt, mindestens zwei durch Kugeln ihrer eigenen Kollegen. Einem der Terroristen gelingt die Flucht ins Dunkel der Nacht. Gegen 0:25 Uhr strahlt der Bayerische Rundfunk eine Warnung an alle Auotfahrer in der Gegend aus, keine Anhalter mitzunehmen. Es dauert noch eine weitere Stunde, bis es einer Hundestaffel der Polizei gelingt, den Flüchtigen aufzustöbern. Es folgt ein letztes kurzes Feuergefecht. Als schließlich um 1:32 Uhr die Waffen endgültig schweigen, ist die Bilanz fürchterlich: Alle neun Geiseln sind tot, ebenso fünf der acht Terroristen, zwei sind schwer verletzt, einer leicht, ein Polizeibeamter ist tot, zwei weitere sind schwer verletzt, mehrere weitere leicht.

Die Vergeltung

Drei Tage nach dem Attentat von München bombardiert die israelische Luftwaffe Ausbildungs- und Flüchtlingslager der PLO in Libyen und im Libanon. Es ist der größte israelische Militäreinsatz seit dem 6-Tage-Krieg. Nach offiziellen Angaben der PLO finden 66 Palästinenser den Tod, mehrere Hundert werden verletzt. Zu einem der bestgehüteten Staatsgeheimnisse Israels gehörten Anfang der siebziger Jahre das "Commitee X" und seine Beschlüsse. Seine Mitglieder waren - soweit dies heute bekannt ist - die Premierministerin Golda Meir, ihr Verteidigungsminister Moshe Dayan, Mossad-Chef Zwi Zamir und General Ahron Yariv, den Golda Meir unmittelbar nach dem Anschlag von München zu ihrem Sicherheitsberater in Terrorismusfragen ernannt hatte. In den Tagen nach dem 05. September 1972 beschloss das Commitee X die Operation "Wrath of God" (Zorn Gottes): Als Vergeltung für die elf israelischen Opfer sollten elf Palästinenser sterben. Elf Männer, von denen die israelische Regierung entweder definitiv wusste oder doch zumindest vermutete, dass sie entweder in das Attentat von München direkt oder indirekt verwickelt waren, oder dass sie Drahtzieher anderer vorhergegangener Terrorakte gegen Israel waren. Die große Mehrheit der Männer lebte in Westeuropa oder hielt sich dort zumindest vorübergehend auf. Eine gerichtsverwertbare Beweislage vorausgesetzt, hätte Israel also durchaus deren Auslieferung oder gerichtliche Verfolgung in den jeweiligen Gastländern erreichen können. Aber dies war nicht das Ziel der Operation "Wrath of God". Es ging darum, so erklärte Mossad-Chef Zamir Jahre später in einem Interview, "den Terror in die Reihen der Terroristen zu tragen". Mit der Leitung der Aktion wurde Mike Harari, ein erfahrener Moassad-Agent beauftragt. Harari stellte mindestens zwei, vermutlich drei oder vier Teams von jeweils fünf bis sechs Agenten für die Erledigung der "operativen" Aufgaben zusammen. Die Teams operierten völlig unabhängig voneinander, und - zumindest in der Anfangsphase - hatte keines der Teams von der Existenz der anderen eine Ahnung. Ergänzt und unterstützt wurden die Gruppen je nach Einsatzort durch lokal operierende Mossad-Agenten, die die Einsatzteams mit konspirativen Wohnungen, Fahrzeugen, Geld, Waffen und falschen Papieren versorgten. Rund vier Wochen nach den Ereignissen von München war das erste Mossad-Team einsatzbereit. Es bezog Quartier in Genf und begann Informationen über seine "Ziele" zu sammeln. Am 16. Oktober 1972, 40 Tage nach dem Desaster von Fürstenfeldbruck, konnte das Commitee X den ersten Namen von der Liste streichen. Bis zum Frühsommer 1973 hatten die Mossad-Teams bereits mehr als die Hälfte der Liste "abgearbeitet", als es wegen einer Verwechslung in Lillehammer (Norwegen) zum Tod eines unschuldigen Mannes kommt. Die norwegische Polizei nimmt daraufhin am örtlichen Flugplatz sechs Angehörige des Mossad fest und konfisziert operative Unterlagen des Mossads. Die norwegische Justiz verurteilt die Attentäter zu Freiheitsstrafen zwischen zwei und fünfeinhalb Jahren verurteilt. Aber dieser Zwischenfall kann den Mossad nicht stoppen. Es folgen Anschläge in der Schweiz, in Holland, Gibraltar, Beirut, Warschau und Tunis.

Kritik

In den Fokus der Kritik rückte vor allem der Vorwurf, dass die Fikitonalität des Films nicht deutlich genug kenntlich gemacht wurde. Durch das Einspielen von originalen Nachrichten werde Historizität vorgespielt und so die populäre Geschichtsschreibung beeinflusst und manipuliert. Der Regisseur Steven Spielberg berief sich auf seine künstlerische Freiheit als Geschichtenerzähler und bezeichnet seine Arbeit als fiktionales Werk. Im Vorspann erscheint der Hinweis, dass die Geschichte von wahren Begebenheiten inspiriert ist. Ein weiterer Kritikpunkt stellt der tendenziell antiisraelische Charakter des Films dar. Demnach würden die Israelis als blinde Nationalisten und die Palästinenser als kultivierte Menschen dargestellt werden. Außerdem wurde die Darstellung der Geschehnisse als eindimensional bezeichnet, da den Palästinensern in einem Dialog die Möglichkeit gegeben wird, ihre Sicht auf den Konflikt zu präsentieren, den Israelis hingegen nicht. Andere Kritiker argumentierten dahingehend, dass der Film Gleichmacherei betreibe, indem er nicht zwischen Terrorismus und Terrorbekämpfung unterscheide.

Kriminologische Fragestellungen zum Film

Rechtfertigung von Vergeltungsschlägen? Terrorismus mit Terrorismus beantworten? Was können Gründe für Terrorismus sein? Kann die Vergeltung an Terroristen den Rächer zum Terroristen werden lassen?

Weblinks