Los Zetas

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Die in den späten 1990er Jahren von Arturo Guzman Decena und einem guten Dutzend weiterer ehemaliger Angehöriger der mexikanischen Spezialtruppen als private Security des Golf-Kartells gegründete Gruppe "Los Zetas" (der Name stammt vom militärischen Radio-Code) löste sich schon bald vom Golf-Kartell und entwickelte sich (mit ca. 17.000 Mitgliedern) bis 1012 zu einem der mächtigsten Drogenkartelle in Mexiko (Kontrolle über 11 Staaten). 2011 ging die Gruppe (möglicherweise) eine Verbindung mit der Milenio-Gruppe ein. Im Laufe von Militäraktionen in den Jahren 2011 und 2012 verlor die Gruppe womöglich ihren wichtigsten Köpfe: erst den Stellvertreter von Heriberto Lazcano Lazcano im Staate Tamaulipas und dann (Anfang Oktober 2012) Heriberto Lazcano selbst.


Los Zetas

Der Name Los Zetas (Die Z´s) stammt von der Abkürzung eines militärischen Ranges (Z1), der von der mexikanischen Armee für Offiziere in Form eines Radiocodes verwendet wird. Anfangs waren die Zetas nur eine Gruppe von circa 40 desertierten Soldaten der mexikanischen Spezialeinheit GAFES. Diese hatten eine umfangreiche Spezialausbildung in Aufstands- und Drogenbekämpfung von Spezialkräften aus den USA, Frankreich und Israel erhalten. Bedingt durch diesen militärischen Hintergrund sind die Zetas auch heute noch geprägt durch starre Hierarchien und militärischen Drill. In ihrer Anfangszeit dienten die Zetas noch dem Golfkartell als Schutzgruppe, dort wurden sie auch wesentlich besser bezahlt, als noch bei der mexikanischen Armee. Sie spalteten sich jedoch vom Golfkartell ab und verselbständigten sich. Dies führte zu einer tiefgreifenden Feindschaft zwischen den beiden Kartellen, die bis heute anhält und den Drogenkrieg in Mexiko noch verstärkt. Die Zetas werden mittlerweile von Mitgliedern der Kaibiles verstärkt, die ebenfalls einer militärischen Eliteeinheit in Guatemala angehören. Die Zetas gehören zu den am besten ausgerüsteten Kartellen Mexikos, sie sind, bedingt durch ihren militärischen Hintergrund, Experten in psychologischer Kriegsführung und verfügen über ein großes Technik- und Kampfmittelarsenal, angeblich setzen sie sogar Hubschrauber ein. Ihr Hauptgebiet ist zwar der Drogenschmuggel, sie beteiligen sich jedoch auch an Waffenschmuggel, Menschenhandel, Entführungen, Geldwäsche, Erpressungen und der Piraterie.

Mitgliedschaft

In vielen Städten Mexikos stößt man auf Flyer und Plakate, mit denen die Zetas um neue Mitglieder werben. Auf einem solchen Plakat steht beispielsweise folgendes: „Los Zetas suchen dich! Soldaten oder ehemalige Soldaten, wir bieten gute Bezahlung, Verpflegung und Schutz für deine Familie. Du wirst nicht unter Hunger oder schlechter Behandlung leiden, und es gibt auch keine InstantNudeln zu essen. Zögere nicht und wähle 8671687423.” Die Werbung beschränkt sich jedoch nicht auf das Aufhängen solcher Plakate, es werden auch immer wieder Mitglieder in Gebiete geschickt, die von den Zetas noch nicht unterwandert sind, um neue Mitglieder zu rekrutieren. Diese „Neuen“ sind dabei meist Kleinkriminelle oder unbescholtene Bürger. Die Zetas sind damit das erste Kartell, das ganz „normale“ Menschen anwirbt und diese im Anschluss zu vollwertigen Mitgliedern ernennt. Diese sehr erfolgreiche Methode wurde schließlich von vielen anderen Kartellen übernommen. Erstaunlich an der Mitgliedschaft bei den Zetas ist, dass frisch rekrutierte Mitglieder relativ schnell in der Hierarchie aufsteigen können, teilweise schon innerhalb eines Monats. Normalerweise dauert es bis zu einer „Beförderung“ in ähnlichen kriminellen Vereinigungen mehrere Monate bzw. Jahre. Man kann das jedoch auf eine hohe Fluktuation zurückführen. Da sich die Kartelle gegenseitig bekriegen, werden viele Mitglieder umgebracht oder in Schießereien mit der Polizei getötet oder festgenommen. Da sich die Zetas immer weiter ausdehnen und neue Gebiete erobern, benötigen sie weitere Mitglieder, um ihren gesamten Aufgabenbereich abzudecken, sowie um ihren Schutz zu gewährleisten. Wird es in einem Teilgebiet ihres Territoriums zu riskant für ein bestimmtes Mitglied, wird es in ein anderes Gebiet versetzt. Dies zeigt deutlich die gute Vernetzung der Zetas mit der normalen Bevölkerung und der Polizei, ohne deren Informationen ein solch umsichtiges Vorgehen nicht möglich wäre.

Aufgabenverteilung

Es gibt eine streng festgelegte Hierarchie mit unterschiedlichen Mitgliedschaftsebenen, wobei jedes Level mit unterschiedlichen Aufgaben betraut ist. So unterscheidet man beispielsweise zwischen den Halcones, den Cobras, den Operativos, den Zetas Nuevos und den Las Panteras, um hier nur einige Ebenen zu benennen. Den Mitgliedern derselben Hierarchiestufe wird grundsätzlich der gleiche Lohn bezahlt. So erhält ein Halcon beispielsweise 8000 Pesos im Monat, ein Operativo bis zu 20.000 Pesos. Die Aufgabenverteilung ist streng festgelegt. Die Operativos sind fürs "Grobe" zuständig, sie entführen und töten und erledigen die anfallenden Aufträge. Die Zetas Nuevos sind ebenfalls Operativos, sie werden jedoch mit Spezialaufträgen betraut, die oft besonders grausam sind. Sie sind recht elitär und bestehen fast ausschließlich aus (ehemaligen) Soldaten oder Polizisten. Zu den Zetas Nuevos gehören auch die aus Guatemala angeworbenen Kaibiles. Die Cobras wiederum sichern und bewachen Drogentransporte und in der Hierarchie besonders hochangesiedelte Mitglieder. Das Aufgabengebiet der Halcones ist die Sammlung von Informationen über staatliche Autoritäten, wie die Polizei oder das Militär, um deren Ziele und zukünftige Einsätze auszukundschaften. Sie haben häufig keinen kriminellen Hintergrund oder Erfahrungsschatz, sondern sind „Normalbürger“, die sich etwas dazuverdienen wollen, bzw. die Zetas aus Angst unterstützen. Angeblich muss ein Halcon, um zum Operativo zu werden, 3 Menschen getötet haben. Die Panteras setzen sich hauptsächlich aus Frauen zusammen. Sie bewachen Häuser oder kümmern sich die Betreuung von Verletzten. Ihre Hauptaufgabe ist es jedoch, staatliche Autoritäten zu infiltrieren. Sie werden beispielsweise in deren Haushalte eingeschleust und sollen mit Menschen Kontakt aufnehmen, die den Zetas nützlich sein könnten. Wenn sich diese Menschen weigern, die Zetas zu unterstützen, werden sie von den Panteras eliminiert, denn diese sind ebenfalls in der Kunst des Tötens ausgebildet. Die Panteras verkleiden sich bei ihren Einsätzen häufig, bzw. verändern ihr Erscheinungsbild anderweitig.

Ausbildung

Die Ausbildung neuer Mitglieder erfolgt in Camps und dauert rund drei Monate. Angeblich erfolgt sie durch die Kaibiles aus Guatemala, da diese den militärischen Drill in der Ausbildung aufrechterhalten sollen. In der Anfangszeit der Zetas gab es nur zwei Camps in China (Mexiko) und in der Nähe von San Fernando (Mexiko). Mittlerweile sind diese Ausbildungsstätten jedoch über das gesamte Gebiet der Zetas verteilt. Meistens werden die neuen Rekruten jedoch an dem Ort trainiert, an dem sie angeworben wurden und werden erst dann in neue Gebiete versetzt, wenn ihre Ausbilder sie für fähig halten. Zur Ausbildung zählen Einsatz- und Verteidigungstechniken, Überlebenstraining und Angriffstaktiken. Außerdem wird die Hierarchie erklärt und immer wieder aufs Neue gefestigt. Angeblich werden sogar schon Kinder rekrutiert, da sie, im Fall einer Festnahme, noch unter das mildere Jugendstrafrecht fallen.

Organisation

Die Los Zetas sind sehr straff organisiert, sie betreiben eine umfangreiche P.R. Maschinerie, um neue Leute anzuwerben, aber auch um andere Kartelle und die Bevölkerung einzuschüchtern. Wendet sich jemand gegen sie, zögern sie nicht, ein Exempel zu statuieren. Die betreffenden Personen werden dann häufig gefoltert und umgebracht, die Leichen als Warnung an andere an öffentlichen Plätzen abgelegt. Häufig tragen die Getöteten Zettel mit konkreten Drohungen um ihren Hals. Die Zetas sind technisch sehr versiert, sie nutzen Computer und jede Art von Technik, um ihre kriminellen Machenschaften voranzutreiben. Dabei arbeiten sie wie ein richtiges Unternehmen, Zahlungseingänge und Lieferungen werden genauestens aufgelistet und auf Laptops oder externen Festplatten gespeichert, um einen Zusammenbruch des Systems zu verhindern.

Beispieltaten

  • 2010 töteten die Los Zetas 72 illegale Einwanderer am amerikanisch-mexikanischen Grenzübergang, da diese sich zuvor geweigert hatten, den Zetas beizutreten. Dieses Massaker überlebte nur ein 18-jähriger Junge, der sich schwer verletzt zu Soldaten schleppte.
  • Am 08.12.2010 brachen sie in ein Gefängnis in Guatemala ein, um ein Mitglied zu befreien
  • Sie töteten einen Blogger, nachdem dieser sich über sie im Internet geäußert hatte und hängten ihm eine Warnung um den Hals, dass dies all jenen passieren würde, die zu viel im Internet reden würden
  • Im April 2011 wurde ein Massengrab mit 180 Leichen entdeckt, für deren Tod die Zetas ebenfalls verantwortlich waren. Die meisten dieser Opfer waren auf Busreisen unterwegs gewesen und dabei von den Zetas entführt worden
  • Auch das Hacker-Kollektiv Anonymous legte sich mit den Los Zetas an, nachdem eins ihrer Mitglieder entführt worden war. Anonymous drohte mit der Veröffentlichung der Namen von korrupten Polizisten und anderen Unterstützern der Zetas. Daraufhin wurde der Entführte freigelassen und Anonymous zog die Drohung zurück. Die Zetas hatten angedroht, für jeden veröffentlichten Namen zehn Menschen zu töten, das wollte Anonymous nicht verantworten.

Los Mata Zetas

Die Los Mata Zetas („ die Zetamörder") sind eine paramilitärische Gruppe in Mexiko, die gegründet wurde, um das Kartell der Los Zetas zu bestrafen und ihre Herrschaft zu brechen. Ihr Ziel ist es, die Los Zetas zu eliminieren und der Gesellschaft zu zeigen, dass "dieser Abschaum der Gesellschaft nicht unbesiegbar ist”.

Allgemein

Das erste Mal machten die Los Mata Zetas am 20. September 2011 auf sich aufmerksam. In der Hafenstadt Veracruz, am Golf von Mexiko, wurden an diesem Tag direkt neben einem Konferenzhotel, in welchem gerade Generalstaatsanwälte tagten, von zwei Kleinlastern 35 Leichen entladen. Jede der Leichen wies Folterspuren auf und direkt daneben fand man Nachrichten, dass es sich bei den Toten um Mitglieder des Kartells der Los Zetas handeln soll. Dies wurde später von Polizei und Staatsanwaltschaft bestätigt. Fast alle der Leichen hatte tatsächlich eine kriminelle Vorgeschichte. Nur zwei Tage später, am 22. September, fand die Polizei weitere 14 Leichen mit Drohungen, die an die Los Zetas gerichtet waren. Am 24. September bekannte sich eine Gruppe namens "Los Mata Zetas" in einem Video im Internet zu all den Morden. Sie seien die "guten Mexikaner" und würden Veracruz von der Herrschaft der Los Zetas befreien. In ihrem Bekennervideo sitzen fünf Männer an einem Tisch, die Aufmachung erinnert an eine Pressekonferenz, alle sind schwarz gekleidet und maskiert. Der Mittlere der Männer spricht sehr flüssig, gebildet, nicht im typischen Slang der Dorgenmafia, und nahezu feierlich davon, dass die Los Mata Zetas keine Unschuldigen töten und sie Respekt vor der Regierung haben würden. Sie würden das tun, was die mexikanische Polizei und die Armee aus rechtlichen Gründen nicht dürfe, die Los Zetas ausmerzen. Sie bezeichnen sich als "gute Mexikaner" sowie "anonyme Krieger" und würden die Sicherheitskräfte respektieren. Zitate aus dem Video sind etwa: “Wir sind der bewaffnete Flügel des Volkes”, “Wir, die Mata Zetas, sind anonyme Krieger ohne Gesicht, aber stolze Mexikaner. Unser einziges Ziel ist die Auslöschung des Zeta-Kartells. Wir werden Veracruz von den Zetas befreien”, "Wir töten keine Unschuldigen. Wir erpressen nicht. Wir haben Respekt vor der Regierung. Wir sind der bewaffnete Arm des Volkes". Rhetorik und Sprache des Videos erinnern an eine Splittergruppe des Sinaloa-Kartells, das zusammen mit dem Golf-Kartell gegen die Zetas kämpft. Nur wenige Tage später, am 6. Oktober, werden abermals 32 Tote in drei Privathäusern gefunden. Der Großteil gefoltert und erwürgt, so dass auch hier die lokalen Medien von der Täterschaft der Mata Zetas ausgehen. Seitdem sind weitere Videos aufgetaucht, in denen bewaffnete und maskierte Männer Gefangene bedrohen und diese den Kontakt zu den Los Zetas gestehen und sogar Namen nennen. Viele dieser gefangenen Männer sind mittlerweile als Leichen aufgetaucht.

Vorgehen

Die Los Mata Zetas behaupten, sie hätten sich selbst all jene Praktiken der mexikanischen Drogenbanden verboten. Das heißt, Entführungen, Erpressungen, Raub und Belästigungen gibt es angeblich bei den Zetamödern nicht. Jedoch wollen sie die Zetas ausrotten, was ihrer eigentlich friedlichen Grundeinstellung widerspricht.

Paramilitärische Gruppen

Nach Edgardo Buscaglia, Experte für organisierte Gewalt und Korruption, handelt es sich bei der Gruppe der Los Mata Zetas um eine typische paramilitärische Gruppierung, wovon es seinen Schätzungen nach im Moment rund 167 in 11 der 32 mexikanischen Bundesstaaten gibt. „Wo immer der Staat versagt hat, sorgte die Gesellschaft selbst für Sicherheit. Das gibt paramilitärischen Organisationen Auftrieb!", so der Experte. Von den meisten dieser Gruppen erfahren Behörden und Medien erst, wenn wieder eine Nachricht auf den Leichen gefunden wurde. Nach der Kriegserklärung des konservativen mexikanischen Präsidenten an die Drogenkartelle im Jahre 2006 Felipe Calderón stieg die Zahl paramililtärischer Gruppen rasant an. Die mexikanische Regierung streitet jedoch das Bestehen solche Gruppierungen ab. Die Sprecherin der Regierung, Ale­jandra Soto, äußerte, es gäbe keinerlei Hinweise darauf, dass es solche Gruppierungen in Mexiko gibt. Die Mata Zetas seien einfach eine weitere kriminelle Gruppierung. „Der schwache Staat und der verfehlte Kampf gegen die Organisierte Kriminalität sind der Grund für ihre Zunahme." Dies werde auch weiterhin so bleiben, denn "Mexiko ist ein Basar für illegale Sicherheitsdienste", so Buscaglia. Es seien vor allem Unternehmen und Landes- sowie Gemeinderegierungen, die die "Paras" beauftragen, aber auch Verbrechensorganisationen. All jene wollen mit ihrer "Hilfe" Schutzgelderpressungen der Kartelle sowie die äußerst korrupte mexikanische Polizei zügeln. Nach Buscaglia müssen diese jedoch nicht unweigerlich „unter dem Befehl staatlicher Institutionen handeln", Verbindungen in diese Richtung seien aber denkbar. Angeblich existieren Polizistengruppen, die nach Dienstschluss das machen, was sie im Dienst nicht dürfen: verdächtige Personen umbringen.

Literatur

  • George W. Grayson, Mexico: Narco-Violence and a Failed State?, New Brunswick 2010
  • June S. Beittel, Mexico’s Drug Trafficking Organizations: Source and Scope of the Rising Violence, Congressional Research Service
  • Sebastian Kentsch, Destabilisiert Organisierte Kriminalität die Demokratie?: Politische Auswirkungen organisierter Drogenkriminalität im Vergleich, Trier 2011
  • George W. Grayson, Samuel Logan, Lindsey C., The Executioner's Men: Los Zetas, Rogue Soldiers, Criminal Entrepreneurs and the Shadow State They Created, New Brunswick 2012


Weblinks

Videos