John Allen Muhammad

Der Golfkriegs-Veteran John Allen Muhammad (gebürtig John Allen Williams, * 31. Dezember 1960 in New Orleans, Louisiana; † 10. November 2009 in Jarratt, Virginia) wurde wegen der sog. Beltway Sniper Attacks vom Oktober 2002, die er zusammen mit Lee Boyd Malvo (auch John Lee Malvo genannt) begangen hatte, im Jahre 2004 zum Tode verurteilt und 2009 hingerichtet. [1]


Leben

Muhammad kam 1960 in New Orleans als John Williams zur Welt. Er war das vierte Kind eines Amerikaners und einer Antiguanerin. Der Vater verließ die Familie. Seine Mutter starb an Brustkrebs als Muhammad drei Jahre alt war. Von da an lebte er bei seiner Tante. [2] 1978 erreichte er seinen Schulabschluss, im selben Jahr fing er an in der Nationalgarde von Louisiana zu dienen. Während seines Dienstes dort stand er zweimal wegen kleinerer Delikten vor dem Militärgericht. [2] Als er 20 Jahre alt war, heiratete er seine erste Frau Carol Kaglear, mit der er in einem Wohnwagen wohnte [3]. Zehn Monate später wurde er Vater [2]. 1985 trennte sich das Paar doch erst zwei weiter Jahre später wurde die Ehe geschieden [2]. Nach der Trennung konvertierte er zum Islam und schloss sich der Nation of Islam an. Jahre später lies er sich zudem in Muhammad umbenennen. [4] Seine zweite Frau Mildred heiratete er ein Jahr nach der Scheidung. Mit ihr bekam er drei weitere Kinder. Seit 1985 war er in der Armee. Zunächst war er im Fort Lewis, Washington stationiert. Dort bekam er eine Auszeichnung für seine Schießkünste. Später wurde er nach Kalifornien versetzt. Ab 1990 diente er auch im Ausland, nach einer kurzen Zeit in Deutschland wurde er schließlich auch im Golfkrieg eingesetzt. Dort unterstützte er die Kämpfe als Mechaniker. Er wurde zum Sergenanten befördert und erhält einige Medaillen [5]. Nach seiner Rückkehr stand er noch ein Jahr im Dienst der Nationalgarde von Oregon, aus der er ehrenvoll entlassen wurde. [5] [2] Danach beendete er seine militärische Karriere. Muhammad gründete ein Kfz-Unternehmen und eröffnete zusammen mit einem Freund, Felix Strozier, eine Karateschule, welche ein paar Jahre später wieder geschlossen wurde.[2]

Ende 1999 zerbrach auch die zweite Ehe. Zwei Tage vor Muhammads 38sten Geburtstag reichte seine Frau die Scheidung ein. Die Auseinandersetzungen nach der Scheidung gingen so weit, dass Mildred ihn wegen häuslicher Gewalt anzeigte, als Folge verhängte das Gericht ein Besuchsverbot [2]. Daraufhin sah sich John Allen Muhammad veranlasst seine eigenen Kinder zu entführen. Im März 2000 nahm er die Kinder und setzte sich mit ihnen vorübergehend in Antigua ab. Dann kehrte er nach Wahington zurück, wo er in Bellingham lebte und die Kinder unter falschen Namen in der Schule anmeldete. Er wurde erst 18 Monate später, als er staatliche Unterstützung beantragte gefasst [2]. Daraufhin wurde ihm das Sorgerecht entzogen. Seit dem hat er seine Kinder nicht mehr gesehen.[2] Er lässt seinen Namen offiziell au Muhammad ändern. [4] Ab Oktober 2001 wohnte er zusammen mit seinem minderjährigen Komplizen Lee Boyd Malvo, den er vermutlich bereits in Antigua kennenlernte, in einer Obdachlosenunterkunft in Tacoma, Washington. Dort wurden sie als Vater und Sohn angesehen [5]. Zusammen begehen sie die Sniper Attacks von Oktober 2002, bis sie schließlich am 24. Oktober in seinem Auto gefunden und festgenommen wurden. Das Todesurteil wurde eineinhalb Jahre später am 9. März 2004 gesprochen. Nachdem der Gouverneur das letzte Begnadigungsgesuch ablehnte, wurde er am 10. November 2009 hingerichtet.


Taten

Die Beltway Sniper Attacks waren eine Reihe von Angriffen auf die Zivilbevölkerung durch zwei Heckenschützen im Oktober 2002, betroffen war das Gebiet um Washington, D.C. und die Interstate 95 in Virginia. Die beiden Täter, die Ende Oktober 2002 festgenommen werden konnten, hatten mittels eines mit einer Zieleinrichtung ausgestatteten halbautomatischen Sturmgewehrs auf Passanten geschossen. Mindestens zehn Menschen wurden getötet und drei schwer verletzt, drei weitere Morde konnten den Tätern allerdings nicht nachgewiesen werden.

Muhammad bildete Malvo zum Scharfschützen aus. Gemeinsam bauten sie einen PKW so um, dass sie aus dem Kofferraum im Liegen schießen konnten. Muhammad ließ Malvo mit einem Halbautomatik-Gewehr vom Typ Bushmaster wahllos auf Passanten schießen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Hautfarbe. Sie wurden vor Bushaltestellen, Tankstellen und Supermärkten meistens mit nur einem gezielten Schuss getötet. Zehn Menschen starben, drei wurden verletzt, unter anderem ein 13-Jähriger, dem auf seinem Schulhof in den Bauch geschossen wurde. Ihr letztes Opfer war der 35-jährige Busfahrer Conrad Johnson. Er wurde am 22. Oktober auf der Treppe, die in den Bus führt, erschossen.

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Anmerkung zum Gerichtsurteil

Die Verteidigung war über die schnelle Vollstreckung des Urteils enttäuscht. Ihrer Meinung nach habe, ihr Mandant nicht genug Zeit gehabt, um alle Berufungsmittel restlos auszuschöpfen. [6] So wurde zum Beispiel ein psychiatrisches Gutachten, das sein Anwalt beantragt, nicht als Verteidigungsmaterial zugelassen, da John Allen Muhammad sich weigerte, an einer weiteren Befragung durch den Psychiater des Staatsanwalts teilzunehmen. [7] Die Schlussfolgerung des Gutachten ist, dass John Allen Muhammad „nicht vor Gericht stehen dürfte“ [7]. Amnesty International rief zu einer Briefaktion auf, mit der Aufforderung an den Gouverneur, das Urteil abzuwenden. [7] Zwar wurde das Todesurteil nach einstimmiger Empfehlung der Geschworen [8] getroffen, doch laut dem Staatsreport [9] bereuten einige der Geschworenen das Urteil im Nachhinein.


Entwicklung zum Täter und eventuelles Motiv

Die Erklärungsversuche für John Allen Muhammads Tat unterschieden sich stark, denn er passt nicht in die Täterprofile der Polizei (sie vermuteten z.B. einen weißen Täter).[5]

In John Allen Muhammads Leben gab es viele Faktoren, die dazu beigetragen haben könnten, dass er zum Heckenschützen von Washington wurde. In seiner Kindheit ist er schwer misshandelt und vernachlässigt worden. Seine Tante entzog ihm lebensnotwendige Güter wie Nahrung und Kleider. Außerdem wurde er mit Schläuchen und Stromkabeln geschlagen. Experten glauben, dass dies zu dauerhaften Schäden in seinem Gehirn führte. [7] Schon zu Schulzeiten soll er Schwierigkeiten beim Lernen gehabt haben. [2] Auch später scheinen in seinem Privatleben wenig Beziehungen zu funktionieren. Die Ehe mit seiner ersten Frau Carol Kaglear, so sagte er, sei eher aus der Not geboren, denn sie erwartete ein Kind. Er beschrieb sie als Frau mit Essstörung, die sich ihrem Sohn gegenüber grob verhielt und es nicht schaffte dessen Bettlaken zu wechseln, wenn dieser sie durchnässte.[2] Nach Aussage seiner ersten Frau, habe Muhammad sie zwar nie geschlagen, wäre aber viel weg gewesen und habe eine Affäre mit seiner späteren Frau Mildred Green gehabt.[2] Aber auch die zweite Ehe scheiterte.

Die Beziehung zu seinen Kindern wurde sehr unterschiedlich wahrgenommen. So sagte etwa sein ehemaliger Geschäftspartner Felix Strozier, er habe seinen Sohn geschlagen, wenn dieser seine immensen Erwartungen nicht erfüllte. Sein Sohn habe große Angst vor ihm gehabt.[2] Greg Grant hingegen, der zur Zeit der Entführung mit Muhammad zusammenarbeitete, beschrieb das Verhältnis als eine „sehr liebevolle“ Vater-Sohn-Beziehung. [2]

Mildered Muhammad ist überzeugt, dass die Morde eine Verschleierungstaktik für den noch folgenden Mord an ihrer Person sein sollte. Wenn sie wie zufällig, durch einen unbekannten Heckenschützen erschossen worden wäre, würde niemand ihren Ex-Mann verdächtigen. [10]

Einige wenige Quellen verweisen auch auf einen möglichen islamistischen Hintergrund. In der New York Times stand, dass er mit Al-Qaida sympatisierte [1]. Der jüngere der beiden Täter, Lee Boyd Malvo hat währen der Haft Bilder gemalt, die auf den „Jihad“ verweisen [11]. Generell wird diesem Aspekt wenig Gewicht zugeschrieben.

Matt Dineen, Friedensaktivist und Autor, vertritt eine andere These: er sieht die Geschehnisse als Post-Kriegsgewalt an und somit als Teil des „American Cycle of Violence“.[12] Dieser und andere Fälle stellen einen erschreckenden Trend dar, der mit den Nachwirkungen des Golfkriegs verbunden ist. Viele der heimgekehrten Soldaten leiden neben Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTSD) auch an anderen Symptomen, die später als Golfkriegssyndrom bekannt wurden. Es ist eine Erkrankung, die unter andrem durch den Kontakt mit toxischen Substanzen während des Krieges hervorgerufenwurde. Dies sind zum Beispiel Uranmunition, chemische Waffen, Pestizideinsätze und brennende Ölquellen. Auch Impfstoffe und Medikament zur Prävention im Falle eines Angriffes mit chemischen Waffen werden als Ursache genannt. Eine dauerhafte Schädigung des Hirns ist nicht ausgeschlossen. [13]

In sienem Artikel „From Baghdad to Terre Haute: Gulf War Veterans & the American Cycle of Violence“[12] setzt Matt Dineen Muhammads und andere Verbrechen von Golfkriegs Veteranen in einen politischen Kontext, sodass sie als Antwort auf die Vorgehensweise der US-Regierung im Krieg gegen den Terror gesehen werden können. Im Herbst 2002 wurde international gegen die Kriegspläne der Bush-Regierung protestiert. Hunderttausende von Menschen in der ganzen Welt gingen im Oktober 2002 auf die Straße und stellten die Legitimität des Krieges infrage, während die USA und Großbritannien bereits dabei waren die Invasion in den Irak vorzubereiten. In dieser Zeit wurden die DC Attentate begangen.

Auch könnten Muhammad und Malvo zum Teil aus finanziellen Motiven gehandelt haben: Während der Anschlagserie wurden zehn Millionen Dollar gefordert, um das Morden zu stoppen. Auf dem Erpresserschreiben fanden Ermittler die DNA der Täter.[14]

Was Muhammads Motiv war, kann niemand genau sagen. Doch es ist sehr wahrscheinlich, dass ihn seine Zeit im Krieg dahin gehend verändert hat, dass er zu dieser Tat fähig war. Dass der Einsatz im Krisengebiet stark auf John Allen Muhammads Wesen Einfluss genommen hat, bestätigt auch seine zweite Frau. Er habe sich in eine Person verwandelt, die sie nicht mehr wiedererkenne. [10] Dennoch sind viele seiner Bekannten überrascht, dass er hinter den Morden stecken soll. Eine Nachbarin sagte, er sei immer freundlich und angenehm gewesen, sie habe ihn als guten Familienvater in Erinnerung [5].

Kriminalität anderer Golfkriegs Veteranen

Timothy McVeigh aka Oklahoma City Bomber

  • ausgezeichneter Soltat
  • sprengte das Murrah Federal Center, drei Jahre nachdem er die Armee verlassen hatte, in die Luft
  • 168 Menschen wurden getötet und Hunderte verletzt

Louis Jones Jr.

  • ausgezeichneter Soldat
  • vergewaltigte und ermordete Tracie Joy McBride

Jeffrey Glenn Hutchinson

  • tötete seine Freundin und ihre drei Kinder

Robert Flores Jr.

  • erschoss drei seiner Professoren und anschließend sich selbst


Weblinks


Einzelnachweise