Honduras

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Nachdem Kolumbus 1502 erstmals dort amerikanischen Festlandsboden betreten hatte, wo später der Ort Trujillo im heutigen Staate Honduras erblühte, greift der Name des Staates passenderweise eine Bemerkung des großen Entdeckers auf, der sich hier beeindruckt gezeigt hatte von der Tiefe des Wassers vor der Küste (span. hondura, Tiefe). Bei gleicher Größe wie der Nachbar Guatemala (15 Mio. Einwohner) hat Honduras nur halb so viele Bewohner (8 Mio.), verfügt aber, wenn man das so sagen will, über mehr Armut ("ärmstes Land Mittelamerikas"), Morde (weltweit höchste Homizidrate) und Freunde in den USA: diese liefern militärisches Gerät zur Rauschgiftbekämpfung und führen das Land durch Dick und Dünn. Der Dollar hat zwar die Landeswährung noch nicht so weit verdrängt wie in Panama (wo die Regierung freiwillig auf das Drucken von Geldscheinen in der Landeswährung Balboa verzichtet), doch ist er auch hier eine akzeptierte Währung.

Die Bevölkerung ist weniger stark von den Nachfahren der Ureinwohner geprägt als in Guatemala. Das hat damit zu tun, dass diese von 1778 an innerhalb eines Jahrhunderts weitgehend ausgerottet worden waren (von weit über 1 Million auf unter 100 000).

Die antikoloniale Revolte in Mittelamerika, der sich die in Honduras ansässige Oligarchie 1821 angeschlossen hatte, änderte weder an dem Genozid etwas noch an der bis heute anhaltenden Periode von politischer Instabilität bei anhaltender sozialer Ungerechtigkeit. Nach zwei Jahren der Zugehörigkeit zum Kaiserreich von Mexiko schien die Zentralamerikanische Konförderation („Vereinigten Provinzen von Zentralamerika“) einen Lichtblick zu bieten, doch sollte auch dieser Staatenbund trotz der Bemühungen der honduranischen Führungsfigur Francisco Morazán (*1792, †1842) bald wieder in seine Einzelteile zerfallen. Abgesehen von der Säkularisierungsinitiative unter Marco Aurelio Soto, in der Kircheneigentum konfisziert wurde - und die dazu führte, dass sich das städtische Bürgertum in der Liberalen und die Kirche und die Großgrundbesitzer in der Nationalen Partei organisierten, ist vor allem bemerkenswert, dass sich von 1821 bis 1876 nicht weniger als 85 Regierungen abwechselten.

Die 1579 in der Nähe von Gold- und Silberminen gegründete Hauptstadt Tegucigalpa (Tela) verfügt über einen Flugplatz mit schwierigem Anflug und kurzer Landebahn, der als einer der zehn gefährlichsten Der Welt gilt. Anflüge auf Toncontin sind auf YouTube zu bewundern.

Unter der Ägide von Sotos Liberaler Partei wurden US-Konzerne durch großzügige Konzessionen angelockt, die in der Folgezeit immer stärker die Geschicke der „Bananenrepublik“ bestimmen sollten. Diktatoren (Tiburcio Carías Andino und Juan Manuel Gálvez, 1933-54) waren Handlanger der United Fruit Company. Der Streik von rund 25.000 Arbeitern auf den US-amerikanischen Bananenplantagen im Jahre 1954 leitete die Bändigung der Macht ein, die von der „Bananen-Enklave“ auf den „Rest des Landes“ ausgeübt wurde. Ebenfalls 1954 stellte Honduras sein Territorium für eine von der CIA organisierte Invasionstruppe im Rahmen der Operation PBSUCCESS zum Sturz des guatemaltekischen Präsidenten Jacobo Arbenz Guzmán zur Verfügung. 1969 kam es zu einer militärischen Auseinandersetzung mit El Salvador, die als „Fußballkrieg“ in die Geschichte einging. Der Krieg, bei dem Ressentiments gegen Wirtschaftsflüchtlinge aus El Salvador zum Ausbruch kamen, kostete 3.000 Menschen das Leben, 6.000 wurden verletzt. Der Konflikt wurde erst 1980 durch Vermittlung der Organisation Amerikanischer Staaten durch ein Friedensabkommen beigelegt. Reformansätze des Präsidenten José Ramón Villeda Morales (1957-1963) wurden durch Militärputsche aufgehalten, aber unter der Militärregierung unter Oswaldo López Arellano (1972-75) wieder aufgegriffen (Landreform). Spätere Militärregierungen bremsten wieder. Insgesamt war das Ausmaß der Unterdrückung unter den Militärregimen in Honduras nicht so stark ausgeprägt wie in den Nachbarstaaten.

Allerdings werden dem von der CIA und dem argentinischen Militär trainierten Bataillon 316 im Zusammenhang mit der Diktatur die Ermordung, das Verschwindenlassen und die Folterung hunderter Hondurianer vorgeworfen.

1981 begann eine prekäre Rückkehr zur Demokratie. Für ein Land, das in 150 Jahren nicht weniger als 125 Putsche durch das Militär erlebte, verlief der Prozess passabel. Allerdings konnte niemand etwas dagegen tun, dass Honduras im unerklärten Krieg der USA gegen Nicaragua zu einem wichtigen Brückenkopf der nicaraguanischen "Contras" wurde (deren Abzug erst 1989 durch eine internationale Konferenz ermöglicht wurde).

Seit über 20 Jahren gingen die jeweiligen Staatspräsidenten aus freien und demokratischen Wahlen hervor, wobei sich die beiden großen Parteien oft ablösten. 1998 zog der Wirbelsturm Mitch gleich mehrere Male über Honduras hinweg und verwüstete dabei große Teile des Landes. Selbst das von der Karibikküste beinahe 300 km entfernte Tegucigalpa blieb nicht verschont und noch heute sind die Folgen der Naturkatastrophe sichtbar. „Mitch“ warf die honduranische Wirtschaft um Jahre zurück.

2009 wurde der gewählte Staatspräsident Manuel Zelaya vom Militär gestürzt. Seit dem Staatsstreich kam es in einem Land, dessen Menschenrechtssituation bislang als relativ gut bekannt war, zu einer andauernden Welle von Menschenrechtsverletzungen gegenüber Gegnern des Staatsstreichs (Morde, Folter, Vergewaltigungen und Entführungen). Auch kommt es nach Angaben von nicht-staatlichen Menschenrechtsorganisationen immer wieder zu institutionellen Unzulänglichkeiten und Übergriffen von Polizei und Sicherheitsorganen. Hiervon besonders betroffen sind Angehörige ethnischer Minderheiten (indigene Gruppen, Nachfahren afrikanischer Einwanderer) und sozial benachteiligte Gruppen (Straßenkinder). Ein weiter nicht gelöstes Problem aus der Vergangenheit ist die Straflosigkeit der für Menschenrechtsverletzungen während früherer Militärregimes verantwortlichen Personen. Wiederholte Bemühungen des vom Nationalkongress eingesetzten Menschenrechtskommissars und nationaler Nichtregierungsorganisationen (Komitee der Familienangehörigen von Verhafteten/Verschwundenen) haben bisher noch nicht die erhofften Ergebnisse erbracht.

Die Vorsitzende des Komitees der Familienangehörigen von Festgenommenen und Verschwundenen in Honduras (COFADEH), Bertha Oliva, bezeichnete die Menschenrechtsverletzungen unter der Regierung Lobo als „systematisch und selektiv“ und konstatierte, dass diese Menschenrechtsverletzungen nun von dafür bezahlten Personen durchgeführt werden. Darüber hinaus seien Beamte der staatlichen Institutionen aktiv daran beteiligt, Ermittlungen zu manipulieren und Anzeigen wegen Menschenrechtsverletzungen zu vertuschen.

Das Bildungswesen hat keinen besonders guten Ruf. Es gibt allerdings zwei staatliche und zwei private Universitäten und zwei Fachhochschulen im Agrar- und Forstbereich: die „Nationale Autonome Universität von Honduras“ (UNAH) mit weiteren Studienzentren in San Pedro Sula, La Ceiba, Santa Rosa de Copán und Comayagua; die „Nationale Pädagogische Universität Francisco Morazán“ (UNPFM); die Technische Universität (Universidad Tecnologíca) und die katholische Universität (Universidad Católica); die Escuela Agricola Panamericana Zamorano und die Escuela Nacional de Ciencias Forestales.

Obwohl es seit 2003 ein Gesetz gibt, das schon die Mitgliedschaft in Jugendbanden (Barrio 18; Mara 18; Mara salvatrucha) mit bis zu drei Jahren Haft bedroht, und obwohl zahlreiche Organisationen Resozialisierungsprogramme für ehemalige "mareros" anbieten, zählen die Banden rund 40.000 Mitglieder.

Die Lage in den honduranischen Haftanstalten ist besorgniserregend. Im Mai 2004 kam es im Zentralgefängnis in der zweitgrößten honduranischen Stadt San Pedro Sula zu einer verheerenden Brandkatastrophe, bei der über einhundert Todesopfer zu beklagen waren. Der vom damaligen Staatspräsident Ricardo Maduro Joest verfügte Einsatz des Militärs zur Verbrechensbekämpfung hat nach Ansicht von Amnesty International und lokaler Menschenrechtsgruppen wie der Kinderrechtsorganisation Casa Alianza nicht zu einer Verbesserung geführt. Ein Problem stellt die Bekämpfung der vor allem in den Großstädten ausufernden Bandenkriminalität dar.

Im Gefängnis von Comayagua brach am 14.Februar 2012 ein Großbrand aus, der 358 Insassen das Leben kostete. Das Gefängnis war für 400 Personen ausgelegt, doch mit 820 Personen belegt.

Nach der Beilegung der Bürgerkriege in Nicaragua (1990), El Salvador (1992) und Guatemala (1996) ist Honduras insbesondere an der wirtschaftlichen Entwicklung in der Region und an einer weitergehenden Integration Zentralamerikas interessiert. Das Land ist aktives Mitglied in dem durch das Protokoll von Tegucigalpa 1991 gegründeten Zentralamerikanischen Integrationssystem. Mit Nicaragua und El Salvador gibt es seit geraumer Zeit Grenzstreitigkeiten, die jeweils dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag zur rechtlichen Klärung vorgelegt und zum Teil auch gelöst wurden. Auch die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) ist mit den Grenzfragen befasst und tritt als Vermittler auf.

Die Beziehungen zu den weiteren Nachbarstaaten im Norden (Guatemala, Belize und Mexiko) und im Süden (Costa Rica, Panama) sind freundschaftlich. Am 16. April 2001 ist der im Jahr zuvor unterzeichnete Freihandelsvertrag („Tratado de Libre Comercio“) zwischen Mexiko und den drei Ländern des sog. „nördlichen Dreiecks“ El Salvador, Honduras und Guatemala in Kraft getreten.

Honduras unterhält diplomatische Beziehungen zu Taiwan. Die Beziehungen zu diesem Land, aber auch zu Japan und Korea, sind aufgrund der erheblichen entwicklungspolitischen Leistungen und des handelspolitischen Gewichts der betroffenen Staaten intensiv. Im Januar 2002 wurden die diplomatischen Beziehungen zu Kuba wiederhergestellt.

Honduras hatte während des Dritten Golfkrieges 370 Soldaten im Irak stationiert und zählte zu den Staaten der „Koalition der Willigen“, die die USA mit Truppen unterstützten. Kurz nach der Entscheidung Spaniens, seine Soldaten zurückzuziehen, folgte Honduras Mitte April 2004 diesem Beispiel.

Mitgliedschaft in internationalen Organisationen Honduras ist Gründungsmitglied der Vereinten Nationen und der Organisation Amerikanischer Staaten, von der sie seit dem 5. Juli 2009 allerdings vorübergehend suspendiert worden sind. Auch Honduras' Mitgliedschaft in der CELAC ist derzeit suspendiert. Außenpolitisch wichtig für das Land ist die Zugehörigkeit zur WTO, den Bretton-Woods-Institutionen (Internationaler Währungsfonds und Weltbank) sowie zu den Institutionen des zentralamerikanischen Integrationssystems. UNDP, UNIDO, UNICEF, FAO, WHO, IMF, Weltbank, Interamerikanische Entwicklungsbank, OAS und die Internationale Organisation für Migration (OIM) haben eigene Vertretungen in Honduras. Die Zentralamerikanische Bank für Wirtschaftsintegration (BCIE) hat ihren Sitz in Tegucigalpa. Honduras ist Mitglied von Petrocaribe.

Honduras ist, zumindest was die Städte betrifft, eines der unsichersten Länder der Welt. Die Zeitungen sind tagtäglich voll von Meldungen über Morde, Überfälle, Vergewaltigungen, Einbrüche, Entführungen usw. Ein Teil dieser Taten, wenn auch wahrscheinlich nicht in dem von den Medien dargestellten Ausmaß, geht auf das Konto der schon erwähnten Jugendbanden (maras). Allerdings sind innerhalb der Städte vor allem die Armenviertel von der Gewalt betroffen. In den reicheren Vierteln gibt es viele staatliche und private Sicherheitsleute. Viele Gewalttaten haben jedoch auch einen privaten Hintergrund.

Nach Zahlen der UNODC hat Honduras die weltweit mit Abstand höchste Zahl an Tötungsdelikten pro Einwohner, nämlich 91,6 je 100.000 (auf dem zweiten Platz folgt El Salvador mit 69,2, in Deutschland sind es 0,8).

Im April 1995 beschloss das Parlament die Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht und den Aufbau einer Armee aus freiwilligen Soldaten mit einer Stärke von ca. 18.800 Mann. Durch eine Verfassungsänderung vom Januar 1999 wurden die Streitkräfte dem Präsidenten unterstellt.

Die Hauptstadt und größte Stadt mit 1,09 Millionen Einwohnern (Stand 2001) ist Tegucigalpa, sie ist im südlichen Teil des Landes im Gebirge, im Hinterland der Pazifikküste, gelegen. Die größte Stadt im Norden ist San Pedro Sula (491.000 Einwohner), sie liegt im Nordwesten des Landes, in einer Entfernung von etwa 40 km zur Karibikküste und ist ein wichtiges Handelszentrum. Die drei wichtigsten internationalen Flughäfen befinden sich in diesen zwei Städten, sowie in La Ceiba (111.000 Einwohner), die zusammen mit Puerto Cortés (36.000 Einwohner) die größten Hafenstädte an der Karibikküste sind.

Honduras gehört zu den ärmsten Ländern Mittelamerikas; es ist das Armenhaus Mittelamerikas. Der größte Teil der Bevölkerung (80 Prozent) lebt an oder unter der absoluten Armutsgrenze. Eine hohe Arbeitslosenrate und eine extrem hohe Auslandsverschuldung kennzeichnen die wirtschaftliche Situation. Honduras profitiert von dem 2005 beschlossenen internationalen Schuldenerlass.

Den Empfehlungen der internationalen Gebergemeinschaft entsprechend investiert die honduranische Regierung im Rahmen ihrer nationalen Armutsbekämpfungsstrategie verstärkt in den sozialen Bereich. Nahezu 50 % der Ausgaben des Haushalts 2005 entfallen auf Erziehung, Gesundheit, Sozialversicherung, sozialen Wohnungsbau und ländliche Entwicklungsprogramme (d. h. auf die Umsetzung der nationalen Armutsbekämpfungsstrategie). Die Wirtschaftspolitik der Regierung steht im Zeichen einer engen Zusammenarbeit mit den bilateralen und multilateralen Gebern und den internationalen Finanzinstitutionen. Honduras ist eine liberale, auf Freihandel und Investitionserleichterungen ausgerichtete Marktwirtschaft (Lohnveredelungsregime, Freihafenregelungen, Zoll- und Steuervergünstigungen für Investoren, freier Kapitaltransfer). Insbesondere die Maquilagesetzgebung nach mexikanischem Vorbild hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Investoren insbesondere aus den USA, Taiwan und Korea ins Land gebracht. Die Textil- und Holzverarbeitung konzentriert sich auf San Pedro Sula in der Nähe der Karibikküste, zweitgrößte Stadt und Wirtschaftszentrum des Landes. Der Sektor beschäftigt insgesamt rund 130.000 Personen und hat 2004 830,7 Mio. USD erwirtschaftet.

Die makroökonomischen Daten zeigen, dass sich die honduranische Wirtschaft von den Folgen des Wirbelsturms weitgehend erholt hat. Die bis zu 70 % zerstörten Kulturen der beiden großen Exporterzeugnisse (Kaffee und Bananen) produzieren inzwischen wieder auf dem Niveau vor der Katastrophe. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wies für 2004 eine Wachstumsrate von 5,0 % auf und lag damit deutlich über dem Bevölkerungswachstum (2,5 %). Die Inflationsrate betrug 9,2 %. Problematisch sind für Honduras die niedrigen Weltmarktpreise für Kaffee, die Marktzugangsbeschränkungen für Bananen und insbesondere die Ölpreiserhöhungen des Jahres 2004.

Die honduranische Währung heißt Lempira, benannt nach dem indianischen Freiheitskämpfer und Nationalhelden, der sich bis zu seinem Tod 1537 gegen die spanischen Invasoren aufgelehnt hatte. 100 Centavos sind ein Lempira. Ein erheblicher Teil der honduranischen Wirtschaft ist dollarisiert, d. h., dass Geschäfte ab einer bestimmten Höhe (etwa Mietverträge und ein großer Teil der Sparkonten) in US-Dollar abgewickelt werden. Anders als im offiziell dollarisierten Nachbarland El Salvador oder auch in Nicaragua kann man aber nicht bei Kleingeschäften, etwa an der Supermarktkasse oder bei einer Taxifahrt mit Dollar bezahlen.

Ein Drittel der Landesfläche könnte landwirtschaftlich genutzt werden; tatsächlich werden nur etwa 12 % genutzt. Während viele Großgrundbesitzer riesige Flächen brach liegen lassen, haben die meisten Kleinbauern zu wenig Land, um genügend Nahrungsmittel für ihre eigenen Familien und darüber hinaus für die rasch wachsende Stadtbevölkerung anbauen zu können. Eine in den Jahren 1974 bis 1978 eingeleitete Landreform sollte 120.000 Familien mit Land versorgen. Der Widerstand der Großgrundbesitzer und Verwaltungsprobleme verzögerten aber die Durchführung. Am Ende wurde ihre Zielvorgabe um die Hälfte verfehlt; ein Drittel der Bevölkerung muss sich weiterhin als Wanderarbeiter durchschlagen. Erfolgreicher war das Bemühen der Entwicklungsplaner, die außenwirtschaftlich gefährliche Monokultur der Banane zu überwinden.

Der Viehbestand umfasst vorwiegend Rinder und Schweine. Geflügel wird hauptsächlich für den Eigenverbrauch gezüchtet.

Ausgerichtet ist die Volkswirtschaft auf den Agrarsektor, in dem 15 Prozent des BIP erzeugt werden. Dabei sind jedoch nicht mehr Bananen die Hauptanbauprodukte, sondern Kaffee und Krustentiere. Die meisten Familienbetriebe produzieren Mais und Bohnen für den Eigenbedarf. Auf den wenigen Großplantagen, die überwiegend in US-amerikanischem Besitz sind, werden Bananen und Kaffee für den Export angebaut.

Die Forstwirtschaft ist ein bedeutender Wirtschaftszweig des Landes. Allerdings schreitet dadurch auch die Zerstörung der üppigen tropischen Regenwälder in Honduras zusehends voran. Allein 1998 rodete die holzverarbeitende Industrie 6,92 Millionen Kubikmeter Holz. Programme zur Wiederaufforstung werden durch schonungslose Rodungsmethoden und eine mangelhafte Verkehrsinfrastruktur behindert. Wertvolle Holzarten sind Kiefer, Mahagoni, Ebenholz, Walnuss und Rosenholz. Der Fischfang umfasst hauptsächlich Schalentiere.

Weitere 50 Prozent des BIP entfallen auf den Handel und andere Dienstleistungen. In den letzten Jahren gab es ein leichtes Realwachstum, doch der mittelständischen Wirtschaft geht es weiter schlecht. Einen Gewinn können fast ausschließlich ausländische Unternehmen verbuchen, die aufgrund der geringen Mindestlöhne und vielen Arbeitslosen Fabriken in Honduras bauen. Eine wachsende Einnahmequelle ist der stetig wachsende Tourismus. Besonders beliebt ist zum einen die große Ausgrabungsstätte von jahrtausenden alten Maya-Ruinen in Copán (Ruínas de Copán) und 3 vorgelagerte Karibikinseln im Norden des Landes. Utila ist die kleinste, Roatan die größte und gleichzeitig beliebteste unter ihnen. Die Touristenzahlen steigen jährlich (Im Jahr 2004 empfing Honduras über 1 Million Besucher und wuchs auf ein Volumen von 400 Millionen US-Dollar) und lassen Honduras auf ein weiteres Wachstum in diesem Bereich hoffen.

Honduras hat erste Schritte zur Industrialisierung unternommen – allerdings nicht aus eigener Kraft, sondern mit Hilfe von Auslandsunternehmen und Auslandskapital. Auslandskapital bedeutet in erster Linie US-Kapital. US-Konzerne beherrschen alle gewinnversprechenden Industrie- und Dienstleistungsbranchen. Die einheimischen Klein- und Mittelbetriebe, die vorwiegend Erzeugnisse der Landwirtschaft verarbeiten, erwirtschaften mit ihrer niedrigen Produktivität nur etwa 40 % der Industrieproduktion, beschäftigen aber fast zwei Drittel der Industriearbeiter. Honduras war dem Konkurrenzdruck innerhalb des Zentralamerikanischen Gemeinsamen Marktes nicht gewachsen und nutzte den Fußballkrieg mit El Salvador (1969) als Vorwand zum Ausscheiden. Die Industrialisierung hat bislang wenig zum Abbau der hohen Arbeitslosigkeit beigetragen.

Der Schwerpunkt der schwach entwickelten Industrie liegt in der Verarbeitung von Agrarprodukten. Dringend benötigte Devisen bringen die Überweisungen der etwa 1 Mio. im Ausland lebenden Honduraner und der Tourismus: Jährlich besuchen 670 000 Touristen Honduras, vor allem die Maya-Ruinen in Copán, die Naturreservate und die Karibikinseln.

Honduras besitzt reiche Vorkommen an Silber, Zink und Blei. Weitere, größtenteils nicht geförderte Bodenschätze sind Eisenerz, Kohle, Kupfer und Antimon.

Die reelle Arbeitslosigkeit liegt bei 40 Prozent und der gesetzliche Mindestlohn beträgt je nach Beschäftigung 4055 L bis 5500 L. Damit liegt der Monatsmindestlohn bei ungefähr 160 bis 220 Euro.

Bedeutende Gewerkschaften sind die Confederación de Trabajadores de Honduras, Confederación General de Trabajadores, Confederación Unitaria de Trabajadores de Honduras. Die Gewerkschaften stellen keine geschlossene einheitliche Kraft dar. Bedeutendster gewerkschaftlicher Dachverband ist die „Confederación de Trabajadores de Honduras“, die sich um modernes Management und internationale Zusammenarbeit bemüht. Einzelne Gewerkschaften haben merkbares Gewicht, so die Gewerkschaft der Bananenarbeiter und die Vereinigung der Lehrkräfte und Angestellten im Gesundheitswesen.

Trotz der Exportorientierung der honduranischen Außenwirtschaft weist die Handelsbilanz einen negativen Saldo aus. Honduras exportierte 2004 Waren im Wert von 1.580,5 Mio. USD und importierte Waren im Wert von 3.678,5 Mio. USD. Die Dienstleistungsbilanz ist dank des expandierenden Tourismussektors (Maya-Ruinen in Copán, Karibikinsel Roatán) dagegen positiv. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sind schließlich die unentgeltlichen Transfers, d. h. Überweisungen der rund 1 Mio. im Ausland lebenden Honduraner (2004: 1.300 Mio. USD, d. h. ca. 10 % des BIP). Die Quote der internationalen Währungsreserven im Vergleich zur Außenverschuldung betrug 2004 rund 30 %. Die 2005 zu erwartende Mittelfreisetzung im Rahmen der Schuldenerlassinitiative zugunsten der am höchsten verschuldeten armen Entwicklungsländer (HIPC) wird diese Situation verbessern.

Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 3,4 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 2,8 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 4,1 % des BIP.[20] Die Staatsverschuldung betrug 2009 3,54 Mrd. US-Dollar oder 34,3 % des BIP.[20]

Das Straßennetz ist rund 13.603 Kilometer lang, davon sind 20 Prozent (ungefähr 2.775 km) befestigt. Die Panamericana (160 Kilometer in Honduras) verbindet das Land mit Nicaragua, Guatemala und El Salvador. Wetterfeste Straßen führen von Tegucigalpa nach San Pedro Sula, Puerto Cortés, La Ceiba und den wichtigsten Städten an der Karibikküste und am Golfo de Fonseca im Süden. Von Fahrten nach Einbruch der Dunkelheit wird abgeraten. Abseits der Überlandstraßen ist die Benutzung von geländegängigen Fahrzeugen ratsam. Fernbusse, die Hauptverkehrsmittel, verkehren regelmäßig zwischen den größeren Städten. Rechtzeitige Buchung wird empfohlen, Fahrpreise sind sehr günstig. Taxis haben keine Taxameter, innerhalb der Städte gelten Einheitstarife. Sie sind nicht immer in sicherem Zustand. Auf längeren Strecken sollte man den Fahrpreis im Voraus vereinbaren. Es gibt auch Sammeltaxen, sogenannte Colectivos.

Das Eisenbahnnetz in Honduras, das hauptsächlich für den Bananentransport aufgebaut wurde, erstreckt sich über fast 700 Kilometer entlang der Nordküste. Es gibt nur drei Bahnstrecken im Norden des Landes. Besucher konnten auf einem Bananenzug von San Pedro Sula reisen und in La Ceiba in einen Touristenzug umsteigen. Auch diese letzte Strecke ist schon seit 2007 nicht mehr in Betrieb. Jedoch bemüht man sich seit 2010 um einen Wiederaufbau. Eine erste Teilstrecke innerhalb San Pedro Sula wurde wieder in Betrieb genommen.

Der gebirgige Charakter des Landes macht das Flugzeug zu einem wichtigen Transportmittel. Drei internationale Flughäfen und über 100 kleine Flugplätze sind in Betrieb. Die Inlandsfluggesellschaften Isleña Airlines, Aero Honduras, Atlantic Honduras und Sosa Airlines verbinden Tegucigalpa täglich mit den Provinzstädten des Landes. Die anderen größeren Flughäfen sind San Pedro Sula (SAP) und La Ceiba (LCE) und Roatan Island Airport (RTB). Isleña Airlines und Sosa Airlines bieten Flüge auf die Insel Utila vor der Karibikküste an. Es gibt über 30 Flugplätze für Geschäfts- und Charterverkehr. Auch abgelegene Regionen werden regelmäßig von Leichtflugzeugen angeflogen.

Die Landesvorwahl von Honduras ist 00504. Die Festnetznummern einer Region beginnen jedoch immer mit den gleichen Ziffern (z. B. Tegucigalpa mit 23). Mobiltelefon-Nummern beginnen mit einer 9 (tigo), einer 8 (digicell) oder einer 3 (claro). In Honduras gibt es ungefähr dreihunderttausend Telefonanschlüsse und etwas mehr Mobiltelefone. Internetzugänge gibt es landesweit etwa 170.000.

Die staatliche monopolistische Telefongesellschaft Empresa Hondureña de Telecomunicaciones (Hondutel) ist der einzige Anbieter von Telefonleitungen. Die Bemühungen um eine Privatisierung des Festnetzsektors sind bislang gescheitert, da die potenziellen Käufer vor den enormen Investitionssummen zurückschrecken, die nötig wären, um die bislang staatliche Telefongesellschaft Hondutel rentabel zu machen. Das Staatsunternehmen betreibt derzeit ca. 300.000 Festnetzanschlüsse; ca. 400.000 potentielle Kunden stehen auf der Warteliste. Die Wartezeiten bis zur Verlegung und Freischaltung eines Anschlusses betragen durchschnittlich drei Jahre, in vielen Fällen bis zu sieben Jahren. (Durch die Zahlung eines entsprechenden Betrages an den jeweiligen Hondutel-Angestellten lässt sich die Zeit jedoch auf zwei Wochen verkürzen). Kunden, die es sich leisten können, weichen auf die Dienste der beiden privaten Mobiltelefonanbieter Celtel und Megatel aus.

Von öffentlichen Telefonzellen aus, die von Hondutel betrieben werden, kann man übrigens keine Handys anrufen. Für Telefonate ins Ausland, insbesondere in die USA und nach Europa, greifen viele Honduraner auf die Möglichkeit der Internet-Telefonie zurück (Internet-Café).

Die Presse- und Informationsfreiheit ist in Honduras zwar nicht durch staatliche Eingriffe, wohl aber durch die oligopolartige Besitzstruktur der Medienorgane erheblich eingeschränkt. Es gibt in Honduras etwa 100 private Radio- und 9 private Fernsehsender.

Die Besitzer der landesweiten Tageszeitungen, Radio- und Fernsehsender sind entweder selbst Politiker (Ex-Präsident Carlos Flores besitzt u. a. die Tageszeitung El Tiempo) oder in ihren Interessen mit diesen eng verwoben (weitere Tageszeitungen mit landesweiter Verbreitung sind El Heraldo, La Prensa und La Tribuna). Journalisten werden durch Korruption oder Repressalien (z. B. Entlassung) gefügig gemacht. Eine Gruppe kritischer und unabhängiger Journalisten setzt sich unter dem Namen C-Libre auf politischer und gesellschaftlicher Ebene für mehr Presse- und Informationsfreiheit ein und betreibt die Internet-Zeitung ConexiHon.info.

Die Marimba ist das populärste Musikinstrument; sie wird vorwiegend im nördlichen Küstengebiet gespielt und kommt bei afrokaribischer Folklore zum Einsatz.

Zu den bedeutendsten honduranischen Schriftstellern gehören Arturo Mejía Nieto, Carlos C. Izaguirre, Amaya Amador und Marcos Carías.

Musikalisch ist Honduras vom Neben- und Miteinander der verschiedenen ethnisch-kulturellen Identitäten geprägt. Der im Radio und Diskotheken zu hörende „Mainstream“ enthält die in Lateinamerika übliche Mischung aus spanisch- und englischsprachigem Pop und Rock und die jeweils dominierenden lateinamerikanischen Musikrichtungen von Merengue über Salsa bis zu Reggaeton und Bachata. Bei privaten und öffentlichen Festlichkeiten sind die traditionelleren und spezifisch honduranischen Musikstile beliebt, allen voran die trommelbetonte und äußerst temporeiche Punta-Musik der Garífunas. Der aus dem Küstenstädtchen La Ceiba stammende Liedermacher Guillermo Anderson verbindet in seinen Songs moderne Rock-, Pop- und Reggae-Elemente mit Einflüssen der Punta und sozialkritischen Liedtexten. Auf Dorffesten und anderen Feierlichkeiten im Hochland ist, besonders bei älteren Menschen, die Musik von Marimba-Orchestern sehr beliebt. Diese kleinen Combos bestehen oft aus Musikern im Seniorenalter, die, was Virtuosität und persönliche Ausstrahlung betrifft, durchaus mit ihren kubanischen Kollegen des Buena Vista Social Club vergleichbar sind.

Der bekannteste honduranische Schriftsteller war Ramón Amaya Amador (1916–1966). Sein erster und bekanntester Roman „Prisión Verde“ (zuerst erschienen 1945; 1958 auf Deutsch als „Das grüne Gefängnis“) schildert das Elend der Arbeiter auf den Bananenplantagen und beruht auf eigenen Erfahrungen des Autors.

Grundnahrungsmittel der Honduraner sind Mais, Reis und Bohnen. Der Mais wird v.a. in Form von flachen Tortillas (die ausschließlich aus Maismehl und Wasser hergestellt werden) zu so gut wie jeder Mahlzeit gereicht. Ein typisches honduranisches Frühstück etwa besteht aus Tortillas, Bohnenmus (frijoles fritos) und Rühr- oder Spiegelei, evtl. kommen noch einige Scheiben gekochter oder frittierter Kochbanane (plátano) hinzu. Eine besondere Form der Tortilla ist die pupusa. Dabei handelt es sich um eine dickere Maistortilla, die mit Wurststückchen oder Käse gefüllt ist.

In einigen Restaurants bekommt man als Vorspeise ein so genanntes anafre: Auf dem Tisch des Gastes wird ein spezielles Tongefäß platziert, in dem glühende Kohlestückchen Käsestreifen in Bohnenmus zerschmelzen lassen. Die entstehende Masse wird dann mithilfe von knusprig frittierten Tortilla-Stückchen („tostadas“) zum Mund geführt. Für europäische Gaumen ungewohnter ist das Chili, das in Form von Saucen oder von in Essig eingelegten Chili-Schoten zu vielen Gerichten gereicht wird. Die traditionelle sopa de mondongo wird mit Rindsinnereien zubereitet.

Eine weitere Suppenspezialität ist die sopa de caracol, eine Suppe mit in Streifen geschnittenen Riesenmeeresschnecken (deren Gehäuse von den garífunas übrigens als Musikinstrument in der Punta verwendet wird, da man durch Hineinblasen einen lauten, sehr tiefen Ton erzeugen kann). An der Nordküste, insbesondere in den afrohonduranischen Gemeinschaften, wird viel mit Kokos (-milch, -raspeln usw.) gekocht. Eine besondere Spezialität der garífunas ist casabe, eine Art Fladen aus Maniok.

Fußball ist Nationalsport; zweimal gelang der Nationalmannschaft bislang die Qualifikation für die Endrunde einer Fußball-WM (1982 & 2010). Baseball, Basketball, Boxen und Bowling sind ebenfalls sehr beliebt.

Kriminalität

Kriminalberichterstattung in den Tageszeitungen La Prensa und in der Sektion Sucesos von La Tribuna.

Strafvollzug

Honduras hatte 2011 die höchste Homizidrate der Welt. Seine Gefängnisse sind für rund 8000 Insassen ausgelegt, beherbergen aber Mitte 2013 über 12000.

Homizide im Gefängnis, Revolten und Korruption sind an der Tagesordnung.

Nach einer Revolte im Staatsgefängnis 15 km nördlich der Hauptstadt - mit 3351 Gefangenen der größten Anstalt - mit drei Toten und 12 Verletzten übertrug der honduranische Präsident Porfirio Lobo die Leitung des Gefängnisses dem Militär, um die Herrschaft krimineller Banden im Gefängnissystem zu beenden.

Mitglieder der Bande "Barrio 18" befanden sich im Konflikt mit anderen Gefangenen (oder Banden).

Jose Simeon Flores, Chef des Strafvollzugs in Honduras, erklärte: "The gang members used AK-47s, according to them, to defend themselves from other prisoners. They also exploded a fragmentation grenade.

Die Revolte und die Militarisierung des Gefängnisregimes kamen einen Tag nach der Veröffentlichung eines Berichts der Inter-Amerikanischen Menschenrechts-Kommission, der konstatierte, dass die Insassen die 24 Gefängnisse von Honduras kontrollieren, weil der Staat jede Anstrengung zur Resozialisierung aufgegeben habe.

Weblinks