Lord's Resistance Army (LRA)

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Die Lord's Resistance Army (LRA) ist eine bewaffnete Einheit von meistens um die 1000 Kämpfern unter dem Befehl von Joseph Kony, die in Uganda entstand und danach vor Verfolgungen in das Grenzgebiet von Kongo, Sudan und Zentralafrikanischer Republik auswich. Seit Dezember 2008 bekämpften Kongo und Uganda die LRA in einer gemeinsamen Militäroperation, die wiederum die LRA dazu bewog, in Kongo mehr als 1000 Zivilisten zu töten. Gegen Kony und andere wurde unter anderem wegen des Verdachts auf Verbrechen gegen die Menschlichkeit vom Internationalen Strafgerichtshof (ICC) Haftbefehl erlassen. Die ugandische Regierung unter Präsident Yoweri Museveni gewährt bereits seit 2000 all jenen Straffreiheit, die ihre Waffen niederlegen.

Geschichte

Bereits während der britischen Kolonialzeit wurde der Süden Ugandas als besonders entwicklungsfähig, der Norden hingegen als Rekrutierungsbasis für die Kolonialarmee angesehen.

Die Lord's Resistance Army ist eine im Jahr 1987 im Norden Ugandas entstandene paramilitärische Gegenströmung der National Resistance Army (NRA) unter der Führung Joseph Kony‘s und wurde mit dem Ziel gegründet, einen Gottesstaat zum Schutz der Zivilbevölkerung, insb. des Acholi-Volkes, unter der Beachtung der 10 Gebote zu errichten.

Hintergründe

In Uganda herrscht ein Anti-Regime-Krieg zum Sturz der Regierung bzw. der Erlangung politischer Veränderungen ohne unmittelbare Fremdeinwirkung. Nach dem gewaltsamen Sturz der Regierung Milton Obotes durch die National Resistance Army (NRA) und die Machterlangung des NRA-Gründers Yoweri Musevenis rief dieser die Bevölkerung der Acholi-Region zur allgemeinen Waffenabgabe auf. Dies sollte verhindern, dass die Bevölkerung ihre Waffen gegen die neue Regierung einsetzt, da es bereits in der Vergangenheit Aufstände in dieser Region im Norden Ugandas gab. Die Acholi-Bevölkerung ließ sich jedoch nicht darauf ein, aus Angst, die Regierung würde diese Gelegenheit ausnutzen und den Menschen ihre Lebensgrundlage nehmen. Stattdessen gründeten sie eine Rebellengruppe zum Schutz der Zivilbevölkerung.

Diese wies zunächst starke religiöse Einflüsse auf. Die ursprünglich 1986 von Alice Lakwena gegründete "Holy-Spirit" Bewegung mit dem militärischen Flügel der Holy Spirit Mobile Force (HSMV) kämpfte zunächst für die Verbreitung ihres Glaubens und forderte alle Anhänger auf, ohne Waffen, nur mit gesegnetem Öl eingerieben, in den Kampf gegen die NRA zu ziehen. Dabei sollte die Bevölkerung von den Bösen gesäubert und die Ideologie der moralischen Reinheit verbreitet werden. Auf Grund der begeisterten Anhängerschaft, die freiwillig für Holy-Spirit in den Krieg zog, und einigen erfolgreichen Kämpfen während der Anfangszeit kamen auf diesem Weg tausende Menschen zu Tode. Die Reste der HSMV wurden nach einem vernichtenden Angriff 1987 unter Joseph Kony als Lord's Salvation Army und später (1992) Lord's Resistance Army weitergeführt und setzte allmählich immer mehr Waffengewalt ein.

Es folgten massenhafte Überfälle auf Dörfer und Flüchtlingslager der Zivilbevölkerung. Außerdem kam es (meist nachts) zur Entführung tausender Kinder, um sie als Rebellen zu rekrutieren. Die Kämpfe der LRA wurden immer grausamer. Sowohl auf Seiten der NRA als auch der LRA kam es zu unzähligen Menschlichkeitsverletzungen (z. B. die Rekrutierung von Kindersoldaten: unfreiwillig und brutal).

Die LRA ist hauptsächlich im Süden Sudans aktiv, aus diesem Grund unterstützt Präsiden Museveni die sudanesische Volksbefreiungsarmee, die zur Bekämpfung der LRA beitragen soll.

In den vergangenen Jahren seit dem Waffenstillstandsabkommen sind die Kämpfe etwas zurückgegangen, in den vergangenen Monaten kam es jedoch des Öfteren erneut zu Berichten über gewaltsame Übergriffe der LRA, hauptsächlich in der DR Kongo und im Südsudan.

wichtige Daten

  • 12 / 2003 Die Regierung bringt erstmals einen Fall vor den ICC in Den Haag,
  • 06 / 2005 Anklage durch Luis Moreno Ocampo (Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes) gegen Joseph Kony; Urteil: Haftbefehl, dieser wurde jedoch bislang nicht vollstreckt
  • 08 / 2006 Waffenruhe zu Friedensverhandlungen und Beginn der Juba-Peace-Talks
  • 23.02.2008 Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrags und Gewährleistung des Straferlass für ehemalige Rebellen
  • 10.04.2008 Vertrag zur Konfliktbeendigung: Kony verweigerte die Unterschrift auf Grund des ICC-Haftbefehls und den Bedingungen zur Demobilisierung der Anhänger der LRA
  • 28.12.2008 die NRA wird beschuldigt, dass die LRA eine Kirche in der DR Kongo gestürmt und dabei 45 Menschen ermordet hat auch von Caritas wurden ähnliche Angaben bzgl. weiterer Angriffe gemacht
  • 12 / 2008 Militärschlag Operation „lightening thunder“ durch DR Kongo, Sudan, Uganda und US-Unterstützung

Sonstiges

Etwa 90 Prozent der Lord'S Resistance Army waren rekrutierte Kindersoldaten im Alter von 13 bis 16 Jahren.

Die LRA hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Militäroperationen mit enormen Verstößen gegen Menschenrechte begangen und gilt laut Jan Egeland, Vizegeneralsekretär für Humanistische Angelegenheiten & Koordinator für Nothilfe der UNO, seit 2005 als „wohl brutalste Rebellengruppe der Welt“.

Literatur

  • Guide to the optional protocol on the involvement of children in armed conflict. UNICEF. New York. 2003.
  • Returning Home. Children’s perspectives on reintegration. A case study of children abducted by the Lord’s Resistance Army in Teso, eastern Uganda. Coalition to Stop the Use of Shild soldiers. London. 2008.
  • MAIR, Stefan: Die Globalisierung privater Gewalt. Kriegsherren, Rebellen, Terroristen und organisierte Kriminalität. Stiftung Wissenschaft und Politik. Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit. Berlin. 2002.

Weblinks