JVA Landsberg

In der 1908 eröffneten Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech, die architektonisch durch ihren Jugendstileingang auffällt, wurde nach dem Ersten Weltkrieg eine Abteilung für Festungs- und Schutzhaft eingerichtet. Von 1946-1958 war Landsberg als War Criminal Prison No.1 unter amerikanischer Besatzungshoheit (Militärpolizei). Seit 1958 ist die JVA wieder ein "normales Gefängnis".

1908 bis 1933

Nach dem Ersten Weltkrieg gab es vor allem drei bekannte Festungshäftlinge:

  • Anton Graf von Arco auf Valley, der 1919 den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner erschossen hatte,
  • Adolf Hitler, der dort nach seinem gescheiterten Putsch im Jahr 1923 etwas mehr als ein Jahr verbrachte, dort den ersten Band von "Mein Kampf" verfasste (bevor er im Dezember 1924 vorzeitig entlassen wurde), und
  • Rudolf Heß, der ebenfalls wegen des Putschversuchs einsaß und für Hitler das Buchmanuskript tippte. Er galt bis zu seinem England-Flug 1941 als engster Vertrauter des Führers.

1946 bis 1958

Von 1946 bis 1958 war Landsberg offiziell das von der US-Militärpolizei geleitete War Criminals Prison No. 1.

Die Anstalt erhielt Hunderte von Verurteilten aus den Nürnberger und den Dachauer Prozessen, darunter auch Ernst Freiherr von Weizsäcker, den Vater des späteren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker.

Im Mai 1946 hängte die Militärpolizei binnen vier Tagen 28 ehemalige Wächter des KZ Dachau. Insgesamt wurden von 1946 bis 1951 (die letzte Hinrichtung erfolgte am 7.6.1951) 259 Todesurteile durch Erhängen und 29 durch Erschießungskommandos vollstreckt. Leichen, die nicht von Angehörigen beansprucht wurden, wurden in unmarkierten Gräbern auf dem Friedhof an der Spöttinger Kapelle beigesetzt.

Aktualitäten

  • Bis 2008 saß in Landsberg der ehemalige Geschäftsführer des Fußballvereins 1860 München, Karl-Heinz Wildmoser Junior. Er war 2004 festgenommen worden, weil er für eine Bestechungssumme von 2,8 Millionen Euro Informationen an einen Baukonzern weitergegeben hatte, um diesem bessere Chancen bei der Ausschreibung für den Bau der Allianz-Arena zu verschaffen. Der geständige Wildmoster wurde vom Landgericht München zu 4,5 Jahren Haft verurteilt.
  • Der im März 2014 zu 3,4 Jahren verurteilte Ulrich Hoeneß wird für 2014 erwartet. Wenn er als sozial eingebunden angesehen wird und ihm eine geordnete Lebensführung attestiert wird, darf er das Gefängnis tagsüber zum Arbeiten verlassen, um dann abends zurückzukehren. Nach einigen Monaten Haft dürfte er dann auch in den offenen Vollzug (Leonrodstraße in München, Freigängerhaus mit 45 Plätzen) kommen - wenn keine Fluchtgefahr angenommen wird.
  • Der frühere Bayern-Verteidiger Breno (3 Jahre und 9 Monate wegen Brandstiftung seiner Villa im Münchner Nobel-Vorort Grünwald) ist seit August 2013 Freigänger.


Literatur und Weblinks