Irish National Liberation Army

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Die Irish National Liberation Army (dt.: Irische Nationale Befreiungsarmee, ir.: Arm Saoirse Náisiúnta na hÉireann) ist eine paramilitärische irisch-republikanische Gruppe. Sie wurde 1974 um Seamus Costello als Abspaltung der Official IRA (OIRA) gegründet. Die INLA sieht ihre Wurzeln in der Irish Citizen Army und kämpfte als bewaffneter Arm der Irish Republican Socialist Party (IRSP) für ein vereinigtes Irland in Form einer sozialistischen Republik. Ihr bewaffneter Kampf richtete sich gegen loyalistische paramilitärische Gruppen, die nordirische Polizei und die britische Armee. Aber auch interne und innerrepublikanische Fehden wurden blutig augetragen.


Gründung

Nach parteiinternen Vorwürfen gegen Costello, der den Waffenstillstand der OIRA von 1972 ablehnte, und dem Ausschluss seiner Unterstützer vom Official Sinn Féin Parteitag von 1974, kam es am 8. Dezember 1974 auf einem Delegiertentreffen in Dublin zur Gründung der IRSP. Am selben Tag, nach der Gründung der IRSP, gründeten etwa 2/3 der o.g. Delegierten als bewaffneten Arm der Partei die INLA. Bereits Anfang des Jahres hatten sich Costello und seine Unterstützer durch einen Überfall Geld für die neu zu gründenden Organisationen beschafft. Die INLA war der IRSP anfangs formell nicht unterstellt. Beide organisationen teilten jedoch die gleichen politischen Ziele.

Anfangs nutzte die INLA den namen Peoples Liberation Army (PLA). Dies sollte unter anderem verhindern, die Gruppe mit den innerrepublikanischen Konflikten in Verbindung zu bringen.

Mitglieder der INLA in der Bogside in Derry


Politische Ausrichtung

Die republikanisch-sozialistische Bewegung verfolgt, wie die anderen republikanischen Strömungen auch, das Ziel eines vereinigten Irlands, jedoch in Form einer demokratischen, säkularen und sozialistischen Republik. Die IRSP formulierte als Bedingung für die neue Republik unter anderem den Abzug der britischen Streitkräfte von der irischen Insel. Zudem müssten alle politischen Gefangenen freigelassen werden. Die Basis der Arbeiterklasse solle dann den Sozialismus durchsetzen.

Eine genauere Definition des angestrebten Sozialismus fand während der Anfangszeit nicht statt, gleichzeitig wurden aber die Theoretiker des klassischen Sozialismus abgelehnt.

Nach dem Tod Costellos soll ein Teil der Bewegung zunehmend von Stadtguerillagruppen wie der RAF und der Action Directe beeinflusst worden sein.

Ab Anfang der 80er Jahre bezog sich die IRSP in ihren Texten zunehmend auf Marx und Engels. Nach einem Parteitag im Jahr 1984 erklärte sich die IRSP dann zu einer marxistisch-leninistischen Partei. Außerdem lehnte sie den friedlichen Weg zum Sozialismus ausdrücklich ab und sagte dem bewaffneten Kampf gegen den britischen Imperialismus ihre Unterstützung zu. Der damalige Generalsekretär, Gerry Ruddy, befürwortete auf dem Parteitag eine Kontrollfunktion der IRSP über die INLA.


Auseinandersetzungen mit der Official IRA

Vier Tage nach der Gründung der IRSP entführte und misshandelte die OIRA sieben IRSP-Mitglieder und forderte von ihnen den Austritt aus der neuen Partei. In der Folge kam es zu weiteren Entführungen, Misshandlungen, Mordversuchen und Anschlägen auf Autos und Häuser von IRSP-Mitgliedern. Die Officials warfen der IRSP vor, im Februar 1975 Waffen aus ihren Depots gestohlen zu haben sowie für einen Bombenanschlag auf ihren Vorsitzenden Cathal Goulding verantwortlich zu sein. Zu dem Anschlag auf Goulding bekannte sich jedoch die loyalistische Ulster Volunteer Force (UVF). Der Konflikt mit der OIRA eskalierte, als im 20. Februar 1975 ein Mitglied der IRSP von Angehörigen der OIRA in Belfast erschossen wurde. Als Reaktion erschoss die PLA mehrere Officials.

Die tatsächliche Ursache für die Eskalation des Konfliktes liegt vermutlich in dem zahlreichen Übertreten von OIRA-Mitgliedern zu Gruppen der republikanisch-sozialistischen Bewegung (IRSM). Der Konflikt wurde im Mai 1975 vorerst beigelegt. Dennoch ermordete die OIRA im Oktober 1977 in Dublin Seamus Costello. Der mutmaßliche Mörder Costellos, Jim Flynn, wurde 1982 von der INLA erschossen.

Die INLA-IPLO-Fehde

Ehemalige Mitglieder der INLA, die zuvor bereits den eingeschlagenen marxistischen Weg abgelehnt hatten, gründeten im Herbst 1986 die Irish Peoples Liberation Organisation (IPLO). Die IPLO war Anfangs unter dem Namen INLA-Army Council aktiv. Im Januar 1987 arrangierte die IPLO („INLA-Army Council“) ein Treffen mit der INLA („INLA-General Headquarter“), vorgeblich, um Angelegenheiten zur Waffen- und Geldverteilung zu klären. Bevor jedoch die Gespräche hätten beginnen können, wurden die Delegierten der INLA von der IPLO beschossen. Hierbei kamen zwei Mitglieder der INLA ums Leben. Die Fehde endete im März desselben Jahres mit insgesamt elf Toten.

Ein Teil der IPLO tart nach dem Konflikt zur Provisional IRA (PIRA) über. Die verbliebenen Mitglieder der IPLO taten sich in der Folgezeit dadurch hervor, dass sie ihre Gruppe zunehmend durch den Handel mit Drogen finanzierten, was in der republikanischen Bewegung damals wie heute abgelehnt wird. Nach einer weiteren Spaltung innerhalb der IPLO, wurden beide Fraktionen durch die PIRA zerschlagen: Ein führendes Mitglied der IPLO wurde erschossen, mehrere durch Schüsse verletzt und andere wiederum aufgefordert, das Land zu verlassen. Die IPLO, die 1987 noch die INLA/IRSP zerschlagen wollte, sah sich nun selbst gezwungen, sich aufzulösen.


Repression

Aufgrund der unvorsichtigen Rekrutierung ihrer Mitglieder gelang es der Polizei in den 80er Jahren, Spitzel innerhalb der INLA einzusetzen. Auch eine Kronzeugenregelung, die Straferlass und eine neue Identität anbot, trug einen bedeutenden Teil dazu bei, dass mehrere Mitglieder zu zum Teil lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt wurden.


Anschläge der INLA

Eine unvollständige Liste der Aktionen, die die INLA durchführte:

  • 30. Mai 1979 – Durch einen Autobombenanschlag der INLA in der Tiefgarage des Westminster-Palastes in London stirbt der Nordirland-Berater Margaret Thatchers, Airey Neave.
  • 25. November 1981 - Die INLA deponiert vor dem britischen Konsulat in Hamburg eine Bombe, die jedoch nicht zündet.
  • 26. November 1981 - Bombenanschlag auf eine britische Kaserne in Herford. Bei dem Anschlag wird niemand verletzt.
  • 20. September 1982 – In der Republik Irland sprengt die INLA eine zivile Radarstation, die angeblich von der Nato benutzt worden sei. Es gab keine Verletzten.
  • 06. Dezember 1982 – Bei einem Bombenanschlag der INLA auf einen Pub im nordirischen Dorf Ballykelly sterben elf britische Soldaten und sechs Zivilisten. Etwa 30 weitere Personen werden zum Teil schwer verletzt. In ihrer Anschlagserklärung geht die Gruppe nicht auf die getöteten Zivilisten ein. Sie spricht vielmehr von einer Bedrohung der Bevölkerung durch die Soldaten und betont, dass die INLA die einzige Armee sei, die niemals unschuldige Zivilisten angegriffen hätte.
  • 14. April 1992 - Ein Soldat der britischen Armee wird im englischen Derby erschossen.
  • 16. Juni 1994 - Bei einem Attentat in der Belfaster Shankill Road wird ein Mitglieder der Ulster Volunteer Force (UVF) erschossen. Ein weiteres UVF-Mitglied stirbt wenige Wochen später an den Schussverletzungen. Zwei Zivilisten werden verletzt, einer von ihnen schwer. Er stirbt einen Tag später. Als Rache erschießt die UVF in den Tagen danach 9 Zivilisten.
  • 28. Februar 1998 - Die INLA attackiert zwei nordirische Polizisten (RUC) mit einer Handgranate, es wird jedoch niemand verletzt.
  • 08. April 1998 - In Derry wird ein ehemaliges Mitglied der UVF erschossen.
  • 24. Juni 1998 - Im nordirischen Newtownhamilton explodiert eine Autobombe der INLA. Trotz einer Warnung 50 Minuten vor der Explosion, werden 6 Menschen verletzt.


Ein Anschlag, mit dem die INLA in Verbindung gebracht wird, jedoch von ihr nicht autorisiert worden war:

  • 21. November 1983 – Bei einem Angriff auf einen protestantischen Gottesdienst sterben drei Menschen, mehrere werden verletzt. Einer der drei Angreifer ist ein Mitglied der INLA, außerdem werden Waffen der INLA benutzt. Die drei Männer bekannten sich unter dem Namen „Catholic Reaction Force“ zu dem Angriff, welcher als Racheaktion für zuvor von RUC und UVF getötete Verwandte zu verstehen ist. Sowohl die INLA als auch die IRSP distanzierten sich von diesem Anschlag.


Ende des bewaffneten Kampfes

Im August 1998 erklärte die INLA den Waffenstillstand, da die Bedingungen für einen bewaffneten Kampf nicht mehr bestanden hätten.

Im Oktober 2009 erklärte sie eine endgültige Niederlegung der Waffen und gab im Februar 2010 unter Aufsicht der Independent International Commission on Decommissioning ihre Waffen ab.

Weblinks


Literatur

  • Hennig, Jan Philipp: Die soziale Frage in der Theorie und Praxis der Irisch Republikanisch Sozialistischen Bewegung von ihrer Gründung 1974 bis zum republikanischen Waffenstillstand 1998. Unveröffentlichte Magisterarbeit (Geschichte), Universität Hamburg, 2008.
  • Holland, Jack & McDonald, Henry: INLA. Deadly Divisions. 1996.