Jemaah Islamiyah

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Jemaah Islamiyah (JI; arabisch: الجماعة الإسلامية‎, al-Jamāʿat ul-Islāmíyatu, deutsch: Islamische Gemeinschaft) ist eine südost-asiatische islamische Organisation, die ihre Ursprünge in Indonesien hat. Die Gruppe bekannte sich zu mehreren Anschlägen auf Nachtclubs in Bali im Oktober 2002, bei denen 202 Menschen getötet und mehrere verletzt wurden. JI wurde am 25. Oktober 2002 unter der UN-Sicherheitsratsresolution 1267 der Liste terroristischer Organisationen in Verbindung mit Al-Qaida oder der Taliban der Vereinten Nationen zugefügt.

Eine Zusammenarbeit der Jemaah Islamiyah mit anderen Netzwerken wie Al-Qaida, der Abu Sayyaf Gruppe (ASG), der Moro Islamic Liberation Front (MILF), der Misuari Renegade/Breakaway Gruppe (MRG/MBG) oder der philippinischen Rajah Sulaiman Bewegung (RSM) sind teilweise bestätigt.

Entstehungsgeschichte

The JI hat ihren Ursprung im Darul Islam („Haus des Islam“), einer antikolonialistischen islamischen Bewegung in Indonesien in den 1940er Jahren. Formell gegründet wurde die Jemaah Islamiyah am 1. Januar 1993 von ihren Anführern Abdullah Sungkar und Abu Bakar Bashir, während diese sich im malaysischen Exil befanden. Die beiden Gründungsmitglieder Abdullah Sungkar und Abu Bakar Bashir hatten sich zunächst durch ihr Engagement für fundamentalistische islamische Gruppierungen (Darul Islam und Masyumi) kennengelernt und arbeiteten seit 1963 zusammen, zunächst in einem Radio-Sender, der konservativ islamistische Lehren verbreiteten sollte und der sich gegen das damalige Regime unter Präsident Suharto wendete. Seit Beginn ihrer Zusammenarbeit wurden Abdullah Sungkar und Abu Bakar Bashir mehrmals wegen Regimefeindlichkeit verhaftet, 1979 wurden sie zu einer Haftstrafe von jeweils neun Jahren verurteilt, nachdem sie versuchten die Wahl zu boykottieren. Obgleich sie 1982 wegen Berufung wieder freikamen, widerrief der oberste Gerichtshof in Indonesien 1985 die Berufung, weswegen Abu Bakar Bashir und Abdullah Sungkar ins Exil nach Malaysia flohen. Dort riefen sie zum Widerstand gegen die sowjetische Besetzung Afghanistans auf und rekrutierten ca. 200 Männer, die sie in den Jihad schickten. Eng verbunden ist die Organisation mit einer kleinen Anzahl von islamisch-extremistischen Schulen in Indonesien, die wichtigste hiervon ist die von Bashir gegründete Schule im Dorf Ngruki bei Solo im zentralen Java. JI wird daher teilweise als Ngruki-Netzwerk bezeichnet. Nach ihrer Rückkehr nach Indonesien 1999, wo sie weitere islamische Schulen gründeten und zum Jihad in indonesischen, malayischen und philippinischen Regionen aufforderten, starb Abdullah Sungkar und Abu Bakar Bashir wurde zum ideologischen Führer der JI.

Ideologie

Jemaah Islamiyah kämpft für die Errichtung eines Gottesstaates in den muslimischen Ländern Südostasiens. In einer von Abdullah Sungkar und Abu Bakar Bashir verfassten Schrift mit dem Titel „Die jüngste Krise Indonesiens: Ursachen und deren Lösungen" werden gesellschaftliche Missstände wie z.B. Armut, Arbeitslosigkeit, Missernten etc. auf den moralischen Verfall wie z.B. Alkoholkonsum, lockere Sexualmoral etc. zurückgeführt und als Strafe Gottes für die Missachtung seiner Religion angesehen. "Wahren Muslimen" bleibe demnach nur das Leben in einem islamischen Staat oder der Einsatz des eigenen Lebens für das Erreichen eines islamischen Staates.

Weitere politische Stellungnahmen oder Dokumente der Gruppe sind nicht bekannt.

Bekannteste Anschläge

Ab 2000 ereigneten sich einige Anschläge mit zahlreichen Toten und Verletzten, zu denen sich die Jemaah Islamiyah bekannte. Zu den bedeutendsten Anschlägen zählen:

  • 24. Dezember 2000: Christmas Eve 2000 Indonesia Bombings: koordinierte Bombenanschlagsserie in den Kirchen von acht indonesischen Städten, angeblich in Zusammenarbeit mit der al-Qaida → 18 Tote, mehrere Verletzte. Abu Bakar Bashir wurde angeklagt, aber freigesprochen.
  • 12. Oktober 2002: Anschlag von Bali 2002: auf der indonesischen Insel Bali explodierte eine große Autobombe vor einer Diskothek → 202 Tote, mehrere Verletzte. Abu Bakar Bashir wurde wegen Hochverrats zu einer geringen Haftstrafe verurteilt, die drei Hauptdrahtzieher wurden am 8. November 2008 hingerichtet.
  • 5. August 2003: Anschlag auf das Marriott Hotel in Jakarta: Autobombe eines Selbstmordattentäters explodiert vor dem JW Marriot Hotel in Jakarta → 12 Tote, 150 Verletzte. Abu Bakar Bashir wird zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
  • 1. Oktober 2005: Anschlag von Bali 2005: In zwei balinesischen Städten (Jimbaran, Kuta) explodieren Bomben von Selbstmordattentätern → 20 Tote, viele Verletzte, die Prozesse gegen die Täter sind noch nicht abgeschlossen.
  • Die jüngsten Anschläge, die der Gruppe zugeschrieben werden, wurden im Juli 2009 verübt. Damals rissen zwei Selbstmordattentäter in zwei Luxushotels in Jakarta sieben Menschen mit in den Tod.

Am 13. Dezember 2010 hat die indonesische Polizei Abu Bakar Bashir angeklagt, in terroristische Planungen und militärische Trainings in der Provinz Aceh verwickelt zu sein. Ihm wird vorgeworfen andere Menschen zu terroristischen Aktionen angestiftet zu haben, was mit der Todesstrafe bestraft wird.

Aktuelle Lage

Seit der Aushebung des Stützpunktes in Aceh ging die Polizei in zahlreichen Aktionen gegen islamistische Gruppen im ganzen Land vor. Dabei wurden rund ein Dutzend mutmaßliche Islamisten getötet, mehr als hundert Verdächtige festgenommen sowie Waffen und Sprengstoff sichergestellt.

Viele der bekanntesten Figuren der Jemaah Islamiyah, wie etwa Abu Dujana, Azahari Husin oder Noordin Top, wurden mittlerweile getötet oder gefangen genommen, meistens von der Indonesischen Anti-Terror Einheit. Einige aber, wie etwa die ehemaligen Mitglieder Malaysian Jihadist oder Nasir Abbas, sagen aus, der Gewalt abgeschworen zu haben und unterstützten sogar den regierungsgeführten Krieg gegen den Terror.

Auch wenn die Jeemah Islamiyah in Indonesien inzwischen als zurückgedrängt gilt, scheinen andere, lokale militante Gruppen sowohl deren Ziele als auch deren Mittel adaptiert zu haben und haben weitere Anschläge, die sich vor allem gegen "soft targets" wie Kirchen oder christliche Gemeinden richten, verübt. Einem Bericht der International Crisis Group zufolge gibt es unter den indonesischen Jihadisten eine neue Richtung: weg von den großen Organisationen und hin zu einem "freelance- und low-cost-Terrorismus", der von kleinen unabhängigen Gruppen ausgeht und unüberschaubarer erscheint. Man fokussiere sich auf „lokale Feinde“ wie Politiker, liberale Muslime und die Polizei. Ein Beispiel für diese neue Linie könne das Selbstmordattentat auf eine Polizeimoschee in Cirebon/Westjava im April 2011 gewesen sein.


Dieser Arikel beruht u.a. auf Wikipedia, der freien Enzyoklopädie.

Literatur

  • Abuza, Zachary (2003). Militant Islam in Southeast Asia: Crucible of Terror. Boulder, Colorado, USA: Lynne Rienner Publishers. ISBN 1-58826-237-5
  • Atran, Scott (2010). Talking to the Enemy: Faith, Brotherhood, and the (Un)Making of Terrorists. New York: Ecco Press / HarperCollins. ISBN 978-0061344909
  • Barton, Greg (2005). Jemaah Islamiyah: Radical Islam in Indonesia. Singapur: Singapore University Press. ISBN 9971-69-323-2
  • Conboy, Ken (2005): The Second Front: Inside Asia's Most Dangerous Terrorist Network, Equinox Publishing, Indonesien. ISBN 978-9793780092
  • Florack, Nina(2010): Transnationale kriminelle und terroristische Netzwerke. Ein Vergleich der Netzwerkstrukturen der Albanischen Mafia mit der Jemaah Islamiyah, Berlin, Verlag Dr. Köster. ISBN 978-3-89574-740-3

Weblinks