Hellmuth von Weber

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Hellmuth von Weber (1893 in Nossen/Meißen/Sachsen - 10.05.1970 in Bonn) war ein deutscher Strafrechtler und Kriminologe, der an der Universität Bonn (wo er seit 1937 Ordinarius war) das Kriminologische Seminar gründete. Im WS 1945/46 war er Dekan der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät; seit 1945 auch Universitätsrichter. Nach dem Reichstagsbrand erstellte Hellmuth von Weber mit Friedrich Oetker und Walter Nagler ein "Eilgutachten", das sie am 4. März vorlegten. Darin vertraten sie den Standpunkt, daß eine rückwirkende Strafschärfung durch einfaches Gesetz durchaus möglich sei und wohl auch vom Reichsgericht akzeptiert werde, doch würde in der juristischen Literatur die Rückwirkung des nachträglich strafschärfenden Gesetzes überwiegend abgelehnt. Bedenken würden "sicherlich auch in der Öffentlichkeit erhoben werden, wenn eine Notverordnung rückwirkende Strafverschärfungen enthalten würde."

Der Ururgroßvater war Aktuar am Schöppenstuhl in Leipzig, der Großvater Oberappellationsgerichtspräsident in Dresden, der Vater Amtsrichter und später Landgerichtspräsident.

von Weber besuchte das humanistische Gymnasium in Dresden (1912 Abitur), studierte in Oxford, Freiburg i.Br., leistete Kriegsdienst, beendete das Studium in Leipzig (1920; Promotion 28.06.1922 Leipzig), machte dort auch die zweite juristische Staatprüfung (1923). Nach Habilitation in Leipzig (bei Richard Schmidt) im Jahre 1924 wurde er 1926 ao. Professor in Prag, 1928 o. Professor in Jena und 1937 in Bonn (Nachfolge von Hans von Hentig). 1961 wurde von Weber emeritiert.


  • 02. 10. 1933 Mitglied Akademie für deutsches Recht, DBE, Festschrift hg. v. Welzel
  • Hans/Conrad Hermann/Kaufmann Armin/Kaufmann Hilde 1963 (Schriftenverzeichnis 445-453)
  • 1968 von dem amerikanischen Philosophiestudenten Glen Plate nach einem Disziplinarverfahren als Universitätsrichter wegen angeblich nationalsozialistischer Vergangenheit angegriffen
  • Würdigung ZRG GA 88 (1971) 520 (Thieme Hans), Die Juristen der Universität Bonn, hg. v. Schmoeckel, M., 2004, 582


Literatur von Hellmuth von Weber

  • Das Notstandsproblem und seine Lösung in den deutschen Strafgesetzentwürfen von 1919 und 1925 1925
  • (Habilitationsschrift), Grundriss des tschechoslowakischen Strafrechtes 1929, Aufgaben der deutsch-österreichischen
  • Strafrechtsvereinheitlichung 1931, Zum Aufbau des Strafrechtssystems 1935, Grundriss des deutschen Strafrechts 1946, 2. A. 1948
  • Internationale Strafgerichtsbarkeit. Berlin 1934.
  • Grundriss des deutschen Strafrechts. Dümmler 1946.
  • Die strafrechtliche Verantwortlichkeit für Handeln auf Befehl. Meissner 1948
  • Benedict Carpzov. Ein Bild der deutschen Rechtspflege im Barockzeitalter, in: Fschr. f. E.A. Rosenfeld (1949), S.29-50.
  • Der Schutz des Staates. Mit Karl S. Bader. Tübingen: Mohr 1951.
  • In Memoriam Max Grünhut. Ernst Friesenhahn, Hellmuth von Weber. Bonn: Bouvier 1965.
  • Die richterliche Strafzumessung. Tübingen: C.F.Müller 1956.
  • Friedrich Oetker, Wlater Nagler, Hellmuth von Weber (1933) (Eilgutachten für den Reichstagsbrandprozess), in: Manfred Seebode (1994) Zur Rückwirkung von Strafgesetzen. Das Rechtsgutachten für den Reichstagsbrandprozeß, in: Vom mittelalterlichen Recht zur neuzeitlichen Rechtswissenschaft, Berlin: 448 ff.
  • Die strafrechtliche Bedeutung der EMRK, in: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft 1953, p.348 ff.

Rezension:

  • Franz Exner, Kriminalbiologie in ihren Grundzügen (Rezension). In: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft. 59 (1940), S. 681–685

Literatur über Hellmuth von Weber

  • Festschrift für Hellmuth von Weber zum 70. Geburtstag. Von Hellmuth von Weber, Hans Welzel und Hermann Conrad. Bonn: Röhrscheid 1963.
  • Kaufmann, Hilde (1970) Hellmuth von Weber+. Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform 53: 273.
  • Kaufmann, Hilde (1972) In Memoriam Hellmuth von Weber, Reden gehalten am 15. Mai 1971 bei der Gedächtnisfeier der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn von Franz Ferschl und Hilde Kaufmann. Bonn: 8-27.
  • Schmoeckel, Mathias, Hg. (2004) Die Juristen der Universität Bonn im "Dritten Reich". Rechtsgeschichtliche Schriften 18; Köln, Weimar, Wien: Böhlau (Beiträge u.a. zu Erich Bley, Alexander Graf zu Dohna, Max Grünhut, Hans von Hentig und Hellmuth von Weber).