James Bulger

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1993 wurde der nicht einmal dreijährige James Bulger von Minderjährigen in Liverpool aus einem Einkaufszentrum entführt und auf Bahngleisen getötet. Die Entführung wurde von Videokameras aufgezeichnet, die Tötung nicht. Während die englische Öffentlichkeit daraus die Schuld der Minderjährigen und die Legitimation umfassender Videoaufzeichnungen entnimmt, interpretiert das Buch "Bilder der Überwachung" von Dietmar Kammerer die Gesamtsituation vollkommen anders: "..niemand saß vor einem Monitor und bemerkte die Entführung oder griff gar ein. Die Täterbeschreibung, von der Polizei aus den Schemen im Einkaufszentrum extrahiert, war sogar irreführend, sie löste falsche Anschuldigungen und Festnahmen aus; der entscheidende Hinweis bestand in einer Zeugenaussage und Farbspuren am Tatort, den kriminalistischen Beweis lieferte eine DNA-Probe. Nicht Bilder, sondern Zeichen überführten zwei Zehnjährige als Täter" (Vec 2008).

Literatur

  • Kammerer, Dietmar (2008) Bilder der Überwachung. Frankfurt: Suhrkamp.
  • Vec, Milos (2008) Mit falschen Versprechungen in die Kontrollgesellschaft. FAZ 15.10.08: L 32.