Kriminologie in Deutschland 1945-1949

Die Kriminologie in Deutschland 1945-1949 gehörte zu jenem Expertendiskurs aus Juristen, Kriminologen, Psychiatern, Pädagogen und Soziologen, Gesetzen und Institutionen, der im Osten wie im Westen das "normative Korsett" nach dem Untergang der NS-Herrschaft schnürte und sich in Diskussionen über die moralischen Grenzen etablierte - etwa über die "Kollektivschuld", die "Judenmorde", die "Halbstarken", die "Unehelichkeit" oder die "Homosexualität". Während die Kriminologie im Osten allerdings eine Art Schwundexistenz auf niedrigstem Niveau fristete, da man mit dem Verschwinden der Kriminalität im Laufe des Aufbaus des Sozialismus rechnete und damit die Notwendigkeit einer Wissenschaft vom Verbrechen wegfallen sah, spielte die Nachkriegskriminologie im Westen eine zwar nicht prominente, aber doch bemerkbare Rolle. .

Im Westen

Grundtendenz war eine Renaissance (klein-) bürgerlicher und christlich-kirchlicher Wert-, Moral- und Ordnungsvorstellungen, die sowohl eine Abgrenzung von der unmittelbaren NS-Vergangenheit als auch gegenüber einer als Bedrohung empfundenen Verwestlichung und Entmoralisierung ermöglichen sollte.

Kriminologie-Professuren gab es ausschließlich an juristischen Fakultäten. Nennenswert waren die Universitäten München (Exner, Mezger), Münster (Wilhelm Sauer).

  • Jugendkriminalität: Nach 1945 waren Traditionen, die aus dem späten 19. Jahrhundert stammten und im Dritten Reich besonders dominierten, nach wie vor virulent. Erst in den 1960er Jahren entstand gegenüber dem von Psychopathie, Vererbbarkeit und Willensschwäche beruhenden Diskurs eine eher soziologische Betrachungsweise, die einher ging mit dem Wechsel von "vorbeugender Verwahrung" etc. hin zur "Therapie abweichenden Verhaltens." Der Anspruch der Individuen auf Hilfe drängte sich gegenüber dem Schutz der Gesellschaft in den Vordergrund (vgl. Baumann 2003).
  • Homosexualität:

Im Osten

Literatur

  • Baumann, Imanuel (2003) Interpretation und Sanktionierung von Jugendkriminalität. In: Herbert & Raphael 2003: 348-378.
  • Herbert, Ulrich & Lutz Raphael, Hg. (2003) Wandlungsprozesse in Westdeutschland. Belastung, Integration, Liberalisierung 1945-1980. Göttingen: Wallstein. 2. Auflage
  • Kandora, Michael (2003) Homosexualität und Sittengesetz, in: Herbert & Raphael 2003: 379-401.
  • Wagner, Patrick (2003) Die Resozialisierung der NS-Kriminalisten, in: Herbert & Raphael 2003: 179-213.