Lebensmittelkriminalität

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Definition

Lebensmittelkriminalität (food crime) bezeichnet die Gesamtheit der Straftaten im Bereich der Nahrungs- und Genussmittel sowie der Lebensmittelzusatzstoffe und der Nahrungsergänzungsmittel. Zur Lebensmittelkriminalität gehören auch strafbare Irreführungen und die dadurch bewirkten Tötungs- und Verletzungsdelikte ("Lebensmittelvergiftungen").

Lebensmittel im Sinne kriminologischer Betrachtung sind alle Stoffe oder Erzeugnisse, die dazu bestimmt sind oder von denen nach vernünftigem Ermessen erwartet werden kann, dass sie in verarbeitetem, teilweise verarbeitetem oder unverarbeitetem Zustand von Menschen aufgenommen werden. So werden Lebensmittel auch von der "EU-Basis-Verordnung Lebensmittelrecht - VO (EG) 178/2002 - definiert. Für die Kriminologie kommt es darauf an, ob erwartet werden kann, dass die Stoffe von Menschen aufgenommen werden - nicht darauf, ob moralische oder rechtliche Vorschriften von der Aufnahme der Stoffe abraten (Zigarettenqualm) oder die Aufnahme verbieten (Cannabisprodukte).

Insofern ergibt sich eine Differenz zur normativen Klassifizierung nach Teilen des deutschen Rechts. Denn aus kriminologischer Perspektive wären neben dem gesetzlich als Genussmittel akzeptierten Alkohol auch Cannabisprodukte u.ä. (obwohl sie rechtlich als "Betäubungsmittel" klassifiziert und damit gesetzlich aus der Gruppe der Genussmittel ausgegrenzt und auch nicht als Lebensmittel qualifiziert werden) als Genussmittel anzusehen.

Lebensmittelkriminalität in Europa

Nach der BSE-Krise legte man in der EU die Bewertung von Lebensmittelrisiken und deren Kommunikation in die Hände einer eigens gegründeten europäischen agentur, der European Food Safety Authority (Efsa). Auf nationaler Ebene wird die Efsa durch Behörden mit ähnlichen Aufgaben repräsentiert: in Deutschland durch das Bundesinstitut für Risikobeertung (BfR) in Berlin.


Lebensmittelskandale in China

In der Volksrepublik China gab es schon mit Asthmamitteln versetztes Schweinefleisch, mit Antibiotika vollgepumpte Hühner, in verbotenen Nährlösungen gezüchtete Garnelen und mit Gips versetztes Mehl.

  • 2004 starben 12 Kinder und Hunderte bekamen einen Wasserkopf aufgrund gepanschter Milch. 54 Molkereiunternehmen wurden geschlossen.
  • 2008 erkrankten mehr als 6200 Kinder an mit Melamin (einem Mittel zur Herstellung von Plastik und Klebstoffen) vergifteter Milch in 69 Produkten von 21 Molkereiunternehmen. Die Milch wurde dabei aus Profitgründen mit Wasser gestreckt und damm mit Malamin angreichert, um auf diese Weise einen angemessenen Proteingehalt der werwässerten Milch vorzutäuschen.



Literatur

  • Kolonko, Petra (2008) Die Profiteure gehen über Kinderleichen. FAZ 18.09.08: 11.
  • Walters, Reece (2007) Food Crime, Regulation and the Biotech Harvest. European Journal of Criminology, Vol. 4, No. 2, 217-235.